Können Therapeut & Patient jemals Freunde werden?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

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Georgine
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Beitrag Fr., 14.12.2007, 23:07

Nicholas Spice nimmt die englische Neuausgabe der Freudschen "Laienanalyse" ("Wild Analysis") zum Anlass, über die seltsam entrückte Beziehung zwischen Analytiker und Patient nachzudenken. Seltsam, weil sie vollends unreal inszeniert ist, aber doch Raum schafft, sich mit realen Beziehungen auseinanderzusetzen, immer jedoch mit dem riesigen Gefälle zwischen dem sich bis aufs Hemd entblößenden Patienten und dem unangreifbaren Analytiker:
"Jeden Patienten verfolgt unweigerlich der alte Witz von dem Mann, der zu einem Analytiker geht, um über seinen Minderwertigkeitskomplex zu klagen, und dem nach der Sitzung gesagt wird: 'Herr Schmidt, Sie sind tatsächlich minderwertig.'"
http://www.perlentaucher.de/magazinrund ... 01-05.html

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Flugente
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Beitrag Sa., 15.12.2007, 10:16

Können Therapeut & Patient jemals Freunde werden?

Ich würde sagen, ALLES liegt im Bereich des Möglichen aber ich kann mir nicht vorstellen, dass es die Intention eines Therapeuten/Therapeutin ist, durch ihren Job Freunde zu finden, das wäre irgendwie sehr weit am Ziel vorbeigeschossen.

Wer von Euch hat aller beruflich mit Kunden zu tun? Also ich bin so eine und ich muss sagen, ich hab eine Vorgabe, wie ich mich Kunden gegenüber verhalten soll/muss. Ich repräsentiere eben meine Firma und nicht mich und es macht mich zufrieden, wenn unsere Kunden durch mein Verhalten zufrieden sind und freue mich auch über positives Feedback. Aber ehrlich, wenn ich mir vorstelle, dass diese Kunden auf Grund meines professionellen Auftretens alle meine Freunde werden möchten, dann würd ich abblocken - denn die kennen mich nicht wirklich. Das ganze ist eine Illusion. Wir begegnen uns in einem abgesteckten Rahmen innerhalb dessen das Verhalten (von mir) fremdbestimmt vorgegeben ist. Was ich mir wirklich über so manchen Kunden denke, werde ich NIE NIEMALS ihm gegenüber äußern, denn darum gehts einfach nicht.

Dark Side, falls Du nur den innigen Wunsch hast, dich mit deiner Ex-Therapeutin anzufreunden, dann würd ich Nägel mit Köpfen machen und das mit ihr besprechen. Ich bin sicher, sie wird dir klar und deutlich sagen, was Sache ist, so oder so. Falls dieser Wunsch nicht auf Gegenseitigkeit beruht, dann hast du danach die Chance, aus dem Wunschdenken und der Sehnsucht auszubrechen und kannst dich in Ruhe auf Dein Leben konzentrieren.

Falls Du rein juristisch interessiert bist würd ich sagen, wo kein Kläger dort kein Richter. Is halt irgendwo eine Gradwanderung....
Eisberg voraus!

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audrey
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Beitrag Sa., 15.12.2007, 11:58

Ich glaube eine Beziehung mit dem Ex-Therapeuten würde zu Enttäuschungen führen, da man denkt dass dieser Mensch in seiner gesamten Persönlichkeit dem entsprechen müsste was er in den Therapiestunden von sich zeigt. Das ist aber nicht so, denn Therapeuten sind im Alltag auch ganz normale Menschen.
Man braucht sich bloss mal einen Therapeuten/eine Therapeutin zu angeln (nicht den oder die eigene Thera.) und da erkennt man schnell dass vom Thera aus die Beziehung mit dem Partner ganz anders aussieht als eine Therapiestunde

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Flugente
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Beitrag Sa., 15.12.2007, 12:00

Wo angelt man sich eine/n Thera, um mal zu sehen, wie sich die privat so verhalten
Eisberg voraus!

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Georgine
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Beitrag Sa., 15.12.2007, 12:03

nach allem, was ich bisher nun erlebt und gehört/hier gelesen habe, wäre ich, glaube ich, sterbenseifersüchtig, wenn mein mann/freund von beruf therapeut wäre...

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Flugente
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Beitrag Sa., 15.12.2007, 12:05

Was ich so mitbekommen habe - also viele T. kenne ich ja nicht, haben die Partner der T. meist auch einen psychologischen oder zumindest medizinischen Beruf....Denen wird sicher nie langweilig beim Abendessen
Eisberg voraus!

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audrey
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Beitrag Sa., 15.12.2007, 12:22

Ähm, ich denke Theras angelt frau sich genauso wie andere Männer

ob das mit den Berufssparten die zu den Theras passen immer so stimmen muss würde ich mal nicht so behaupten....vielleicht sind sie ja auch froh beim Abendessen mal nicht über psychologierelevante Themen diskutieren zu müssen.

Hm, ich glaube ich wäre eifersüchtiger wenn mein Freund Investmentbanker oder sowas ähnliches wäre...oder Gas-Wasser-Installateur (der Traum aller Hausfrauen)

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candle
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Beitrag Sa., 15.12.2007, 12:34

Liebe dark side of me!

Also für mich persönlich ist es möglich zu einen Ex-Therapeuten einen freundschaftlichen Kontakt zu pflegen, allerdings kristalisierte es sich schon in der Therapie etwas heraus, dass ein Kontakt bleiben kann.
Ich kenne nun Deine Beweggründe dazu nicht? Soll es wirklich eine Freundschaft sein oder eher weitere private therapeutische Unterstützung? Hattest Du das Thema in Deiner Therapie angesprochen?
Es ist besser ein Kerze anzuzünden, als über die Dunkelheit zu klagen.
Sommer-Stumpenhorst

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Flugente
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Beitrag Sa., 15.12.2007, 12:42

@oui mais: hmm, hab ich wohl missverstanden ich dachte eher daran, sich einen T. zu angeln um ihn zu beobachten weniger um ihn anzubaggern....
Eisberg voraus!

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Thread-EröffnerIn
dark side of me
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Beitrag So., 16.12.2007, 17:19

Hallo Ihr,

eigentlich wollte ich ja nichts genaues sagen , aber ein wenig kann ich ja plaudern. Also, eine therapeutische Unterstützung möchte ich von meiner Ex-Therapeutin nicht. Ab einem bestimmten Punkt in der Therapie habe ich bereits angefangen manche Dinge nicht in den Stunden zu bearbeiten, weil ich eben keine Hilfe von ihr mehr wollte / will. Ich hatte auch mal das große Glück, dass ich sie privat treffen konnte, ich glaube schon, dass wir uns irgendwie mochten. In meinen letzten Therapiestunden habe ich mich immer gefreut, wenn sie mal was über sich sagte oder wir gemeinsam lachen konnten ... zur Zeit habe ich eine Therapie (natürlich nicht bei ihr) und von der möchte ich natürlich nichts. Nun ja, das war es erst mal von mir ...

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Zwiebel
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Beitrag So., 16.12.2007, 19:01

Oui,mais hat geschrieben: Hm, ich glaube ich wäre eifersüchtiger wenn mein Freund Investmentbanker oder sowas ähnliches wäre...oder Gas-Wasser-Installateur (der Traum aller Hausfrauen)
Ähm, ich bin Hausfrau aber mein Traum sieht anders aus? Soll ich das mal inner Thera ansprechen?

Glaubt ihr wirklich, Theras unterhalten sich zuhause über ihre "Fälle"? Ich nicht. Nicht das alles direkt aus dem Kopf ist - so kam z.B. letztens eine Fernsehsendung wo mein Thera dachte "hoffentlich sieht das Frau Zwiebel nicht". Habe ich auch nicht. *gg Nun kann auch ein Laie mit diesem Beruf und seinen Inhalten etwas anfangen, das ergibt sicher das ein oder andere Gespräch. So wie wir hier unsere Erfahrungen austauschen. Aber das ein Psychologe alles auch privat anwendet was er weis - NIEMALS. Ihr kennt bestimmt die Schwierigkeit, aus Wissen Handeln zu machen?

Gruß

Zwiebel



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audrey
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Beitrag Mo., 17.12.2007, 02:30

Aus eigener Erfahrung (welche natürlich nur einen Einzelfall betrifft) kann ich sagen dass das Wissen schon angewandt wird. Ist ja auch irgendwie logisch, denn dieses Wissen wird ja auch im Alltag "mitgeschleppt". Es wird nur eben nicht so angewandt wie in der Therapiestunde.

Also nichts mit:
"Ja, ich verstehe warum du so fühlst und handelst aber könntest du nicht vielleicht mal versuchen so und so...blabla"

Sondern eher:
"Verdammt noch mal, du weisst doch was, wie und warum! Vom Rumjammern wird es auch nicht besser! Also krieg jetzt mal deinen hübschen Hintern hoch und tu endlich das was du ohnehin schon weisst! Himmelherrgottnochmal!!!



Aber ehrlich gesagt hat mir das 10mal mehr geholfen als das Getüdel bei meinen diversen Theras die dafür bezahlt wurden

L.G.
N.

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Zwiebel
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Beitrag Mo., 17.12.2007, 09:10

Dann sind wir einer Meinung, Qui,mais.

Gruß

Zwiebel



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morgenlandfahrerin
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Beitrag Mo., 17.12.2007, 17:06

Hey,

also ich hab seit 3 Jahren eine frundschaftliche, private Beziehung zu meiner früheren Therapeutin.
Von wegen Wartezeit und so hab ich keine Ahnung, wir haben uns schon ein paar Wochen nach Therapieende getroffen.
Meine Erfahrungen mit dieser Beziehung sind gefühlsmäßig gemischt.
Es war teilweise sehr schwer für mich, da ich immer die Mama in ihr sah, auch nach der Therapie noch, und wir die Übertragung nie bearbeitet hatten, da is einiges schiefgelaufen, was ich auch im Moment erst in meiner neuen Therapie bearbeite...is ne andere Geschichte.
Aber so allgemein würde ich sagen, eine spätere Freundschaft ist in einigen, wenigen Fällen sicher möglich.
Ist ja auch Definitionssache: man kann sich ein, zwei Mal im Jahr treffen, oder eben mehr Kontakt haben, man muss sich da halt einig sein und auch darüber, wer da was erwartet.
Ich wollte meine Thera als Mama, sie mich eher auf freundschaftlicher Ebene.
Ist alles etwas mit Vorsicht zu geniessen.
...dann werde ich dir antworten, dass die Sehnsucht die schlimmste aller Arten von Hunger ist und dass sie all denen, die nicht genährt werden, unweigerlich den Tod bringt.
(H. Poswiatowska)

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