Wie erzähl ich`s meinen Kindern?

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
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yael
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Wie erzähl ich`s meinen Kindern?

Beitrag Mi., 28.01.2009, 15:34

Hallo

seit einiger Zeit herscht in unserer Familie ein grosses Fragezeichen, das meine beiden jüngeren Kinder 11 und 15, mich und auch meine älteste Tochter 20 zu erdrücken bedroht.
Meine älteste Tochter ist schon seit langem psychisch krank. Sie leidet am Borderline syndrom und zahrlreichen anderen störungen. Und ich lebe seit einiger Zeit getrennt von meinem Mann, und habe die Scheidung beantragt. Aber kein Mensch versteht warum. Niemand weiss was hier überhaupt los ist.
Ganz ehrlich gesagt, wusste ich selbst auch lange nicht genau was und warum alles so gekommen ist.
Nun habe ich aber innerhalb der letzen Monate in vielen Gesprächen mit Ärzten, in Gesprächen mit meiner Tochter, allmählich herausbekommen warum sie so krank ist.
Sie wurde von meinem Mann, ihrem Stiefvater lange sexuell missbraucht und vergewaltigt.
Ich habe lange gebraucht um das was mir meine Tochter schon so lange erklären wollte, zu realisieren!
Ich konnte mir nicht vorstellen, das sich ein Mensch so verstellen kann. Ich hatte das Gefühl, das ich das doch merken müssen hätte. Im Nachhinein kann ich mir selbst jetzt erklären, warum sich meine Tochter in ihrer Kindheit so verändert hat. Im Nachhinein weiss ich auch, das ich auf diese Veränderungen anders reagieren müssen hätte. Aber heute weiss ich eben auch was diese Veränderungen ausgelöst haben!!
Leider ist meine Tochter schon so sehr krank das sie kaum darüber reden kann.
Und ich denke mittlerweile, das jeder hier in meiner Familie wissen muss was mit ihr passiert ist. Meine Tochter hat tausend ängste. Ich selbst habe auch angst, gerade weil ich mir selbst sehr schwer getan habe um das wirklich zu glauben.
Nun zu meiner Frage: Wie kann ich einem 11 und 15 Jährigen Kind erzählen was ihr als kleines Kind passiert ist?
Wie kommt ein 11 Jähriges Kind mit einer solchen Tatsache zurecht?
Auf was muss ich bei meiner Wortwahl achten?
Darf ich das überhaupt erklären?
Wie sollen aber dann die andern jemals begreifen, warum meine Tochter so ist wie sie jetzt ist.

Ich hoffe es gibt jemanden der mir hier Rat geben kann. Vielleicht gibt es Menschen die die selben Erfahrungen schon gemacht haben. Wie habt ihr diese Situation für euch gelöst?

Gruß yael

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Taffi
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Beitrag Mi., 28.01.2009, 17:13

yael hat geschrieben:Wie sollen aber dann die andern jemals begreifen, warum meine Tochter so ist wie sie jetzt ist.
Hallo yael,

ich weiß nicht, ob es sinnvoll ist, es den anderen Kindern zu erzählen. Und ich bin auch nicht sicher, dass ausgerechnet du es tun solltest. Das ist eine wirklich heikle Angelegenheit.
Anscheinend glaubst du, es ihnen sagen zu müssen, damit sie verstehen. Ich würde diese Intention noch einmal überdenken. Es ist zwar mitunter leichter, andere in ihrem So-Sein anzuerkennen und anzunehmen, wenn man sie versteht. Aber es ist keine zwingende Voraussetzung dafür.

Und selbst wenn du es ihnen sagst, werden die anderen Kinder womöglich nicht verstehen, welchen Schaden so ein Missbrauch an der Seele verrichtet und wie das Verhalten deiner Ältesten damit im Zusammenhang steht. Das wiederum erklären zu wollen... Puh!

Andererseits liegt so ein "Geheimnis" auch schwer auf einer Familie. Es ist schwierig, das richtige Maß zwischen notwendiger Offenheit und totaler Überforderung zu finden. Das ist eine Gratwanderung. Und der Grat wird vermutlich bei jedem deiner Kinder ganz individuell verlaufen.

Geh mit Vorschlägen sorgsam um. Sprich vielleicht auch mit einem oder zwei Kinder- und Jugendtherapeuten, wie du sinnvollerweise vorgehen solltest. Ich kann mir vorstellen, dass ggf. auch eine psychotherapeutische / familientherapeutische Begleitung für dich und deine Kinder hilfreich ist bzw. dass das eventuell ein Rahmen wäre, in dem du deinen Kindern erklären könntest, was geschehen ist.

Alles Gute
Taffi
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candle
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Beitrag Mi., 28.01.2009, 18:17

Wieso den Kindern erzählen?
Kommt mir beinahe so vor als wolltest Du Deine Schuld von ihnen tragen lassen wollen- nur mein Eindruck.

candle
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Sommer-Stumpenhorst

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yael
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Beitrag Mi., 28.01.2009, 20:50

Danke für eure Antworten.

Es gibt ein paar gründe die mich nachdenklich stimmten, ob meine Kinder über diese Vorfälle bescheid wissen sollten. Ein paar gedanken habe ich ja schon geschrieben. Aber vielleicht habt ihr recht und es ist nicht meine Aufgabe. Allerdings denke ich mir das sie es früher oder später ohnehin erfahren werden, vielleicht dann, wenn meine Tochter die entscheidung trifft eine Aussage zu machen. Ich hatte das Gefühl, das es vielleicht besser wäre wenn die geschwister es dann schon vorher wissen. Aber wer weiss schon was kommt. Ich werde auf jeden Fall gut darüber nachdenken.
Das mit der Familientherapie werde ich auf jeden Fall machen, ohne, geht im Moment gar nichts mehr.

Was meine Schuld anbelangt .... es macht mich keineswegs glücklich wenn ich an das Leben meiner Tochter zurück denke und ich hätte gerne vorher schon das besser gemacht, was mir im nachhinein klar wurde. Denke das geht anderen auch so.


Gruß yael
Zuletzt geändert von yael am Mi., 28.01.2009, 21:17, insgesamt 1-mal geändert.

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Elfchen
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Beitrag Mi., 28.01.2009, 21:13

Liebe yael

Ich bin immer, immer für die Ehrlichkeit.
Selbst hier. Vielleicht brauchst Du fachliche Hilfe, um es ihnen zu sagen. Aber es wird sonst zu einem Familiengeheimnis, das Euch alle bedrücken wird. Ein Leben lang.
Probleme und Schatten gehören zum Leben.
ich habe auch viel Schreckliches erlebt. Ich habe meinen Kindern alles erzählt. Dann, wenn sie bereit dazu waren.
Du wirst es spüren, wenn es an der Zeit ist.
Du schreibst, dass etwas Euch erdrückt. Das finde ich schrecklich. Es steht zwischen Euch. Wie gesagt, vielleicht ist es gut, das Ganze mit professioneller Hilfe und sehr behutsam anzugehen. Vielleicht brauchen die beiden Kleinen eine Betreuung über einige Zeit.
Aber sie spüren, das etwas nicht stimmt, und nichts ist schlimmer, als vage zu spüren. Das verunsichert und entzieht Boden.
Deine Kinder werden verstehen und begreifen. Aber das können sie nur mit der Wahrheit.

Viel Kraft wünsche ich Dir von Herzen!
Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern die Meinungen, die wir von den Dingen haben. Epiktet

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Georgine
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Beitrag Mi., 28.01.2009, 21:35

Wenn ich das richtig verstanden habe, dann ist der stiefvater der ältesten tochter der vater der jüngeren kinder? oder ist er ebenfalls deren stiefvater? hast du keine angst, dass mit den jüngeren auch etwas gewesen sein könnte? wenn vielleicht bisher auch noch verdrängt oder so?

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Aditi
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Beitrag Mi., 28.01.2009, 22:12

Elfchen hat geschrieben: Dann, wenn sie bereit dazu waren.
Du wirst es spüren, wenn es an der Zeit ist.
hallo yael!
ich möchte mich dieser aussage anschließen und auch erweitern mit der frage: stellen dir die kinder fragen? fragen sie, was denn mit der schwester los ist?
ich würde auf ihre fragen eingehen und diese ehrlich beantworten und darüberhinaus auch meinem nachvollziehbaren impuls, mich erleichtern zu wollen, den anderen kindern gegenüber, nicht nachgeben. gib deinen kindern das gefühl, dass sie fragen dürfen und beantworte ihre fragen, mehr nicht.

mlg
aditi

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Nachtelfin
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Beitrag Do., 29.01.2009, 16:36

Was sagt deine 20jährige Tochter dazu? Ist es möglich, mit ihr darüber zu reden bzw. ihr die Entscheidung zu überlassen, ob ihre jüngeren Geschwister informiert werden sollen oder nicht? Vielleicht möchte sie nicht, dass ihre Geschwister wissen, was ihr zugestoßen ist. Ich denke, dass es wichtig ist, sie bei dieser Entscheidung nicht zu überfahren.

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yael
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Beitrag Do., 29.01.2009, 18:12

Hallo ihr lieben,

vielen Dank für eure Antworten.
Es gibt einiges was ich davon sehr beherzigen werde.
Zu euren Fragen, die beiden jüngeren Kinder sind seine Leiblichen.
Bis jetzt haben sie keine besonderen Fragen gestellt. Ganz zu beginn als ich meinen Mann vor 8 Monaten gebeten habe, das er unsere Haus verlassen soll, und kurz darauf als ich mich traute von Scheidung zu reden, hatten sie ein paar Fragen. Seit da haben sie sich mit dieser Situation abgefunden. Das hängt aber eher damit zusammen, das ich mich ununterbrochen verstelle, wenn es um ihn geht, wenn er sie mal von hier abholt, oder wenn er mal anruft. Zum Teil denke ich aber auch, das sie innerlich ganz genau spüren, das mehr in der Luft ist und sie verdrängen es vielleicht schon. Mein Sohn hat unlängst einmal gesagt, als ich mit ihm redete, ich habe keine Lust darüber zu reden, denn ich möcht nicht darüber nachdenken, ob ich meinen Vater vielleicht nicht mehr mag. Das habe ich vorerst einmal zu akzeptieren.
Aber meine Gefühle werde ich nicht mehr länger verstellen. Ich habe auch begonnen umzudenken. Und ich werde mich für die Wahrheit entschliessen.
Was meine älteste Tochter anbelangt. Sie hat selbst unheimliche Angst es den Kids zu sagen. Angst, das sie ihr nicht glauben. Aber sie hat noch mehr Angst, das ihre Geschwister sie nicht mehr leiden können.
Es hat von seiten meiner Kinder auch schon die Frage gegeben: Ob ich mich auch dann von ihrem Vater trennen würde, wenn es unsere älteste Schwester nicht geben würde?

All das und noch einiges mehr....gibt mir einfach das Gefühl das die Wahreit auf den Tisch muss.

Nochmals danke für eure Ratschläge
liebe Grüsse yael

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Taffi
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Beiträge: 484

Beitrag Do., 29.01.2009, 19:59

Hallo yael,

ich habe ein bisschen den Eindruck, du hast eine ganz enge, vielleicht verengte Sicht auf die Möglichkeiten, die du gerade hast. Und nicht alles, was du aufzählst, wären gute Gründe, die knallharte Wahrheit auf den Tisch zu packen. Jedenfalls nicht unsanft und bitte erst recht nicht in Eigenregie, weil du damit etwas losbrechen könntest, was du dann nicht auffangen kannst.

Du wirst es vermutlich nicht abfedern können, falls oder wenn deine anderen Kinder (erst einmal) nicht glauben können, was ihr Vater der Ältesten angetan hat, wenn sie dann womöglich Wut und Ärger entwickeln - auch gegen dich.

Du bist sehr mit dir und deinen Gefühlen beschäftigt. Das ist absolut normal unter diesen Umständen. Aber wenn du von deinen eigenen Gefühlen beinahe schon überfordert bist, wie willst du dann ohne Unterstützung auch noch die Gefühle deiner anderen Kinder auffangen und aushalten können? Sie werden vielleicht nicht nur fassungslos, geschockt und wütend, sondern auch sehr, sehr traurig sein. Könntest du ertragen, wenn deine anderen Kinder deine Wut auf deinen Mann nicht teilen? Und kannst du deine Kinder emotional tragen? Zu erfahren, dass der eigene Vater zu so etwas fähig ist... das reißt einem Kind den Boden unter den Füßen weg, trifft es bis ins Mark, erschüttert es zutiefst und macht womöglich auch große Angst. Die Kinder lieben ihren Vater doch wahrscheinlich. Und sie werden ihm die Liebe nicht so bald entziehen.

Und noch etwas: Bist du wirklich sicher, dass es stimmt? Die Frage muss furchtbar für dich klingen. Aber nicht selten manipulieren Borderliner auch; lügen zählt dazu. Sicher gibt es einen Grund oder mehrere dafür, dass deine älteste Tochter Borderlinerin ist. Nur muss nicht zwingend sexueller Missbrauch der Grund sein. Hast du deinen Mann mal damit konfrontiert? Wie hat er reagiert?
Ich mag nur vorsichtig davor warnen, den anderen Kindern zu erzählen, ihr Vater hätte seine Stieftochter missbraucht, wenn die Möglichkeit besteht, dass es nicht wahr ist. Denn auch das wäre fatal.

Viele Grüße
Taffi
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Georgine
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Beitrag Do., 29.01.2009, 21:36

was ikst eigentlich mit deinem ex-mann? hast du mit ihm schon über die wahren gründe der trennung gesprochen oder wie hast du ihm gegenüber deine trennungsabsichten begründet?
du befindest dich wirklich in einer sehr, sehr schwierigen siuation! die diskussion darüber erinnert mich ein bißchen an den thread "mein freund hasst meine eltern"...
die schuld deines ex mannes wiegt sehr schwer und er wird sie niemals büßen können, auch nicht vor den jüngeren kindern.

an deiner stelle würde ich mich erstmal an eine beratungsstelle wenden. und dann würde ich mit ihm nochmal ganz genau darüber reden, wissen wollen, was er zu allem zu sagen hat.

hatten die kinder denn bisher ein gutes verhältnis zueinander? wenn ja, dann besteht doch eigentlich wenig gefahr, dass sie sich jetzt von ihrer eltern schwester distanzieren, oder? waren die kinder immer gleichberechtigte geschwister oder hatten die jüngeren untereinander ein engeres verhältnis, weil die ältere nur ihre halbschwester war?
vielleicht würde es deiner ältesten tochter auch gut tun, zu ihrem leiblichen vater kontakt aufzunehmen oder zu anderen verwandten/großeltern/tanten/onkeln...
auf jeden fall musst du mit deiner ältesten darüber sprchen, wen sie einweihen will (auch an außenstehenden..tanten etc.). vielleicht braucht sie noch weitere bezugspersonen, denen sie sich anvertrauen kann.
wenn sie vorhat ganz offen damit umzugehen, dann dürftest du ihr in dieser hinsicht auch nicht im weg stehen. wenn sie das bedürfnis dazu hat, ist es wichtig für ihre seelische gesundheit, so damit umzugehen.

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noway
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Beitrag Fr., 30.01.2009, 16:55

Hallo yael,
ich fände es unverantwortlich, wenn du dein 11-jähriges Kind mit so etwas konfrontieren würdest! Ich erinnere mich noch gut an die Zeit nach der Scheidung zwischen meinen Eltern und ich bin nach wie vor sauer auf meine Mutter, dass sie alles schwarz gemalt hat, um ihren eigenen Verlustschmerz, den sie nach wie vor nicht wirklich zugeben kann, ertragen zu können. Du hast diesen Mann geliebt und ich bezweifle beinahe, dass du wirklich dar nichts von einem sexuellen Missbrauch mitbekommen hättest, hättest du deine Sinne dafür nicht verschlossen. Das ist nämlich oft das Problem: Man gaht davon aus, dass Missbrauch nicht ein Thema sei, dass einen selbst betreffe und... Den Missbrauch infrage zu stellen, denke ich wäre für deine Große nicht gut. Es kann sein, dass sie es nur behauptet, es kann sein, dass sie es sich nur einbildet - aber es kann auch sein, dass es wahr ist. Und genau dann wäre es fatal, wenn du ihr nicht glaubst!
Ich habe eine zwölfjährige kleine Schwester und ich kann dir nur davon abraten, zu erzählen, was der Vater mit der Großen gamacht hat. Um ehrlich zu sein: Wenn du von dem Missbrauch erzählst, würdest du gleichzeitig auch einen Missbrauch begehen! Es ist nicht notwendig, die "kleineren" darüber genauer zu informieren. Es reicht auch, wenn du sagst, dass ihre große Schwester sich deswegen so verhälte, weil sie schlimme Dinge als Kind erleben musste. Das andere können sich zumindest auf alle Fälle dein elfjähriges Kind gar nicht recht vorstellen und wenn doch: umso schlimmer!
Der Zusammenhang zwischen sex. Missbrauch und dem Verhalten und Empfinden deiner großen Tochter ist doch für ein Kind so und so nicht verständlich. Mit deiner derzeitigen schwierigen Lage solltest du dich und deine Kinder erst einmal selbst klar kommen lassen, als jetzt mit irgendwelchen Reizüberflutungen alle durcheinanderzubringen. Zudem besteht, in einer solchen Situation auch ein erhöhtes Risiko, dass deine Große denkt, sie sei missbraucht worden, wobei etwas derartiges gar nicht geschehen ist. Falls irgendwelche Zweifel bestehen: Äußere sie nicht!
Manchmal sollte man diesen Satz bedenken: Reden ist Silber, Schweigen ist Gold. Im Nachhinein Salz auf die Wunden zu streuen, ist für den Heilprozess nur ungünstig - und brennt ziemlich!
In diesem Sinne,
LG noway

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yael
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Beitrag Fr., 30.01.2009, 19:33

hallo,

ist wirklich nett von euch Ratschläge zu bekommen, und ich muss euch in einigen Dingen recht geben, vor allem das ich mit mir selbst beschäftigt bin, das hat damit zu tun das ich in vergangenheit schon genügend Fehler meiner ältesten Tochter gegenüber gemacht habe. Ihre anfänglich vorsichtigen Aussagen die sie äusserte, haben mich völlig aus der Bahn geworfen. Und ich habe mir lange Zeit wirklich nicht vorstellen können das mein Mann solche neigungen hat. Das er irgendetwas mit irgendeiner Absicht gemacht haben soll, wollte mir einfach nicht in den Kopf.
Wie schmerzhaft für meine Tochter diese Zeit voller Zweifel meinerseits, war, kann ich mir heute gut vorstellen, und ich bin mir auch sicher, das ich ihr gerade noch zur rechten Zeit, richtig Deutlich zugehört habe so das ich ihr endlich sagen konnte das ich ihr glaube. Es hat so glaube ich, nicht mehr viel gefehlt, hätte ich sie, vor allem ihre Liebe zu mir verloren.
Was meine Wut meinem Mann gegenüber anbelangt, die ist bestimmt da und nicht unberechtigt, aber es macht mich mehr wütend, das ich jetzt im Nachhinein erst bermerke, wie oft er meine Tochter schlecht, als Lügnerin, und mittlerweile eine verrückte genannt hat, allerdings erst, seit sie ihm nichts mehr auf seine briefe antwortet, in denen ständig nur geschrieben stand wie serh er sie Liebt, und mag, und das sie ihn doch verstehen solle, es war alles nur ein Missverständnis.
Und es werden mir momentan immer mehr Sätze bewusst, mit denen er nichts anderes versucht hat, als seinen eigenen Kopf aus der Schlinge zu ziehen.
Wo ich in all den vielen Situationen war, das ich das nicht kappiert habe, frage ich mich heute auch.
.......... ist wirklich keine schöne Sache!

Nun nochmal zu meinen Kids zurück.....Ich bin für die Wahrheit, und ich glaube das das die Wahrheit ist..... habe mir mittlerweile auch schon einen Termin für Professionelle hilfe geholt....
voreilig und auf eigene Faust, das traue ich mich gar nicht.

Danke an alle LG yael

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Elfchen
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Beitrag Fr., 30.01.2009, 19:44

Liebe yael

Das machst Du gut!! Ich möchte Dich bestärken darin!

Weisst Du, wir Mütter machen einfach Fehler. Man kann ein Kind nicht ohne erziehen. Aber weisst Du, was jetzt in meinen Augen das Allerwichtigste ist? Dass Du Deinen Kindern zeigst, dass Du für sie da bist und sie bedingungslos liebst. Jetzt. Und immer. Dann werden auch die Wunden heilen. Die Aussage Deines Sohnes:
yael hat geschrieben:Mein Sohn hat unlängst einmal gesagt, als ich mit ihm redete, ich habe keine Lust darüber zu reden, denn ich möcht nicht darüber nachdenken, ob ich meinen Vater vielleicht nicht mehr mag.
Finde ich total stark. Er weiss es. Lass es nur dabei. Wenn er bereit ist, wird er mehr fragen. Dann musst Du ehrlich sein.
yael hat geschrieben:Was meine älteste Tochter anbelangt. Sie hat selbst unheimliche Angst es den Kids zu sagen. Angst, das sie ihr nicht glauben. Aber sie hat noch mehr Angst, das ihre Geschwister sie nicht mehr leiden können.
Darum ist es gut, dass Du Hilfe gesucht hast. Unabhängig davon finde ich es wichtig, dass die Kinder irgendwann Bescheid wissen. Behutsam, ohne den Vater zu verteufeln. Das ist schwierig, aber er ist ihr Vater. Da muss man aufpassen, dass man bei Fakts bleibt ohne zu werten. Das kann man ihnen selber überlassen.

Gib nicht auf, Du hast eine wichtige Aufgabe. Du musst für alle Deine Kinder da sein. Und schau auch gut, dass Dir die Kraft nicht ausgeht!

Sei lieb umarmt! Es ist nicht einfach, was Du erleben musst!

glg
Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern die Meinungen, die wir von den Dingen haben. Epiktet

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caro66
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Beitrag Mi., 04.02.2009, 18:34

Hallo Yael,
was noway schreibt, nämlich
noway hat geschrieben:Es reicht auch, wenn du sagst, dass ihre große Schwester sich deswegen so verhälte, weil sie schlimme Dinge als Kind erleben musste.
ist - denke ich - eine der besten Möglichkeiten. Ich bin mit 7 Jahren vergewaltigt worden (von einem Fremden). Ich habe 2 ältere Geschwister. Meine Eltern haben es genauso meinen Geschwistern erklärt, ohne ins Detail zu gehen. Der Hass, den meine Geschwister dem Vergewaltiger gegenüber hatten (und bis heute haben), ist grenzenlos. Ich empfinde ihm gegenüber keinen Hass, auch kein anderes Gefühl. Wenn meine Geschwister wüssten, was passiert ist, hätten sie wahrscheinlich Selbstjustiz ausgeübt.
Ich habe eine fast 12-jährige Tochter. Ich leide zeitweise noch immer unter Stimmungsschwankungen und muss mich dann wirklich zusammenreißen. Meine Tochter hat mich vor 3 Jahren gefragt, warum das so ist. Ich habe ihr es genauso erzählt, wie meine Eltern es damals meinen Geschwistern erzählt haben. Damit war's gut für sie. Wichtig für mich war, dass ich sie nicht anlüge. Denn ich kann von meinem Kind nicht erwarten, dass sie ehrlich ist, wenn ich es ihr gegenüber auch nicht bin. Sollte sie mich später nochmal genauer fragen, werde ich ihr mit Sicherheit nicht ausweichen.
yael hat geschrieben:habe mir mittlerweile auch schon einen Termin für Professionelle hilfe geholt....
voreilig und auf eigene Faust, das traue ich mich gar nicht.
Du hast absolut richtig gehandelt. Alleine schaffst Du das nicht. Ich wünsche Dir alle Kraft der Welt...
Liebe Grüße, Caro

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