Hallo zusammen,
an der Stelle berichte ich mal über einen spannenden "Selbsterfahrungstrip", den ich auf Grund unseres Umzugs gemacht habe.
Diese Erfahrung war überraschend und völlig ungeahnt.
Vorgeschichte kurz umrissen:
wir haben viele Jahre in einer für unsere Bedürfnisse (Adoptivtochter und schwerbehindertes Pflegekind) in einer zu kleinen Wohnung gelebt, die Kinder mussten sich ein Zimmer teilen und für die Kinder war es in den letzten Jahren immer unzumutbarer.
Die Suche dauerte zwei Jahre. Jugendamt hat uns mit unterstützt, Referenzschreiben für die Wohnungsbaugesellschaften geschrieben, die "Hand für uns ins Feuer gelegt", sich als Ansprechpartner zur Verfügung gestellt usw....keine Chance.
Nicht mal mit Schwerbehindertenausweis und Pflegestufe.
Im November haben wir dann zusätzlich inseriert und binnen 48 Stunden hatten wir eine Wohnung - 5 Zimmer, riesengross, traumhafte Lage.
Wir haben die Tage zum Umzug gezählt und diesem entgegengefiebert.
Je näher der Umzugstag dann rückte, umso merkwürdiger wurde es für uns. Wir konnten schon einen Monat vorher in die neue Wohnung (auch tolle Vermieter!) ohne zu zahlen und auf einmal war da der ganze, unendlich scheinende Platz.
So wie wir uns nach dem Umzugstag gesehnt haben.....als wir umgezogen waren, habe ich wirklich den "Weitenkollaps" bekommen. Ich habe mich völlig "verloren" gefühlt und bin in den ersten Tagen sowas von desorientiert herumgelaufen, dass es schon filmreif war.
Wenn ich in die Küche wollte, landete ich im Bad.
Wenn ich ins Arbeitszimmer wollte, landete ich im Kinderzimmer unserer Grossen.
Wenn ich ins Bad wollte, landete ich in der Küche....
Ich hätte fast eine Karte gebraucht, um mich zuerechtzufinden.
Irgendwie ist es mir gar nicht in den Kopf gegangen, dass das jetzt "unser" Platz ist.
Ich habe mich dann immer wieder mal ins kleinsten Zimmer verkrümelt .
Mittlerweile geht's uns allen aber so richtig gut. Ich habe diese Selbsterfahrung recht spannend gefunden - denn ich hatte mir eingebildet, dass wir uns sofort "richtig gemütlich ausstrecken", wenn wir umgezogen sind, also das alles voll und ganz sofort geniessen können.
Naja, Einbildung ist auch "Bildung" und ich sehe es als Weiterbildung an.
Dass man die Krise bekommen kann, wenn man aus völlig beengten Verhältnissen auf einmal ganz viel Platz zur Verfügung hat.....
hat jemand hier auch mal so eine Erfahrung gemacht?
Spannende Selbsterfahrung: mehr Platz und nun?
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Spannende Selbsterfahrung: mehr Platz und nun?
Herzliche Grüße
Meereszauber
Vergangenheit ist gegenwärtige Erinnerung.
Zukunft ist gegenwärtige Erwartung.
Gegenwart ist der Moment in dem die Vergangenheit in die Zukunft fließt.
Augustinus
Meereszauber
Vergangenheit ist gegenwärtige Erinnerung.
Zukunft ist gegenwärtige Erwartung.
Gegenwart ist der Moment in dem die Vergangenheit in die Zukunft fließt.
Augustinus
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Hallo Meereszauber,
Da ich doch schon ein paar Umzüge hinter mir habe kann ich dieses Gefühl verstehen sich am Anfang ein wenig "verloren" zu fühlen. Bei mir war es immer ein Mix aus großer Freude und den (anfangs) beängstigenden Gedanken, hier werde ich nun JEDEN Tag sein, alles so fremd.
Komischerweise auch wenn sich nach kurzer Zeit das stimmige Gefühl einstellte, das ist hier mein Platz und ich irgendwann jeden Quadratzentimeter der Wohnung kannte, ich vergesse nie wie es war, als ich das erste Mal hier war. Und das bei jedem Ort wo ich mal wohnte, dieser erste Eindruck, dieses Gefühl von damals kann ich zu jedem Zeitpunkt abrufen. Und dieser erste Eindruck kommt mir sobald die Vertrautheit da war so fremd vor, so als ob das zwei unterschiedliche Orte wären.
Ein lustiges Detail am Rande, ich brauch immer mindestens ein halbes Jahr bis ich weiß welcher Lichtschalter für was ist, nachdem ich zum 5000.mal den falschen drückte (welcher war es nun der obere oder der untere ) und das obwohl mein Gedächtnis ansonsten nicht so schlecht ist.
Also, ich bin mir sicher, es kommt der Tag, wo dir auch 5 Zimmer plötzlich sehr klein vorkommen.
LG, comus
Da ich doch schon ein paar Umzüge hinter mir habe kann ich dieses Gefühl verstehen sich am Anfang ein wenig "verloren" zu fühlen. Bei mir war es immer ein Mix aus großer Freude und den (anfangs) beängstigenden Gedanken, hier werde ich nun JEDEN Tag sein, alles so fremd.
Komischerweise auch wenn sich nach kurzer Zeit das stimmige Gefühl einstellte, das ist hier mein Platz und ich irgendwann jeden Quadratzentimeter der Wohnung kannte, ich vergesse nie wie es war, als ich das erste Mal hier war. Und das bei jedem Ort wo ich mal wohnte, dieser erste Eindruck, dieses Gefühl von damals kann ich zu jedem Zeitpunkt abrufen. Und dieser erste Eindruck kommt mir sobald die Vertrautheit da war so fremd vor, so als ob das zwei unterschiedliche Orte wären.
Ein lustiges Detail am Rande, ich brauch immer mindestens ein halbes Jahr bis ich weiß welcher Lichtschalter für was ist, nachdem ich zum 5000.mal den falschen drückte (welcher war es nun der obere oder der untere ) und das obwohl mein Gedächtnis ansonsten nicht so schlecht ist.
Also, ich bin mir sicher, es kommt der Tag, wo dir auch 5 Zimmer plötzlich sehr klein vorkommen.
LG, comus
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Hallo Comus,
danke für Deinen Beitrag!
Das Gefühl: "Das hier ist mein/unser Platz" kommt allmählich. Da wir noch die alte Wohnung renovieren müssen, bin ich in der neuen vermutlich noch nicht ganz "angekommen".
Es gab während des Packens der Umzugskartons auch ein Ereignis, das sich für mich äusserst merkwürdig angefühlt hat.
Ich war dabei, meinen alten (und "alt" heisst in dem Fall aus den 80er Jahren.....) Schreibtisch auszuräumen.
In einem Schubfach hatte ich alte Briefe (zwischen 1976 und 2005) gesammelt.
Den hauptsächlichen Anteil machte eine Sammlung an Briefen zwischen den Jahren 1994 - 1999 aus, Briefe einer us-amerikanischen Bekannten, mit der ich mich für viele Jahre sehr verbunden fühlte.
Ich glaube, es gab in dem Zeitraum kaum etwas, das wir uns nicht geschrieben hatten.
Der Briefwechsel und der Kontakt schliefen allmählich (im Guten!) ein, nachdem wir unser erstes Kind adoptiert hatten.
Sie war selbst kinderlos - beachtlicherweise brachte genau sie uns auf die Idee zu adoptieren (wir waren beide aktiv bzw. interessiert in der Menschenrechtsbewegung).
Ich hatte mir beim Aussortieren vorgenommen, nur das zu behalten, was ich "liebe und was ich brauche".
Es gibt eine Weisheit, an der ich mich gerne orientiere:
"Trenne Dich von allem, das Du nicht liebst und nicht brauchst."
Um in mich zu spüren, was ich noch "liebe und brauche", hatte ich sämtliche Briefe gelesen. Das ging stapelweise!
Und während des Lesens kam ein merkwürdiges Gefühl, das ich noch nie hatte:
ich las war: "Dear *Meereszauber*........" und trotz der Anrede und der "vertrauten" Inhalte war es so, als würden sich die Briefe in keinster Weise (mehr) auf mich beziehen.
Nach dem zweiten oder dritten Brief habe ich erst mal inne gehalten, weil ich das gar nicht verstanden habe.
Ich habe dann alle anderen auch gelesen, aber von keinem habe ich mich auch nur irgendwie angesprochen gefühlt.
Von anderen Briefen mit anderem Absender aber schon.
Naja, es war dann klar, dass ich mich von den besagten Briefen trennen werde.
Ich bin dann zu meiner 88jährigen Oma, die für so ziemlich alles zu haben ist und wir haben die Briefe gemeinsam verbrannt (meiner Oma hat's gefallen, die fand das ganz toll...*lach*).
Das war so die gravierendste "Umzugserfahrung", die ich gemacht habe...oder "Aussortier-Erfahrung".
danke für Deinen Beitrag!
Das Gefühl: "Das hier ist mein/unser Platz" kommt allmählich. Da wir noch die alte Wohnung renovieren müssen, bin ich in der neuen vermutlich noch nicht ganz "angekommen".
Ja, so ein ähnliches Gefühl kenne ich auch von anderen Ereignissen! Das kann man hervorholen wie eine Videokassette: man "spult" sich genau da wieder hin, stimmt's?vergesse nie wie es war, als ich das erste Mal hier war. Und das bei jedem Ort wo ich mal wohnte, dieser erste Eindruck, dieses Gefühl von damals kann ich zu jedem Zeitpunkt abrufen
Es gab während des Packens der Umzugskartons auch ein Ereignis, das sich für mich äusserst merkwürdig angefühlt hat.
Ich war dabei, meinen alten (und "alt" heisst in dem Fall aus den 80er Jahren.....) Schreibtisch auszuräumen.
In einem Schubfach hatte ich alte Briefe (zwischen 1976 und 2005) gesammelt.
Den hauptsächlichen Anteil machte eine Sammlung an Briefen zwischen den Jahren 1994 - 1999 aus, Briefe einer us-amerikanischen Bekannten, mit der ich mich für viele Jahre sehr verbunden fühlte.
Ich glaube, es gab in dem Zeitraum kaum etwas, das wir uns nicht geschrieben hatten.
Der Briefwechsel und der Kontakt schliefen allmählich (im Guten!) ein, nachdem wir unser erstes Kind adoptiert hatten.
Sie war selbst kinderlos - beachtlicherweise brachte genau sie uns auf die Idee zu adoptieren (wir waren beide aktiv bzw. interessiert in der Menschenrechtsbewegung).
Ich hatte mir beim Aussortieren vorgenommen, nur das zu behalten, was ich "liebe und was ich brauche".
Es gibt eine Weisheit, an der ich mich gerne orientiere:
"Trenne Dich von allem, das Du nicht liebst und nicht brauchst."
Um in mich zu spüren, was ich noch "liebe und brauche", hatte ich sämtliche Briefe gelesen. Das ging stapelweise!
Und während des Lesens kam ein merkwürdiges Gefühl, das ich noch nie hatte:
ich las war: "Dear *Meereszauber*........" und trotz der Anrede und der "vertrauten" Inhalte war es so, als würden sich die Briefe in keinster Weise (mehr) auf mich beziehen.
Nach dem zweiten oder dritten Brief habe ich erst mal inne gehalten, weil ich das gar nicht verstanden habe.
Ich habe dann alle anderen auch gelesen, aber von keinem habe ich mich auch nur irgendwie angesprochen gefühlt.
Von anderen Briefen mit anderem Absender aber schon.
Naja, es war dann klar, dass ich mich von den besagten Briefen trennen werde.
Ich bin dann zu meiner 88jährigen Oma, die für so ziemlich alles zu haben ist und wir haben die Briefe gemeinsam verbrannt (meiner Oma hat's gefallen, die fand das ganz toll...*lach*).
Das war so die gravierendste "Umzugserfahrung", die ich gemacht habe...oder "Aussortier-Erfahrung".
Herzliche Grüße
Meereszauber
Vergangenheit ist gegenwärtige Erinnerung.
Zukunft ist gegenwärtige Erwartung.
Gegenwart ist der Moment in dem die Vergangenheit in die Zukunft fließt.
Augustinus
Meereszauber
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Gegenwart ist der Moment in dem die Vergangenheit in die Zukunft fließt.
Augustinus
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bei mir war es letztes jahr genau andersrum. ich bin in eine andere stadt gezogen hab mich für eine 1 zimmer wohnung entschieden. vorher hatte ich zwei und mich da auch nie wohlgefühlt.
anfangs war ich skeptisch wie lange ich es wohl hier aushalten würde aber ich find es toll...meine kleine höhle...
grüße
SilentPain
anfangs war ich skeptisch wie lange ich es wohl hier aushalten würde aber ich find es toll...meine kleine höhle...
grüße
SilentPain
-=[ Schmerz ist Schwäche, die den Körper verlässt ]=-
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