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JoyZone
Forums-InsiderIn


194
zu wenig weit im Süden M, 37
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Wed, 15.Aug.07, 23:58 Re: Ich wurde als Kind geschlagen |
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spätzündi wrote: | Ich lese bei dir leider immer wieder raus, dass Kinder, die nicht sofort machen was du willst, automatisch "renitent" und "provozierend" sind.
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Siehst du, dass ist genau dein Problem, du schiesst mit mit deiner Beurteilung ohne die Situation und die Menschen zu kennen sofort meilenweit übers ziel hinaus.
vg Joy
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_________________ Beginne jeden Tag als wäre es Absicht! |
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JoyZone
Forums-InsiderIn


194
zu wenig weit im Süden M, 37
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Thu, 16.Aug.07, 1:06 Re: Ich wurde als Kind geschlagen |
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spätzündi wrote: |
Sei doch mal zur Abwechslung ehrlich zu dir selber: nachdem du schon versucht hast, Peaveys Mutter in ihrer Ablehnung von P.s Gefühlen recht zu geben, hast du anschließend versucht, das Wort häufig zu relativieren. Als 3. Schritt wäre dann gekommen, dass die "wenigen" Schläge sicher "berechtigt" waren. Die alte Leier...
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Mutmaßungen, Mutmaßungen...und immer nur nach dem Muster, das du erlebt und kennen gelernt hast. Sobald du "häufig Schläge" hörst, siehst du nur noch dich selber und deine situation.
Aber wie wars denn bei Peavey ? Für dich reicht ja die Aussage "ich wurde häufig geschlagen" zu der Annahme, das arme ding ist auf jeden fall seelisch schwer geschädigt.
und das seh ich einfach nicht so. wir wissen es nicht, und ich schliesse im gegensatz zu dir keine voreiligen schlüsse auf basis eigener erfahrungen. naja, vielleicht sogar ein wenig, denn ich halte eine übertreibung bei einem aufgewühlten emotionalen teenager durchaus für möglich. mit familiarer gewalt bin ich hingegen bisher so wenig in berührung gekommen, dass sie für mich nicht im vordergrund steht.
aber um on topic zu bleiben: wie wars denn bei peavey ?
warum wurde sie geschlagen ? gabs einen anlass ? welchen ? nur sie oder auch die geschwister ? warum die letzten 3 jahre nicht mehr ? was ist mit dem vater ? hat sich die mutter vielleicht sogar entschuldigt ?
Ich find, dass sind alles fragen auf die man eine antwort haben sollte, um sich ein bild zu machen und überhaupt einen ratschlag/meinung abgeben zu können.
vg joy
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_________________ Beginne jeden Tag als wäre es Absicht! |
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Chorisia1
Helferlein


43
Wien M, 53
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Fri, 17.Aug.07, 10:40 Spannendes Thema! |
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Ich bin ja schon ein etwas älteres Semester und wurde als Kind tatsächlich immer wieder „geschlagen“ (zum Teil wirklich geschlagen, so daß es spürbar weh tat), von Eltern und auch dem älteren Bruder. Das war früher viel weiter verbreitet und eher „normal“.
Das Interessante ist nun: Ich habe keinerlei Haßgefühle gegenüber meiner Mutter, auch nicht gegenüber meinem Vater.
Ich leide heute nicht unter dem Umstand, daß ich von den Eltern geschlagen wurde. Und ich litt auch als junger Erwachsener nicht darunter.
Aber ich litt sehr wohl darunter, daß ich von meinem Vater hinter meinen Geschwistern zurückgestellt, quasi als „weniger wert“ eingestuft wurde.
Und am meisten leide ich darunter, daß ich mich mit ihm nicht aussöhnen konnte, weil er sich selbst umgebracht hat, als ich 21 war – gerade, als er begann, mich zu schätzen und seine Meinung über mich zu revidieren.
Was heißt das im Klartext? Für mich waren körperliche Züchtigungen bei weitem die geringere Verletzung als seelische (Liebesentzug). Sie werden mich schon irgendwie geprägt haben und blabla. Aber jeder Mensch ist ein Produkt seiner Gene und Umwelteinflüsse – niemand wurde fixfertig geboren. So wie ich jetzt bin, bin ich – und es ist O.K.
Ich habe auch gelernt, mit den seelischen Verletzungen zurechtzukommen. Irgendwann beschloß ich, daß ich jetzt erwachsen bin und beginnen muß, mein Leben selbst zu gestalten. Meine Eltern haben mir meine Gene mitgegeben und meine Erziehung, aber dann war ich selbst dran. Und wenn mir etwas nicht paßte, dann hatte ich selbst dafür zu sorgen, daß es besser wurde. „Selbsterziehung“ und Gestaltung des eigenen Lebens gibt es auch. Ich halte sie für sinnvoller als die Suche nach Schuldigen und das Kultivieren von Haß gegen sie.
Ich glaube, es hat einfach überhaupt keinen Sinn sich in eine Opferrolle hineinzujammern und fortan darüber zu lamentieren, was einem alles von den entsetzlichen Eltern angetan wurde. Spätestens dann, wenn man selbst Kinder hat, wird das eine sehr gefährliche Sache. Die könnten dann ja ihrerseits auf die Idee kommen, mich als die Wurzel alles Übels anzusehen, solange, bis sie Kinder bekommen, die dann wieder meine Kinder als das Böse schlechthin darstellen, … usw. usw.
Wem nützt es etwas, wenn man seine Eltern haßt und sich von ihnen abwendet? Wenn sie wirklich so verstockt und böse sind, dann wird es ihnen gar nicht weh tun. Und wenn es ihnen weh tut, dann lieben sie mich ja eigentlich doch – und dann wäre es viel besser, mit ihnen Aussöhnung und Harmonie zu suchen. Denn auch als Erwachsener können Eltern für einen wertvolle Menschen sein. Und hat man eigentlich ein Recht, seine Eltern zu verstoßen und damit den eigenen Kindern die Großeltern zu entziehen?
Tja.
Jetzt fallt ’mal wutschnaubend über mich her. Ich verdiene es. Was bilde ich mir auch ein, so unverschämt gegen den Zeitgeist zu schreiben…
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_________________ Mißbrauch in der Psychotherapie:
nicht vertuschen, sondern verhindern!! |
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C*
Forums-InsiderIn


368
--- W, 44
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Fri, 17.Aug.07, 10:48 Re: Ich wurde als Kind geschlagen |
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Hallo Chorisia,
ich verfolge diesen Thread als stille Mitleserin
Ich möchte Dir sehr herzlich danken für Deine Worte. Sie zeigen für mich Reife, Würde und Reflexion.
Es sind Worte der Versöhnung und des Friedens.
Sobald man diese in der Lage ist auszusprechen, ist Versöhnung und Frieden auch im eigenen Herzen angekommen.
Der Weg dorthin ist zwar lang und teilweise schmerzhaft, aber es lohnt sich glaube ich, dieses Ziel zu erreichen.
Vielen Dank.
Cantadora
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slave
Forums-Gruftie


785
CH W, 24
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Fri, 17.Aug.07, 14:36 Re: Ich wurde als Kind geschlagen |
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Chorisia,
ich finde deine Worte auch toll. Es ist nur so, dass viele noch nicht so weit sind wie du - noch nicht mit sich selbst und dem Umfeld im Reinen. Viele die hier schreiben suchen noch, und ein Schritt in die richtige Richtung ist auch Wut zu verspüren, bis man zur Einsicht kommt.
Das ist alles ein Prozess, und jeder durchläuft ihn anders. Also lassen wir den Thread doch wie er ist, denn manchen tut er gut
LG
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_________________ Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!
Don't cry.... say f*ck you and smile! |
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C*
Forums-InsiderIn


368
--- W, 44
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Fri, 17.Aug.07, 14:49 Re: Ich wurde als Kind geschlagen |
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Hallo slave,
ich sehe auch diese Seite, dass bis zu dem Punkt des inneren Friedens und der Versöhnung viele Schritte geleistet werden (müssen) und manche sich eben in unterschiedlichen Stadien auf dem Weg dorthin befinden.
Es gehört viel Kraft dazu sich mit dem auseinanderzusetzen was einem von den eigenen Eltern angetan wurde, die doch die besten Förderer und Unterstützer sein sollten.
Ich habe ebenfalls einige Stationen der Verarbeitung hinter mir und befinde mich im Moment auf dem höchsten Wutplateau, was ich mir niemals vorstellen konnte, da ich meine Eltern lange Jahre idealisiert habe.
In großer Klarheit erkenne ich heute wie ich manipuliert wurde zu ihren Zwecken und dass es um mich als eigenständigen Mensch niemals gegangen ist. Als Kind wurde ich auch wegen (aus heutiger Sicht) Nichtigkeiten geschlagen.
Ich glaube die Wut ist verständlich und berechtigt und jeder braucht seinen eigene Zeitspanne auf dem Weg der Verarbeitung.
Es besteht auf diesem Weg die Gefahr, dass man an irgendeiner Stelle stecken bleibt und die eigene Weiterentwicklung dadurch gefährdet, dass man nur noch auf die Vergangenheit und die Taten der Eltern fokussiert.
Es ist aber möglich, m.E. sogar notwendig, den Fokus irgendwann zu ändern, wenn die Wut ausgedrückt, bearbeitet und verraucht ist.
Chorisia hat hier einen wunderbaren Leuchtturm entzündet in der Ferne, auf den man sich zubewegen darf. Nicht muss !
Cantadora
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Tamara31
Forums-InsiderIn


285
Wien W, 31
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Fri, 17.Aug.07, 15:21 Re: Ich wurde als Kind geschlagen |
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Selbstverständlich hab ich das Recht, meine Eltern zu verstoßen.
Selbstverständlich hab ich das Recht, meine Kinder vor dem zu bewahren, was für mich schon nicht gut war. Die Pflicht.
Auf gar keinen Fall werd ich mich mit irgendeiner Form von Gewalt aussöhnen, kommt überhaupt nicht in Frage.
Für mich ist dieser hehre Leuchtturm eher Verdrängung als sonst was. So wird ein Umgang mit Verdrängen und vor allem Wegsehen kultiviert, der niemandem nützt, am wenigsten den Kindern und Kindeskindern.
Um meinen inneren Frieden zu finden, muss ich mich nicht mit Missbrauch und Gewalt aussöhnen. Dafür gibt es keine Rechtfertigung und keine Entschuldigung. Niemals. Mit fortgeschrittener Entwicklung des Selbst hat das für mich so was von gar nichts zu tun.
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paris
Helferlein


92
München W, 30
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Fri, 17.Aug.07, 23:14 Re: Ich wurde als Kind geschlagen |
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Chorisia1,
deine Worte sind so schön und hier längst mal überfällig. So schön, dass ich sie nochmals wiederholen muss und die wichtigsten Worte herausheben:
Irgendwann beschloß ich, daß ich jetzt erwachsen bin und beginnen muß, mein Leben selbst zu gestalten....
Wenn sie wirklich so verstockt und böse sind, dann wird es ihnen gar nicht weh tun. Und wenn es ihnen weh tut, dann lieben sie mich ja eigentlich doch – und dann wäre es viel besser, mit ihnen Aussöhnung und Harmonie zu suchen. ...
„Selbsterziehung“ und Gestaltung des eigenen Lebens gibt es auch. Ich halte sie für sinnvoller als die Suche nach Schuldigen und das Kultivieren von Haß gegen sie.
Ich habe tatsächlich noch nie von einem Menschen gehört, der durch konsequentes Festhalten von Hass und Schuldzuweisungen (und der meist damit einhergehenden Opferhaltung) glücklich oder auch nur zufrieden geworden wurde.
Durch „innere Aussöhnung“ und durch Selbstverantwortung fürs eigene Leben aber sehr wohl.
Vielen Dank noch mal für deine Worte
liebe Grüße
paris
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C*
Forums-InsiderIn


368
--- W, 44
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Sat, 18.Aug.07, 19:34 Re: Ich wurde als Kind geschlagen |
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peavey wrote: |
Meine Mutter hat mich als ich noch ein Kind war, von 5j bis ungefähr 16 häufig geschlagen
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peavey wrote: |
All die Jahre war es kein Problem, aber jetzt wo ich auf mich allein gestellt bin, kommt das plötzlich hoch.
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peavey wrote: |
….dass ich mit ihnen nichts mehr zutun haben will.
Es ist wie eine Mauer.
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peavey wrote: |
Ich spür, dass ich Nähe nicht ertrage.
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Nun sind wir aus der Erlebniswelt einer 19jährigen jungen Frau völlig abgedriftet in unsere Sichtweise als Erwachsene. Peavey beschreibt mit obigen Sätzen wie es ihr geht.
Und das war ihre Frage:
peavey wrote: |
Was kann helfen, damit ich wieder Gefühle zulasse, und nicht mehr aggressiv ihnen gegenüber bin? |
Peavey, ich glaube wir haben Dich gerade verlassen mit Deinem Problem.
Das tut mir sehr leid.
Es geht um Dich. Hat Dir eigentlich irgendetwas von dem geholfen, was hier geschrieben wurde ?
Liebe Grüße
Cantadora
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Chorisia1
Helferlein


43
Wien M, 53
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Wed, 22.Aug.07, 10:41 Wie kann man Dir helfen? |
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Hallo Peavey!
Cantadora hat recht: Du hast um Hilfe gebeten, und aus dem Thread ist eine Grundsatzdiskussion geworden.
Ich bin kein Psychologe und auch sonst nicht besonders in das Fach eingearbeitet. Ich bin „nur“ ein engagierter hauptamtlicher Vater von vier Kindern (und habe zwei davon an eine mißbrauchende „Psychoterrorpeutin“ verloren; deshalb finde ich mich nun in solchen Foren).
Um Dir einen wohlgemeinten Rat zu geben, weiß ich zu wenig von Deiner Familiensituation. Aber vielleicht hilft es Dir, wenn Du Dich vergleichst:
Meine zweite Tochter war 22, schon seit zwei Jahren von zu Hause weg, wohnte bei ihrem Freund (mit dem sie in inniger Harmonie war, zumindest für uns sah es so aus) und studierte bereits drei Jahre. Da begann es ihr „schlecht zu gehen“. Wir Eltern und auch die beiden Geschwister, die in der Familie blieben, wissen nicht genau, was da los war. Wir spekulieren herum: vielleicht war die Harmonie mit dem Freund doch nicht so groß? Vielleicht wurde ihr die Verantwortung im Studium – mit Dazuverdienen und Haushalt führen – zu groß? Vielleicht hielt sie es nicht aus, daß sie in der Beziehung „die Große“ war, sich um die organisatorischen Sachen kümmern mußte, während ihr Freund hauptsächlich am PC mit Computerspielen beschäftigt war und seine Freunde nächtelang in der (kleinen, zum Schlafzimmer nicht schalldichten) Wohnung unterhielt? Vielleicht war es einfach der Schritt zum Erwachsenwerden, der für niemanden leicht ist? Vielleicht war sie zu Hause zu sehr behütet gewesen?
Wir wissen es nicht. Für uns ist nur sicher, daß ihre Melancholie nicht ausschließlich durch „Falscherziehung“ ausgelöst sein konnte. Der „Fehler“ unserer Tochter war, daß sie mit uns nicht darüber redete. So konnten wir weder helfen, noch hatten wir eine Idee, in welche Richtung ihr Kummer ging. Wenn sie bei uns war, hielt sie sich recht gut, wir hatten liebevollen Kontakt und redeten über alles Mögliche – halt nur nicht über den Grund ihrer Depression (oder was immer ihr Zustand war).
Dann geriet sie in die Hände der Psychoterrorpeutin und verlor ihre Familie, ihre Verwandten, die meisten Freunde (die sie nicht in die Gruppe einbringen konnte), ihre Weltanschauung, ihre Vergangenheit, ihr „Leben“. Jetzt ist sie von der Frau total abhängig, richtet ihren Alltag, ja ihr gesamtes Leben auf sie aus. Hat nur Kontakt zu den Mitgliedern der Gruppe, liefert ihr (unser) Geld an die Terrorpeutin ab. Also, sie ist praktisch Mitglied einer Sekte.
Diese „Therapeutin“ hat ihr schrittweise klar gemacht, daß alles, was in ihr an Leiden steckt, durch ihre Eltern „verschuldet“ wurde. Ich bin mir ziemlich sicher, daß sie uns inzwischen richtig haßt. Jedenfalls hat sie den Kontakt vor fast drei Jahren abgebrochen und seither nie wieder aufgenommen. (Unsere Bemühungen blieben fruchtlos, vor einiger Zeit haben wir resigniert.)
Also abgesehen davon, daß wir natürlich selbst sehr leiden (Depression! Auch die Partnerschaft wird gebeutelt), glaube ich nicht, daß es meiner Tochter jetzt und in Zukunft „besser geht“ als wenn sie den Kontakt zur Familie nicht abgebrochen hätte.
Ich will damit sagen: meiner Meinung hat sie nicht aus freiem Willen heraus ihre Eltern verstoßen – und hat dieser Verstoß nicht nur uns und ihren Geschwistern, sondern am meisten ihr selbst Schaden gebracht
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_________________ Mißbrauch in der Psychotherapie:
nicht vertuschen, sondern verhindern!! |
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Chorisia1
Helferlein


43
Wien M, 53
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Wed, 22.Aug.07, 11:09 Liebst Du Deine Eltern noch? |
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Hallo Peavey!
Meiner Meinung nach hat die „Elternhasserschule“, die meine Tochter bei der Wiener Psychoterrorpeutin gemacht hat, ihr Leben nachhaltig zerstört.
Im Laufe der Jahre habe ich mit vielen Eltern gesprochen, denen ähnliches passiert ist, und den Eindruck gewonnen, daß junge Menschen in sehr vielen Fällen, sobald sie sich in Therapie begeben haben, dort lernen, ihre Eltern als „die Schuldigen“ für alles, was sie quält, anzusehen. Meine Meinung: es bringt nix! Selbst wenn es wirklich große Konflikte gab, wenn wirklich Machtmißbrauch stattgefunden hat etc: Solange die Eltern ihr Kind geliebt haben, es immer noch lieben, ist es besser, die Konflikte aufzuarbeiten als die Beziehung zu kappen.
Nur wenn die Eltern die Konfliktlösung ablehnen, bzw. überhaupt keine Einsicht haben, kann ich mir vorstellen, daß ein Kontaktabbruch sinnvoll ist. (Dann würde ich aber trotzdem gesprächsbereit bleiben, wenn sie signalisieren, daß sie einlenken wollen.)
Peavey, darf ich Dir ein paar Fragen stellen?
Liebst Du Deine Eltern?
Hast Du Dich in Deiner Kindheit als glücklicher oder trauriger Mensch empfunden?
Wann hast Du begonnen, eigene Ansichten (von denen der Eltern abweichend) zu entwickeln?
Quote: | hab in der letzten Zeit bemerkt, dass ich mich von meinen Eltern vollständig abkapsle | Was ist Deiner Meinung nach der Anlaß? Gab es andere Dinge, die Deine Seele belasten, oder hat alles, was Dich quält, mit dem Gedanken an die Eltern zu tun?
Bist Du ganz alleine zu dieser Ansicht gekommen? Oder gab es jemand, der Dich darin bestärkte (FreundIn, LebenshhelferIn etc.)?
Wenn Dich Deine Mutter schlug:
Geschah es als Strafe, oder aus ihrer eigenen Schwäche (Unglück, Alkohol) heraus?
Geschah es im augenblicklichen Affekt oder zeitverzögert, „distanziert“, sozusagen als geplante Erziehungsaktion?
Wenn Sie dich schlug, hat sie Dich dann anschließend wieder „lieb gehabt“ oder blieb sie böse mit Dir?
Wenn Du Dir Dein zukünftiges Leben vorstellst: Möchtest Du es mit oder ohne Deine Eltern leben?
Bist Du in einer Liebesbeziehung?
Leiden Deine Eltern unter dem Kontaktabbruch? Haben Sie mit Dir darüber gesprochen? Was hast Du geantwortet?
Lauter indiskrete Fragen. Aber wir beide sind ja anonym in diesem Forum.
Ich frage nicht nur, weil ich Dir gerne helfen möchte, sondern weil mich das Thema sehr beschäftigt und ich gerne die Gedankenwelt / Beweggründe eines jungen Menschen kennenlernen möchte, der am Beginn des Erwachsenenlebens Distanz zu seinen Eltern aufbaut.
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_________________ Mißbrauch in der Psychotherapie:
nicht vertuschen, sondern verhindern!! |
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Meereszauber
Helferlein


40
Deutschland W, 37
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Wed, 22.Aug.07, 11:57 Re: Ich wurde als Kind geschlagen |
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Hallo Peavy,
meinen angenommenen Kindern wurde von den leiblichen Eltern auch Schlimmes angetan.
Ich versuche ihnen zu vermitteln, dass es für jedes Handeln Umstände gibt, die dem vorangegangen sind - so dass sie die Zusammenhänge verstehen können.
Dennoch bringe ich ihnen auch bei, dass sie die Verantwortung für dieses Handeln bei ihren leiblichen Eltern lassen und nicht auf sich nehmen.
Kinder suchen immer zuerst die Schuld bei sich selbst ("Bin ich so schlecht, weil man mir das angetan hat?")
Mein Ziel ist es, sie soweit zu bringen, dass sie ihr Leben selbst meistern und das, was die leiblichen Eltern ihnen angetan haben, auch in der Verantwortung derer lassen können. "Ihr übernehmt die Verantwortung für Euere Zukunft und überlasst die Verantwortung des Vergangenheit bei den (leiblichen) Eltern."
Alles Gute!
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_________________ Gruss,
Meereszauber
Am ruhigen Fluß
ist das Ufer
voller Blumen.
(Asien) |
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spätzündi
Forums-InsiderIn


305
Ostholstein M, 43
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Wed, 22.Aug.07, 22:48 Re: Ich wurde als Kind geschlagen |
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Tamara31 wrote: | Selbstverständlich hab ich das Recht, meine Eltern zu verstoßen.
Selbstverständlich hab ich das Recht, meine Kinder vor dem zu bewahren, was für mich schon nicht gut war. Die Pflicht.
Auf gar keinen Fall werd ich mich mit irgendeiner Form von Gewalt aussöhnen, kommt überhaupt nicht in Frage.
Für mich ist dieser hehre Leuchtturm eher Verdrängung als sonst was. So wird ein Umgang mit Verdrängen und vor allem Wegsehen kultiviert, der niemandem nützt, am wenigsten den Kindern und Kindeskindern.
Um meinen inneren Frieden zu finden, muss ich mich nicht mit Missbrauch und Gewalt aussöhnen. Dafür gibt es keine Rechtfertigung und keine Entschuldigung. Niemals. Mit fortgeschrittener Entwicklung des Selbst hat das für mich so was von gar nichts zu tun. |
Ganz meine Meinung, Tamara!
Die immer wieder so gepriesene "Vergebung" ist doch meist nichts als eine besonders perfide Art von Scheinfrieden, der vor allem auf Kosten der einst Misshandelten geht. Ihnen wird einmal mehr das Recht auf ihre Gefühle genommen (Wut, Trauer, Hass) und so die Grundlage für körperliche Krankheiten gelegt! Oder für "unerklärliche" Wutausbrüche und Misshandlungen Schwacher (wie z.B. eigener Kinder!). Denn seelische Energien (Gefühle) lassen sich nicht so einfach mir nichts dir nichts weglügen. Vergebung muss nicht, kann aber ein höchst gefährlicher Selbstbetrug sein, ein Weg, der Konfrontation aus dem Weg zu gehen. Der Verdacht liegt besonders nahe, wenn diese Vergebung völlig einseitig von Seiten des Opfers passiert, ohne dass die Misshandler weiterhin das geringste Verstehen zeigen.
Das "Vergeben" ist sozusagen der allerletzte Versuch des ohnmächtigen Kindes, den aussichtslosen Kampf um Achtung und Respekt mit den Eltern doch noch irgendwie zu gewinnen oder zumindest eine Zeitlang sich vormachen zu können, etwas bewegen zu können.
Was einzig hilft, ist m.E., sich (oft zum ersten Mal im Leben!) das Recht auf negative Emotionen den Eltern gegenüber zuzugestehen und allein zu entscheiden, wie weit diese Emotionen zugelassen werden und wie lange. Dieses Recht wollte die Mutter Peavey absprechen und verweigern.
Einem Kind das Spüren seiner ureigenen Emotionen zu ermöglichen, nachdem es oft sein Leben lang nur "erlaubte" Pseudogefühle kannte, die die Eltern gern haben wollten bei ihm, hat nichts mit "Psychoterror" gegen arme wohlmeinende Eltern zu tun, lieber Chorisia. Das ist eher eine Hassprojektion, weil da jemand plötzlich Macht einbüsst und Kontrolle...
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_________________ Alles wird gut!
Rainer |
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Chorisia1
Helferlein


43
Wien M, 53
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Fri, 24.Aug.07, 9:46 @ Tamara |
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Hallo Tamara!
Ich habe heute ein paar Deiner Postings angesehen und festgestellt, daß Du kein "Störenfried" bist (wie sie sich in jedem Forum herumtreiben: jemand, der für sich Lustgewinn erzielt, indem er wahllos andere kränkt/verletzt), sondern daß Du es offensichtlich selbst schwer hattest und das ernst meinst, was Du schreibst.
Mich würde interessieren, ob Du selbst Kinder hast. Wenn ja, wie vermeidest Du Erziehungsfehler? Ich hoffe doch, Du stimmst mit mir überein, daß nicht nur körperliches Schlagen einem Kind schaden kann, sondern 100 andere Erziehungsfehler ebenfalls.
Mein Zugang zu der Sache ist der: Eltern sind auch (nur) Menschen, die nicht perfekt sein können. Sie schleppen meist selbst aus ihrer Vergangenheit ein Pinkerl mit sich, das es auch nicht gerade leichter macht. Was die von Pädagogen und Psychologen propagierte "richtige Erziehung" ist, ändert sich ständig. Man kann sich also nicht einmal sicher sein, keine Fehler zu machen, wenn man sich an die aktuelle Erziehungsliteratur hält (als ich ein Kind war, galt körperliche Züchtigung als selbstverständlich und notwendig. Eltern, die sie vermieden haben, wurden damals als "Spinner" angesehen. Heute ist Körperstrafe nicht mehr aktuell - dafür sind getrennte Eltern "normal". Meine Meinung: den Scheidungskrieg der Eltern miterleben macht bestimmt mehr seelischen Schaden als gelegentliche - milde - physische Bestrafung mit anschließender Versöhnung. Mir ist schon klar, daß Du diese Meinung nicht teilst, aber Du kannst sie als meine eigene evtl. akzeptieren.)
Kinder sind auch (nur) Menschen, die manchmal gehörig für Konfliktstoff sorgen. Es ist unmöglich für Eltern, Konflikte zu vermeiden, weil die Kinder sie selbst aktiv erzeugen (wird wohl seinen Sinn haben in der Entwicklung). Kinder sind auch nicht per Definition "edel" oder "frei von Bösem". Das merkt man sehr schnell, wenn man mehr als ein Kind hat. Die quälen einander recht ordentlich und haben dabei kein besonders schlechtes Gewissen. Man ist ständig gefordert, den Frieden und die Harmonie möglichst hoch zu halten, ohne die Kinder allzu sehr zu manipulieren.
Etc. Etc.
Also der "Elternberuf" ist kein leichter. Und auch wenn man sich extrem bemüht, wird man unweigerlich Fehler machen.
Wenn man dann damit rechnen muß, daß einem die Kinder später diese Fehler vorhalten (und einem, oft ausgelöst durch einen Therapeuten, die Zuneigung entziehen), dann ist das eigentlich eine Tragödie ohne Ausweg. Der einzige Weg wäre, keine Kinder zu bekommen. Ist das ein vernünftiges Konzept für alle?
Ich meine: solange Eltern sich ständig bemühen, ihren Kindern zuhören, Fehler einsehen, bereit sind, sich zu ändern und vor allem ihren Kindern sagen und zeigen, daß sie sie lieben, dann können sie es nicht besser machen.
Das von manchen unprofessionellen (und oft selbst kinderlosen) Therapeuten unkritisch praktizierte Prinzip: "Die Eltern sind immer schuld - und daher grundsetzlich zu verurteilen" hilft niemandem (nur dem Bankkonto des Therapeuten).
Meinst Du wirklich, daß man mit unreflektiertem Elternhaß seine Situation verbessert? Mir kommt das ein bißchen wie Vergeltungsdrang vor! Aber Vergeltung ist meiner Ansicht nach bestenfalls dann angebracht, wenn der Täter mit böser Absicht gehandelt hat und uneinsichtig bleibt. (Außerdem verträgt sie sich aber schon gar nicht mit den christlichen Wertvorstellungen. Ich bin kein Christ, aber von der Bergpredigt halte ich viel.)
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_________________ Mißbrauch in der Psychotherapie:
nicht vertuschen, sondern verhindern!! |
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Immortal Soul
Forums-InsiderIn


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Aachen M, 26
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Fri, 24.Aug.07, 13:58 Re: Ich wurde als Kind geschlagen |
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Es gibt Erziehungsfehler und es gibt Liebesentzug, totale Ausraster, Glechgueltigkeit usw...
Jeder macht Fehler keine Frage. Aber es ist kein Fehler ein Kind an den Haaren hinter sich herzuschleifen oder in aller Oeffentlichkeit auf es einzupruegeln. Das ist schlicht krank.
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