Herbst ... für viele Menschen bedeutet diese Jahreszeit, dass nun alles grauer wird – vor allem stimmungsmäßig. Wenn die "grauen Tage" andauern oder sich in immer kürzeren Abständen häufen, spricht die Medizin von depressiven Verstimmungen. Bei Winterdepressionen genauer gesagt von "SAD" - Saisonal abhängigen Depressionen.
Ist man von einer Depression betroffen, zieht man sich nicht nur räumlich in die "4 Wände" zurück, sondern auch innerlich: man fühlt weder Energie für Aktivitäten noch besondere Freude an der Gesellschaft anderer. Deren Lachen, die Geselligkeit an Punschständen oder dem Christkindlmarkt ist einem fremd, und Weihnachten eigentlich vor allem ein Fest, das einen bedrückt... am liebsten würde man sich verkriechen, und vom Leben draußen ausschließen. In einer Depression fühlt sich der Depressive wie gefangen, schwach, erschöpft und kann sich nicht mehr konzentrieren – hat aber zugleich das Gefühl, selbst schuld an seiner Situation zu sein. Selbst die Nächte bringen keine Erholung – vor lauter Grübeleien über Probleme und Sorgen (rund um den Job, die Partnerschaft oder die Zukunft) schläft man schwer ein oder hat Schwierigkeiten, gut durchzuschlafen. Morgens fühlt man sich müde, zerschlagen und energielos. Weil einem aber die Energie fehlt und man weniger leisten kann, sinkt das eigene Selbstwertgefühl: ein Mensch, der unter Depressionen leidet, hält die Auswirkungen der Depression für seinen Fehler und sich selbst für einen Versager.
DEPRESSION. Laut den Schätzungen der WHO wird sie in gut 10 Jahren die zweithäufigste Erkrankung in der westlichen Gesellschaft darstellen – doch die meisten Menschen leiden jahrelang still vor sich hin, ohne jemals Hilfe beim Arzt oder Psychotherapeuten zu suchen! Was verwunderlich ist, kann doch Depression heute sehr gut behandelt werden. Schamgefühle bräuchte die Depression als 'psychisches Leidensbild' heute bei niemandem mehr zu verursachen, denn zumindest jede 10. ÖsterreicherIn leidet innerhalb eines Jahres ein- oder mehrmals daran, es dürfte also kaum eine Familie geben, in der nicht schon einmal ein Familienmitglied daran erkrankte. Besorgniserregend ist aber nicht nur das psychische Leiden, sondern auch die körperlichen Auswirkungen: Menschen, die an einer depressiven Erkrankung leiden, haben ein bis zu 3-faches Risiko für körperliche Erkrankungen wie z.B. Diabetes oder eine Erkrankung der Herzkranzgefäße, und ihre körperlichen Abwehrkräfte sind im Vergleich zum Bevölkerungsdurchschnitt deutlich herabgesetzt.
Was sind typische Symptome und Ursachen einer Depression?
Eine Depression hat kein 'typisches' Erscheinungsbild, sondern zeigt sich in vielen unterschiedlichen und individuell verschiedenen Symptomen körperlicher und seelischer Art. Nicht bei jedem, der an einer Depression leidet, zeigen sich alle Symptome, welche auch mit der Zeit variieren können:
- Gefühl der Hoffnungslosigkeit, 'alles wirkt grau', Verlust von Interesse und Freude
- wiederkehrende Phasen von Traurigkeit und Niedergeschlagenheit (mit oder ohne konkreten Grund), ein Gefühl innerer Leere
- Grübeln, negative Gedankenkreisläufe, Konzentrationsstörungen, Schlafstörungen
- reduziertes Selbstwertgefühl
- Gefühl der Energielosigkeit, Mattigkeit, Antriebslosigkeit, Libidoverlust
- Rückzug
- evt. körperliche Symptome wie Magen-Darm-Beschwerden, Appetitschwankungen, merklicher Gewichtsverlust oder -zunahme, Müdigkeit, Herzbeschwerden, Rückenschmerzen, Kopfschmerzen,..
Es gibt eine Vielzahl möglicher Gründe für Depressionen, wie z.B. seelische Belastungen durch Veränderungen im Privat- oder Berufsleben, Erschöpfung durch Überarbeitung (im Beruf oder Familie), das Gefühl ziellosen Dahintreibens (z.B. durch Langzeitarbeitslosigkeit), geistige oder körperliche Untätigkeit (besonders im Ruhestand oftmals ein Mitauslöser), Veranlagung (genetisch oder durch generationenlang "weitergegebene" Strategien, mit Herausforderungen des Lebens umzugehen), oder als Folgeeffekt körperlicher Erkrankungen.
Wie werden Depressionen am besten behandelt?
Fachleute empfehlen heute eine Kombinationstherapie aus Psychotherapie und insbesondere bei schweren Depressionsformen unterstützender pharmakologischer Therapie. Die modernsten Generationen der Antidepressiva machen nicht mehr abhängig! Experten für eine individuell angepasste Verschreibung sind Neurologen und Psychiater. Dauer und ratsame Frequenz einer Psychotherapie kann ein(e) erfahrene(r) TherapeutIn üblicherweise spätestens nach ein paar Sitzungen gut abschätzen.
Erste Schritte bei Verdacht auf Depressionen
Sind Sie selbst betroffen oder kennen Sie in Ihrer Familie oder Ihrem Freundeskreis jemanden, der Symptome einer Depression aufweist, ist eine frühestmögliche Abklärung empfehlenswert, da zu einem frühen Zeitpunkt eine ausschließliche Psychotherapie in der Regel noch sehr gut und verhältnismäßig rasch greift.
Sinnvollerweise wenden Sie sich mit Ihrem Diagnosewunsch an hierfür ausgebildete Fachleute wie PsychologInnen oder PsychotherapeutInnen. Bei der ersten Orientierung können auch psychologische Selbsttests wie jener auf der Website des Autors helfen.
Selbsthilfe
Eine der leichteren Depressionsformen ist jene der Winterdepression, bei der es sich meist um eine durch die im Winter geringere Sonnenlichteinstrahlung ausgelöste akute Phase einer latenten Depressionserkrankung handelt. Die folgenden Selbsthilfe-Methoden behandeln zwar nicht die Ursachen der Depression, unterstützen aber gut bei der Linderung der Symptome:
- Johanniskraut – ein natürliches "Antidepressivum", das als Tee getrunken werden kann und auch in verschiedenen anderen Formen erhältlich ist. Es dauert jedoch 2-4 Wochen, bis die Wirkung eintritt.
- Ginseng - hilft dem Körper, sich an den Winter anzupassen und bringt mehr Energie
- Homöopathica: Depressionstropfen oder 2x täglich 5 Globuli oder 1 Tablette 3 Wochen lang: Pulsatilla D12 bei Niedergeschlagenheit, Causticum D12 bei leichten Formen von Depression, Aurum metallicum D12 bei Versagensängsten und Gewichtszunahme
- Spurenelemente – bei durch Mangelerscheinungen begünstigten Depressionsformen
- Spagyrische Essenzen – wirksame Hilfe auf pflanzlicher Basis
- Lichttherapie – "Lichtbäder" von mindestens 25 Minuten täglich, z.B. durch Lampen, Spaziergänge im Freien, Solariumbesuch: die Lichtstrahlen gelangen über den Sehnerv zum Hypothalamus, der die Produktion von Serotonin ankurbelt
Bezüglich individuell ratsamer Dosierung und maximaler Dauer der Einnahme sollten Sie sich vom Apotheken-Fachpersonal oder einem Arzt beraten lassen. Greifen die angeführten Methoden nicht, wäre das Ziel, die Ausbildung längerfristiger Depressionsformen zu vermeiden - hierzu ist das Aufsuchen eines Psychotherapeuten zu empfehlen.
Hinweis: dieser Artikel erschien in der Apotheker-Zeitung Herbst 2006 und beinhaltet lediglich Grundlagen-Informationen. Von einer langfristigen Selbstmedikation wird aufgrund einer Chronifizierungsgefahr bei Depressionen explizit abgeraten. Einen ausführlicheren Artikel zu Trends in der Depressions-Therapie finden Sie hier.
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