Identität und Ambivalenz

Hier können Sie Fragen zu Begriffen, Diagnosen und sonstigen Fachworten stellen, die einem gelegentlich im Zusammenhang mit Psychologie und Psychotherapie begegnen oder die Bedeutung von Begriffen diskutieren.
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Sabriel
Helferlein
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Beitrag Mi., 31.10.2012, 17:45

Oh, entschuldige, ich meinte verorten statt verordnen, und hab das jetzt auch geändert.

Nein, ich frage mich, meinst du damit eine Theorie? Die Attribute, mit denen du Postmoderne hier belegst, finde ich zumindest in meinem Umfeld und meiner Lebenswirklichkeit nicht. Also das "in der coolen, hippen, postmodernen deutschen gesellschaft" da weiss ich nicht, was oder wer das sein soll?
“I'm just the weatherman
I make the sun, wind, rain and the colourful rainbow
I am a lucky man
I can freeze my pain if I feel that way”

Sub7even

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ziegenkind
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Beitrag Mi., 31.10.2012, 17:52

na all die jungen, gut ausgebildeten leute, die sich manchmal wirklich erfolgreich in der netzwerk-informations-projekt-welt bewegen, surfen (sennett's wort, nicht meins, und es gibt sie ja wirklich, ich treffe sie auch) oder die, die sich den erfolg manchmal nur selber einreden, um ihre verzweiflung über das fehlen von stabilität und sicherheit zu übertönen. aber auch all die,die judith buttler schon in der schule gelesen haben und den kram mit der performativen identität ohne jeden verlustschmerz einfach so geschluckt haben, auch wenn sie mit manchen, auch mit manchen realen verhältnissen ihre scherereien und auch ihre schmerzen haben und herausschreien.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.


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ziegenkind
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Beitrag Di., 06.11.2012, 20:24

auch das eine frage, die dazu gehört, in die zu vermessende grauzone: wann ist erinnerung heilsam, wann ist fixierung auf die vergangenheit neurotisch?
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.

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Fundevogel
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Beitrag Di., 06.11.2012, 21:03

Hallo Kenneth,

eine sehr spannende Frage, die Du da stellst. Spannender Thread, danke!

Mich hat die Formulierung Deiner Frage sehr berührt
und ich versuche mal eine vorsichtige Annäherung:

Heilsames Erinnern assoziiere ich mit
Zulassen-Können, fühlen können ganz tief,
loslassen können ohne dadurch zu verlieren,
weil man es sein lassen kann wie es ist.

Fixierung auf die Vergangenheit assoziiere ich mit
Haben-Wollen (Recht, Erkenntnis, Mitgefühl,...), starrem Blick,
Flucht aus der Gegenwart.

Manchmal auch ist Erinnern heilsam, weil not-wendig,
zum Abwenden von Not.

Manchmal auch, vielleicht, ist Fixierung auf die Vergangenheit dann neurotisch,
wenn man darin gefangen bleibt, nicht mehr im Jetzt leben kann
und man vor lauter Festhalten an Glaubensüberzeugungen/Realitäten
keine Möglichkeiten und Träume mehr für die Zukunft sieht.

Sehr spannend das alles!

Liebe Grüße
Fundevogel

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Thread-EröffnerIn
ziegenkind
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Beitrag Di., 06.11.2012, 21:19

danke fundevogel (schöner name, schönes märchen) für deine annäherungen. wenn ich das so lese, wenn ich lese - durchaus mit zustimmung im blick - das neurotische fixieren zeige sich auch im haben wollen, wenn ich mich dann erinnere, wieviel mitgefühl ich eine zeitlang haben wollte, von meiner therapeutin, selbstredend ohne das je aussprechen zu können, aber dennoch doch sehr verzehrend haben wollend, dann denkt es in mir: vielleicht ist die neurotische fixierung sogar eine unüberspringbare vorstufe zum heilsamen erinnern. und das heißt nicht, dass jeder sprung gelingen muss. man kann auch zu früh abbrechen, fallen, was auch immer.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.

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Fundevogel
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Beitrag Mi., 07.11.2012, 20:39

Und vielleicht kommen wir mit diesen Vorstufen und Sprüngen
jetzt wieder zur Ambivalenz.

Eher ein Sowohl - Als auch
als ein Entweder - Oder.

Oder vielleicht ist der Weg zum Heilsamen ja auch nicht geradlinig,
sondern ein Vor und Zurück, Hin und Her, Fallen und Aufstehen.

Und dazwischen vielleicht ein bißchen mehr schon heil sein, aber trotzdem noch...
Ambivalent halt.

Lieben Gruß
Fundevogel

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