Ach du dickes Ei
In einem weitläufigen Tal, befand sich vor einiger Zeit, auf einem Hollunderbusch ein Nest mit Vogeleiern . Eines davon war ein eher vorsichtiges, zurückhaltendes Ei namens Roswitha. Es lag eingepfercht und ohne Bewegungsfreiheit in ihrer Schale. Oft blies ein heftiger Sturm durch das Tal und der Hollerbusch geriet mitsamt dem darauf befindlichem Nest stark ins Wanken. Roswitha, das älteste von den Eiern, breitete ihre Flügel um ihre Geschwister und beruhigte sie.
Ihre Schale wurde jedoch immer wieder von dem rauhen Sturm abgeschliffen und mit der Zeit ganz porös. Als es siebzehn Jahre alt wurde wollte Roswitha das unruhige Nest verlassen, drückte ihre Eierschale auf, schlüpfte heraus und schnupperte aus dem Nest um sich ein windstilles Plätzchen zu suchen.
Es hatte gerade erst bemerkt, dass aus dem Ei ein junges Vöglein wurde, das nun fliegen konnte, als ein junger Mann vorbei kam. Er fragte: “Wie geht es dir, Vöglein?“. Roswitha reagierte scheu und zurückhaltend und erzählte nur zögerlich.
Sebastian, der junge Mann hörte aufmerksam zu. Das Vöglein hatte mit der Zeit Vertrauen zu Sebastian gewonnen und die Beiden verbrachten immer mehr Zeit miteinander . So beschloss Sebastian das Vöglein seinen Eltern vorzustellen. Als diese jedoch sahen, dass Roswitha keines von den ihren Vögeln war, hielt sich die Freude allerdings in Grenzen. Da wollte das Vöglein ihnen beweisen, dass es arbeitswillig und zäh sein konnte.
Aus dem Vöglein wurde ein Vogel und es kamen die Hochzeit und die Kinder. Und je mehr Roswitha darauf achtete den Schwiegereltern alles recht zu machen, umso mehr wurde dies von der Schwiegermutter ausgenützt. Roswitha arbeitete auf dem Bauernhof nach den Befehlen der Schwiegermutter und ihre Kinder mussten bei der Großmutter bleiben. Ihr Mann war tagsüber nicht zu Hause und bemerkte die Situation nicht. Abends saß sie dann am Kinderbett und ihr war schwer ums Herz. Roswitha fühlte sich wie der Dornenvogel und wurde immer trauriger. Da beschlossen die Beiden gegen den Willen der Schwiegereltern einen eigenen Haushalt zu errichten. Roswitha gehorchte nach fünf Jahren erstmals nicht mehr den Befehlen der Schwiegermutter und kümmerte sich um ihre Kinder. Wie eine Glucke achtete sie sorgsam darauf, dass es ihren Kindern gut ging. Von nun an begann der Terror der Schwiegermutter und Roswitha bräuchte so manches Mal dringend eine harte Schale als Schutzpanzer. Und daran arbeitet sie bis heute noch….
Mein Leben als Ei
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