Soziale Probleme ,kann ich meine Freundin unterstützen?

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.
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TroyTasa
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Soziale Probleme ,kann ich meine Freundin unterstützen?

Beitrag Mo., 02.03.2009, 03:40

Hallo,

meine Partnerin mir der ich 3 Jahre zusammen bin leidet unter sozialen Schwierigkeiten in Gesellschaft die ich anhand einiger Beispiele verdeutlichen möchte:
  • Sie findet keine guten Freundinnen, ist immer nur das dritte Rad am Wagen in Gruppen
  • Sie hat Angst davor das die anderen Mädchen in ihrer Clique untereinander besser befreundet sind als mit ihr
  • Manchmal kann sie ihre Laune bei gesellschaftlichen Anlässen wie z.B Partys nicht kontrollieren und sie redet den ganzen Abend so gut wie gar nicht mehr. Sie kommt aus diesem "Tief" einfach nicht mehr heraus. Dann fragen sich natürlich alle was mit ihr los ist, was ihre Laune nur noch mehr verschlechtert
  • Ihre Körpersprache gegenüber Fremden und auch Bekannten ist oft sehr ängstlich (kaum Blickkontakt, Arme verschränkt, Händedruck weit entfernt vom Gegenüber, Körperkontakt wird vermieden )
  • Sie ist sehr bedacht darauf niemanden anderen in irgendeiner Form Umstände wegen ihr zu machen (z.B Geburtstagsgeschenke kaufen)
  • Sie schlägt selbst so gut wie nie Aktivitäten (Kino, Essen gehen usw) vor, weil sie sich schlecht fühlen würde wenn es den anderen nacher nicht gefallen hat (auch mir gegenüber)

    Ich habe sie als einen sehr liebevollen und gutherzigen Menschen kennengelernt, jedoch gibt sie den meisten Menschen nicht die Chance sie wirlklich kennen zu lernen. Mit ihren einzigen Freunden hat sie entweder länger zusammengewohnt oder sie kennt sie noch aus der Schulzeit
    .
    Ich würde ihr so gerne dabei helfen ihre Probleme in den Griff zu bekommen, aber ich hab bisher einfach keinen Weg gefunden.
    Ich habe ihr einige Bücher heruntergeladen, z.B Wie mann Freunde gewinnt von Dale Carnegie, Stark durch Gefühle, Lebenserfolg durch Emotionale Intelligenz, NLP for Dummies, Tun Sie es doch usw. doch sie hält nicht so viel von solchen Ratgebern und liest sie einfach nicht weil sie meint da stehen nur sachen drin die sie schon kennt. Das ist übrigens auch das einzige wo ich mich drüber aufrege.
    Ich versuche sie auch auf Dinge die mir auffallen hinzuweisen, z.B die Körpersprache und gebe ihr Meine Erfahrungen mit Freunden weiter. Nur leider zeigt das überhaupt keinen Erfolg. Könnt ihr mir bitte Tipps geben, wie ich meiner Freundin helfen kann.

    Grüsse von Alex

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w_s_
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Beitrag Mo., 02.03.2009, 10:08

Bücher sind gut, sensibilisieren aber vermutlich nur ein wenig. Dein größter Beitrag kann vermutlich sein, sie auf das Thema zu sensibilisieren - und sie darin zu bestärken, was für ihre eigene Persönlichkeitsentwicklung zu machen.

Handelt es sich nur um antrainiertes Verhalten, oder eben nicht erlerntes Verhalten, bewegst du dich vermutlich im Bereich des Verhaltenstrainings - dann können Bücher teilweise helfen, aber auch so Dinge wie Kommunikationstechnik-Seminare, Rhetorikseminare etc. Liegt die Sache tiefer, bräuchte es eher Ansätze mit mehr therapeutischem Charakter - Gruppendynamikseminare, Selbsthilfegruppen - bis hin zu diversen Therapieformen.

Was es ist, wird sich von hier aus nicht sagen lassen. Bestärke sie halt darin mal was zu tun.

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isi
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Beitrag Di., 03.03.2009, 20:17

Hi,
hat sie denn selbst auch einen Leidensdruck? Habt ihr denn schonmal offen darüber geredet? Frage weil du gar nichts darüber geschrieben hast wie das alles für sie ist.
Ich kenne das von mir auch ein bischen. Allerdings waren das immer Situationen, in denen ich viele Leute nicht kannte. Mit Menschen die ich einigermaßen kenne, habe ich das nicht.
Klingt für mich trotzdem ein bischen nach einer Sozialphobie. Das haben so unglaublich viele Menschen - das glaubt man gar nicht.
Unterstützen tust du sie ja schon kräftig!
Ich hab mal eine Therapie deswegen gemacht und mich in der Zeit bewußt solchen Situationen ausgesetzt. Aber da muss man schon einen großen Leidensdruck haben und was ändern wollen.
Die ganzen Bücher müßte sie ja eigentlich lesen wollen und nicht du??
Isi

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TroyTasa
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Beitrag Mo., 09.03.2009, 01:52

hallo, danke für eure Antworten,
wir haben schon häufig darüber gesprochen und es belastet sie schon sehr! Sie erzählt mir häufig davon das sie das Gefühl hat keine richtige Freundin zu haben. Das tut mir dann auch sehr weh, weil ich es nicht verstehen kann das eine so tolle Frau einfach von allen verkannt wird. Die Gespräche ziehen sie meist ziemlich runter, und ich weiss nicht wie ich sie aufmuntern und motivieren kann.
Ich hab überlegt mir vielleicht eine Liste zusammenzustellen was man machen kann um mehr selbstbewusstsein zu bekommen, die sozialen Probleme zu lösen und Freunde zu gewinnen. Anhand der Liste könnte ich ihr dann Empfehlungen geben.

Bisher ist mir eingefallen:

- In einem Sportkurs anmelden (Kombination aus gesteigertem Selbstbewusstsein und sozialer Aktivität)
- Literatur lesen zum Thema Selbstbewusstsein, soziale Kontakte, Körpersprache (ich stelle gerade ein Ebook Paket zusammen)
- Therapie machen.
- diverse Kontaktbörsen (z.B New in Town)
- neues Hobby in einem Kurs erlernen

Habt ihr noch Ideen?

vg Alex

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frozen rabbit
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Beitrag Mi., 11.03.2009, 03:26

Ein Konfliktbewältigungsseminar?

Die ganzen "Freundschaften schließen"-Bücher sind für die Katz, wenn man zwar Freundschaften mit Leichtigkeit eingehen könnte, aber die Probleme, die in diesen Freundschaften auftreten, nicht aushält. Sie versucht nur die positiven Seiten einer Freundschaft zu bekommen, hat aber Angst den negativen Seiten gegenüberzutreten. Damit vermeidet sie alles, wo sie sich nicht sicher ist nur die positiven Seiten zu erhalten. Sie muss also immer wieder sehen können, dass negative Seiten (Konflikte) einer Freundschaft/Bekanntschaft nicht zur Beendigung derselben führen. Zwinge sie also Aktivitäten vorzuschlagen, ob sie es will oder nicht. Die Freunde können ja ablehnen, wenn es ihnen nicht passt, solange ihnen die Wahl bleibt.

Würde sie sich mit einer "besten Freundin" auch streiten oder nur auf Frieden machen?

Wie siehts denn mit der Familie aus? Eltern, Geschwister? Kommt nicht selten vor, dass es von dort angelernt ist.

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Braut
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Beitrag Fr., 13.03.2009, 01:34

hallo ich bin da ganz neu und treibe mich seit einiger zeit da im forum herum.

als erster möcht ich mal festhalten das ich das ganz toll finde wie du deiner freundin helfen willst !

ratschläge kann ich dir nicht geben,weil ich selbst eine starke soziolphobie habe , wird zur zeit ganz extrem und hab morgen endlich meinen ersten
doc-termin. ich finde all diese krankheiten sind so verschieden oder vermischen sich so in ein und der selben person , das man da immer sehr vorsichtig mit tips usw. sein sollte.

ich wünsche dir viel kraft.

lg von der braut die heut omi geworden ist .

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Stern*
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Beitrag Sa., 14.03.2009, 09:13

hallo!

ich finde es auch toll, wie du deine freundin unterstützt. ich habe mal kurz gedacht, du schreibst über mich, weil ich ähnliche probleme habe und meinen freund auch phasenweise damit wahrscheinlich belaste.

so wirklich andere tips als die vorgeschlagenen habe ich auch nicht - ich bin selber auch noch nicht wirklich da raus. gerade das kann ich gut nachvollziehen, das kenne ich von mir auch:
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eine therapie wäre sicherlich hilfreich um aufzudecken, warum deine freundin so ist. ist sie mal enttäuscht worden? sind in ihrer kindheit ereignisse gewesen, die sie haben so werden lassen wie sie ist? da könnte sie mal auf "spurensuche" gehen, vielleicht im rahmen einer analytischen therapie.

darüber hinaus hilft mir manchmal auch das aufschreiben von gedanken. völlig unsortiert. einfach ein heft füllen mit der schlechten laune, die man gerade hat. manchmal kommen einem beim schreiben neue gedanken, auswege, die man vorher nicht gesehen hat. und manchmal kann man das heft dann zuklappen, und die schlechte laune bleibt da drinnen. perspektivisch gesehen sollte man vielleicht nicht nur negative sachen beschreiben, sondern auch immer einzelne dinge benennen, die gut waren an dem tag bzw. auf die man stolz ist.

und darüber hinaus hilft das verständnis des freundes wahrscheinlich schon. sie braucht das gefühl, überhaupt verstanden zu werden bzw. dass sie nicht völlig "von einem anderen stern" ist - dazu macht sie sich ja selbst schon oft genug. mir hilft es zumindest, wenn ich merke: meine gefühle sind irgendwo auch für andere nachvollziehbar, und ich bin gar nicht so abgedreht, wie ich selber denke.

ein konfliktbewältitungsseminar halte ich (ohne selber je eins gemacht zu haben) generell für sinnvoll, allerdings würde ich es zu einem anderen zeitpunkt machen. ich weiß nicht, ich streite mich nicht häufig mit guten freundinnen?! erstmal wären da doch andere themen vorrangig, wie z.b. kontakte knüpfen und halten.

dass sie den inhalt der "lebenshilfe-bücher" banal findet, kann ich nachvollzieeh - das geht mir genauso. diese bücher setzen ja nicht im kern des problems an, sondern sind meist nur eine verhaltens- oder denk-anweisung. die ursache des problems bleibt unberührt.

abschließend stelle ich aber auch fest: wieso stellst du für deine freundin listen auf - wieso macht sie das nicht selber? eigentlich sollte ihr leidensdruck doch groß genug sein? mir hilft mein freund, indem er sich (zu) oft meine probleme anhört, aber ich verlange von ihm nicht, dass er mich "coacht"? da wird die abhängigkeit innerhalb der beziehung doch auch sehr groß. hast du schon mal in die richtung gedacht? wie eng seid ihr zusammen? vielleicht braucht sie eher freiraum und ein "mal auf die nase fallen", um selbst energie zu entwickeln?
Gruß von Stern*

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TroyTasa
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Beitrag Sa., 14.03.2009, 15:16

Hallo, vielen Dank für eure Antworten,

@Frozen Rabbit
In Freundschaften ist sie generell immer sehr friedlich, Konflikten geht sie aus dem Weg. Insofern ist ein solches Seminar sicher sinnvoll. Sie ist in einer grossen Familie aufgewachsen, die Eltern sind mittlerweile geschieden. Ihre Geschwister sind allesamt starke Persönlichkeiten, ich hab manchmal das Gefühl das sie in den Gruppengesprächen etwas untergeht und falls sie sich mal äußert jedes Wort auf die Goldwaage gelegt wird. Die Beziehung unter den Geschwistern und mit den Eltern ist aber insgesamt sehr herzlich. In der Schule war sie teilweise mit Mädchen befreundet die ebenfalls sehr ruhig und schüchtern waren. Würdet ihr es als sinnvoll erachten wenn ich solche Themen gezielt anspreche?

@Stern
Listen sind meine Art mit Problemen umzugehen (Unternehmensberaterkrankheit ). Ich werde ihr jetzt nicht die Liste präsentieren und den Coach spielen. Vielmehr will ich sie unterstützen einen anderen weg einzuschlagen. Ich hab schon gemerkt das ich dabei sehr behutsam sein muss, weil sie sich sonst unter Druck gesetzt fühlt. Aber mein Hauptproblem ist ja genau das was du ansprichst. Ich weiss einfach gar nicht wie ich mit ihr umgehen soll.
Ich versuche immer ihre Probleme nachzuvollziehen und ich hab ihr auch schon von meinen Problemen in Freundschaften usw erzählt. Aber wenn wir darüber reden geht es ihr nacher meist schlechter als vorher. Einmal hab ich sie auch kritisiert, das ich das Gefühl habe sie arbeitet nich genug an sich. Weiss nicht ob ich sie dadurch zu sehr unter Druck gesetzt hab. Die Idee, mit dem Tagebuch find ich gut, Ich hab das in schwierigen Phasen auch immer gemacht und wenn man sich das mit etwas Abstand durchliest sind die Probleme meist Kinkerlitzchen.

Grüsse von Alex

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Rezna
[nicht mehr wegzudenken]
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Beitrag So., 15.03.2009, 00:57

Ich habe die Erfahrung, daß es auch einen Sinn haben kann, diesen Rückzug zu leben. Er mag sich schlimm anfühlen, die Alternative wäre aber noch schlimmer.

Als ich gelesen habe was du so versuchst schnürte sich mir die Kehle zu. Manches kann man nicht, und dann das Gefühl zu bekommen, man täte nicht genug, verschlimmert alles nur noch.

Nicht alles lässt sich durch oberflächliches Training beheben und nicht immer ist es gut, etwas aus der Versenkung zu holen, von dem keiner weiß wie traumatisch es ist.

Wenn sie will und dich bittet: dann tu was du kannst. Aber wollen - das muss sie selbst. Denn letztendlich muss auch sie dann die Gefühle durchleben, die diese Konfrontationen auslösen.
»Nimm niemals Böswilligkeit an, wenn Dummheit hinreichend ist.« [Hanlon's Razor]
»Wir sind lieber die Bösen als die Dummen.« [Richard David Precht]

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