Darf man Schuld bei den Eltern suchen?
Darf man Schuld bei den Eltern suchen?
Hallo Ihr Lieben!
.... und wiedermal ein Beitrag aus meiner Grübelfabrik ....
Hab ja schon berichtet, dass ich mit meiner Vergangenheit nicht wirklich glücklich bin. Grüble nach wie vor tag täglich darüber nach und derzeit bleib ich oft an einem Punkt hängen an dem ich denke, "wenn ich auch solche Eltern gehabt hätt, hätt ich das auch besser gemacht", "wenn meine Mutter das nicht gemacht hätt, hätt ich dies nicht gemacht" und eben viele viele hättes
Hab noch nie versucht darüber mit jemandem zu sprechen, weil ichs eigentlich nicht gut finde, sich über sein Elternhaus zu beschweren und Schuld auf andere abzuwälzen. Naja, mit meinem Exfreund bzw. meinem jetzigen Freund hab ich mal versucht, das Thema anzuschneiden, bin aber auf taube bzw. verständnislose Ohren gestoßen.
Nun schon klar, eigentlich ja egal, wer Schuld hat bzw. jetzt bin ich für mich verantwortlich und kanns auf keinen anderen schieben. Ich lebe im hier und jetzt auch eigenverantwortlich. Wenn ich zu spät zur Arbeit komme oder zu faul zum Putzen bin, schieb ich das nicht auf meine Erziehung. ... und ich bemühe mich auch, ehrgeizig und fleißig usw... zu sein.
Aber wenn ich den Erfolg in welchem Bereich auch immer von anderen (ehemalige Schulkollegen, mein Freund, die Geschwister meines Freundes) so sehe, dann werd ich manchmal neidisch und denk dann oft, dass wenn diverse Sachen in meinem Aufwachsen besser gewesen wären, ich gleich weit gekommen wär.
zB Wenn jemand studiert, dann geb ich der miesen finanziellen Lage bei uns daheim die Schuld, wenn jemand studiert, der ebenfalls aus ärmlichen Vehältnissen kommt, dann geb ich meiner Mutter die Schuld, weil sie mir ständig gesagt hat, dass ich dies nicht kann und das nicht kann und erst gar nicht probieren brauch weil ichs sowieso nicht durchziehe ...
Früher war ich immer überzeugt, schlechter/minderwertiger zu sein als die anderen und es daher als selbstverständlich hingenommen, dass sie mich ständig überrunden. Das ist noch nicht so lang, dass ich plötzlich auch Schuld bei meinen Eltern suche. Und eigentlich geb ich mir ja auch selbst die Schuld für meine verpassten Chancen, denn es hat mich niemand mit körperlicher Gewalt von etwas abgehalten, ich wäre auch sicher nicht von daheim rausgeschmissen worden, aber wenn ich mich dann frag wieso ich so ein antriebsloser Versager bin, dann komm ich einfach an einen Punkt, wo ich denke, dass meine Eltern mir auch hätten mehr helfen sollen, ein selbstbewusster Mensch zu werden.
Zum Bespiel hatte ich seit ich schon immer einen Sprachfehler. Heute schon sehr viel besser, da ich inzwischen beim Logopäden bin, aber als Kind ganz massiv. Es gibt dafür keine körperlichen Gründe. Meine Mutter erklärt mir das so, dass meine ältere Schwester dieses Problem hatte und ich es nachgemacht hab. Sie bringt es so rüber, dass es meine Schuld ist, weil ichs ja selbst nachgemacht hab. Aber ist jetzt wirklich ein kleines Kind selbst dafür verantwortlich anständig sprechen zu lernen? War ich also als Kind dümmer als die anderen, dies richtig gelernt haben? Aber ist es nicht normal, sein älteres Geschwister nachzuahmen. Wurde viel gehänselt deswegen bzw. schon von vornherein als bisschen zurücgeblieben eingestuft. Hilfe bekam ich keine. Da meine ältere Schwester mit dem Logopäden nicht klarkam, wurde bei mir kein Versuch gestartet. Auch heute hab ich manchmal Hemmungen mit jemandem zu sprechen, den ich noch nicht so gut kenne. Und da kommt jetzt der Punkt: Danke jetzt bin ich also schuld, dass andere sympathischer und offener rüberkommen. Dass ich zeitlebens gehänselt und vera**** wurde und deshalb gehemmt werde, das spielt ja keine Rolle mehr. Oder es ist eben meine Schuld, weil ich schon als Kind Eigeninitiative entwickeln hätte müssen und mir selbst Hilfe suchen!?!
Das ist nur ein Beispiel. Es gibt einige Dinge in der Vergangenheit wo ich mich benachteiligt/im Stich gelassen fühlte und die meinem Selbstwertgefühl einfach geschadet haben. Es geht nicht darum zu behaupten, für andere wär das Leben leicht. Jeder muss hart für Erfolg arbeiten und Zeit, Energie und Mut investieren, aber das ist für jemanden mit Selbstwertgefühl trotzdem leichter zu schaffen.
Natürlich, ich muss jetzt selbst etwas für mich tun und mich selbst darum kümmern, den anderen wieder nachzukommen. Aber es macht mich irgendwie traurig/zornig.
Vielleicht kennt ja jemand ähnliche Gedanken von sich selbst oder keine Ahnung ... hat einfach einen Tipp.
Grüße
Augusta
.... und wiedermal ein Beitrag aus meiner Grübelfabrik ....
Hab ja schon berichtet, dass ich mit meiner Vergangenheit nicht wirklich glücklich bin. Grüble nach wie vor tag täglich darüber nach und derzeit bleib ich oft an einem Punkt hängen an dem ich denke, "wenn ich auch solche Eltern gehabt hätt, hätt ich das auch besser gemacht", "wenn meine Mutter das nicht gemacht hätt, hätt ich dies nicht gemacht" und eben viele viele hättes
Hab noch nie versucht darüber mit jemandem zu sprechen, weil ichs eigentlich nicht gut finde, sich über sein Elternhaus zu beschweren und Schuld auf andere abzuwälzen. Naja, mit meinem Exfreund bzw. meinem jetzigen Freund hab ich mal versucht, das Thema anzuschneiden, bin aber auf taube bzw. verständnislose Ohren gestoßen.
Nun schon klar, eigentlich ja egal, wer Schuld hat bzw. jetzt bin ich für mich verantwortlich und kanns auf keinen anderen schieben. Ich lebe im hier und jetzt auch eigenverantwortlich. Wenn ich zu spät zur Arbeit komme oder zu faul zum Putzen bin, schieb ich das nicht auf meine Erziehung. ... und ich bemühe mich auch, ehrgeizig und fleißig usw... zu sein.
Aber wenn ich den Erfolg in welchem Bereich auch immer von anderen (ehemalige Schulkollegen, mein Freund, die Geschwister meines Freundes) so sehe, dann werd ich manchmal neidisch und denk dann oft, dass wenn diverse Sachen in meinem Aufwachsen besser gewesen wären, ich gleich weit gekommen wär.
zB Wenn jemand studiert, dann geb ich der miesen finanziellen Lage bei uns daheim die Schuld, wenn jemand studiert, der ebenfalls aus ärmlichen Vehältnissen kommt, dann geb ich meiner Mutter die Schuld, weil sie mir ständig gesagt hat, dass ich dies nicht kann und das nicht kann und erst gar nicht probieren brauch weil ichs sowieso nicht durchziehe ...
Früher war ich immer überzeugt, schlechter/minderwertiger zu sein als die anderen und es daher als selbstverständlich hingenommen, dass sie mich ständig überrunden. Das ist noch nicht so lang, dass ich plötzlich auch Schuld bei meinen Eltern suche. Und eigentlich geb ich mir ja auch selbst die Schuld für meine verpassten Chancen, denn es hat mich niemand mit körperlicher Gewalt von etwas abgehalten, ich wäre auch sicher nicht von daheim rausgeschmissen worden, aber wenn ich mich dann frag wieso ich so ein antriebsloser Versager bin, dann komm ich einfach an einen Punkt, wo ich denke, dass meine Eltern mir auch hätten mehr helfen sollen, ein selbstbewusster Mensch zu werden.
Zum Bespiel hatte ich seit ich schon immer einen Sprachfehler. Heute schon sehr viel besser, da ich inzwischen beim Logopäden bin, aber als Kind ganz massiv. Es gibt dafür keine körperlichen Gründe. Meine Mutter erklärt mir das so, dass meine ältere Schwester dieses Problem hatte und ich es nachgemacht hab. Sie bringt es so rüber, dass es meine Schuld ist, weil ichs ja selbst nachgemacht hab. Aber ist jetzt wirklich ein kleines Kind selbst dafür verantwortlich anständig sprechen zu lernen? War ich also als Kind dümmer als die anderen, dies richtig gelernt haben? Aber ist es nicht normal, sein älteres Geschwister nachzuahmen. Wurde viel gehänselt deswegen bzw. schon von vornherein als bisschen zurücgeblieben eingestuft. Hilfe bekam ich keine. Da meine ältere Schwester mit dem Logopäden nicht klarkam, wurde bei mir kein Versuch gestartet. Auch heute hab ich manchmal Hemmungen mit jemandem zu sprechen, den ich noch nicht so gut kenne. Und da kommt jetzt der Punkt: Danke jetzt bin ich also schuld, dass andere sympathischer und offener rüberkommen. Dass ich zeitlebens gehänselt und vera**** wurde und deshalb gehemmt werde, das spielt ja keine Rolle mehr. Oder es ist eben meine Schuld, weil ich schon als Kind Eigeninitiative entwickeln hätte müssen und mir selbst Hilfe suchen!?!
Das ist nur ein Beispiel. Es gibt einige Dinge in der Vergangenheit wo ich mich benachteiligt/im Stich gelassen fühlte und die meinem Selbstwertgefühl einfach geschadet haben. Es geht nicht darum zu behaupten, für andere wär das Leben leicht. Jeder muss hart für Erfolg arbeiten und Zeit, Energie und Mut investieren, aber das ist für jemanden mit Selbstwertgefühl trotzdem leichter zu schaffen.
Natürlich, ich muss jetzt selbst etwas für mich tun und mich selbst darum kümmern, den anderen wieder nachzukommen. Aber es macht mich irgendwie traurig/zornig.
Vielleicht kennt ja jemand ähnliche Gedanken von sich selbst oder keine Ahnung ... hat einfach einen Tipp.
Grüße
Augusta
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Meine Meinung: Ja.Darf man Schuld bei den Eltern suchen?
Die eigene "Schuld" beginnt aber dort, wo man selbst für sich etwas tun kann (!) und es nicht tut.
Obwohl ich in solchen Zusammenhängen niemals von "Schuld" sprechen möchte.
Mein Tipp wär http://www.alice-miller.com/index_de.php , die website der Kinderpsychologin Alice Miller. Sie hält es nicht nur für zulässig die Rolle der eigenen Eltern zu hinterfragen, sondern für gesund und notwendig.Augusta333 hat geschrieben: Vielleicht kennt ja jemand ähnliche Gedanken von sich selbst oder keine Ahnung ... hat einfach einen Tipp.
Man ist kein undankbares, schlechtes Kind wenn man seinen geheimen Vorwürfen gegen die Eltern Luft macht. Man tilgt im Gegenteil selbst ihre Schuld an das Kind das man war, das aus Mitleid oder Angst geschwiegen hat.
Staunend liest's der anbetroffne Chef......
Hallo Augusta,
Eine sehr interessante Frage, die du da stellst!
Ich selbst habe erst sehr spät damit begonnen, gegen meine Eltern – vor allem aber gegen meinen Vater – zu rebellieren. Bis Anfang Zwanzig wäre ich nie auf die Idee gekommen, meine Eltern dafür zu beschuldigen, daß aus mir ein Mensch geworden ist, der sich in so vielerlei Hinsicht selbst im Wege steht – aus Angst vor meinem Vater. Denn er war immer „am längeren Hebel“. Und wenn er auch nie physische Gewalt anwandte, umso ausgefeilter war sein System der strukturellen Gewalt. Auf mehr oder weniger subtile Weise hatte er seinen Sohn stets im Griff.
Als ich 22 Jahre alt wurde, starb meine Mutter. Dieses traurige Ereignis brachte mich und meinen Vater erstmals zusammen und so nahe, daß wir in vielen Gesprächen ganze Jahre „aufgearbeitet“ haben. Das ging eine ganze Weile so und ich lernte meinen Vater auf diese Weise überhaupt erst einmal kennen.
Die Wut, die sich im Laufe der Zeit gegen ihn aufgestaut hatte, entlud sich plötzlich in diesen Gesprächen. Ich habe ihn kennen gelernt und das, was ich sah, gefiel mir nicht. Sein Weltbild und seine Einstellungen (auch mir gegenüber) waren – obwohl er Akademiker und ein relativ kultureller Mensch ist – kleinkariert und lebensfremd. Und ich zögerte nicht, ihm das zu sagen. Ich ließ alles raus, schrie es ihm entgegen. Plötzlich wendete sich das Blatt, denn er brach zusammen. Da lag er vor mir und wimmerte, so wie ich ihn noch nie zuvor sah.
Seit diesem Moment gebe ich ihm keinerlei Schuld mehr. Denn das was ich bis dahin von meinem Vater kannte, hatte im Grunde gar nicht existiert. Dieses Autoritäre und Strenge war bloß Maskerade, wohl eine Art Selbstschutz. Dahinter steckte ein unsicherer und sensibler Mensch; ein Mensch, der mit Sicherheit viele Jahre, wenn nicht Jahrzehnte lang, unter einer Persönlichkeitsstörung litt und leidet, ohne es zu merken. Ja, ich glaube, das ist ihm bis heute nicht klar, daß er im Grunde sehr krank ist – so wie viele Menschen dieser Nachkriegsgeneration krank sind und zufällig unsere Eltern sind, die das an uns weitergeben, was deren Eltern an sie weitergaben.
Für sein Weltbild war er mir sicherlich immer ein guter Vater. Er wollte alles richtig machen und dachte vielleicht auch – bis zu diesem Tag – daß er alles richtig gemacht hatte.
Er ist doch nur ein Mensch. Und deine Mutter ist auch nur ein Mensch. Versuch das so zu sehen – dann kannst du ihr vielleicht auch einmal vergeben.
Liebe Grüße,
Saul
Eine sehr interessante Frage, die du da stellst!
Ich selbst habe erst sehr spät damit begonnen, gegen meine Eltern – vor allem aber gegen meinen Vater – zu rebellieren. Bis Anfang Zwanzig wäre ich nie auf die Idee gekommen, meine Eltern dafür zu beschuldigen, daß aus mir ein Mensch geworden ist, der sich in so vielerlei Hinsicht selbst im Wege steht – aus Angst vor meinem Vater. Denn er war immer „am längeren Hebel“. Und wenn er auch nie physische Gewalt anwandte, umso ausgefeilter war sein System der strukturellen Gewalt. Auf mehr oder weniger subtile Weise hatte er seinen Sohn stets im Griff.
Als ich 22 Jahre alt wurde, starb meine Mutter. Dieses traurige Ereignis brachte mich und meinen Vater erstmals zusammen und so nahe, daß wir in vielen Gesprächen ganze Jahre „aufgearbeitet“ haben. Das ging eine ganze Weile so und ich lernte meinen Vater auf diese Weise überhaupt erst einmal kennen.
Die Wut, die sich im Laufe der Zeit gegen ihn aufgestaut hatte, entlud sich plötzlich in diesen Gesprächen. Ich habe ihn kennen gelernt und das, was ich sah, gefiel mir nicht. Sein Weltbild und seine Einstellungen (auch mir gegenüber) waren – obwohl er Akademiker und ein relativ kultureller Mensch ist – kleinkariert und lebensfremd. Und ich zögerte nicht, ihm das zu sagen. Ich ließ alles raus, schrie es ihm entgegen. Plötzlich wendete sich das Blatt, denn er brach zusammen. Da lag er vor mir und wimmerte, so wie ich ihn noch nie zuvor sah.
Seit diesem Moment gebe ich ihm keinerlei Schuld mehr. Denn das was ich bis dahin von meinem Vater kannte, hatte im Grunde gar nicht existiert. Dieses Autoritäre und Strenge war bloß Maskerade, wohl eine Art Selbstschutz. Dahinter steckte ein unsicherer und sensibler Mensch; ein Mensch, der mit Sicherheit viele Jahre, wenn nicht Jahrzehnte lang, unter einer Persönlichkeitsstörung litt und leidet, ohne es zu merken. Ja, ich glaube, das ist ihm bis heute nicht klar, daß er im Grunde sehr krank ist – so wie viele Menschen dieser Nachkriegsgeneration krank sind und zufällig unsere Eltern sind, die das an uns weitergeben, was deren Eltern an sie weitergaben.
Für sein Weltbild war er mir sicherlich immer ein guter Vater. Er wollte alles richtig machen und dachte vielleicht auch – bis zu diesem Tag – daß er alles richtig gemacht hatte.
Er ist doch nur ein Mensch. Und deine Mutter ist auch nur ein Mensch. Versuch das so zu sehen – dann kannst du ihr vielleicht auch einmal vergeben.
Liebe Grüße,
Saul
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Saul, was soll diese doppelte Botschaft? Du hast mit großem Erfolg endlich gegen den Vater rebelliert und legst nun Augusta ans Herz das ja nicht zu machen? Wo liegt denn da die Logik?Saul hat geschrieben:Er ist doch nur ein Mensch. Und deine Mutter ist auch nur ein Mensch. Versuch das so zu sehen – dann kannst du ihr vielleicht auch einmal vergeben.
Staunend liest's der anbetroffne Chef......
Ich finde es sogar wichtig, sich mit der eigenen Entwicklung auseinanderzusetzen. Dazu gehören. m. E. auch Gefühle wie Wut auf die Eltern, Trauer und eine Zeit lang evt. auch das Gefühl, eine Last tragen zu müssen, weil die Eltern Fehler gemacht haben. Vielleicht kann es für eine Weile auch ganz erleichternd sein, den Eltern die Schuld zuzuweisen (und sich selbst damit ein Stück weit die Schuldgefühle in Bezug auf eigene Defizite zu nehmen).
In vielen Fällen ist es aber so, dass Kinder nun einmal nicht mit einer Gebrauchsanweisung geboren werden und dass Eltern wiederum nur das mitgeben können, was sie selbst als Kinder mitbekommen haben. Deshalb würde ich den Begriff Schuld in diesem Zusammenhang nicht unbedingt verwenden. (Ich spreche hier nicht von Eltern, die ihre Kinder schwer vernachlässigen oder misshandeln, das nur als Anmerkung.)
Als erwachsener Mensch hat man (manchmal leider) nur die Wahl, sich entweder als "Opfer" seiner eigenen Vergangenheit zu fühlen, und damit auch in gewisser Weise ohnmächtig - oder sich mit ihr auseinanderzusetzen und Dinge zu ändern.
In vielen Fällen ist es aber so, dass Kinder nun einmal nicht mit einer Gebrauchsanweisung geboren werden und dass Eltern wiederum nur das mitgeben können, was sie selbst als Kinder mitbekommen haben. Deshalb würde ich den Begriff Schuld in diesem Zusammenhang nicht unbedingt verwenden. (Ich spreche hier nicht von Eltern, die ihre Kinder schwer vernachlässigen oder misshandeln, das nur als Anmerkung.)
Als erwachsener Mensch hat man (manchmal leider) nur die Wahl, sich entweder als "Opfer" seiner eigenen Vergangenheit zu fühlen, und damit auch in gewisser Weise ohnmächtig - oder sich mit ihr auseinanderzusetzen und Dinge zu ändern.
Zuerst habe ich ja einmal nur beschrieben, wie das damals bei mir war. Sicherlich wäre es optimal, wenn Augusta mit ihrer Mutter in eine ähnliche Situation kommen würde, in der sie sie einmal ganz anders erleben kann, sie richtig sehen kann.gompert hat geschrieben:Saul, was soll diese doppelte Botschaft? Du hast mit großem Erfolg endlich gegen den Vater rebelliert und legst nun Augusta ans Herz das ja nicht zu machen? Wo liegt denn da die Logik?
Meinen Vater habe ich damals in diesen Gesprächen immer mehr provoziert, weil ich meine Achtung vor ihm verloren hatte. So hat er seine Fassade nicht mehr aufrecht erhalten können. Ich wollte Augusta nicht einfach raten, ihre Mutter so lange zu provozieren, daß diese die Kontrolle verliert.
Ich kann nur dringend raten, gegen die Eltern zu rebellieren, wenn man glaubt, ihnen etwas vorwerfen zu können. Doch manchmal braucht es eben eine besondere Situation, die das in Gang bringt.
@karlei007
Finde ich vollkommen richtig, was du schreibst. Dennoch: Ganz frei von Schuld sind Eltern sicherlich nie. Sie tragen Verantwortung und sie haben m. E. die Pflicht, wenn sie Kinder in die Welt setzen, sich selbst immer wieder bewußt zu hinterfragen. Aber man kennt die Menschen. Daher ist diese Forderung eigentlich nicht selbstverständlich und die Umsetzung noch viel weniger.
-
- sporadischer Gast
- , 41
- Beiträge: 22
Hallo Augusta,
Jeder darf die Schuld dort suchen, wo er glaubt dass es Schuld gibt - auch bei den eigenen Eltern. Ja die sind Menschen und habe sicher (kleinere oder größere) Fehler gemacht.
Aus meiner Erfahrung ist das möglicher Weise eine guter erster Schritt, hilft aber gar nix, wenn von dort aus der Weg in die entSCHULDigung und das Verstehen und Verzeihen gegangen wird.
Das Wissen alleine, dass der oder diejenige "Schuld" an meinen "Unfähigkeiten" hat hat mir gar nix genützt - weil ich weiß zwar jetzt warum das so ist - es bleibt aber so.
Für mich haben sich viele Dinge zum positiven geändert, als ich meine Eltern genommen hab, wie sie sind und nicht wie ich sie gern gehabt hätte. Als ich das "was wäre wenn" Spiel hinter mir gelassen hab und in dem Leben lebe, das ich habe (anstatt mir auszumalen, was ich alles hätte tun können, wenn.......)
Mir klar zu werden, worin die "schuld" meiner Eltern bestand war allerdings der Anfang davon. Erst als ich es genau eingrenzen konnte, war der Weg für weitere Schritte offen. Wobei ( und das ist mir SEHR wichtig) ich es heute nicht mehr als Schuld empfinde - sondern als Teil ihres Menschseins. Sie haben ihr Bestes gegeben und das war so unendlich viel. Sie haben mir manches nicht gegeben, was ich so dringend gebraucht hätte - sie konnten einfach nicht und da gibt es nichts zu verzeihen, weil jeder hat seine Grenzen - auch Eltern.
lg
stillalive
Jeder darf die Schuld dort suchen, wo er glaubt dass es Schuld gibt - auch bei den eigenen Eltern. Ja die sind Menschen und habe sicher (kleinere oder größere) Fehler gemacht.
Aus meiner Erfahrung ist das möglicher Weise eine guter erster Schritt, hilft aber gar nix, wenn von dort aus der Weg in die entSCHULDigung und das Verstehen und Verzeihen gegangen wird.
Das Wissen alleine, dass der oder diejenige "Schuld" an meinen "Unfähigkeiten" hat hat mir gar nix genützt - weil ich weiß zwar jetzt warum das so ist - es bleibt aber so.
Für mich haben sich viele Dinge zum positiven geändert, als ich meine Eltern genommen hab, wie sie sind und nicht wie ich sie gern gehabt hätte. Als ich das "was wäre wenn" Spiel hinter mir gelassen hab und in dem Leben lebe, das ich habe (anstatt mir auszumalen, was ich alles hätte tun können, wenn.......)
Mir klar zu werden, worin die "schuld" meiner Eltern bestand war allerdings der Anfang davon. Erst als ich es genau eingrenzen konnte, war der Weg für weitere Schritte offen. Wobei ( und das ist mir SEHR wichtig) ich es heute nicht mehr als Schuld empfinde - sondern als Teil ihres Menschseins. Sie haben ihr Bestes gegeben und das war so unendlich viel. Sie haben mir manches nicht gegeben, was ich so dringend gebraucht hätte - sie konnten einfach nicht und da gibt es nichts zu verzeihen, weil jeder hat seine Grenzen - auch Eltern.
lg
stillalive
Hallo mal kurz!
Man darf, muß aber aber auch mit Konsequenzen rechnen.
candle
Man darf, muß aber aber auch mit Konsequenzen rechnen.
candle
Es ist besser ein Kerze anzuzünden, als über die Dunkelheit zu klagen.
Sommer-Stumpenhorst
Sommer-Stumpenhorst
Hallo candle,
Gruß,
Saul
Welche Konsequenzen sprichst du an? Denkst du dabei vielleicht an den Verlust der Eltern, die sich abwenden, wenn sie von ihren Kindern zu arg beschuldigt werden?candle hat geschrieben:Man darf, muß aber aber auch mit Konsequenzen rechnen.
Gruß,
Saul
Ja Saul, genau das meine ich. Hier liegt wohl die größte Mutprobe!
candle
candle
Es ist besser ein Kerze anzuzünden, als über die Dunkelheit zu klagen.
Sommer-Stumpenhorst
Sommer-Stumpenhorst
Da hast du Recht, candle - das Risiko ist da! Sprichst du aus Erfahrung?candle hat geschrieben:Ja Saul, genau das meine ich. Hier liegt wohl die größte Mutprobe!
Dennoch: Die Eltern, die sich abwenden sind m. E. zu feige oder unfähig sich dem zu stellen. Mag ja sein, daß es Eltern gibt, die im Falle der Konfrontation dazu neigen und das dann auch durchziehen - aber wohl nur, weil sie sich keine Blöße geben wollen. Die werden doch ihres Lebens nicht mehr froh...
Machen da nicht viele, die Probleme mit den Eltern haben diese Erfahrung?
Welche Eltern haben Schuld eingestanden?
Und wer schafft es sich von ihnen zu trennen?
Die Quote einer Abnabelung ist wohl sehr gering, denke ich.
candle
Welche Eltern haben Schuld eingestanden?
Und wer schafft es sich von ihnen zu trennen?
Die Quote einer Abnabelung ist wohl sehr gering, denke ich.
candle
Es ist besser ein Kerze anzuzünden, als über die Dunkelheit zu klagen.
Sommer-Stumpenhorst
Sommer-Stumpenhorst
Ich habe schon einige Menschen kennengelernt, die entweder den Kontakt aus eben diesen Gründen (Schuldfrage) zu ihren Eltern abgebrochen haben - und umgekehrt, daß Eltern den Kontakt zu ihren Kindern abbrechen.
Auch habe ich nicht selten gehört, daß Eltern eine gewisse Schuld oder Mitschuld eingestehen. Und aus eigener Erfahrung kann ich sagen, daß Eltern auch in der Lage sind dieses zu tun. Wenigstens in einigen Fragen waren wir uns einig - wenn auch nicht in den für mich wesentlichen - und er gab zu, Fehler gemacht zu haben.
Auch habe ich nicht selten gehört, daß Eltern eine gewisse Schuld oder Mitschuld eingestehen. Und aus eigener Erfahrung kann ich sagen, daß Eltern auch in der Lage sind dieses zu tun. Wenigstens in einigen Fragen waren wir uns einig - wenn auch nicht in den für mich wesentlichen - und er gab zu, Fehler gemacht zu haben.
-
- Forums-Insider
- , 27
- Beiträge: 408
Liebe Augusta333!
Ich habe manchmal ähnliche Gedanken wie du. Aber ich gebe meinen Eltern keine Schuld dafür. Ich denke immer, sie haben ihr bestes gegeben und tun es immer noch. Ich habe super Eltern, könnte mir keine besseren vorstellen. Ich hatte früher auch einen Sprachfehler. Ich war aber schon im Kindergartenalter beim Logopäden. Das haben deine Eltern leider versäumt, das finde ich kaum zu entschuldigen, da hatten sich deine Eltern schon früh drum kümmern müssen. Dadurch wäre dir vieles erspart geblieben.
Bei mir waren meine Eltern mit der Schule etwas nachlässig. Ich konnte in der 5. Klasse noch immer nicht richtig lesen und schreiben. Ich habe nie Hausaufgaben gemacht und gelernt, musste deshalb eine Hauptschule besuchen (also so eine Schule wo normalerweise nur Ausländer, sozial benachteiligte und lernbehinderte hingehen). Nach dem Hauptschulabschluss haben ich gemerkt, dass dieser Abschluss kaum etwas wert ist und ich mehr kann. Ich habe dann noch weitere Schulen besucht und nun habe ich ein abgeschlossenes Studium Meine Eltern haben mich immer unterstützt und an mich geglaubt. Sie sind einfache Leute, haben Bildung früher nicht für so wichtig gehalten. Ich hätte es viel einfacher gehabt, wenn ich früher ein Gymnasium besucht hätte. So musste ich mir sehr viel Stoff selbst erarbeiten, was manchmal kaum machbar war. Ich komme auch nicht aus einer wohlhabenden Famile. Meine Eltern können mich nicht finanziell unterstützen. Ich musste immer neben der Schule und Studium arbeiten und mir alles hart erkämpfen.
Ich finde, man macht es sich zu einfach, wenn man für vieles die Familie verantwortlich macht. Das Leben ist nun ein Kampf den man persönlich führen muss! Du bist alt genug um dich selbst um alles zu kümmern.
Ich habe manchmal ähnliche Gedanken wie du. Aber ich gebe meinen Eltern keine Schuld dafür. Ich denke immer, sie haben ihr bestes gegeben und tun es immer noch. Ich habe super Eltern, könnte mir keine besseren vorstellen. Ich hatte früher auch einen Sprachfehler. Ich war aber schon im Kindergartenalter beim Logopäden. Das haben deine Eltern leider versäumt, das finde ich kaum zu entschuldigen, da hatten sich deine Eltern schon früh drum kümmern müssen. Dadurch wäre dir vieles erspart geblieben.
Bei mir waren meine Eltern mit der Schule etwas nachlässig. Ich konnte in der 5. Klasse noch immer nicht richtig lesen und schreiben. Ich habe nie Hausaufgaben gemacht und gelernt, musste deshalb eine Hauptschule besuchen (also so eine Schule wo normalerweise nur Ausländer, sozial benachteiligte und lernbehinderte hingehen). Nach dem Hauptschulabschluss haben ich gemerkt, dass dieser Abschluss kaum etwas wert ist und ich mehr kann. Ich habe dann noch weitere Schulen besucht und nun habe ich ein abgeschlossenes Studium Meine Eltern haben mich immer unterstützt und an mich geglaubt. Sie sind einfache Leute, haben Bildung früher nicht für so wichtig gehalten. Ich hätte es viel einfacher gehabt, wenn ich früher ein Gymnasium besucht hätte. So musste ich mir sehr viel Stoff selbst erarbeiten, was manchmal kaum machbar war. Ich komme auch nicht aus einer wohlhabenden Famile. Meine Eltern können mich nicht finanziell unterstützen. Ich musste immer neben der Schule und Studium arbeiten und mir alles hart erkämpfen.
Ich finde, man macht es sich zu einfach, wenn man für vieles die Familie verantwortlich macht. Das Leben ist nun ein Kampf den man persönlich führen muss! Du bist alt genug um dich selbst um alles zu kümmern.
Fast alle Fische legen Eier. Die russischen sogar Kaviar.
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