Mit dem Therapeuten aneinander geraten...

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Medea
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Mit dem Therapeuten aneinander geraten...

Beitrag So., 17.05.2009, 19:06

Ich lese hier öfter, dass ihr mit euren Theras "aneinander geratet".
Was genau versteht ihr darunter? Was passiert dabei?
Habt ihr richtige Auseinandersetzungen, Streit? Und warum?

Bitte verzeiht mir, ich will ja immer gefallen, alles richtig machen. Auseinandersetzung mit meinem Thera wäre wohl sehr waghalsig für mich.
Trotzdem hab ich manchmal das Gefühl, jetzt müsst ich ihm aber mal die Stirn bieten....
Sagt ihr einfach immer was ihr denkt, auch wenn das dann unangenehme Situationen hervorruft?

Bewundernd,
Medea

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soraya
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Beitrag So., 17.05.2009, 19:16

Hallo,

also EINFACH ist es sicher für mich nicht, das zu sagen, was ich denke, oder wenn ich merke, er missversteht mich (oder ich glaube zu meinen, dass er mich nicht versteht) oder wenn ich das Gefühl habe er nimmt mich nicht ernst, oder...anfangs schluckte ich den Ärger, Wut, Trauer, Panik, was auch immer, jedes negative Gefühl, das er hervorrief. Allerdings hat er mich immer wieder ermutigt, zu sagen was ich denke oder fühle, auch wenn es ein kontra war oder sogar kritik gegen ihn.

Er möchte, das ich merke, das auch solche "krisen" die Beziehung nicht beenden. So langsam aber sicher merke ich, dass ich das auch ins reale Leben übertragen kann. Ich bin nicht mehr ganz so vorsichtig, bei Menschen die mir wichtig sind. Ich sage zwar schon öfter meine Meinung oder kritisiere menschen, aber oft war ich dann auch überzeugt davon, das die Beziehung dann zuende ist. Punkt.

Also, es gibt keine Anschreien oder so in der Richtung, aber einen Schlagabtausch. Auch er reagiert authentisch, wird schon auch mal ärgerlich, aber alles hält sich in Grenzen.

ich bin auch schon des öfteren wütend ohne Verabschiedung gegangen, habe dann wütend die nächsten Stunde per Telefon abgesagt. All dieses Hin und Her hat die Beziehung nicht kaputt gemacht, sondern vertieft.

Mittlerweile fresse ich meinen Unmut gegen ihn nicht mehr in mich hinein, sondern kann den auch schon relativ ungefiltert äussern. Schliesslich ist der geschütze Rahmen der Therapie auch dazu da.

ich bin Borderliner, zusätzlich mit einer schizoiden PS...also Gefühle wiedergeben, "normales " Streiten ist für mich mehr als schwer. Umso besser wenn ich das mit dem Thera üben kann

lg

soraya

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rainyday
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Beiträge: 290

Beitrag So., 17.05.2009, 19:22

Wir haben noch nie gestritten, aber meine Thera hat Luftsprünge gemacht vor Freude, als ich endlich gemerkt habe, dass sie mich provoziert und ich mich darüber aufgeregt habe.
Wir sagen es uns auch, wenn wir mal gefrustet sind.
Would he walk upon the water
If he couldn't walk away?
And would you carry the torch for me?


Zerrissene
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Beitrag So., 17.05.2009, 19:33

Medea hat geschrieben:
Bitte verzeiht mir, ich will ja immer gefallen, alles richtig machen.

Medea
Vielleicht liegt ja darin der Grund deiner Therapie...

Viele Grüße

Zerrissene

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Niemandsland
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Beitrag Mo., 18.05.2009, 11:38

Hallöchen

Meine Therapeutin war die erste Person, mit der ich Auseinandersetzungen hatte und mit der ich dann auch sprechen konnte. Irgendwie hab ich dadurch gelernt, dass man miteinander reden kann und das dann auch auf einem erwachsenen Level. In meiner Vergangenheit habe ich nur erfahren, dass es dann noch mehr Ärger gibt wenn man Streitigkeiten klären will.

Letztens konnte ich nach einer schlechten Stunde auch mal sagen: "Ach, man kann sich nicht immer verstehen." Früher ging die Welt unter und ich hatte das Gefühl das nie wieder was gut werden würde. Ich denke dass es ein wichtiger Prozess ist, wenn man sich nicht immer einig ist.

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SamuelZ.
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Beitrag Mo., 18.05.2009, 15:26

Hallo Medea,

ich kenne Schlagabtausche mit dem Thera, die sind zermürbend, weil er nicht locker lässt. Fühle mich dann wie am Kragen gepackt und durchgeschüttelt. Da geht es eher um angebrachte Kritik meinerseits...

Fühle mich allerdings nicht schlecht danach, vllt deshalb, weil ich mich früher oft mit meiner Mutter gezofft habe, und in einem Beruf stecke, in dem man sich häufiger mal was anhören muss, keine Ahnung.

Was ich noch nicht hatte: Anbrüllen, Tür zuknallen, Ohrfeige, Anspucken, Tritt in den..., Beleidigungen und Schimpfkanonaden, Nicht-mehr-zur-Stunde-kommen aus Trotz, Tränen und Wutanfälle, ...

Ich glaube, ich brauche so etwas zur Zeit auch nicht unbedingt.

Viele Grüße
sandyp.

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Hamna
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Beitrag Mo., 18.05.2009, 15:46

Anbrüllen, Tür zuknallen, Ohrfeige, Anspucken, Tritt in den..., Beleidigungen und Schimpfkanonaden, Nicht-mehr-zur-Stunde-kommen aus Trotz, Tränen und Wutanfälle, ...


Gibt's sowas denn?

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SamuelZ.
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Beitrag Mo., 18.05.2009, 16:01

Warum nicht? Dafür werden sie ja bezahlt. Müssen sie schon aushalten können, schließlich sind wir ja auch nur Menschen, oder?

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soraya
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Beiträge: 19

Beitrag Mo., 18.05.2009, 16:08

naja, also anspucken und tritt in den a..., dafür werden sie sicher nicht bezahlt...

es gibt grenzen, finde ich.

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Dunkle
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Beitrag Mo., 18.05.2009, 16:12

Hey Sandy,

das ist ja eine muntere Auflistung!! Ich war eben beim Lesen auch ganz schön baff!
SandyP. hat geschrieben:Müssen sie schon aushalten können, schließlich sind wir ja auch nur Menschen, oder?
Mhmmm *intiefesnachdenkenverfalle*

Aushalten schon, sich alles gefallen lassen aber auch nicht.
In solchen Konflikten, in denen es auch schon mal heiß her geht (die TÜr zugeworfen hab ich auch schon mal ), sollte aber immer wieder die Reflektion eine Rolle spielen, bei der man dann ja auch automatisch wieder ruhiger wird.

Aber sonst, doch, manchmal ist es sinnvoll, durch akute Gefühle und deren Äußerung der zahmen und sonst so kultivierten Veranstaltung etwas Leben einzuhauchen , gelle?


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metropolis
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Beiträge: 1969

Beitrag Mo., 18.05.2009, 16:21

Dunkle hat geschrieben: (die TÜr zugeworfen hab ich auch schon mal )
Die zugehörige Situation würde mich jetzt mal interessieren. Magst du davon erzählen?
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

Theodor Storm

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ENA
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Beitrag Mo., 18.05.2009, 16:30

Niemandsland hat geschrieben:Hallöchen

Meine Therapeutin war die erste Person, mit der ich Auseinandersetzungen hatte und mit der ich dann auch sprechen konnte. Irgendwie hab ich dadurch gelernt, dass man miteinander reden kann und das dann auch auf einem erwachsenen Level. In meiner Vergangenheit habe ich nur erfahren, dass es dann noch mehr Ärger gibt wenn man Streitigkeiten klären will.

Letztens konnte ich nach einer schlechten Stunde auch mal sagen: "Ach, man kann sich nicht immer verstehen." Früher ging die Welt unter und ich hatte das Gefühl das nie wieder was gut werden würde. Ich denke dass es ein wichtiger Prozess ist, wenn man sich nicht immer einig ist.
Ooooh, Du sprichst mir da vollkommend aus der Seele!...Ich hab eigentlich nur durch "Zufall" in diesem Thread vorbeigeschaut,...und dann sowas! So eine Ähnlichkeit!... ...Wie hast Du das denn geschafft, Niemandsland?
Ich habe und hatte eigentlich selten richtige Auseinandersetzungen mit meinen Therapeutinnen, scheue es auch, weil ich immer befürchtet habe, dann damit dann bis zur nächsten Stunde rumlaufen zu müssen. ...Allerdings gibt es in letzter Zeit auch weniger Anhaltspunkte dazu!...
Ich kenne nur zu gut diese Erfahrungen aus dem Alltag, dass es immer schlimmer wird, wenn ich mich dann mal wehre oder aufrege. ...und meine Therapeutin sagt immer, dass ich bei ihr die Chance habe, zu spüren, dass es auch anders geht. Ich denke auch, dass das ein ganz wichtiger Prozess ist, habe es aber noch nicht erreicht,...und mache leider auch heute noch im Alltag immer wieder aufs neue die Erfahrung, dass alles nur noch schlimmer wird, wenn ich mal was sage,...tue ich auch nicht so oft. ...Wie hast Du das denn erreicht???

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Dunkle
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Beitrag Mo., 18.05.2009, 16:41

ok, da gings um eine Bezahlungsregelung, konkret um die einigen Analytikern eigene Regelung, dass man jede Stunde, die man nicht wahrnimmt, egal aus welchem Grund und egal, wann man das sagt, dass man nicht kommt, bezahlen muss. Und das wollte ich wohl nicht begreifen am Anfang und hatte mir eben doch gedacht, er wird das von Fall zu Fall entscheiden.... Aber nee.

Mein Kind war krank und ich zu seiner Pflege krankgeschrieben. Und da die Praxis 1 h von meiner Wohnung entfernt ist, kann ich nicht einfach mal so eben 3 Stunden verschwinden...also habe ich abgesagt.

Tja, ich finde es bis heute ungerecht. Aber das ist wirklich ein anderes Thema. Ich habe meine Wut und meine Verachtung dieser Regelung gegenüber SEHR deutlich rausgehauen! Und wir hatten ein paar Stunden, da "zischte" es nur so. Wie gesagt, ich habe es dann "begriffen", ich habe auch meine Verdrängung dabei begriffen und meine absurde Hoffnung, er würde für mich Sonderregelungen machen. Dass ich es kapiert habe, heißt aber eben noch nicht, dass ich es jetzt "gut" finden kann...

Trotzdem, ich habe die Erfahrung gemacht, dass er sich meine Argumente ruhig anhört, dass er mich, auch wenn ich echt scharf werde (ich habe dann auch gerufen - im Liegen!! - : Haben Sie das jetzt wirklich nötig?? Das ist sooo schwach!!"), nicht irgendwie disqualifiziert, dass er meine Seite, meine Argumente verstand, dass er sagte, es würde ihm schwerfallen, aber wir müssten dabei bleiben, dass er immer bereit war, darüber zu sprechen, auch wenn das zum xsten Mal hochkommt (tut es bis heute!)...

Insofern war das eine gute Erfahrung für mich.


montagne
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Beitrag Mo., 18.05.2009, 17:00

Schimpftiraden, Verbalattacken, aggressive Körperhaltung, laut werden, das kenne ich von mir in der Therapie.
Sagt ihr einfach immer was ihr denkt, auch wenn das dann unangenehme Situationen hervorruft?
Nun ja, wenn ich gleich sagen könnte was mir nicht passt, was mich verletzt, gekränkt hat, dann würde es wohl nicht zur Eskalation kommen. Aber das kann ich nicht immer.
In bestimmten Situationen kocht es so lange in mir, bis es überkocht. Sei es, das ich es für mich selbst den Finger nicht auf den wunden Punkt bekomme oder das ich mich nicht traue zu sagen was los ist. Aber es ist ja in mir und irgendwann dann raste ich aus.
amor fati

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münchnerkindl
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Beitrag Mo., 18.05.2009, 17:17

Dunkle hat geschrieben:
Mein Kind war krank und ich zu seiner Pflege krankgeschrieben. Und da die Praxis 1 h von meiner Wohnung entfernt ist, kann ich nicht einfach mal so eben 3 Stunden verschwinden...also habe ich abgesagt.

Tja, ich finde es bis heute ungerecht. Aber das ist wirklich ein anderes Thema. Ich habe meine Wut und meine Verachtung dieser Regelung gegenüber SEHR deutlich rausgehauen! Und wir hatten ein paar Stunden, da "zischte" es nur so. Wie gesagt, ich habe es dann "begriffen", ich habe auch meine Verdrängung dabei begriffen und meine absurde Hoffnung, er würde für mich Sonderregelungen machen. Dass ich es kapiert habe, heißt aber eben noch nicht, dass ich es jetzt "gut" finden kann....
Du hast es kapiert? Ich würde eher sagen, du hast gegen die "Übermacht" kapituliert. Du wurdest einfach gezwungen, nachzugeben. Wie ein kleines Kind das noch so zetern und protestieren kann und trotzdem einfach ins Bett muss, oder einfach den Spinat essen muss.
Sorry, das hat nix mit "Verdrängung" zu tun. Deine Wut darüber ist ein Ausdruck dessen daß da eine real existierende unfaire Behandlung stattgefunden hat gegen die du dich nicht wehren konntest.
Und du hast noch eine Weile gezickt und die Kröte dann brav geschluckt.

Ich hätte mir jedenfalls erstmal einen Anwalt genommen und abgeklärt ob er überhaupt ein Recht hat so einen Vertrag zu machen, also ob er vor Gericht eine Chance hätte damit durchzukommen, mir kommt das nämlich so vor als ob es durchaus sein könnte daß das in irgendeiner Weise unzulässig sein könnte . Wenn nein hätte ich das einfach nicht bezahlt und fertig. Dann hätte ganz einfach er das Problem gehabt und ich hätte beobachten können wie er damit fertigwerden muss eine auf die Mütze bekommen zu haben und nix dagegen tun zu können.


Wenn ja hätte ich es bezahlt, einen anderen Therapeuten gesucht wo die Vertragsbedingungen fairer sind. Ich mag nämlich keine unfaire Behandlung. Vor allem wenn ich der Kunde bin und für eine Dienstleistung bezahle.

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