Angst vor Therapieende

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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MissionImpossible
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Angst vor Therapieende

Beitrag Di., 03.02.2009, 16:38

Es klingt zwar etwas bescheuert, aber auch wenn die Krankenkasse noch bis etwa Ende Juli bewilligt hatte, mache ich mir jetzt schon Gedanken über das Ende der Therapie.

Momentan ist meine Situation so, dass mir die Verhaltenstherapie spürbar weiter hilft. Ich habe viele Dinge unternommen, die ich ohne die Therapie nie gemacht hätte. Gleichzeitig ist damit aber auch die Angst verbunden, dass ich es bis zu meinen Zielen nicht schaffe und dann irgendwann alleine gelassen werde.

Seit Dezember habe ich gelegentlich sehr schlechte Phasen, in denen es mir dreckig geht. So schlimm ging es mir vor der Therapie nicht. Aber gleichzeitig habe ich eben auch Phasen, in denen ich wirklich spüren kann, wie sich etwas zum positiven verändert.

Meine Angst ist nun, dass es irgendwann einmal, wenn ich noch ein Stück weiter bin, heißt, dass ich von nun an alleine gehen soll, mich dazu aber nicht im Stande fühle und dann völlig zusammenbreche.

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chicheringrün
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Beitrag Di., 03.02.2009, 18:28

Hallo MissionImpossible,

hast du mit deiner Therapeutin/deinem Therapeuten schon einmal darüber gesprochen?
Was bietet er/sie für Möglichkeiten an für die Zeit "danach"? Vielleicht ist auch ein Therapiewechsel möglich?

Liebe Grüße
chicheringrün
"Der beste Weg, die Zukunft vorauszusagen, ist, sie zu gestalten."
Willy Brandt

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Gärtnerin
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Beitrag Di., 03.02.2009, 18:32

Hallo MissionImpossible,

dass die Therapie dich wirklich weiterbringt, ist toll! Die Angst, die Therapie könnte zu Ende sein, bevor man bereit dazu ist, kennt vermutlich jeder. Und Verhaltenstherapie ist ja von vornherein eher auf kurze Dauer angelegt.

Ist Ende Juli definitiv das Ende der Therapie? Oder besteht eine Chance auf eine Verlängerung? Wärst du finanziell in der Lage, weitere Stunden selber zu bezahlen?

Du solltest wirklich mit dem Therapeuten über deine Angst und über die Möglichkeiten sprechen. Als ich in Therapie war, gab es so eine Regelung, dass die Kasse nach Ende des Bewilligungszeitraums trotzdem weitere Sitzungen bezahlt hat, allerdings in größeren Abständen. Ich glaube, es war dreimal pro Quartal, aber genau weiß ich es nicht mehr. Ich weiß auch nicht, ob es diese Regelung noch gibt. Ansonsten lassen sich ja vielleicht jetzt schon die Abstände zwischen den Sitzungen vergrößern und sich die Therapie auf diese Weise ein bisschen in die Länge dehnen.

Viel Glück wünscht
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power
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Beitrag Di., 03.02.2009, 18:44

hey missionimpossible!

ich hab mein therapie mitte oktober 2008 beendet-nach 4 jahren therapie! ich hatte nicht wirklich angst davor, da es mir zu der zeit recht gut ging. es geht mir jetzt auch nicht soo schlecht, ich bin halt ein wenig unsicher und hab eine leichte depressive verstimmung, ist ganz gut bewältigbar. aber irgendwie beschäftigen mich noch soo viele dinge und ich würd einfach gern jemanden zum reden haben. irgendwie fehlt mir das schon.

ist man schon irgendwie "abhängig" nach therapie? wann braucht man wirklich keine thera mehr? ich hab zwar einen lieben freund und auch so freunde, mit denen ich darüber reden könnt, aber das ist nicht das gleiche, wie wenn man mit jemandem redet, der was davon versteht.
irgendwie hab ich angst, dass ich noch nicht alles aufgearbeitet hab... und dass es mich wieder so schlimmer erwischen könnte wie vor 5 jahren...

seufz...

musst du die therapie beenden? ist es wegen der krankenkasse?

lg power
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MissionImpossible
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Beitrag Di., 03.02.2009, 18:53

Ich meine, irgendwann muss ich die Therapie ja beenden, ist klar. Doch meine Befürchtung ist halt, dass ich zu einem Zeitpunkt "entlassen" werde, wo ich mich richtig gut fühle, dann aber einen Einbruch bekomme. Das ist mir jetzt im Rahmen der Therapie zweimal passiert, dass es mir wirklich mies ging. Beim ersten mal hat es zwei Wochen gedauert, bis ich wieder raus kam, beim zweiten Mal drei oder vier Tage.

Ich könnte es mir finanziell schon leisten, die Therapie weiter zu machen, aber es sollte halt Sinn machen. Meine Angst ist, dass meine Therapeutin und ich die Situation vielleicht falsch einschätzen und ich dann völlig abstürze und keiner da ist, der mich auffängt.

Wie ist das mit dem Ende der Therapie? Werden diese Sachen dann automatisch thematisiert? Fragt die Therapeutin dann aufs Ende hin nach, wie ich mich fühle? Oder heißt es einfach mal: "Gut, die bewilligten Stunden sind um."

Ob die Krankenkasse weiter bewilligen würde, weiß ich ehrlich gesagt nicht. Ich habe irgendwie das Gefühl, dass es schwer ist, bei mir eine eindeutige Diagnose zu stellen, weil ich einen Mischmasch aus sozialer Angst und generalisierter Angstörung habe.

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power
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Beitrag Di., 03.02.2009, 18:59

also ich an deiner stelle würd die therapie erst beenden, wenn du dir sicher bist, dass du es alleine schaffst. und wenn du sagst, du möchtest es dir finanziell auch leisten, dann würd ich das einfach tun. es kann dir ja keiner sagen, dass du keine therapie machen darfst. ist halt nur die sache mit der krankenkasse, inwiefern sie das dann noch mitfinanziert...
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MissionImpossible
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Beitrag Di., 03.02.2009, 19:04

power hat geschrieben:also ich an deiner stelle würd die therapie erst beenden, wenn du dir sicher bist, dass du es alleine schaffst. und wenn du sagst, du möchtest es dir finanziell auch leisten, dann würd ich das einfach tun. es kann dir ja keiner sagen, dass du keine therapie machen darfst. ist halt nur die sache mit der krankenkasse, inwiefern sie das dann noch mitfinanziert...
Wie ist denn da die Einstellung der Therapeuten dazu? Ich hätte schon irgendwie gedacht, die Krankenkasse zahlt, wenn die Therapeutin sagt, dass ein guter Grund besteht. Die Therapeutin wird doch kaum sagen: "Meiner Meinung nach sind sie soweit, aber wenn sie weiter Unterstützung möchten, können sie ja selbst zahlen, auch wenn es meiner fachlichen Meinung widerspricht."

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power
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Beitrag Di., 03.02.2009, 19:11

ich weiß das auch nicht so genau wie das mit der krankenkasse ist. mir scheint auch dass das von bundesland zu bundesland verschieden. aber grundsätzlich kannst du therapie machen so lang du willst. ein therapeut kann dir zwar sagen, dass dus vielleicht nicht mehr unbedingt brauchen würdest, aber wenn du das gefühl hast, dass dus noch brauchst, stört das einen therapeuten sicher nicht. du sicherst ihm ja schließlich sein einkommen vll wäre auch mal zu überlegen einen therapeutenwechsel zu machen. hat mir beispielsweise auch gut getan...kann man ja auch machen!
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MissionImpossible
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Beitrag Di., 03.02.2009, 19:16

Also ich erwarte schon von einem guten Therapeuten, dass er versucht mir auszureden, weiter Therapie zu machen, wenn ich es aus seiner Sicht nicht mehr nötig habe. Alles andere würde ich als einen Vertrauensbruch betrachten. Und da ich meiner Therapeutin vertraue und sie offenbar einen positiven Einfluss auf mich hat, würde ich auch nicht wechseln wollen.

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Beitrag Di., 03.02.2009, 19:26

Hallo MissionImpossible,

wenn dich das Thema so beschäftigt, dann solltest du nicht warten, bis es der Therapeut (vielleicht) thematisiert. Sprich es von dir aus an, und das kann durchaus auch jetzt schon sein!

Ob und wann du so weit bist aufzuhören, sollte eine gemeinsame Beurteilung von euch beiden sein. Im Endeffekt kann man jedoch nie ganz sicher sein, dass man es alleine schafft, ohne es ausprobiert zu haben. Eine Möglichkeit wäre, die Therapie "auszuschleichen", also die Häufigkeit der Sitzungen allmählich zu reduzieren und sehen, wie du zurecht kommst. Auch wäre es gut, wenn von vornherein die Möglichkeit abgesprochen ist, zurückzukommen, falls es nach Therapieende zu einem seelischen Einbruch kommen sollte. Wenn du sagst, du kannst die Stunden im Notfall auch selber finanzieren, sollte das nicht so schwierig sein.

Die Gärtnerin
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MissionImpossible
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Beitrag Do., 05.02.2009, 15:18

Bisher hat mich auch in negativen Momenten immer der Gedanke oben gehalten, dass die Therapie mir letztendlich helfen wird.

In den letzten Tagen ging es mir (wie Mitte Dezember) wieder ziemlich dreckig und ich fürchte, dass mich die Therapie zwar weiterbringt, aber auch kaputt macht. Diese extremen Tiefs hatte ich vor Beginn der Therapie nie. Und aus diesem Grund ist meine Zuversicht geschwunden. Ich glaube nicht mehr daran, dass mir die Therapie helfen wird. Mein Rettungsanker ist weg. Von einem Moment auf den anderen.

Ich habe das schon meiner Therapeutin geschrieben und hoffe, dass sie bald zurückschreibt.

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Medea
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Beitrag Do., 05.02.2009, 15:35

Du schreibst deiner Therapeutin?
Darf ich mal fragen, in welcher Form? Email, oder Brief per Post oder gibst du den Brief in der Stunde ab?
Ich find das total interessant... sie schreibt dir dann zurück?

Cool.

LG Medea

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MissionImpossible
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Beitrag Do., 05.02.2009, 15:43

Wenn ich fragen habe, dann kann ich ihr per Mail schreiben. Wenn es wirklich dringend ist, antwortet sie.

Ich habe ihr die Informationen, wie ich die Sache sehe, vorausschickend für die nächste Sitzung gesendet, damit sie sich darauf einstellen kann.

Wobei ich sagen muss: Ich habe mich jetzt hier auf der Arbeit 30 Minuten in einen ruhigen Raum begeben, durchgeatmet und mir versucht aufzuzeigen, auf was ich mich noch alles freuen kann. Irgendwann ging es mir besser.

Jetzt würde ich die Mail am liebsten zurückrufen, das war eine Panikreaktion. Werde mich nächste Stunde dafür entschuldigen.

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MissionImpossible
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Beitrag Fr., 06.02.2009, 14:39

Gott, mir geht's zur Zeit richtig dreckig. Ich sehe in nichts mehr Sinn und habe manchmal Selbstmordgedanken (denke aber nicht daran, es durchzuziehen).

Ich habe Angst, dass mich die Therapeutin falsch behandelt. Sie will immer, dass ich in meinen Ängsten bleibe und diese konfrontiere, aber meine Angst ist ja z.T., dass ich mich immer schlecht fühlen werde und dadurch fühle ich mich schlecht. Wenn ich das nun steigere, fühle ich mich nur schlechter, aber es wird nicht besser.

Das werde ich mit der Therapeutin in der nächsten Sitzung besprechen, aber ich befürchte, ich kann nicht genau klar machen, wie es mir geht. Momentan ist mir alles zuviel, ich kann nicht arbeiten, meine Gedanken kreisen immer nur darum, wie sinnlos alles doch ist. Ich möchte einfach nur noch schlafen, damit der Schmerz zumindest eine Zeit lang weg ist.

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waterloosunset
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Beitrag Fr., 06.02.2009, 15:19

MissionImpossible hat geschrieben: ich fürchte, dass mich die Therapie zwar weiterbringt, aber auch kaputt macht. Diese extremen Tiefs hatte ich vor Beginn der Therapie nie.

DAS find ich interessant; bei mir ist es nämlich genauso.. .ich hatte zwar vorher auch Tiefs, aber nie in der "Tiefe" und mit der Intensität . Bis jetzt hab ich das noch nicht angesprochen, daher würde mich interessieren, wie DU das für Dich siehst; also warum empfindest du mehr ?
Ansonsten kann ich Dir nur raten, lass Dich nicht in eine "torschlusspanik" treiben. Also die Angst vorm endgültigen AUS. Du weißt ja und ich denk mir das ist ein unendlich beruhigender Gedanke, wenn du auch als Privatzahler weitermachen kannst.
Alles Gute,
waterloosunset
Said he'd seen my enemy, Said he looked just like me

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