Das Einzige was wir fürchten ist 'Unglücklichsein'

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Innere_Freiheit
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Das Einzige was wir fürchten ist 'Unglücklichsein'

Beitrag Di., 15.09.2009, 22:18

Hallo,

ich möchte hier nach und nach ein paar Texte und Gedanken zum Thema "Glücklichsein" bzw. Unglücklichsein schreiben.

Mit dem Thema aus der Überschriftszeile mag ich beginnen:
  • Fürchten wir uns davor, arm zu sein?
    Nein, wir fürchten uns davor, arm zu sein und deshalb unglücklich zu sein!

    Fürchten wir uns davor, verlassen zu werden?
    Nein, wir fürchten uns davor, verlassen zu werden und deshalb unglücklich zu sein!

    Fürchten wir uns davor, krank zu sein?
    Nein, wir fürchten uns davor, krank zu sein und deshalb unglücklich zu sein!

    Doch was wäre, wenn man authentisches Glücklichsein von äußeren und inneren Umständen trennen könnte?
Liebe Grüße

Innere Freiheit

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lingaroni
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Beitrag Mi., 16.09.2009, 06:06

hallo

oder

fürchten wir uns vor stigmatisierung (in der regel eine folge von armut und krankheit)? nein, wir fürchen uns davor, stigmatisiert und psychisch misshandelt zu werden und deshalb unglücklich zu sein.

aber was wäre, wenn die anderen uns stigmatisieren, finanziell und sozial ruinieren könnten und wir wären dennoch authentisch glücklich? wären wir dann alle idioten?

oder

was wäre wenn mein onkel räder hätte, dann wäre er ein autobus?

LG

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Selene
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Beitrag Mi., 16.09.2009, 07:36

Epiktet

HANDBUCH DER MORAL

Ü: Rainer Nickel; Überschriften vom Übersetzer

WAS IN UNSERER MACHT STEHT UND WAS NICHT (1)

Das eine steht in unserer Macht, das andere nicht. In unserer Macht stehen: Annehmen und Auffassen, Handeln, Wollen, Begehren und Ablehnen - alles, was wir selbst in Gang setzen und zu verantworten haben. Nicht in unserer Macht stehen: unser Körper, unser Besitz, unser gesellschaftliches Ansehen, unsere Stellung - kurz: alles, was wir selbst nicht in Gang setzen und zu verantworten haben.

Was sich in unserer Macht befindet, ist von Natur aus frei und läßt sich von einem Außenstehenden nicht behindern oder stören; was sich aber nicht in unserer Macht befindet, ist ohne Kraft, unfrei, läßt sich von außen behindern und ist fremdem Einfluß ausgesetzt. Denk daran: Wenn du das von Natur aus Unfreie für frei und das Fremde für dein Eigentum hältst, dann wirst du dir selbst im Wege stehen, Grund zum Klagen haben, dich aufregen und aller Welt Vorwürfe machen; hältst du aber nur das für dein Eigentum, was wirklich dir gehört, das Fremde aber für fremd, dann wird niemand jemals Zwang auf dich ausüben, niemand wird dich behindern, du brauchst niemandem Vorwürfe zu machen oder die Schuld an etwas zu geben, wirst nichts gegen deinen Willen tun, keine Feinde haben, und niemand kann dir schaden; denn es gibt nichts, was dir Schaden zufügen könnte.

Wenn du nach einem so hohen Ziel strebst, dann sei dir bewußt, daß dies mit erheblicher Anstrengung verbunden ist: Du mußt auf manches ganz verzichten und manches zeitweilig aufgeben. Wenn du aber nicht nur dieses willst, sondern auch noch der Macht und dem Reichtum nachjagst, dann wirst du wahrscheinlich nicht einmal hierin Erfolg haben, weil du zugleich das andere haben willst. Auf keinen Fall aber wirst du das bekommen, wodurch allein Freiheit und Glück möglich sind. Bemühe dich daher, jedem unangenehmen Eindruck sofort mit den Worten zu begegnen: «Du bist nur ein Eindruck, und ganz und gar nicht das, was du zu sein scheinst. » Dann prüfe und beurteile den Eindruck nach den Regeln, die du beherrschst, vor allem nach der ersten Regel, ob sich der Eindruck auf die Dinge bezieht, die in unserer Macht stehen oder nicht; und wenn er sich auf etwas bezieht, was nicht in unserer Macht steht, dann sag dir sofort: «Es geht mich nichts an.»



WAS MAN BEGEHREN UND WAS MAN ABLEHNEN SOLL (2)

Merke dir: Begehren zielt darauf, daß man das, was man begehrt, auch bekommt; Ablehnung zielt darauf, daß einem das, was man ablehnt, nicht zuteil wird, und wer sein Begehren nicht befriedigen kann, ist unglücklich; unglücklich ist aber auch, wem das zuteil wird, was er vermeiden möchte. Wenn du also nur von den Dingen, die in deiner Macht stehen, das ablehnst, was gegen die Natur ist, dann wird dir auch nichts von dem zustoßen, was du ablehnst. Wenn du aber Krankheit, Tod oder Armut zu entgehen suchst, dann wirst du unglücklich sein. Hüte dich also vor Abneigung gegenüber allen Dingen, die nicht in unserer Macht stehen, und gib ihr nur nach gegenüber den Dingen, die in unserer Macht stehen, aber gegen die Natur sind. Das Begehren aber laß für den Augenblick ganz sein. Denn wenn du etwas begehrst, was nicht in unserer Macht steht, dann wirst du zwangsläufig unglücklich, und von den Dingen, die in unserer Macht stehen und die du gern begehren könntest, weißt du noch nichts. Beschränke dich auf den Willen zum Handeln und auf den Willen, nicht zu handeln, doch nicht verkrampft, sondern mit Zurückhaltung und Gelassenheit.



SEI DIR ÜBER DAS WESEN DER DINGE IM KLAREN (3)

Bei allem, was dir Freude macht, was dir nützlich ist oder was du gern hast, denke daran, dir immer wieder zu sagen, was es eigentlich ist. Fang bei den unbedeutendsten Dingen an. Wenn du zum Beispiel an einem Topf hängst, dann sage dir: «Es ist ein einfacher Topf, an dem ich hänge.» Dann wirst du dich nämlich nicht aufregen, wenn er zerbricht. Wenn du dein Kind oder deine Frau küßt, dann sage dir: «Es ist ein Mensch, den du küßt. » Dann wirst du deine Fassung nicht verlieren, wenn er stirbt.


Epiktet: Handbüchlein der Moral
Es gibt kein Übermaß an Liebe,
kein Übermaß an Wissen,
und kein Übermaß an Schönheit
Ralph Waldo Emerson

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Innere_Freiheit
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Beitrag Mi., 16.09.2009, 19:57

@ lingaroni
lingaroni hat geschrieben:aber was wäre, wenn die anderen uns stigmatisieren, finanziell und sozial ruinieren könnten und wir wären dennoch authentisch glücklich? wären wir dann alle idioten?
Hmm, also wenn ein Anderer mich tatsächlich stigmatisieren und finanziell und sozial ruinieren könnte..... ohne dass es mir gelingen würde dies abzuwenden.... also wenn ich dann so ganz Stigmatisiert und finanziell und sozial Ruiniert dasitzen würde....

.... also wenn ich dann wählen könnte:
Lieber "Stigmatisiert und finanziell und sozial Ruiniert" und glücklich,
als "Stigmatisiert und finanziell und sozial Ruiniert" und unglücklich!

Wenn so Idioten handeln, dann wäre ich gerne einer!

---

@ Selene:

Danke für diese wunderbaren Texte!

Ich kannte sie bisher nicht.

Zu Punkt (2) habe ich eine Anmerkung:
Meiner Ansicht nach gibt es 2 verschiedene Arten von "Ablehnung" und "Begehren".

Wenn ich meine etwas unbedingt zu brauchen, oder wenn ich etwas total ablehne, gegen es innerlich im Widerstand bin - dann erzeuge ich automatisch in einen Zustand von Angst, Enge, Tunnelblick, .... bin unfähig, effektiv zu handeln, .... und fühle mich zudem noch unglücklich.

Etwas anderes ist jedoch ein "Wollen" oder "Nicht-Wollen" aus einem offenen inneren Zustand heraus. Es gibt Vorlieben, Wünsche, denen ich entgegenstrebe - jedoch hänge ich nicht mein Glücklichsein daran.

Liebe Grüße

Innere Freiheit

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Beitrag Mi., 16.09.2009, 20:03

.

Unglücklichsein ist ein fantastisches Hilfsmittel zur Selbstmotivation.
Feuer hinter dem Hintern ist ein fantastisches Hilfsmittel zur Selbstmotivation.

Aber sich auf etwas Wundervolles zu zu bewegen motiviert auch sehr gut und schmerzt weniger.


.

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Beitrag Do., 17.09.2009, 21:16

.
  • "Glück haben" bedeutet z.B. im Lotto gewinnen, zum richtigen Zeitpunkt eine tolle Wohnung finden, den richtigen Job finden, den passenden Wunschpartner finden, ... - ja, dass uns eben die richtigen Dinge zum richtigen Zeitpunkt wie von selbst zulaufen....

    "Glücklich sein" ist ein Gefühl, ein innerer Zustand.... steht eigentlich für eine Vielzahl an inneren Gefühlen und Zuständen.... "Glücklich sein" hat nichts mit "Glück haben" zu tun hat nichts mit äußeren Umständen zu tun, sondern lediglich mit der inneren Vorstellungen, ob wir in der aktuellen Lebenssituation "Glücklich sein" wollen oder ob wir "Unglücklich sein" wollen oder meinen es zu sollen oder zu müssen....
    "Glücklich sein" hängt also rein von Vorstellungen im inneren des Kopfes ab.
.

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Innere_Freiheit
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Beitrag Do., 17.09.2009, 21:45

.
  • DAS EINZIGE, WAS BEI UNZUFRIEDENHEIT HERAUSKOMMT
    IST UNZUFRIEDENHEIT.



    Allerdings benutzen wir Unzufriedenheit sehr gerne um uns zu Motivieren - auf Kosten unseres Glücklichseins - was eigentlich sehr schade ist....
.

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Gärtnerin
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Beitrag Fr., 18.09.2009, 09:00

"Sein Schicksal wollen gilt als regulatives Prinzip für jeden, der für sich in Anspruch nimmt, spirituell zu leben. Es nicht immer zu können, ist menschlich, doch bei jedem Unglück mit dem Schicksal zu hadern, ist kindisch. Wer glaubt, seines eigenen Glückes Schmied zu sein, solange ihm das Glück zur Seite steht, neigt am ehesten dazu, mit dem Schicksal zu hadern, wenn sich das Glück einmal abwendet.
Die heute weit verbreitete Glückssucht ist die sicherste Garantie für das Unglücklichsein, denn wer sich mit seinem Glück identifiziert, wird es auch mit seinem Unglück müssen, und dieses wird dann sein ständiger Begleiter, wenn er die Gründe dafür auf andere projiziert oder eine höhere Macht auf die Anklagebank stellt. Anhaftung und Projektion (Unwissen) sind die größten Hindernisse für ein spirituelles Leben. Woran du hängst, das ist dein Galgen."


Quelle: http://www.psp-tao.de/spiritualitaet
Wer etwas will, findet Wege. Wer etwas nicht will, findet Gründe.

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Selene
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Beitrag Fr., 18.09.2009, 16:19

@ Gärtnerin
Woran du hängst, das ist dein Galgen.
Das ist ja mal ein krasser Spruch! Natürlich ist da auch was dran, aber es sperrt sich auch etwas in mir dagegen. Ich gebe zu, Unglücklichsein ist die Kehrseite des Glücklichseins, beides hängt zusammen, tiefe Gefühle kennt man positiv wie negativ oder gar nicht. Aber jede "Anhaftung" zu überwinden, führt das nicht in den emotionalen Tod, kann man denn da noch Freude, Liebe empfinden? Heißt "anhaften" (also ich meine nicht besitzen/beherrschen wollen, sondern an etwas hängen, Gefühle für etwas haben, Bedeutung beimessen) nicht gerade lebendig sein, intensiv leben? Wo ist der Unterschied zwischen "spirituellem Leben" und Depression?

Viele Grüße
Selene
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Gärtnerin
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Beitrag Fr., 18.09.2009, 17:28

Ich denke, mit Anhaftung ist gemeint, dass man sich an Gefühlen festklammert, anstatt sie kommen und gehen zu lassen. Ich stimme dir zu, Fühlen ist Leben. Aber Gefühle sind im Idealfall spontane Momentaufnahmen des Lebens. Das Problem ergibt sich, wenn man sich mit den Gefühlen identifiziert, wenn man sie in sich festhält und sie für die Realität hält. Dann ist man nicht frei.
Wer etwas will, findet Wege. Wer etwas nicht will, findet Gründe.

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Selene
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Beitrag Fr., 18.09.2009, 18:49

Ok, Festhalten von Gefühlen erscheint mir auch problematisch, aber sich mit ihnen identifizieren und sie für Realität halten, ist das wirklich so "falsch" (im Sinne jetzt dieses taoistisch-/buddhistisch/stoizistischen/was auch immer spirituellen Weg zum Glück und zur Überwindung des Leidens)? Anders: Ich, und das ist wohl mein Verständnisproblem, kann mir dieses Nichtidentifizieren nur denken als eine rationale "Ich habeein Gefühl, ich habe das unter Kontrolle, ich empfinde es sozusagen nur äußerlich, weil ich weiß, dass es flüchtig ist"-Haltung, und diese empfinde ich als zutiefst lebensfeindlich, d.h. dieser Weg ist für mich nicht besonders erstrebenswert, auch wenn er sicherlich zum Ziel (Abwesenheit von Schmerz führen könnte). Wie gesagt, ich nehme an, dass das auch nicht die Alternative ist, die den besagten Lehren vorschwebt, aber bisher komme ich einfach nicht über diesen Punkt hinaus. Für mich klingt es wie: "Wenn Du nichts liebst, dann kann Dich auch nichts verletzen, wenn Du keine starken Gefühle zulässt, dann wirst Du auch nicht leiden."
Also zugegeben, interessant finde ich die Idee schon, sonst würde ich das ja auch nicht schreiben, aber ich habe einfach das Gefühl, dass ein Haken an der Sache ist oder aber, dass ich es nicht richtig verstehe. Aber - Asche auf mein Haupt - Verstehen setzt wohl eine wirklich intensive Beschäftigung damit voraus.
VG
Selene
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Entwurf
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Beitrag Fr., 18.09.2009, 19:25

hallo zusammen!
Innere_Freiheit hat geschrieben:Wenn ich meine etwas unbedingt zu brauchen, oder wenn ich etwas total ablehne, gegen es innerlich im Widerstand bin - dann erzeuge ich automatisch in einen Zustand von Angst, Enge, Tunnelblick, .... bin unfähig, effektiv zu handeln, .... und fühle mich zudem noch unglücklich.
eine anmerkung hierzu von meinereiner: ich finde angst, auch totale ablehnung von etwas zuweilen sehr hilfreich, denn es bewahrt mich vorm unglücklichsein.

ich lehne z.b., wie ich schon an anderer stelle im forum sagte, one night stands völlig ab. das bewahrt mich etwa davor, mich selbst (und auch die potenzielle partnerin) als einen gebrauchsgegenstand zu sehen, bewahrt mich also vor entmenschlichung, mit der ich nicht leben will. es bewahrt mich vor eindringen in meine intimsphäre, die ich nur besonderen menschen vorbehalten will, menschen, zu denen ich hinlänglich viel vertrauen gefasst habe, welches sexualverkehr für mich erst möglich macht.

ich fühle mich mit diesen grundsätzen, die ich wirklich empfinde und die nicht nur gedankenkostrukte sind, sehr glücklich. ich bin dankbar, vor one night stands ekel und auch angst zu empfinden.

zwei cent für diesen interessanten thread
entwurf

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Innere_Freiheit
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Beitrag Fr., 18.09.2009, 19:57

Hallo Entwurf,

ich möchte mich an dieser Stelle zunächst selbst zitieren:
Innere_Freiheit hat geschrieben:Unglücklichsein ist ein fantastisches Hilfsmittel zur Selbstmotivation.
Feuer hinter dem Hintern ist ein fantastisches Hilfsmittel zur Selbstmotivation.

Aber sich auf etwas Wundervolles zu zu bewegen motiviert auch sehr gut und schmerzt weniger.
Meiner Ansicht nach brauchst du nicht in Angst oder Unglücklichsein zu gehen, um dich vor etwas zu bewahren, was du nicht willst. Du brauchst das, was du nicht willst nicht einmal ablehnen. Es genügt, so meine Meinung, dich auf das zu konzentrieren was du willst.

Viele Grüße

Innere Freiheit

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Innere_Freiheit
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Beitrag Sa., 19.09.2009, 01:19

Hallo Selene,

ich werde diesen Punkt jetzt nur teilweise beantworten können:
Selene hat geschrieben:Ich, und das ist wohl mein Verständnisproblem, kann mir dieses Nichtidentifizieren nur denken als eine rationale "Ich habeein Gefühl, ich habe das unter Kontrolle, ich empfinde es sozusagen nur äußerlich, weil ich weiß, dass es flüchtig ist"-Haltung, und diese empfinde ich als zutiefst lebensfeindlich
Ich denke, genau das Gegenteil ist wichtig,
nämlich die Gefühle zu fühlen, sie zu Ende zu fühlen..... also sie eben gerade dasein lassen.... und sie dadurch nicht festhalten... sondern fließen und ziehen lassen.....

Oft jedoch wollen wir Gefühle festhalten.
Wenn jemand plötzlich arbeitslos wird.. vielleicht sogar auf irgendeine fiese Art aus der Firma hinausgeekelt, dann möchte die betroffene Person die dadurch entstehenden Gefühle oft nicht einfach nur "Zu Ende fühlen und gehen lassen".... nein, es gibt da etwas in ihr.... was glaubt, in solch einer Situation doch bedrückt und traurig sein zu müssen... oder was meint, in solch einer Situation wütend sein zu müssen....
Das Ganze ist eine tiefsitzende mentale und keine emotionale Geschichte....

Wenn wir derartige Gefühle haben, die nicht gehen wollen, dann liegen meiner Ansicht nach immer tiefsitzende innere Einstellungen vor, dass man in solch einer Situation unglücklich (= traurig, wütend, bedrückt) sein muss, weil, dass dies ganz normal und notwendig ist..... und das ist der einzige Grund, warum wir dann tatsächlich Unglücklich sind.... weil wir insgeheim einen Vorteil darin sehen, hier unglücklich zu sein....

Wenn ich unglücklich bin, dann meine ich dadurch motiviert zu sein, mir nicht alles gefallen zu lassen. (Dass Motivation durch Glücklichsein in Wirklichkeit effektiver ist, schrieb ich ja bereits.)
Wenn ich unglücklich über einen Verlust bin, dann kann ich mir selbst und anderen zeigen, dass das was ich verlor, wichtig für mich war... (Eigentlich verrückt, weiß ich dies nicht auch, wenn ich glücklich bin?)
Wenn ich unglücklich bin weil ein anderer unglücklich ist, dann kann ich hierdurch beweisen, dass ich ein liebevoller, mitfühlender Mensch bin.
...

Hoffen, was ich sagen will kommt einigermaßen rüber.

Liebe Grüße

Innere Freiheit

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Selene
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Beitrag Sa., 19.09.2009, 07:43

M. E. geht es im Buddhismus nicht nur um das Anhaften an Gefühle, die man nicht zuende gefühlt hat. Anhaftung
Aber Thema hier ist nicht Buddhismus, sondern Deine Ansichten und da mein "Problem" daher OT ist, müssen wir da nicht weiter drauf eingehen.

Aber ich wollte noch etwas anderes ansprechen: Du siehst Unglücklichsein als eine Art Strategie an? Nur der ist unglücklich, der davon auch in irgend einer Weise profitiert? Ist das sinnvoll Deiner Meinung nach oder kritikwürdig?
Was mir auffällt ist, dass Du bzw. man/frau generell hier (und auch sonst) über Gefühle als etwas vom Ich Abgespaltenes spricht: Man hat ein Gefühl, man hält sich daran fest wie an einem Gegenstand bzw. man soll es loslassen wie einen Stein. Aber Du sprichst andererseits vom Unglücklichsein. Und auch ich würde sagen: Ich habe kein Gefühl, sondern einen Computer und ein Fahrrad, aber ich fühle. Wie kann ich etwas, das ich bin, loslassen? Ist es vielleicht deshalb so schwer, solche guten Ratschläge umzusetzen, weil das Bild schief ist? Müsste man nicht eher raten: Verändere dich, entwickle dich weiter bzw. lasse zu, dass du dich veränderst?
Viele Grüße
Selene
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