Ich empfinde kaum noch Freude

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grau
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Ich empfinde kaum noch Freude

Beitrag Di., 19.05.2009, 02:13

Hallo Leute!

Zunächst einmal das hier schreibe kostet mich eine ziemliche Überwindung, genauer gesagt es verletzt mich sogar. Ich lasse mir nicht gerne helfen, ich habe bisher noch immer alles alleine geschafft was ich wollte. Aber im Moment ist irgendwie alles anders...

Ich bin auf dem Papier noch verheiratet, allerdings lebe ich schon seit 20 Monaten getrennt von ihr. Ich denke ich habe Sie nie richtig geliebt, gerade wenn ich mir meine derzeitige Situation anschaue. Ich kenne nun seit 1 1/2 Jahren durch ein Onlinespiel eine Frau die mich total fasziniert (ich hab Sie auch schon ein paar Mal im realen Leben gesehen) und zu der ich mich sehr hingezogen fühle. Sie hat auch ungefähr diese Zeitspanne darunter zu leiden. Nach zu übertriebenen Drängen von mir hat Sie nun entgültig gesagt das es nichts wird. Eigentlich sollte dies mich jetzt beruhigen bzw. sollte ich dies akzeptieren. Ich kann es nicht.

Ich habe keine "richtigen" Freunde. Früher hatte ich welche, aber irgendwann hatten diese mich sehr enttäucht und sie waren somit für mich gestorben. Ich habe auch Probleme damit zwischenmenschliche Beziehungen auf zu bauen. Ich mag keine Gruppen wo mehr als 3-4 Leute sind. Ich halte auch nichts von Smalltalk. Wenn ich mich unterhalte muss es mich anregen darüber nach zu denken. Sie war irgendwie perfekt. Ich habe noch nie einen Menschen getroffen der mir mehr Wert war als Sie. Selbst meine Familie erreicht nicht diesen Grad der Wertschätzung und ich habe wirklich gute Eltern. Ich kenne viele Menschen denen ich meine Eltern gewünscht hätte.

Ich bin nicht normal, das weiss ich schon seit frühester Jugend. Allgemein mögen mich die Leute, aber früher oder später kommen sie nicht mit mir klar. Mittlerweile sag ich schon immer vorher was passieren wird und ich höre immer nur du bist nett, ich komme schon mit dir klar. Ein paar Monate später sieht die Welt anders aus.

Ich glaube ich leide unter Depressionen. Normal komme ich ganz gut damit klar, aber als ich heute in der Straßenbahn mich schwer tat die Tränen zu unterdrücken dachte ich mir irgendetwas muss sich ändern.

Ich bin ein fauler Mensch. Wenn mich etwas nicht interessiert tue ich mich unglaublich schwer es trotzdem zu machen. Dies haben von Anfang an auch meine Lehrer in den Zeugnissen geschrieben, intelligent und faul. Zurzeit studiere ich Informatik - im 20. Semester und ein Ende ist nicht in Sicht. Ich denke ich werde dieses Studium schaffen weil ich es mir vorgenommen habe es zu schaffen. Aber wenn ich ehrlich bin interessiert es mich überhaupt nicht. Mich interessiert generell irgendwie gar nichts mehr. Wenn etwas nicht mit dieser oben beschriebenen Frau zu tun hat, z.B. Sport machen um ihr zu gefallen, Studium abschliessen um für eine gemeinsame Zukunft sorgen zu können usw. haben solche Sachen keinen wirklichen Wert mehr für mich.

Nach der Trennung von meiner Ehefrau bin ich umgezogen, meine Mutter hatte mir geholfen die neue Wohnung einzurichten. Die Kartons die wir damals nicht mehr geschafft haben zu entleeren stehen noch immer unangerührt rum. Meine Pflanze bekommt mit etwas Glück einmal im Monat ein paar Tropfen Wasser. Ich weiss nicht warum ich so bin...

Ich habe mit meinem Leben abgeschlossen. Ich weiss wirklich nicht wofür ich noch leben soll. Ich versuche einfach nur noch zu überleben, ich denke sowas wie Glück ist für andere Menschen vorbehalten. Ich möchte nur niemanden unglücklich zu machen. Ihr habe ich leider sehr viele Probleme bereitet.

Wie ich schon sagte ich habe sehr gute Eltern und auch nette Geschwister. Aber irgendwie versuche ich mich aus deren Köpfen zu bringen. Zu meiner Schwester und meinem Bruder halte ich so gut wie keinen Kontakt und wenn nicht meine Mutter irgendwie so sehr darauf drängen würde das ich Samstag zum Essen komme wäre es dort wohl genauso.

Wenn mich etwas interessiert versuche ich sehr gut darin zu sein. Nur habe ich keine Ziele, nichts was mich im Leben antreibt. Bei dieser Frau dachte ich (und denke es vll. noch immer) wenn ich nur mein Bestes gebe, dann kann es funktionieren. Streben nach Glück ... Und nun hab ich versagt. Mit sowas muss man eben wohl rechnen.

Ich versuchte auch Kontakte zu anderen Frauen in den letzten 1 1/2 Jahren auf zu bauen, aber es war für mich irgendwie eine "Qual". Ich konnte mich einige Stunden mit ihnen ganz gut und auch interessiert unterhalten, aber irgendwann war es immer nur so das ich bla bla bla hörte und mich fragte was jetzt SIE wohl sagen würden. Mit Ihr wollte ich gar nicht mehr aufhören zu reden.

Der Text ist etwas durcheinander, aber so sind meine Gedanken, so bin ich. Ich weiss nicht einmal warum das hier schreibe. Vielleicht um mal zu sehen was andere dazu sagen. Ich habe Kopfschmerzen.

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tigersclaw
sporadischer Gast
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Beitrag Fr., 22.05.2009, 07:36

Hallo grau!

Ich kenne diese Lustlosigkeit. Ich hatte viele Jahre damit zu kämpfen. Ich wollte keine Männer sehen sondern nur Frauen, ich habe smalltalks wie die Pest gehasst und am liebsten bin ich alleine gewesen mit Computer spielen und das einzige was mich interessiert hat war ich selber, sogar Auf Partys hat es mich immer wieder gelangweilt, ich habe mich immer gefragt "was mache ich überhaupt hier?", kann ich doch gleich hier bleiben als dumm rum zu sitzen und mich langweilen.

Ich habe dann eine Therapie begonnen.... und jetzt 1 Jahr später hat sich alles vollkommen verändert. ich kann dir nicht genau sagen was genau oder wie das passiert ist. Nur so viel, das es sich langsam ein wenig geändert hat, und in letzter Zeit bin ich aufgeblüht.

Mein Leben hat sich vollkommen verändert. Anstatt das ich immer "Nein" oder "Vielleicht" zu allem gesagt habe, mache ich jetzt genau das gegenteil!
Egal was gerade los ist, egal was jemand mich fragt, oder möchte, ich kenne nur noch eines:

"Warum nicht?"
"Na klar"
"Bin dabei"
"was solls"
...

Am Anfang war es wirklich sau schwer, ich war faul, hatte keine lust, wollte nicht, und ich musste mir immer wieder in den allerwertesten treten, aber jetzt finde ich es toll. Warum darüber nachdenken? Einfach smalltalk reden, und wenn schluss ist dann ist schluss mit der diskussion, und vielleicht entwickelt sich etwas weiter.

DENK nicht darüber nach, TUH es einfach. Gerade soziale Kontakte sind wirklich sehr wichtig! Du bist nicht alleine, du lernst neue Menschen kennen, neue Sichtweisen, neue verhaltensmuster, Geschichten, lachen, traurigkeit, schicksale!

Das ist alles viel interessanter als ich dachte, und andere Menschen kennen lernen und fortgehen, miteinander etwas erleben!

naja das wars, und nun nimm ne Kopfschmerztablette!

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SamuelZ.
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Beiträge: 2154

Beitrag Fr., 22.05.2009, 10:59

Hallo grau,

mein erster Eindruck: ja, grau ist depressiv, und grau würde von einer Therapie profitieren.

Viele Grüße
sandyp.

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MelaNiete
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Beiträge: 141

Beitrag Sa., 23.05.2009, 18:17

Hallo,

Willkommen hier!
grau hat geschrieben:Ich habe keine "richtigen" Freunde. Früher hatte ich welche, aber irgendwann hatten diese mich sehr enttäucht und sie waren somit für mich gestorben. Ich habe auch Probleme damit zwischenmenschliche Beziehungen auf zu bauen. Ich mag keine Gruppen wo mehr als 3-4 Leute sind. Ich halte auch nichts von Smalltalk. Wenn ich mich unterhalte muss es mich anregen darüber nach zu denken.
Das kann ich verstehen. Aber ich finde immer wieder neue Freunde, weil ich mich bemühe, neuen Menschen ohne Vorurteile zu begegnen.
Sie war irgendwie perfekt. Ich habe noch nie einen Menschen getroffen der mir mehr Wert war als Sie. Selbst meine Familie erreicht nicht diesen Grad der Wertschätzung und ich habe wirklich gute Eltern. Ich kenne viele Menschen denen ich meine Eltern gewünscht hätte.
Das deutet für mich entweder auf akutes Verliebtsein oder auf übertriebene Idealisierung hin.
Allgemein mögen mich die Leute, aber früher oder später kommen sie nicht mit mir klar. Mittlerweile sag ich schon immer vorher was passieren wird und ich höre immer nur du bist nett, ich komme schon mit dir klar. Ein paar Monate später sieht die Welt anders aus.
Auch das kommt mir sehr bekannt vor.
Zurzeit studiere ich Informatik - im 20. Semester und ein Ende ist nicht in Sicht. Ich denke ich werde dieses Studium schaffen weil ich es mir vorgenommen habe es zu schaffen. Aber wenn ich ehrlich bin interessiert es mich überhaupt nicht.
Hat es Dich denn zu Beginn interessiert?
Wenn etwas nicht mit dieser oben beschriebenen Frau zu tun hat, z.B. Sport machen um ihr zu gefallen, Studium abschliessen um für eine gemeinsame Zukunft sorgen zu können usw. haben solche Sachen keinen wirklichen Wert mehr für mich.
Das sieht nach einer Abhängigkeit aus.
Ich habe mit meinem Leben abgeschlossen. Ich weiss wirklich nicht wofür ich noch leben soll. Ich versuche einfach nur noch zu überleben, ich denke sowas wie Glück ist für andere Menschen vorbehalten. Ich möchte nur niemanden unglücklich zu machen.
Warst Du schon einmal bei einem Psychiater oder Psychologen?
Ich kann Dir nur empfehlen, einen aufzusuchen, Dir professionelle Hilfe zu holen.

VG, Melanie
Dosis sola venenum facit. (Paracelsus)

Über mich: viewtopic.php?f=34&t=6483
Dort schreibe ich auch: Depri.ch – Psychiatriegespraech.de

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grau
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Beiträge: 2

Beitrag So., 24.05.2009, 19:06

Also zur Zeit geht es mir etwas besser, mal abgesehen von der Grippe die ich mir vor ein paar Tagen eingefangen habe.
Ob mir professionelle Hilfe etwas bringt...ich weiss es nicht. Wie ich schon sagte, ich lasse mir ungern von anderen helfen, ich versuche damit eher selber klar zu kommen. Und wie ich schon sagte ist es im Moment auch nicht so schlimm.

Verliebt sein - ja. Idealisierung - mit Sicherheit.
Diese Frau von der ich da rede ist schon einige Jahre wegen ADS in Behandlung. Als wir die ersten Male miteinander redeten meinte Sie nur sie habe das Gefühl ich leide unter den selben Symptomen. Naja daraufhin hatte ich mich etwas schlau gemacht und denke das es eher Richtung Borderline tendiert, welche ja angeblich schnell miteinander verwechselt werden können. Ein Zeichen dieser krankheit ist wohl eine sehr starke Fixierung auf einzelne Personen. Da ist wohl etwas wahres dran.

Auch weiss ich durch Sie das man es wohl schon bei ihr mit verschiedenen Medikamenten probiert hatte, welche auf der einen Seite zwar etwas gebracht hatten, diese aber wohl sehr stark in ihrer Persönlichkeit veränderten. Ehrlich gesagt auf sowas habe ich mal gar keine Lust.

Informatik hatte mich schon immer interessiert. Mein Vater hatte mich mit 7 (oder 8) Jahren mal mit in seinen damaligen Betrieb genommen und wir hatten uns vor den Betriebsrechner gesetzt. Seitdem wollte ich immer einen PC haben und mich auch damit beschäftigen. Im Abitur war Informatik dann eines meiner Prüfungsfächer und später habe ich dann eben angefangen es zu studieren.
Mein Problem ist im Moment eher das ich mich frage wozu ich das alles überhaupt mache? Ich bin kein Mensch der glücklich ist wenn er in Geld schwimmt oder besonders gerne in irgendwelchen schwierigen Aufgaben aufgeht. Glück ist für mich Dinge mit jemand zu teilen den man mag und der das selbe für einen empfindet. Aber diese Personen gibt es in meinem Leben nicht (mal abgesehen von meiner Familie, aber das meine ich nicht).
Also frage ich mich natürlich macht es Sinn sich noch anzustrengen für "Sinnlosigkeit".

Überleben werde ich ohne größere Probleme (ich komme mit SEHR wenig zum Leben aus), aber ich frage mich sehr oft ob ich überhaupt noch lebe. Und wenn nein was mich dann noch in dieser Welt hält :/

Und tigersclaw: Irgendwie hatte mir erst gestern jemand gesagt ich soll nicht soviel nachdenken, das macht nur traurig. Die sprüht vor positiver Denkweise das einem schlecht wird Vielleicht sollte ich mal ihren Rat beherzigen.

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