Offenheit trockener Alkoholiker

Dieser Bereich dient zum Austausch über Entzug, Entwöhnung und Therapie von substanzbezogenen Abhängigkeiten (wie Alkohol, Heroin, Psychedelische Drogen, Kokain, Nikotin, Cannabis, Zucker,..)
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Schlumpfi99
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Offenheit trockener Alkoholiker

Beitrag Di., 20.01.2009, 15:06

Liebes Forum,

ich bin nun, nach einem schweren Rückfall endlich bereit keinen Alkohol mehr zu trinken.
Leider hab ich es erst jetzt begriffen, aber irgendwie doch noch die Kurve gekriegt.
Es ist erst ein Monat, also noch keine lange Zeit, ich bin wieder ganz am Anfang.
Ich will nie wieder sowas erleben,nie wieder!!!
Seit ca. einem Monat trinke ich keinen Alkohl mehr was mir ganz gut gelingt, obwohl ich
Situationen hatte die es mir sehr schwer machten nicht umzukippen.
Gerade um die Weihnachtszeit/Silvester und dann noch nein zu sagen war nicht so einfach,
aber irgendwie schaffte ich es doch. Einige von meinen Freunden/Bekannten wissen von meinem
Problem und akzeptieren es auch wenn ich nein sage. Mein Freund weiß es sowieso und unterstützt
mich auch. Was ich ihn sehr hoch anrechne, weil er schon viel durchgemacht hat mit mir.
Ich weiß wenn es noch einmal passiert ist er weg.
Nun mein Problem ist, dass einige Bekannte es eben nicht wissen und wir uns eher selten mal treffen.
Nun steht bald wieder ein Treffen an, wo ich diese Bekannten einladen werde.
Sie wissen von mir, dass ich gern Wein trinke (getrunken habe) haben auch immer eine Flasche Wein
mitgebracht.
Jetzt weiß ich nicht wie ich damit umgehen soll, direkt sein und sagen ich bin trockener Alkoholiker oder
eine Ausrede, ich vertrage keinen Alkohol? Was ja eigentlich auch wieder stimmt.
Es sind halt nur Bekannte, keine Freunde, ich will zwar nicht so rumeiern, aber dafür kenne ich sie zu
wenig dass ich eben so offen sein kann.
Gar keinen Alkohol anzubieten finde ich nun auch übertrieben, weil sie können ja nichts dafür dass ich
mit Alkohol nicht umgehen kann. Ich kann es auch ertragen dass andere vor mir trinken.
Bei Feiern in der Arbeit sage ich immer ich muß noch Auto fahren, was ja auch stimmt.

Ich mach mir da so einen Kopf, mag schon gar keinen mehr einladen.

Wie also damit umgehn?

Grüßle
Schlumpfi

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Eve...
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Beitrag Di., 20.01.2009, 16:27

Hallo!

Ich würde Bekannten nur sagen, dass ich keinen Alkohol mehr vertrage; sollten sie näher nachfragen, dann ruhig zugeben, dass Du damit Probleme hattest und nicht mehr trinken willst.

Dem Besuch würde ich eventuell von Deinem Freund Wein servieren lassen und am Ende des Abends dafür sorgen, dass keinerlei Reste mehr bei Euch im Haus verbleiben; Du bist noch viel zu kurz trocken, als dass es Dich nicht gefährden könnte.

Deine Sicherheit sollte Dir im übrigen mehr wert sein, als das korrekte Bewirten anderer Leute!

Auf der Arbeit ist es schwieriger, finde ich. "Allergie" ist eine mögliche Ausrede. Offen sein halte ich dort für problematisch, aber es gibt viele trockene Alkoholiker, die mit Offenheit gut fahren.

Besuchtst Du keine Gruppe? Da kannst Du genau solche Fragen erörtern. Es würde vieles leichter machen.

LG, Eve

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Otherwise
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Beitrag Di., 20.01.2009, 22:47

Hallo Schlumpfi!

Also erstmal finde ich die Entscheidung mit dem trinken aufzuhören super! Gratuliere zur LebensbeJAhung

Also ich kann deine Bedenken ganz gut verstehen. Man weiß schließlich nie wie andere Leute mit der Thematik Sucht umgehen. Ist ein mulmiges Gefühl.
Aber mache dir keinen all zu großen Kopf, sonst kannst du die Feier ja gar nicht mehr genießen .

Die einfachste Lösung wäre doch - sofern du kein Problem damit hast - den Gästen einfach Wein anzubieten und selbst keinen zu trinken. Und sollte jemand fragen, hast du einfach einen flauen Magen. Das ist doch eigentlich ganz normal oder?
Da denken sich die Bekannten nichts und du bist aus dem Schneider.

So würde ichs machen

lg
sensi

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Elektra
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Beitrag Mi., 21.01.2009, 19:00

Hi Schlumpfi,

ich finde die Variante OFFENHEIT am besten. Alleine das Rumgeeier, das Erfinden von Ausreden, Begründungen, Zusammenhängen etc. wird Dich über Kurz oder lang stressen. Und Du kannst auch vorerst begründen, dass Du auch Gästen keinen Alkohol anbietest - würde ich so machen, zumindest eine Zeit lang. Außer, es fällt Dir wirklich nicht schwer, anderen Alkohol anzubieten, wenn Du nur zusehen kannst. Ich kann gut zusehen, wenn andere trinken - ich verzichte aber nicht, wegen eines Suchtproblems, sondern wegen Schwangerschaft und würde es übertrieben finden, wenn mein Besuch nichts trinken darf. Bei einem Alkoholproblem aber wird man froh sein, wenn man weiß, wie man Dich unterstützen kann.
Ein offensiver Umgang mit solchen Themen wird mehr geschätzt, als man denkt. Klar, man muss schon überlegen, wem man was sagt und auch um Diskretion bitten. Ich bin mit der Sucht meines Mannes (Opiate) sehr offen umgegangen und habe meinen Freunden davon berichtet, die Reaktionen waren durchweg sehr positiv und auch interssiert. Nur Mut!

LG
Elektra
Wir haben so viel mit so wenig
so lange versucht, dass wir jetzt
qualifiziert sind, fast alles
mit nichts zu bewältigen

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Eve...
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Beitrag Mi., 21.01.2009, 19:54

Offenheit ist sicherlich grundsätzlich die beste Lösung!

Einschränkung: Aber nur dann, wenn der / die Betroffene damit umgehen kann.

Bekommt sie schon einen roten Kopf beim Gedanken daran, ist der kämpfenden Noch-nicht-ganz-Ex-Süchtigen mit der zweitbesten Lösung unter Umständen besser gedient, nämlich, es so auszudrücken, dass es für sie passt. Das kann auch Selbstschutz sein, ein (vorläufiges) Geheimnis, keine Lüge! (Das betrifft selbstverständlich NICHT den Partner! Da ist Ehrlichkeit in diesem Punkt sehr wichtig!)

Wir sind alle verschieden, und nicht jeder fühlt sich top damit, sich seelisch vor jedem zu entblößen. Sucht ist immerhin kein Thema wie Zähneputzen. Bitte daran denken, dass es auch gegen einen verwendet werden kann (beruflich z. B.).

Generell ist zu dem Thema zu sagen, weder das eine Extrem: mit dem berüchtigten Schild um den Hals herumzulaufen, noch das andere: zu schweigen, aus "Höflichkeit" Alkohol anzubieten und womöglich selbst ein Glas in die Hand zu nehmen, mit der ganzen Gefährdung, die darin liegt --- ist die Patentlösung. Die gibts nämlich nicht. Jeder muss für sich entscheiden, womit er sich am wohlsten fühlt.

Wenn die Entscheidung lautet: Offenheit - wunderbar! Lautet sie: Ich muss es nicht jedem gleich auf die Nase binden - auch gut. Niemand sollte sich zu vielleicht unangebrachter Offenheit gezwungen fühlen. Wer sich hingegen bewogen füht, über seinen Schatten zu springen und ganz bewusst zu üben, es gerade heraus zu sagen - ja, aber dann zunächst vielleicht im geschützten Rahmen einer Gruppe.

Soviel zur vielbeschworenen Offenheit. Manchmal kann weniger mehr sein.

Eve

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Otherwise
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Beitrag Fr., 23.01.2009, 08:13

Ich glaub Eve hat ganz recht,
das wichtigste ist, dass du dich wohl fühlst mit dem was du den Leuten sagst.

Waren die Bekannten mittlerweile schon da?
Wie hast du dein Problem gelöst?

lg
sensi

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Schlumpfi99
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Beitrag Fr., 23.01.2009, 09:22

Hallo,

erstmal danke für die Antworten, hat mich jetzt auch ein bisschen aufgebaut.

nein, die Bekannten waren noch nicht da, geplant ist ein Treffen so ca. März. Naja ist ja noch
ne Zeit bis dahin, aber ich mach mir jetzt schon Gedanken.

Ich denke halt auch dass bei diesen Bekannten ich mich eher zurückhalte und nicht so offen bin,
weil wir uns nicht sooo gut kennen. Die sind auch ein bisschen wie soll ich sagen was besseres,
soll jetzt nicht falsch rüberkommen. Ich mag sie wirklich sehr gerne, aber irgendwie kommt es manchmal
so rüber, vielleicht weil sie beruflich besser dastehen und ne bessere Schulbildung haben. Da komm
ich mir dann eh ein bisschen klein vor. Mein Selbstwertgefühl ist eh zur Zeit angeknackst.

Letztens hatten wir eine Feier in der Arbeit und mir war schon ganz komisch, was sag ich blos.
Aber war ganz einfach, es wurde eh O-Saft angeboten. Hat auch keiner dazu eine Bemerkung gemacht.

Jedenfalls kreist das Thema Alkohol immer in meinem Kopf rum. Ich hab so blöde Gedanken, wenn ich
keinen Alkohol sehe denk ich nicht daran. Aber so bald egal im TV oder sonstwo Alkohol getrunken wird
vermiss ich es schon irgendwie. Geb ich ja zu.
Was mich wirklich stutzig macht, ich sag ja immer ich bleib Trocken weil ICH es so will, aber auch eben wegen meinem Freund das ist der Hauptgrund. Wenn er jetzt nicht mehr da wäre, wüßte ich ehrlich gesagt nicht ob ich wieder anfangen würde. Das belastet mich schon sehr, dass ich solche Gedankengänge habe.

Ich weiß es ist ein schwerer Weg, aber ich will es schaffen, nicht nur wegen meinem Freund.

Eine SHG habe ich noch nicht besucht, vielleicht wäre es doch sinnvoll da hinzugehn.
Da ja immer wieder Situationen auftauchen wo ich nicht mehr weiter weiß.

Grüße
Schlumpfi

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Eve...
[nicht mehr wegzudenken]
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Beitrag Fr., 23.01.2009, 10:32

Liebe Schlumpfi,

Du bist auf dem richtigen Weg, super.

Eine SHG kann außerordentlich hilfreich sein, wie ich aus eigener Erfahrung weiß! Nur die Schwellenangst zu überwinden, ist für die meisten eine Hürde, die etwas schwieriger zu nehmen ist.

Du tust es aber FÜR DICH und FÜR EUCH - also, keine Scheu. Tun! Du wirst noch oft froh und dankbar sein, die Gruppe zu haben.

Liebe Grüße
Eve

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