Mein Verstand verlässt mich jeden Tag ein Stück mehr

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.
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Ragna
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Mein Verstand verlässt mich jeden Tag ein Stück mehr

Beitrag Mi., 19.12.2007, 07:08

...habe ich das Gefühl.

Hallo,

Ich weiß´nicht, ob das jemand von euch kennt dieses Gefühl, jeden Tag seinen Verstand ein STück mehr an der Haustür abzugeben.
Bei mir ist das seit ca. 1 Jahr so. Im Moment erkenne ich, dass ich eine extreme "Sonnenallergie" habe. Ich setze das in Anführungszeichen, weil es keine im herkömmlichen Sinne ist, wo man Ausschlag kriegt o. ä. Sondern bei mir ist das seelisch. Ich kann Sonne einfach nicht ertragen. Letzten SA z. B. war ein sehr sonniger Tag. Mein Mann und mein Sohn wollten wandern gehen und ich habe mich krank gestellt, damit ich NICHT RAUS muss. Das wäre für mich die totale Katastrophe gewesen. Die Wochenenden sind deshalb immer besonders schlimm. Über die Woche sitze ich ja im Büro und bin sicher, in der Mittagspausche versuche ich nach Möglichkeit nicht rauszugehen, es sei denn, es regnet oder der Himmel ist bedeckt. Aber am WE ist ja immer "rausgehen" angesagt. Ein Albtraum für mich! Morgen z. B. bin ich bei meiner besten Freundin zum Geburtstag eingeladen - 14:00 Uhr! Ich überlege seit mehreren TAgen, wie ich das auf die Reihe kriege. Ich muss um 13:00 Uhr das Haus verlassen, also wenn die Sonne gerade am höchstesn steht.
Ich kann Stunden damit verbringen, aus dem Fenster zu schauen, bis am Horizont ein Wölkchen auftaucht, um dann wieder ganz deprimiert zu sein, wenn ich feststelle, dass es das einzige war.
Auch wenn ich zu Hause (allein) bin, lasse ich alle Fensterläden runter, damit ich nicht RAUS schauen muss.
Mein ständiger Begleiter ist ein Terminkalender, in dem die Sonnenauf- und Untergänge stehen. Danach plane ich dann alles - zumindest versuche ich es. meine Familie weiß übrigens nichts, auch nicht von den Alkoholexzessen und Tablettenmissbrauch. Aber ohne dieses Zeugs wäre ich schon durchgedreht.
Vielleicht sind das auch Wahrnehmungsstöärungen, ich weiß es nicht. Als wir im Sommer z. B. in Schweden im Urlaub waren, habe ich nichts, aber auch absolut nichts schönes erlebt oder in Erinnerung. Gar nix. Ich weiß noch, wie einer unserer Freunde zu uns kam und sagte: "Ich war grade unten am See, der ist total romantisch mti ganz vielen Seerosen und so. Richtig schön!" Ich runter zum See und als ich am Ufer stehe, denke ich nur: 'Wie tot.' So habe ich den gesamten Urlaub empfunden: tot! So als ob alle anderen und alles andere in einer Welt wäre und ich in einer anderen.
Ich war bereits in therapeutischer Behandlung, konnte mich aber nie ganz öffnen (auch nicht hier im Forum) und über meine Urängste reden. Das hat mich so frustriert, dass ic hdie Therapie abgebrochen habe, obwohl ich denke, dass ich sie eigentlich bitter nötig hätte. Ich habe da eine totale Blockade zu reden.

Das mit der sonne ist nicht mein einziges Problem, aber das schlimmste. Selbst wenn ich fernsehen schaue und da scheint die Sonne, schalte ich um. Oder wenn ich die Rolläden unten habe und die Sonne scheint an den Seitenrändern noch etwas durch, ist das für mich noch zu viel. Wenn der Himmel bedeckt ist und langsam wird ein hellblauer Fleck sichtbar, bekomme ich schon richtig Panik, schwitze, zittere, versuche mich in Räumen aufzuhalten, die keine Fenster haben. So geht das echt nicht weiter...!

Aufgefallen ist mir diese Überängstlichkeit auf eigentlich harmlose Dinge schon länger. Bestes und jüngstes Beispiel: Ich war mit meiner Familie in einem Wildpark. Als wir an den Gehegen mit den Hirschen vorbeikamen, bekam ich schlichtweg Panik, weil ich Angst hatte, dass die Hirsche(!) über den Zaun springen könnten und … ja, weiß ich auch nicht, vielleicht dass sie mich tottrampeln. Keine Ahnung. Schlimmer wurde es noch, als wir am Wolfsgehege vorbeikamen. Eigentlich schaue ich mir gern Wölfe an, aber da war es auf einmal besonders schlimm. Es waren ca. 8 und sie liefen sehr aktiv im Gehege herum. Der Zaun war ca. 3 m hoch und hatte oben Stacheldraht drauf und war zusätzlich elektrisch gesichert (!!!). Trotzdem war mir das kein Trost. Ich stellte mir vor, dass sie bereits einen unterirdischen Tunnel gegraben haben und plötzlich vor mir stehen. Das war für mich absolute Gewissheit! An einer Stelle war in dem Zaun eine Blockhütte "eingebaut". Dort konnte man rein und die Tiere durch ein Fenster beobachten. Ich hatte dann Angst, dass sie durch das Fenster springen könnten.
Etwas weiter waren dann noch die schottischen Hochlandrinder, bei denen ich mir lebhaft vorstellte, dass sie urplötzlich (sie schauten mich die ganze Zeit sehr aufmerksam an) lospreschen könnten, den Zaun niederreißen und mich attackieren. Nicht viel anders dann bei den Wildschweinen.
Jetzt kommt mir das irgendwie lächerlich vor, aber in dem Moment hatte ich wirklich Panik, dabei waren es noch nicht mal Tiger oder Bären!

So viel dazu. Vielleicht kann mir jemand was dazu schreiben, weil er schon ähnliches erlebt hat und da eine Möglichkeit gefunden hat, rauszukommen.
Viele Grüße von
Ragna

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MenschNo.1224
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Beitrag Sa., 22.12.2007, 22:19

Hallo Ragna

War da vielleicht irgendwas in deiner Vergangenheit mit Tieren oder Sonne, woran du dich vielleicht erinnerst und sehr schlimm für dich war.
Also damit meine ich keine Ängste, sondern etwas Wirkliches.
Und wenn nicht, war da irgendwas wovon du sagen kannst: Ab da war es so.

Aber trotz allem würde ich dir wirklich empfehlen zu einem Therapeuten zu gehen, der kann dir nämlich um einiges besser helfen, als wir per Internet.

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audrey
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Beitrag So., 23.12.2007, 15:55

Wir sind hier natürlich keine Therapeuten und können daher auch keine Diagnosen stellen, aber für mich hört sich das Ganze weder nach Verlust des Verstandes noch nach einer Psychose an.

Kann es nicht vielleicht sein dass das hier:
Ich runter zum See und als ich am Ufer stehe, denke ich nur: 'Wie tot.' So habe ich den gesamten Urlaub empfunden: tot! So als ob alle anderen und alles andere in einer Welt wäre und ich in einer anderen.
der Grund für deine "Sonnenallergie" und Angst vor Tieren ist?

Ich meine sowohl die Sonne als auch muntere Tiere symbolisieren das Leben aus welchem du dich ausgeschlossen fühlst. Solche Gefühle treten oft bei handfesten Depressionen auf. Um dann noch irgendwie damit leben zu können entwickelt man dann eben Ängste und Vermeidungsverhalten um eben dieses "lebendige" nicht mehr etragen zu müssen.

Aber auch wenn es eine Depression ist die du hast, gehörst du unbedingt in therapeutische Behandlung.

Alles Gute und viel Mut,

Nita

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stern
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Beitrag So., 23.12.2007, 17:11

Wenn der Himmel bedeckt ist und langsam wird ein hellblauer Fleck sichtbar, bekomme ich schon richtig Panik, schwitze, zittere, versuche mich in Räumen aufzuhalten, die keine Fenster haben.
Hm, auch ich möchte dir prof. Hilfe nahe legen. Gefühlsmäßig würde ich sagen, von den Symptomen her hat das was von Ängsten/Phobien/Panik. Hast du es schon mal mit Entspannungsübungen versucht?
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
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(alte Weisheit)

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