Borderline - mein Erleben

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.
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dancingwithtears
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Borderline - mein Erleben

Beitrag So., 03.05.2009, 00:09

Hallo!!

Habe auch diese Diagnose bekommen, zuerst nur mit einem Verdacht, dann wurde es mir bestätigt.
Ich möchte euch kurz davon berichten, wie ich empfinde (im Bezug, auf den typischen Borderline-Symptomen)

Manchmal, wenn ich Sport mache und ich höre Musik (vocal trance - harmonisch, melodiös) dann bin ich wie in einer Traumwelt - alles zart und voller Liebe, manchmal voller Dynamik und Energie, manchmal mit vielen Leuten, die sich nach mir umdrehen und mit mir mit laufen, oder (rad) fahren. Alles nach rythmisch und passend zur Musik. Hier fühle ich mich so wohl und vergesse meine Traurigkeit. Ich habe das Gefühl, dass ich hier alles tun und machen darf - in meiner Fantasie.
Oft lache ich lautstark mit mir selber oder rede mit mir, oder fantasiere mir Dialoge zusammen. Wenn ich das Bedürnis dazu habe zu lachen oder zu reden und es geht nicht, weil ich unter Menschen bin, tue ich so, als würde ich telefonieren - ist doch verrückt!

Bevor ich einschlafe, habe ich öfters den innigen Wunsch mir weh zu tun. Schneiden am besten, mit viel Blut und möglichst tief. Ich weiß aber nicht, woher das kommt. (Mache das aber nicht mehr, weil sonst lande ich wieder in der Notaufnahme) Ich fühle mich da nicht "leer", wie viele behaupten. Es ist nur ein komisches Gefühl, das ich dabei habe, so als genüge mir das normale Körperempfinden nicht.

Wenn ich ausgehe oder mit jemanden oder mehreren zusammen bin, dann kommt es sehr oft vor, dass ich allein sein will, obwohl ich eigentlich Spaß habe.
Freunde habe ich keine, außer Oberflächliche und Zwecksfreundschaften. Leute, die ich brauche um Sport zu machen, oder die mit mir reden und mir ihr Wissen übermitteln, oder einfach nur Leute zum Ausgehen, weil man muss ja mal rausgehen, auch wenn man traurig ist und man eigentlich nicht will.
Manchmal vertraue ich solchen Leuten intime Dinge von mir an, dann bekomme ich Angst und breche den Kontakt einfach ab. Sperre die Nummer, Mails kommen in den Spam Ordner.
Vor einem halben Jahr war ich auf den Kontakt-Suche Trip. Mit vielen Singleplattformen, MySpace, Facebook, etc, wo ich viele Leute kennen gelernt habe. Mit einigen hab ich mich getroffen, doch mehr als 1, 2 mal treffen war nicht drinnen und wenn doch, dann hab ich mich solange mit ihnen getroffen, bis ich wusste, dass sie mich mögen, oder lieben und hab sie dann fallen gelassen, obwohl sie ABSOLUT nichts falsch gemacht haben.
Ich bin so ein schlechter Mensch diesbezüglich! Fühle mich fast sadistisch. Ich habe nie darüber nachgedacht, mir wird das alles nach und nach bewusst und fühle mich so traurig dabei.
"Ich sei komisch", "Ich könne mit keinem was anfangen", sagen meine Eltern.

Borderline haben Angst verlassen zu werden. Ich habe aber keine Angst davor, mir ist das egal, es lässt mich kalt, wenn ich alleine bin. Auch was andere denken, lässt mich kalt. Denken sie schlecht, dann sind sie sowieso gleich abserviert. Keine Lust auf Konfrontationen, keine Lust auf Klärung, lieber weglaufen.

Erzäht mir von euren Erfahrungen, bitte! Was sagt ihr zu meinen Schilderungen? Erkennt ihr euch wieder?
Wie erlebt ihr eine sog. chronische Leere? Ich denke nicht, dass ich sowas empfinde.
Mancher Mensch hat ein großes Feuer in seiner Seele,
und niemand kommt, um sich daran zu wärmen

Vincent van Gogh

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Lichtwesen
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Beitrag Di., 05.05.2009, 14:14

Hallo
Also ich muss sagen manchen kommt mir bekannt vor. Vor allem das mit den Dialogen oder dem lauten lachen. Meine Therapeutin meinte dann immer ich solle so tun als hätte ich ein Headset und würde telefonieren
Das mit dem verlassen werden ist bei mir auch ähnlich. In einer Beziehung will ich nicht verlassen werden aber so bei Freunden ist es mir sogar egal. Ich denke das liegt aber daran das ich als Kind schon so war ich habe oft mit einer Freundin streit angefangen und sie dann rausgeworfen aber sie kam immer wieder. Das ist heutzutage auch so aber kommen sie irgendwann nicht mehr zurück ist es mir auch egal.

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dancingwithtears
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Beitrag Di., 05.05.2009, 20:50

Hallo Lichtwesen!

Danke für deinen Beitrag!
Meinst du, dass es typisch für die Krankheit ist, laut zu lachen oder zu reden, obwohl keiner da ist und das mitten in der Öffentlichkeit? Oder machen das andere auch? Ich weiß es nicht.
Wir sind da sehr ähnlich. Uns bedeuten Freundschaften, sofern man sie so nennen kann, nichts.
Wie lange lebst du mit dieser Diagnose schon?

dancingwithtears
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Lichtwesen
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Beitrag Mi., 06.05.2009, 13:39

Hey
Also ob das normal ist weiß ich nicht aber ich hab noch nie gelesen dass es für Borderliner typisch ist. Gott sei dank kann ich mich aber zusammen reißen wenn ich draußen bin das ich plötzlich nicht lache. Und mit mir selbst reden tu ich auch nur wenn ich alleine bin. Also wie du es gesgat hast so richtige Dialoge...
Ich hab diese Diagnose seit 2 Jahren.
Wie ist es eigentich bei dir so mit freunden? Weil ich treff mich eigentlich immer sehr gerne mit Freunden und freue mich auch wen ich sie sehe aber wenn eben irgendetwas ist was mir grad nicht passt möcht ich sie nicht mehr sehen und da is es mir auch egal ob sie sich wieder melden oder nicht.
Ist das bei dir auch so?
Liebe Grüße!

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Gefühlschaos
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Beitrag Di., 09.06.2009, 08:40

Hallo ihr beiden...

also ich hab zwar noch keine Diagnose ich will mich nach nem schlimmen Vorfall am WE aber endlich in Therapie begeben...

hab schon jahrelang den Verdacht auf BL...

Ich musste eben schmunzeln, als ich das mit dem reden und lachen gelesen hab... so geht es mir auch... früher hab ich auch immer getan, als würd ich telefonieren oder so... heute hab ich es leichter... ich hab nen Hund =o) mit dem red ich eh die ganze Zeit und wenn ich laut loslachen muss naja ich denke, dass andere dann denken, das sich lach, weil mein Hund was komisches gemacht hat... ob das auch so ist, dass sie das denken... keine Ahnung aber mir hilft das...

Oh Gott... ihr habt wenigstens alle irgendwen... ich hab eigentlich gar keine Freunde... ich gerate imemr nur in den freundeskreis meines aktuellen Freundes mit rein ja mit denen versteh ich mich meist auch recht schnell recht gut ja mhh aber würd sie nie MEINE Freunde nennen... ich hätte gern Freunde... aber ich weiß ja wie sowas bei mir endet... Streit provozieren, bis sie sich abwenden und das Verlassenwerden, was ich immer befürchte auch eintritt... oh man...


Liebe Grüße

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R3VO
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Beitrag Mo., 15.06.2009, 18:19

Bei Dir sind die Bindungsängste vielleicht größer als die Verlustängste. Andererseits: Wenn du Dich gar nicht erst bindest, kannst Du auch nicht verletzt werden, weil dich jemand, an den du dich gebuden hast, verlässt.
Alles Geschaffene ist vergänglich. Strebt weiter, bemüht euch, unablässig achtsam zu sein. - Buddha

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Pippi Langstrumpf
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Beitrag Mo., 15.06.2009, 19:38

Hallo dancingwithtears!

Finde mich in vielen deiner Beschreibungen auch wieder.
Das mit dem Lachen kenne ich auch. Stelle mir immer vor, wie das von außen aussehen muss. Jemand sitzt alleine irgendwo und muss richtig lachen

Was mir im Allgemeinen auffällt ist, dass ich viel intensiver empfinde als andere (sog."Nicht-Borderliner" )!
Ich erlebe vieles in einer sehr starken/oft unaushaltbaren Intensität. Das kann von Vorteil sein,weil man viel mehr und tiefer spüren und wahrnehmen kann als andere.
Die andere Seite dieser Fähigkeit sieht eben so aus, dass man sich vor lauter verwirrenden,beängstigenden Empfindungen gar nicht mehr auskennt. Ich könnte dann nicht sagen:Jetzt habe ich Angst, jetzt bin ich wütend oder traurig oder angespannt usf. Vielmehr ist es ein richtiges Gefühlsknäuel, das ich nicht mehr entwirren kann. Da fühle ich alle Gefühle,die man fühlen kann auf einmal. So irgendwie fühlt es sich an. Und das ist dann so viel, dass es irgendwie auch an "Nichts" erinnert. Dann stellt sich oft eine absolute Leere ein. Vielleicht als Reaktion oder logische Schlussfolgerung auf das "Viele"?



Jedenfalls empfinde ich einiges auch so wie du!!


Liebe Grüße


Pippi
(...)und bräche nicht aus allen seinen Rändern
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R3VO
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Beitrag Mo., 15.06.2009, 20:10

Dieses "intensiver" fühlen, könnte man bestimmt auch als erhöhte sensibilität beschreiben, die erlebe ich bei mir auch, und ich führe sie auf meine posttraumatische belastungsstörung zurück. (empirische studien sprechen dafür, dass sensibilität eine traumafolge ist)
Alles Geschaffene ist vergänglich. Strebt weiter, bemüht euch, unablässig achtsam zu sein. - Buddha

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heissundkalt
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Beitrag Mo., 15.06.2009, 22:09

...ich sehe es so, dass die leere sich als schutzmechanismus einstellt, sobald sonst eine überflutung einsatzen würde... die leere als schleudersitz... kann ich gerade auch ein liedchen von singen...

aber den gedanken, dass ein gefühlswirrwar auch einem "nichts" ähnelt finde ich interessant... weil man es nicht mehr fassen kann, ist es eben nichts...hmm

LG, heissundkalt
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Pippi Langstrumpf
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Beitrag Di., 16.06.2009, 08:25

Hallo R3VO!
Dieses "intensiver" fühlen, könnte man bestimmt auch als erhöhte sensibilität beschreiben, die erlebe ich bei mir auch, und ich führe sie auf meine posttraumatische belastungsstörung zurück.
Ich denke auch,dass es so ist.
Denkst du, dass es auch etwas wie eine "genetische Bedingung" geben kann? Dass man schon irgendwie sehr empfindsam auf die Welt kam oder dass sich diese Empfindsamkeit erst durch äußere Einflüsse(die einwirken)entwickelte? Ich denke, es wird wohl ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren sein.

Aus der Lieratur weiß ich(wie du auch erwähnst),dass diese erhöhte Sensibilität eine Traumafolge ist!

Hallo heissundkalt!
weil man es nicht mehr fassen kann, ist es eben nichts
Genauso meinte ich es! Du hast es besser auf den Punkt gebracht.
Manchmal scheint mir das so. So viel, dass es schon nichts mehr ist, eben weil man es nicht mehr begreifen und auseinander dividieren kann. Es ist alles. Und alles ist irgendwie auch Nichts.


Lg Pippi
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heissundkalt
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Beitrag Di., 16.06.2009, 14:31

...das thema nimmt schon philosophische ausmaße an
Pippi Langstrumpf hat geschrieben: Es ist alles. Und alles ist irgendwie auch Nichts.
ja. wie wahr. schon lustig... es heißt doch immer borderliner kämen mit gegensätzne nicht klar...daher die schwarz-weiß-sicht.jetzt erst begreife ich den ganzen zusammenhang dieser aussage. denn gegensätze bestimmten unser ganzes leben... ich habe gestern baby-gesittet...kider denken ja auch so absolut...warum kann unsere psyche nicht so gebaut sein, dass sie die zwischentöne von anfang an empfinden kann...warum quält sich ein kind mit dem gedanken es wäre schuld, wenn durch ein versehen der schwester ein wichtiges andenken an die oma kaputt geht? schuld und nicht schuld...ein dawischen, ein akzeptieren von "unfällen", von "versehen" gibt es nicht... diese szene gestern hat mich sehr berührt,denn ich habe gesehen, dass auch auch oft noch in diesen kategorien denke, auf anderer ebene , aber im grunde genau so...

lg, heissundkalt
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Pippi Langstrumpf
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Beitrag Di., 16.06.2009, 16:24

Hallo!

Ich denke, dass es leichter ist die Welt im "Entweder-Oder-Modus" wahrzunehmen, denn das bedeutet:weniger Ambivalenzen,Widersprüchlichkeiten,Inkonsistenzen, die ja so schwer auszuhalten sind. Ich denke, nicht nur für "Borderliner", für viele Menschen.
Letztlich dürfte das wohl auch ein Schutz sein bzw. eine gute Möglichkeit, sich einer weiteren,gründlicheren Auseinandersetzung zu entziehen. Dann nämlich würde man sehen müssen, dass nichts nur eine Seite hat und dass logisch und emotional unvereinbare Gedanken/Gefühle/Konstrukte nebeneinander existieren können/dürfen und dass viele Dinge einfach nicht ein- sondern mehrdeutig sind.
Mir bereitet das unglaubliche Schwierigkeiten, selbst wenn ich mich um Vollständigkeit (also:sowohl-als auch)bemühe!

Ich glaube, es ist ein großer Reifungsschritt von der Position des Entweder-Oder in die Position des Sowohl-Als Auch zu gelangen!
Was meinst du dazu,Philosophin?


Liebe Grüße


Pippi
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heissundkalt
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Beitrag Do., 18.06.2009, 00:49

hey, pippi, sag mal woher stammt deine signatur?

Pippi Langstrumpf hat geschrieben: Ich glaube, es ist ein großer Reifungsschritt von der Position des Entweder-Oder in die Position des Sowohl-Als Auch zu gelangen!
absolut! bin auch der ansicht!

bei mir ist das so: oftmals gelingt es mir shcon sehr gut, aber meistens nur, wenn mich dinge indirekt betreffen oder emotional nicht sehr berühren...bei aufwühlenderen themen ist das leider was anderes

wichtig ist, sich dessen bewußt zu werden. mehr oder wneiger neigt jeder zum schwar-weiß-malen. man muß lernen sich zu beobachten und STOP zu sagen. allerdings ist zu viel beobachtung dann wieder gleich kontrolle...zu viel kontrolle...so ist e oft bei mir. keine kontrolle oder zu viel. meistens zu viel. und wenn ich dann mal ausrate wundern sich alle...*seufz* gleichgewicht, wo bist du???

LG
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