Warst (bist) Du mit Deiner Kindheit zufrieden?

Themen und Smalltalk aller Art - Plaudern, Tratschen, Gedanken, Offtopic-Beiträge (sofern Netiquette-verträglich..) und was immer Sie hier austauschen möchten.
Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Torsade_de_pointes
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 33
Beiträge: 775

Warst (bist) Du mit Deiner Kindheit zufrieden?

Beitrag Sa., 30.05.2009, 13:57

hy @ all

was mich interessiert ist folgendes: wer war mit seiner kindheit zufrieden? und warum? bzw. warum nicht? wer kennt leute die mit ihrer kindheit zufrieden waren/sind? und warum diese es oder eben nicht?

warum ich das frage, klar....... erstens weil ich nicht zufrieden bin/war, so wie es gelaufen ist, und zweitens, weil ich nur zwei menschen kenne die sich nicht beklagen (können). ansonsten höre ich stets von einem dilemma.

freue mich auf eure statements!

glg tdp

Werbung


Zerrissene
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 56
Beiträge: 757

Beitrag Sa., 30.05.2009, 14:06

Wären wir sonst hier?

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Torsade_de_pointes
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 33
Beiträge: 775

Beitrag Sa., 30.05.2009, 14:14

Wären wir sonst hier?
mit so einer verallgemeinerten aussage würde ich als einzelperson vorsichtig sein. auch wenn vieles in den kinderschuhen liegt, vor allem bei den forumsgästen hier, gibt es auch leute, die aus anderen gründen hier sind. zb. todesfälle oder anderes.

Lg tdp

Benutzeravatar

Bounce
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 96
Beiträge: 286

Beitrag Sa., 30.05.2009, 14:27

Hallo T d p!
Also einiges lief bei mir sehr gut,
ich konnte und wollte meiner Mutter immer alles erzählen.
Ich hatte nie Angst vor meiner Mutter.
Ich wurde geliebt,viel gekrault und bekuschelt.

Schlecht war,dass so alltägliche Dinge oft nicht liefen.
Morgens mit aufstehen und Frühstück machen,Pausenbrote schmieren,
sowas gabs ab der sechsten Klasse oder so nicht mehr
Außerdem hat sie ne Zeit lang ziemlich viel getrunken,
war oft weg tagsüber.
Glaub ich zumindest,ist alles sehr diffus.

Naja,ich könnte jetzt hier meine ganze laaaangweilige Geschichte aufschreiben,
was ich eigentlich sagen will ist,dass es in mir oft sehr schwankt.

Da bin ich dann total sauer und fühle mich um eine tolle Kindheit betrogen,
auf der anderen Seite lese ich hier,was andere Menschen als Kind erlebt haben
und dann denke ich :Mensch,was hast Du doch Glück gehabt.

Gruß B.

Werbung

Benutzeravatar

Mandy096
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 40
Beiträge: 1072

Beitrag Sa., 30.05.2009, 14:43

Bei mir ist einiges nicht so gut gelaufen im Elternhaus. Und dies hat mich dann fürs spätere Leben geprägt. Ich denke jeder Mensch ist von der Erziehung geprägt. Ob nun negativ oder positiv.
Wobei ich aber auch weiß daß meine Eltern nicht bewußt so gehandelt haben wie sie handelten. Auch sie haben es in ihrer Kindheit nicht anders erfahren. Und sie haben so gehandelt wie es für sie richtig und meist gut erschien.
Man lernt nie aus...

Benutzeravatar

Laura13
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 29
Beiträge: 643

Beitrag Sa., 30.05.2009, 15:01

Ich würde das, was ich hatte, nicht als "Kindheit" bezeichnen.
War ich Kind? Ich glaube wenn, ab und zu mal, viel zu selten....ich war eigentlich immer nur der Ersatz für irgendwas, was meinen Eltern gefehlt hat.

Nein, ich hatte keine Kindheit, durfte nicht Kind sein und habe daher viele Wunden und große Löcher in meiner Seele, weil mir einfach so Vieles fehlt, das ich heute immer noch versuche zu finden.



Leider bin ich wohl eine unter vielen, denen es ähnlich ergangen ist....
Die Nacht holt heimlich durch des Vorhangs Falten
aus deinem Haar vergeßnen Sonnenschein.
Schau, ich will nichts, als deine Hände halten
und still und gut und voller Frieden sein.

Rainer Maria Rilke

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Torsade_de_pointes
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 33
Beiträge: 775

Beitrag Sa., 30.05.2009, 15:23

@all
danke für eure erfahrungen.

@laura
das tut mir wahnsinnig leid für dich!


ich mache jetzt schon länger therapie, habe den eindruck, daß ich schon sehr weit bin und recht gut mit meiner kindheit abschließen kann. doch jahre meines erwachsenseins sind und waren geprägt, bzw sind damit draufgegangen mit meiner kindheit fertig zu werden.

ich nehme an, du machst auch etwas für dich laura?

lieben gruß

Benutzeravatar

candle
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 42
Beiträge: 6137

Beitrag Sa., 30.05.2009, 15:30

Torsade_de_pointes hat geschrieben: ich nehme an, du machst auch etwas für dich laura?
Klick doch mal ihr Profil, dann weißt Du es.

candle
Es ist besser ein Kerze anzuzünden, als über die Dunkelheit zu klagen.
Sommer-Stumpenhorst

Benutzeravatar

(V)
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 80
Beiträge: 1894

Beitrag Sa., 30.05.2009, 15:59

Eigentlich war ich schon sehr zufrieden. Es war okay. Und anderen Kinder/Gleichaltrigen ging es auch nicht anders. Vieles entsprach auch einfach der "dörflichen, regionalen Mentalität".
Wobei das durchaus etwas verwunderlich ist, weil ich ja durchaus so eine kleine Furie bzw. psychisch vorbelastete Mutter hatte resp. habe. Doch wie es vielen nun mal so geht: Einem selbst kommt es ganz normal vor. Man blendet es aus.
Ich bin, was ich bin, weil ich mir meine Mutter immer als Antivorbild nahm, und das ist auch gut so.
Mag sein, dass ich jetzt in eine Entwicklungsphase eintrete, wo man mir einzureden gesucht, WIE SCHLIMM sich das Verhältnis meiner Mutter zu mir wohl auf meine Psyche ausgewirkt haben mag. Ich weiß wohl, dass es nicht "normal" war, aber ich habe es nie als "wirklich schlimm" empfunden. Lästig. Nervend. Vor allem seit ich wieder bei meinem Eltern im Haus wohne(n muss). Man sagt oder vermutet, dass mir die Mutter einen Knacks verpasst habe für den Selbstwert etc. Aber noch kann ich es nicht so sehen, denn ich empfinde eher Dankbarkeit, weil mich das alles zu dem machte, was ich bin. Getreu dem Motto: Was mich nicht tötet, macht mich nur stärker.
Ich kann mich nicht erinneren, dass es mir jemals an der Anerkennung seitens meiner Mutter gelegen hat. Eher im Gegenteil. Die psychotherapeutische Theorie sagt natürlich was anderes. Kein Plan.

Kurz: Mal schauen, wo die Reise hingeht. Bisher war ich nur akut genervt von dem "Zwangskontakt" als Erwachsene, aber nicht unzufrieden. Ich sehe meine Mutter auch nicht als "schlechte Mutter" an, sondern einfach als "gar keine Mutter". *schulterzuck* Ich könnte rein fiktiv sehr gut damit leben, wenn eines Tages rauskäme (das wird nicht, dazu bin ich ihr zu ähnlich), dass sie in Wahrheit nur meine Adoptivmutter wäre... quasi das böse Stiefmuttersyndrom. Hatte nie besondere Ansprüche oder Bedürfnisse ihr bezüglich. Sie halt die Frau von meinem Papa. Warum auch immer. Und ja, zuuuufällig auch diejenige, die mich geboren hat. Nicht mehr, nicht weniger.

Benutzeravatar

Niemandsland
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 32
Beiträge: 69

Beitrag Sa., 30.05.2009, 16:18

Mmh... schweres Thema... manchmal weiß ich nicht ob die Kindheit gut war. Ich weiß, dass viele Ängste in mir hochkommen wenn ich zurück denke:

- Ich hatte ein unheimliches Problem damit meine Gefühle zu zeigen, ich war verschlossen, hatte viele Gefühle und Regungen aber keine sah sie, weil ich sie nicht zeigen konnte. Was mich richtig ärgert, ist dass meine Eltern einfach sagen: "DU WARST JA SO" ... wow, viel Mühe haben die sich ja nicht gegeben mir beim Gefühle zeigen zu helfen

- Intimsphäre war nur ein Wort, mehr nicht. Wenn ich mich morgens umgezogen habe, dann hab ich mich hinter die Tür gestellt, weil ich Angst hatte dass ein Elternteil plötzlich im Zimmer stehen würde wenn ich zB meinen BH anziehe. Als ich ab einem gewissen Alter den Duschvorhang beim Baden davor zog, da war meine Mutter so verblüfft, unter dem Motto: "Ich schau doch so oder so nicht hin." Und Tagebuch hätte ich nie schreiben können, mein Mutter alles gelesen was sie in die Finger bekommen hätte.

- Richtig schwer war auch die Tatsache, dass es keine Diskussionen geben durfte... Eltern sagen was, Kinder akzepptieren. Und wenn man mal traurig wegen dem Gesagten war, dann bloß nicht zeigen... dafür gab es dann auch noch Ärger... von wegen man sei zickig oder sonst was.

Aber geschlagen wurde ich sonst nie, hab nur einmal was auf dem Po bekommen ( glaube ich ), materiell gab es auch keine Probleme, meine Mutter kaufte eigentlich auch immer viel zu viel Geschenke zum Geburtstag oder Weihnachten.

In manchen Momenten weiß ich einfach nicht, ob nicht vielleicht doch alles "normal" war und ich mich nur anstelle


Zerrissene
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 56
Beiträge: 757

Beitrag Sa., 30.05.2009, 16:43

Torsade_de_pointes hat geschrieben:
mit so einer verallgemeinerten aussage würde ich als einzelperson vorsichtig sein. auch wenn vieles in den kinderschuhen liegt, vor allem bei den forumsgästen hier, gibt es auch leute, die aus anderen gründen hier sind. zb. todesfälle oder anderes.
Ja, du hast recht. Ich habe zu schnell auf deine Frage reagiert. Ist mir dann später auch durch den Kopf gegangen. Irgendwie empfand ich in dem Moment ganz viel Wut und deine Frage ist nicht da angekommen, wo sie hätte vielleicht ankommen sollen.

LG Zerrissene

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Torsade_de_pointes
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 33
Beiträge: 775

Beitrag Mo., 01.06.2009, 17:36

hallo euch allen!

@zerrissene, kann ja mal passieren daß man unüberlegt reagiert, sehe darin kein problem solange man es im nachhinein erkennt. passiert mir genauso.

@all
mein eindruck von einigen beiträgen ist, daß es eine ambivalenz im eigenen empfinden zur eigenen kindheit gibt. so ist es auch bei mir. einerseits war es gut, und andererseits doch so besch... daß viele schwierigkeiten daraus resultierten die sich bis heute auswirkten.

@gothika, du hast aber klar deklariert, daß du deine kindheit bis auf nerviges im große und ganzen als positiv erlebt hast. das freut mich sehr!
du schriebst noch
Ich sehe meine Mutter auch nicht als "schlechte Mutter" an, sondern einfach als "gar keine Mutter". *schulterzuck* Ich könnte rein fiktiv sehr gut damit leben, wenn eines Tages rauskäme (das wird nicht, dazu bin ich ihr zu ähnlich), dass sie in Wahrheit nur meine Adoptivmutter wäre...
das ist interessant dazu.

ich empfinde ähnlich bei meiner mutter, hab da auch bis heute nicht die verbindung und die ach so großen gefühle zu ihr. aber ich sehe das eben nicht als positiv an.
finde an dieser stelle interessant dieses beispiel, weil es zeigt, daß wohl jeder auch anders damit umgeht. bringt mich gerade zum nachdenken.

lg tdp

Benutzeravatar

(V)
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 80
Beiträge: 1894

Beitrag Mo., 01.06.2009, 23:05

Ich antworte spontan und wenig politisch korrekt: Ich halte es für einen Schmarn, dass ein Kind Mutter und/oder Vater braucht. Es braucht feste Bezugspersonen, am besten eine Männliche und eine Weibliche und sollte wissen, wo die eigenen Wurzeln sind.

Ansonsten wäre vermutlich jedes Pflege, - Adoptiv- oder Waisenkind ein Fall für lebenslange Therapie. Natürlich haben solche Kinder einen besonderen Belastungsfaktor, der u.a. die Ausbildung einer stabilen Persönlichkeit unterdetiminiert. Aber nicht zwangsweise. Nennen wir es einen Risikofaktor. Doch auch im besten Elternhaus gibt es jede Menge psychische Risikiofaktoren und Belastungen, die das selbe bewirken können.

Sofern keine schwerwiegende Fälle wie z.B. sexueller Missbrauch vorliegt, wieso lassen wir unsere Eltern nicht einfach auch mal MENSCH sein, statt sie auf ihre heiligen Rollen zu fixieren, und sind dankbar für das, was wir bekommen haben, statt darüber zu klagen, was fehlte?

Aber das ganze Gerede über Mütter, und Mutterliebe... und wie gefälligst eine Mutter zu sein hat und wie nicht... welche Anforderungen, Erwartungen und utopisches Heiligengewand ihr (und auch Vätern) übergespülpt wird, und wie groß das Gejammer, wenn die Mutter diese Anforderungen - naturgemäß - nie gerecht werden kann.

Ist es ein Zeichen unsere fehlgeleiteten Glücks/Überflussgesellschaft, dass wir das Gefühl habe, wir hätte eine glückliche und zufriedene Kindheit "verdient"? Dass man glaubt, wenn zwar auch sonst niemand perfekt ist und jeder Mensch Fehler hat, dass dies auf alle zutreffe, nur nicht auf eigenen Eltern?

Vor langer Zeit las ich mal wieder irgendwo, dass dies zu den berühmt-berüchtigen Krisen der Kindheit gehört, wenn wir merken, dass unsere Eltern nicht perfekt sind. So wenig es einem bewusst ist, aus psychologischer Sicht ist das eine kindliche Krise, wenn das Kind begreift, es wurde betreff Weihnachtsmann und Osterhase von seinen Eltern angelogen.

Sorry, alles spontane Gedanken, wenig politisch korrekt. Aber T_d_p, dass vielleicht das der Unterschied zwischen dir und mir ist, auf den du hingewiesen hast. Ich habe diese Erkenntnisse recht gut verdaut. Klar, würde oder hätte ich mir manchmal mehr Unterstützung erhofft, habe es aber nie erwartet. Habe keine Forderungen an sie. Das einzige eben: Ich muss mir das wirklich nicht geben, mich mit 32 von meiner Mutter beschimpfen zu lassen. Kennt mich die Frau überhaupt? Hat die irgendeineAhnung davon, wer ich bin? Wie ich ticke? Wie ich fühle? Nein! Sie hätte mehr Erfolg, wenn sie ihr permanentes Nörgeln der Wand, dem Lampenschirm oder dem Kühlschrank erzählen würde. Und ...*ggg*... tatsächlich gehört sie auch zu der Sorte Frau, die das tut... (ständig im leeren Zimmer vor sich hinbrummeln und nörgeln). Gothika ist auf diesem Ohr ja sowas von taub. Trallalala. Und ja, ab und an gönne ich mir Schadenfreude. Grins in mich rein und denk mir: "Du armes, jämmerliches Geschöpf." Aber das ist der Punkt: Ich würde sie trotzdem nicht als schlechte MUTTER bezeichnen. Wirklich nicht. Sondern ich nehme sie als MENSCH, als PERSON wahr. Jenseits der Mutterrolle. Als Mutter hat sie "ihr Bestes" gegeben, egal wie das dann aussah. Nur eben nicht... nun ja... als Mensch. Wenn du den Unterschied verstehst?
"Wer das hier liest, ist selber doof."

Benutzeravatar

luftikus
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male, 50
Beiträge: 1923

Beitrag Di., 02.06.2009, 08:52

In meiner Kindheit war ich ziemlich unglücklich. Genaugenommen war meine Kindheit - und mehr noch meine Jugend - die unglücklichste Zeit meines Lebens. Jahrelang steckte ich in tiefen Depressionen. Ich fühlte mich unverstanden, ungeliebt, von allen verachtet. Auch von meinen Eltern fühlte ich mich unverstanden: ich war ein sensibler Junge mit starkem Interesse an Büchern, klassischer Musik und Wissenschaft, doch meine Eltern wollten auf Biegen und Brechen einen richtigen, raubeinigen Burschen aus mir machen. Sie schickten mich in den Fussballverein, zum Hockey und zum Kampfsport-Training, wo ich mich zutiefst unwohl gefühlt hatte. Ausserdem mochten mich die anderen Jungs nicht, weil ich zu weich und zu wenig kämpferisch war. Ständig war ich Zielscheibe des Spotts der anderen - beim Sport und in der Schule.

Meine Eltern waren auch ziemlich geschickt darin mir weiszumachen, dass ich zu nichts zu gebrauchen sei. Wollte ich etwas Neues versuchen, so hieß es stets: "Was? Du? Das kannst du doch eh nicht...". Weitere Sprüche: "Aus dir wird nie was!", "Das ist doch nichts für dich!", usw.

Daraus resultierte in mir das Gefühl, unfähig, wertlos und nicht liebenswert zu sein. Und auch heute - als Erwachsener - muss ich noch oft gegen diese mächtigen Minderwertigkeitsgefühle ankämpfen, obwohl ich verstandesmäßig weiß, woher sie kommen, und dass sie eigentlich falsch sind.

Von aussen gesehen war meine Kindheit übrigens gut. Mir fehlte es an nichts, meine Eltern stritten nicht oft, es gab kein Alkoholproblem, keine Schläge. Und dennoch war ich unglücklich...


montagne
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 99
Beiträge: 4600

Beitrag Di., 02.06.2009, 12:23

Ist es ein Zeichen unsere fehlgeleiteten Glücks/Überflussgesellschaft, dass wir das Gefühl habe, wir hätte eine glückliche und zufriedene Kindheit "verdient"?
Zeichen einer wirtschaftlich und sozial sehr fortschrittlichen Gesellschaft, ja. Fehlegeleitet? In meinem Augen nicht.
Ich denke JEDES Kind auf dieser Welt hat eine glückliche Kindheit verdient. Perfekt, das wird es nicht geben. Aber gut und glücklich genug eben, um das Leben zu meistern um in der Lage zu sein sich slebst glücklich zu machen.
Ansonsten wäre vermutlich jedes Pflege, - Adoptiv- oder Waisenkind ein Fall für lebenslange Therapie.
Als Waisenkind und damit ehemaliges Pflegekind, sage ich mal: Ja, viele, die meisten tragen einen recht gravierenden Schaden davon. Einige machen mehr oder weniger lange Therapie, andere nicht. Einige hatten das Glück ein ausreichend stützendes Umfeld zu haben, einige nicht.
Sofern keine schwerwiegende Fälle wie z.B. sexueller Missbrauch vorliegt, wieso lassen wir unsere Eltern nicht einfach auch mal MENSCH sein, statt sie auf ihre heiligen Rollen zu fixieren, und sind dankbar für das, was wir bekommen haben, statt darüber zu klagen, was fehlte?
Jeder Mensch nimmt es anders war, braucht etwas anderes. Was für den einen ausreichend ist, erzeugt im anderen das Gefühl ungeliebt zu sein. Nicht selten sieht man das ja unter Geschwistern. Weil die Menschen eben so verschieden sind.

Du Gothika, hast doch nicht die Deutungshoheit darüber was anderen fehlt, gefehlt hat, was sie brauchen und wünschen. Und auch nicht die Deutungshoheit darüber was schwerwiegend ist und was nicht.

Das hat für mich wenig mit nicht pc zu tun, als mit Anmaßung und ziemlicher Unsensibilität. Zumal du ja nicht mal den Hintergrund der Menschen kennst, die hier geantwortet haben oder die sagen würden sie sind unzufrieden mit ihrer Kindheit. So etwas wie Missbrauch, Tod der Eltern, Süchte der Eltern ist so schmerzlich und sensibel, das man es nicht in jedem Thread in den Fordergrund stellt, in dem man antwortet.

Ich habe den Eindruck du verwechselst auch einen gesunden Abnabelungsprozess, zu dem die Erkenntnis gehört, das die Eltern nicht perfekt sind, mit dem Schmerz und der buchstäblich seelsichen Störung, die entstehen kann, wenn man in der Kindheit mehr vermissen, erleiden musste, als man in der Lage war zu verarbeiten.
amor fati

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag