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nachtmensch
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Post Fri, 10.Jun.05, 14:33      Re: Soziale Kälte und Werteverlust in unserer Gesellschaft Reply with quoteBack to top

hi,

sehr interessantes thema. um jetzt nicht auf die einzelheiten einzugehen (viell. später), will ich sagen dass es mir auch sehr wohl auffällt dass die gesellschaft in zunehmendem masse oberflächlich und materialistisch wird.

die ursache für diese entwicklung ist vielmehr an den von natur aus begrenzten menschlichen sinnen zu suchen, die noch dazu unter bestimmten umständen leicht manipuliert werden können. da auch die regierungen und politiker diesen nachteilen unterliegen, sind sie auch dem trugschluss verfallen, dass materielles habgut das glück dieser welt ist. als bester beweis ist die durch macht und gewalt aufgebaute und darauf beruhende länderaufteilung, und durch macht und gewalt wird sie auch gegenwärtig erhalten. durch die wirtschaftskrise wurde nun der hahn weiter zugedreht (und die preise hochgedreht), was die gesellschaft natürlich rotieren lässt, da viele schon an der existenzgrenze leben. das veranlasst den mensch dazu alles mögliche zu erfinden und zu versuchen um zu überleben. da der überlebensdrang stark ist, ist der mensch bereit vieles dafür zu tun, auch wenn er dabei seiner umgebung schadet. das nimmt man in dieser verfassung in kauf bzw. nimmt es nicht als solches wahr wenn es um die eigene existenz geht. das liegt auch in der natur des menschen bzw. am mangel der kontrolle über die eigenen sinne. woher dieser mangel kommt, wird wohl jeder wissen: bildung.

das schlimmste an der sache ist aber, dass sich das nicht bessern wird. im gegenteil, es wird noch schlimmer. es bringt auch nichts sich dagegen zu stellen, weil man kann es nicht aufhalten. dafür ist es schon zu fortgeschritten. das rad rollt schon zu schnell, und vor allem seit jahrtausenden in die falsche richtung. man kann sich höchstens auf sich selbst konzentrieren und auf das nächste leben vorbereiten, weil dieses ist wohl nur noch für wissenschaftliche zwecke sinnvoll.

würde mich über weitere kommentare freuen.

gruss
nm
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Ulf
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Post Sat, 11.Jun.05, 0:29      Re: Soziale Kälte und Werteverlust in unserer Gesellschaft Reply with quoteBack to top

Hi!

Ich habe diesen Thread gelesen und ihr sprecht mir hier aus der Seele. ich hatte schwere Depris mit stationärer Therapie usw....und ich werde langsam zu einer eigenen Persönlichkeit und hinterfrage viel....u.a. ob die Menschheit wirklich so verkommen ist wie sie mir zu sein scheint.

Ich frage mich täglich auf der Arbeit: Wieso lesen meine Kollegen die Bild-Zeitung und diskutieren über Dinge die sowas von unwichtig sind???
Wieso richtet sich die Gesellschaft nach Presse und Medien aus und strebt beispielsweise nach dem Schönheitsideal was dort ständig als "Vorbild" gezeigt wird?! Sind die Menschen nicht stolz genug um sich anzunehmen so wie sie sind?!
Ich versteh nicht wie man Musik von den in Mode gekommenden "Superstars" kaufen kann....für mich sind das Leute die von Fernsehen und Zeitung zu Stars gepuscht werden und die nur Geld und Ruhm im Kopf haben!
Ich stell mir in letzter Zeit auch ständig die Frage warum hier Firmen sind, die Luxusgegenstände herstellen (ich arbite dort) und auf der anderen Seite der Welt gleichzeitig Leute elendig verhungern!?

Ich habe das Gefühl, dass die meisten Menschen planlos herumlaufen und nicht die Wahrheit und das wirklich Wichtige finden. Ich hab das Gefühl das meine Vorredner und ich irgendwie "geistig" weiter sind als die "normale" Gesellschaft, ohne mich jetzt für etwas besseres zu halten....wie seht ihr das??
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fühlmich
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Post Sat, 11.Jun.05, 7:43      Re: Soziale Kälte und Werteverlust in unserer Gesellsch Reply with quoteBack to top

Hallo,ados,

Zit.:
Als Resultat entwickelt sich eine Kapitalismus-gesteuerte Gesellschaft, in der eine Konkurrenz besteht, neue Bedürfnisse zu erschließen und zu befriedigen. Hedonismus als Konsens-Moral.

Schon Horkheimer u. Adorno haben versucht, uns anhand einer Beschreibung und Prognose der aggressiv kapitalistisch geprägten amerkanischen Gesellschaft der 40er Jahre, über die
Zukunftsperspektiven einer bedingungslos Manipulierten und Konditionierten Gesellschaft aufzuklären.

In einer Zeit in der es Sitte ist, sich nicht mehr um die Aufmerksamkeit eines Andersdenkenden zu bemühen, weil man, an der Haltung unserer "Eliten" beispielnehmend, von vornerein unterstellen muß, daß auch nur die klitzekleinste Meinungsbeeinflussung nicht möglich erscheinen wird, braucht es mehr als lange Selbst- u. Fremdanalysen um nicht mit dem immer gleichen Argument der Zeitverschwendung diskreditiert und für mundtot erklärt zu werden.

Vielleicht liegt die Lösung im eigenverantwortlichen täglichen Kampf ums überleben?
Welche Tätigkeit zwingt uns Menschen denn sonst noch wach im Hier und Jetzt zu leben? Und welche Tätigkeit bringt uns direkteres Feedback über ihr Gelingen oder Scheitern? Die ständige Diskussion über mediale Beeinflussung durch immer innovativere Technik, oder das Starren auf betriebswirtschaftlich notwendige Massenentlassungen, befriedigt wohl unser allgemeines Unterhaltungsbedürfnis, gut, aber wem nutzt´s?

Zit.:
Die zwischenmenschliche Kommunikation steht dabei immer in Konkurrenz mit der modernen Befriedigungsindustrie. Dazu gehören nicht nur Drogen, sondern auch das Fernsehen, Literatur, Filme, Musik und Pornographie. Da die Mittel zum Zwischenmenschlichen im Großen und Ganzen gleich bleiben, die medialen Produkte hingegen mit immer größerem Aufwand und technischen Möglichkeiten produziert werden, ist zu erwarten, dass die Medien der Zwischenmenschlichkeit über kurz oder lang den Rang ablaufen.

Der amerikanische Journalist Vance Packart hat einmal mit der Behauptung provoziert, daß es der neobeheavoristischen Klasse mittlerweile gelungen ist, alle mit der Zwischenmenschlichkeit notwendigerweise verbundenen Gedankengänge und -ketten, mit der Assoziation des Irrationalen und irgendwie Geisteskranken zu besetzen.

Das Problem der Sozialen Kälte und dem Werteverlust in unserer Gesellschaft ist m. E. im Prinzip ein "Bildungsproblem". Wie sonst könnte man den Wegfall der Großfamilie oder des sozialen Eingebettetseins noch kompensieren? Doch wer kann heute noch "neutral" dafür die Verantwortung übernehmen? Das Bildungs- u. Schulsystem, durch deren Hände wir ja alle gingen, und auch somit die Menschen, die wir als sozial kalte Masse erkennen, wohl nicht, oder?

Oder ist alles schon zu spät...? Wie soll den einer das Lesen lehren, wenn er selbst nicht Schreiben kann?

Zit.:
Die Politik muss sich "demokratischerweise" darauf beschränken, den Menschen die Lösung der eingebildeten Probleme so glaubhaft wie möglich zu versprechen. Zudem muss Sie darauf acht geben, die Wahrheitshoheit der Medien nicht zu bedrohen, da Sie ansonsten in die Missgunst der mediengesteuerten Bevölkerung gerät.

Dem kann ich nichts mehr hinzufügen
und verbleibe mit den besten Grüßen

Einsamkeit




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vallée
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Post Thu, 02.Mar.06, 12:12      Re: Soziale Kälte und Werteverlust in unserer Gesellsch Reply with quoteBack to top

Adorno und Horkheimer sind aber auch nicht gerade der Weisheit letzter Schuss, so wie es Durkheim und Polanyi nicht sind.
Leute wie J.K. Galbraith zeigen ein positiveres, jedoch nicht kritikloses Bild auf. "Wirtschaft, Friede und Gelächter" ist wörtlich zu nehmen.
Quote:
Vielleicht liegt die Lösung im eigenverantwortlichen täglichen Kampf ums überleben?

Mehr noch. Es geht um die Verantwortung für die Zukunft in der wir selbst und unsere Kinder leben werden.
Die moderne Konsumgesellschaft macht Angebot, die man annehmen kann, aber nicht muss. darüber sollte man sich klar werden. Es gibt keinen Zwang zum Konsum. Jeder ist selbst Schuld, wenn er zwischenmenshcliche Bindungen (Ich will nicht Familie schreiben, denn die hat sich niemand ausgesucht und in der Familie passiert oft die größte Scheiße.) durch Konsum ersetzt.
Wenn er sich mit Telenovelas vom Denken über sich und die Welt ablenkt und so Probleme vor der Haustür, der eigenen und der europäischen ausblendet.

"Es ist nicht deine Schuld, dass die Welt ist, wie sie ist. Aber es wäre deine Schuld wenn sie so bleibt."
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Anna-Lena
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Post Sun, 23.Apr.06, 10:17      Re: Soziale Kälte und Werteverlust in unserer Gesellsch Reply with quoteBack to top

Hallo Ihr Cool ,
immer hin als kleinen Lichtblick gibt es die globalisierungskritsiche Bewegung, die sich gerade in Welt-Europäischem und lokalen Sozialforen trifft und eine Gegen- und -Alternativbewegung zur neoliberalen Globalisierung darstellt, welche die Vereinzelung der Menschen und die Ausgrenzung von Menschen, welche nicht zu den (survival at the) fittest gehören vorantreibt.

Wer sich nicht gut genug vermarkten (Selbstökononomisieren) kann, der ist eben draußen und kann sich schon als Kind (Hauptschule) in Deuschland auf eine Hartz 4 Karriere einstellen. Embarassed
Nicht verwundern tut es mich dann, wenn die Jugendlichen mangelns eigener Perspektiven schlecht draufkommen und sich am gesellschaftlich vorgegeben Konsumstil und Oberflächlichkeiten orientieren, oder wie in Frankreich gewalttätig werden, was natürlich keine Lösung ist.
Die Bildungseinrichtungen sind bekanntlich auch nicht die besten (Pisa). kopfwand
n Deutschland wird im Gegensatz zu den skaninavischen Ländern gnadenlos aussortiert, wer nicht die richtigen Eltern (Akademiker) hat, der hat kaum eine Chance.

Um der Vereinsamung entgegen zu treten wäre ein Idee, unabhängig vom Staat und Markt Stadteilzenten zu gründen, in denen Menschen ihr Leben zusammen, besser organisieren indem jeder die Fähigkeiten die er hat einbringt. Ich arbeite schon in so einen Projekt, das aber noch recht klein ist. In Brasielien soll es eine Stadteilzentrums Bewegung geben, da wollte ich mich mal im Internet umschauen, ist aber schwierig. In Deutschland und Europaweit existieren viele Umsonstläden, die im Rahmen eines Gesamtkonzeptes in einem Stadteilzentrum eine schöne Idee sind.
Groß dagegen ist der offene Raum den die Sozailforen darstellen auf denen alle gesellschaftlichen Fragen diskutiert werden können. Allerdings sind diese auch noch ausbaufähig. Das nächste Europäische Sozialforum (/www.fse-esf.org/ oder http://www.attac.de/esf2006/) findet vom 04.-07.05 in Athen statt.

Was nicht ganz so schön daran ist, ist, das auf der Europäischen Ebene schon die Integrationsmeschanismen ziehen, das heißt, das der bisherige Konsens das keine Parteien auf den Foren vertreten sein dürfen (siehe Charta von Porto Alegre) gebrochen wurde.
Dafür beginnen sich aber die lokalen Sozialforen besser zu organisieren, und die sind noch basisnah.


Es freut mich hier zu hören, das die zunehmende Individualisierung im Sinne von Vereinsamung thematisiert wird.

LG

Anna-Lena Winki
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Gaumenfreuden
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Post Fri, 28.Apr.06, 18:39      Re: Soziale Kälte und Werteverlust in unserer Gesellschaft Reply with quoteBack to top

Ich habe mir das Ganze ziemlich lange angesehen und immer gedacht, "da stimmt was nicht". Es gibt einfach ein paar Sachen, die nicht gehen. Je mehr ich erkenne, was das für Dinge sind, desto mehr wird mir bewusst, dass hier Werte einfach über Bord geworfen wurden und jetzt jammern sie alle. Insofern ist es gut, dass es noch ein paar Ausländer gibt, die einem zeigen, dass es auch anders geht. Allerdings sollten die sich nicht so stark abschotten.

lg
GF
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heis phronesis
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Post Tue, 22.Aug.06, 18:48      Re: Soziale Kälte und Werteverlust in unserer Gesellschaft Reply with quoteBack to top

@sanhin
solange wir den machern dieser gesellschaft unser vertrauen schenken, wird sich nichts ändern; wer dennoch jammert, heuchelt. Cool

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Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz.
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