Ich erkenne meinen Vater nicht mehr wieder!

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.
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Alegro
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Ich erkenne meinen Vater nicht mehr wieder!

Beitrag Mo., 08.12.2008, 17:35

Meine „Geschichte“ ist so verwirrend, dass ich gar nicht weiß, wo ich überhaupt anfangen soll:
Also alles fing vor 1 ½ Jahren an. Mein Vater wollte sich wegen einer anderen Frau von Mama trennen, nach ständigem Hin und Her entschieden sie sich für die Ehe zu kämpfen und wollten daran arbeiten. Von Anfang an, machte Papa Mama nur Vorwürfe usw., aber wenn man ihn mal drauf ansprach, hieß es: „Nein, Mama ist nicht schuld! Keiner hat Schuld.“ Aber kurze Zeit später redete er wieder nur über Mama, was sie doch alles falsch gemacht hat. Er erinnerte sich eigentlich nur noch an die schlechten Dinge im Leben und gar nicht mehr an die guten. Da hatten wir schon den Verdacht, dass Papa krank ist. Da auch nach einem Jahr immer noch ein Hin und Her war und Papa immer noch nicht wusste, was er wollte und er uns das Leben zur Hölle gemacht hat, bat ihn Mama auszuziehen. Weil wir glaubten, dass er krank sei, ging er sogar zum Arzt, der eine Diagnose stellte und Papa ging für einen Monat in die Kur, aber auch in der Kur, arbeitete er. Er hatte sein Handy immer dabei sowie Unterlagen. Er arbeitet seit Jahren rund um die Uhr. Er hat nie wirklich Feierabend. Sogar am Wochenende ging er ins Büro (bis 24 oder 1 Uhr) oder fuhr an Sonntagen zu Kunden.
Ich denke, die Arbeit hat ihn kaputt gemacht. Ich erkenne meinen Vater einfach nicht mehr wieder. Ich habe ihm bis zu diesem Zeitpunkt immer vertraut und konnte mit ihm über alles reden. Ich weiß einfach nicht mehr, was ich noch machen soll: Reden hilft nicht! Er ist fest davon überzeugt, dass er nicht krank ist und beschuldigt sogar Mama, dass sie krank sei, aber ER ist derjenige, der sich zu einem anderen Menschen entwickelt hat:
- (so doof wie es klingen mag): Wir waren mit all meinen Verwandten in Dänemark und aufgrund, dass das Handtuch von meinem Onkel ein bisschen kurz war, habe ich mich im Stillen ein wenig darüber lustig gemacht. Ich hätte nie gedacht, dass MEIN Vater am versammelten Tisch dies erzählt, so kam es aber. Für ihn war das alles ein Spaß, aber auch Mama merkte, dass meine Tante und mein Onkel das nicht gut fanden.
- Er hat nur noch seine Sichtweise und lässt sich noch nicht mal mehr von mir etwas sagen
- Nun geht er zu Nachbarn und stellt sich als Opfer dar und Mama als „Böse“. Ich weiß nicht genau, was er erzählt, ich weiß nur, dass er Lügen verbreitet
- -> Er erzählt allen seine Story und alle glauben ihm, z.B.:
Wir hatten uns alle versammelt (Meine Mutter, Vater, Bruder und ich) und wollten klären wie es nun weiter geht. Ich hatte demnächst Geburtstag und wollte ihm nur sagen, dass wir, er war sowieso schon ausgezogen, meinen Geburtstag ohne Ihn alleine feiern. Dann erzählte er doch tatsächlich anderen: Ich hätte total geweint, weil Mama mir verboten hat, dass er zum Geburtstag kommt.
 Geschichte völlig verdreht: Ich habe weder geweint, noch hat mir das Mama verboten. Es war meine Entscheidung.

Dann wäre da noch etwas, was mir aufn Herzen liegt:
Seit Jahren leidet Papa unter Sekundenschlaf und ich habe wirklich Angst bei ihm mit im Auto zu fahren, besonders auf langen Strecken. Dann ist vor einem Jahr ca. noch hinzugekommen, dass er während des Fahrens SMS schreibt oder mit Handy am Ohr, obwohl er eine Freisprechanlage hat, telefoniert, spricht man ihn darauf an heißt es: Das ist meine Sache!
Ich habe jedes Mal Angst bei ihm mitzufahren.

Meine Oma(Papas Mama) ist „auch“ psychisch krank: Sie ruft nachts bei ihren Nachbarn an und wenn sie ran gehen legt sie sofort auf (Wurde bewiesen, dass sie es war). Jetzt tauchen plötzlich bei meiner anderen Oma Zeitungsauschnitte im Briefkasten auf, mit der Überschrift: „Getrennte sterben um … Jahre früher“ . Und meine andere Oma wird jeden Tag um 6 Uhr angerufen und wenn sie ran geht, wird sofort aufgelegt. Ich bin mir ganz sicher, dass es meine Oma (Papas Mama) ist, die das macht.
Mein Bruder hat den Kontakt zu Papa schon komplett abgebrochen, ich kann dies aber nicht, weil ich auch Angst habe, dass wenn ich das mache, er irgendwann Selbstmord begeht, weil er das nicht verkraftet. Bislang sind noch keine Anzeichen vorhanden, aber ich habe davor Angst, weil sich sein Bruder vor Jahren auch selbst umgebracht hat. Er litt unter starken Depressionen!
Liegt das alles in der Familie? Oder ist das Zufall?
Bitte helft mir, ich weiß einfach nicht mehr, was ich machen soll!
Ich hoffe, das was ich geschrieben habe, kann man alles einigermaßen nachvollziehen und klingt nicht einfach „harmlos“.
Reden hilft einfach nicht mehr, aber was kann man denn noch außer reden machen?!

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lamedia
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Beitrag Di., 09.12.2008, 20:49

Hallo alegro, mensch....
Du bist 16 und solltest eigentlich eher zu Dir selbst finden und Dich auf Deine Probleme, Wünsche und Gefühle konzentrieren dürfen. Aber eine ideale Familie, in der das Wachsen ungestört möglich ist, hat leider nicht jeder - und nun bist Du ausgerechnet in einer, in der es viele belastende Dinge auszustehen gab, und in der Dein Verhältnis zum Vater so schwierig wird.

Es ist schwer, etwas von außen zu Deinem Vater zu sagen, ob er wirklich richtig "krank" ist, oder sich "nur" mit vielen Konflikten emotional von Euch entfernt hat. (Beides ist traurig und macht erstmal hilflos.)
Was mir auffällt, ist, dass er Dir offenbar zunehmend fremder und seltsamer erscheint und dass Du Unruhe und Verwirrtheit empfindest, wenn Du an ihn und seine Veränderungen denkst. (Auch Wut?) Es sollte doch eigentlich umgekehrt sein, nämlich dass Dein Vater sich um Dich sorgt, statt Du Dich um ihn! Dass er ein stabiler Halt ist. Und seit diesen 1,5 Jahren, von denen Du schreibst, ist er das scheinbar immer weniger für Dich.
Hast Du denn sonst Freunde oder Bezugspersonen, mit denen Du über Deine Sorgen offen reden kannst?
Liebe Grüße,
mediasres

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Beitrag Mi., 10.12.2008, 13:34

Hallo mediasres,
Erstmal danke für deine Antwort! Du hast in einigen Punkten wirklich recht. Ja man kann schon sagen, dass ich auch oft Wut für meinen Vater enpfinde, wenn ich z.B. wieder neue Sachen höre, die er sich geleistet hat. Ich würde ihn dann auch gerne meine Meinung sagen, aber wenn ich das tue, wie schon gesagt, bringt das nichts, höchstens das Gegenteil: Er entwickelt dadurch dann wieder seine eigene Geschichte.
Jetzt zu den Bezugspersonen:
Ja ich habe 4 sehr gute Freunde eigentlich, auf die ich mich verlassen kann, sie hören mir auch immer zu, aber so ein Thema ist auch für die sehr schwierig und ich glaube, sie können sich das nicht vorstellen, wie schlimm das ist. Aber im großen und ganzen sind sie für mich da. Auch mit meiner Mutter und meinen Bruder habe ich ein sehr sehr gutes Verhältnis... Mit Ihnen kann ich auch wirklich über alles sprechen, nur von meiner Sorge, Papa könnte sich irgendwann was antun, wissen sie nichts.

Aber kann man nichts irgendwie gegen den Sekundenschlaf machen? Dann wäre ja wenigstens schon einmal ein kleines Problem gelöst. Als Papa mal vor Jahren beim Arzt deswegen war, wurde ihm ein Medikament verschrieben, doch hätte er dies genommen, hätte er keine Maschinen mehr bedienen dürfen und dies muss er bei seiner Arbeit einfach machen.

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lamedia
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Beitrag Do., 11.12.2008, 11:30

Hallo,

wegen dem Sekundenschlaf wäre es vielleicht gut zu wissen, ob der aufgrund von Übermüdung (chronische Überarbeitung) auftritt, oder ob es wirklich die Krankheit Narkolepsie oder eine andere ist. Sollte es Überarbeitung sein, dann schätze ich, dass das durch halbwegs gesunde Lebensweise und Ausgeruhtheit noch gut steuerbar ist.
Da Du offenbar immer Angst hast, mit ihm mitzufahren, braucht Ihr da eine Lösung. Auf gar keinen Fall darf man auf der Fahrt ohne Freisprechanlage telefonieren oder SMS schreiben! Du hast ein Recht auf Sicherheit im Auto. Kann Deine Mutter sich da nicht ein bißchen mit für Dich einsetzen? Bist Du auf die Fahrten mit ihm angewiesen?
Auch glaube ich, dass es gut wäre, wenn Du Deine Angst wegen dem Selbstmord einmal irgendjemanden gegenüber aussprechen kannst. Wenn es mit Deinen Freunden (gut, dass sie da sind) oder mit Deiner Mutter nicht so leicht geht, dann wäre vielleicht auch an eine Jugendlichentherapie zu denken. Kannst Du Dir das vorstellen?

Viele Grüße,
mediasres

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Alegro
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Beitrag Sa., 20.12.2008, 16:10

Zuerst: Es tut mir leid, dass ich erst jetzt schreibe, ich hatte die ganze letzte Woche Schulstress und bin nicht dazu gekommen, ich hoffe, dass du das hier trotzdem nach dieser langen Zeit liest:

Das ist eine gute Frage: Ich bin kein Arzt und kann das daher nicht mit Sicherheit sagen, vielleicht ist es auch beides: Er arbeitet schon, wie schon gesagt, seit Jahren zu viel und er hat glaube ich auch öfters mal nicht gut geschlafen, ich bin aber nicht so sicher, ob das noch durch Ausgeruhtheit steuerbar ist.

Erst recht meine Mutter kann daran nichts ändern, dass er während der Fahrt SMS schreibt oder mit Hörer am Ohr telefoniert. Er wird sich auch nichts mehr von ihr sagen lassen.
Was heißt auf die Fahrten angewiesen?! Also dadurch, dass er jetzt ausgezogen ist, fahr ich viel weniger mit ihm, aber einmal, sind wir zum Essen weggefahren und letzte Woche sind wir nach Osnabrück shoppen gefahren.

Ich war schon einmal bei einer Jugendberaterin, hauptsächlich wegen den schulischen Leistungen, die schlechter wurden. Aber danach habe ich mich erstmal dafür entschieden, es bei einem Gespräch zu belassen, wir haben ausgemacht, falls ich der Meinung bin, dass ich doch Gespräche benötige, dann melde ich mich.
Vielleicht sind meine Bedenken, wegen des Selbstmordes, ja auch voll bescheuert.

Liebe Grüße

Alegro

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lamedia
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Beitrag So., 21.12.2008, 14:44

Vielleicht sind meine Bedenken, wegen des Selbstmordes, ja auch voll bescheuert.
Naja, nicht voll bescheuert, aber vielleicht unnötig, in dem Sinne, dass da erstmal keine akute Gefahr bestehen muss. Trotzdem beschäftigt es Dich - das ganze Thema "Vater" hört sich komplex an. Nicht umsonst hast Du jetzt hier geschrieben und Hilfe gesucht. Gut, dass Du noch einmal zu der Jugendberaterin gehen kannst, ich denke, das steht Dir schon zu, dort weiter beraten zu werden. Ich wünsch Dir einen schönen Advent. Liebe Grüße!

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