Kombinierte Persönlichkeitsstörung und Leben meistern?

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.
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whoami
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Kombinierte Persönlichkeitsstörung und Leben meistern?

Beitrag Sa., 06.12.2008, 14:25

Hi,

ich kann es mir gerade einfach nicht vorstellen, wie man mit einer kombinierten Persönlichkeitsstörung (narzisstisch, selbst-unsicher, schizoid) schaffen soll, einigermaßen vernünftig sein Leben zu meistern? Ich war jetzt lange Zeit krankgeschrieben und auch 3 Monate in einer Klinik. Ich habe es doch früher ganz gut hinbekommen, aber im Moment habe ich da einen massiven Konflikt. Die eine Seite in mir fühlt sich überfordert, die andere hat einen kontraproduktiven, wenn nicht sogar destruktiven Ehrgeiz. Deshalb fühle ich mich die ganze Zeit unter Druck, kann nicht richtig Schlafen, bin nervös, kaue Fingernägel und bin ängstlich ohne Ende. Dieser Zustand soll sich doch einfach mal wieder ändern! Was kann ich tun?

Ich habe schon 4 oder 5 Medikamente ausprobiert, nehme momentan keine mehr und bin in Therapie. Ich hab doch schon alles probiert was geht.... aber die Persönlichkeitsstörung geht nicht weg und ich kann mir momentan einfach nicht vorstellen wie ich damit umgehen/leben soll...

Erfahrungen und Ratschläge sind willkommen...

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Tristezza
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Beitrag Mi., 10.12.2008, 08:12

Hallo Whoami,

ich will dich nicht entmutigen, aber eine Persönlichkeitsstörung geht nicht einfach mal so "weg". Da kann eine jahrelange Therapie notwendig sein, um mit der Störung einigermaßen gut leben zu können und sie evtl. auch einfach akzeptieren zu lernen - richtig geheilt wird sie dadurch auch nicht unbedingt. Sie zeichnet sich ja dadurch aus, dass sie schon in der Kindheit/Jugend entstanden und zu einem Teil deiner Persönlichkeit geworden ist. Ich kann mir vorstellen, dass gerade eine kombinierte PS schwer zu behandeln ist, weil du da ja mit verschiedenen, z.T. sogar widersprüchlichen Teilen deiner Persönlichkeit "kämpfen" musst. Soweit ich weiß, sind einige PS (wie die selbstunsichere) ziemlich gut, andere (wie die schizoide) eher schwer zu behandeln. Bei einer PS kann es auch immer wieder zu akuten Krisen kommen, die einen stationären Aufenthalt erforderlich machen (wie bei mir). Wichtig ist sicher, dass du einen kompetenten Therapeuten hast und die für dich passende Therapieform findest (was allein schon länger dauern kann), ergänzend dazu evtl. einen Psychiater, der für die medikamentöse Seite zuständig ist, wobei Medikamente die Störung ja nicht heilen, sondern nur lindern können. Welche Therapie machst du denn und welche Medikamente hast du schon ausprobiert?

Lg, Tristezza

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stern
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Beiträge: 25012

Beitrag Mi., 10.12.2008, 09:45

Ein Grund, weswegen du vielleicht bisher nicht so viele Antworten erhalten hat, KÖNNTE auch der sein, dass die Frage so pauschal gestellt ist, dass man=ich schwer darauf eingehen kann. Wäre ähnlich, wie wenn ich fragen würde: Bei mir sind die Persönlichkeitsanteile xy "prägender" verankert. Wie gehe ich nun damit um? Vielleicht magst du zur Konkretisierung auf folgendes eingehen:

Wie wirken sich denn die narzissistischen, selbstunsicheren und schizoiden Züge störend auf deine Beziehungsgestaltung (oder andere Lebensbereiche wie Arbeit) aus? =>

Hast du zum Bleistift einen niedrigen Selbstwert und bist leicht kränkbar... und dein Umfeld versteht deine Reaktionen nicht? Oder machst du dir gar nix aus Kritik und eckst damit manchmal/häufig etwas an? Versuchst du deinen Selbstwert durch Leistungsstreben zu kompensieren (Stichwort: Ehrgeiz), um Anerkennung/Bewunderung zu erhalten. Fühlen sich andere von dir ausgenutzt. Hast du eher geringe Bedürfnisse nach soz. Kontakten/Nähe und leidest darunter? Kannst du kaum Gefühle wahrnehmen und äußern... und das zieht Reaktionen deines Umfelds nach sich, mit denen du wiederum schwer umgehen kannst? Oder hast du Gefühle (bist also gar nicht so gefühlsarm wie manche Menschen mit schizoiden Anteilen) und vermeidest diese Gefühle eher? Und/oder vermeidest du manches Tun (was konkret?) aus Angst vor z.B. Kritik/Ablehnung. Wie reagiert dein Umfeld auf dein Verhalten? Oder oder oder.

Und du weißt nicht, wie du aus diesen Mustern rauskommst?

Fazit: Je konkreter die Beispiele, desto eher findest vielleicht sogar selbst einige Ansätze, was du ausprobieren könntest. "Persönlichkeit" ist eben etwas individuelles. Was hast du in der Klinik gehört, wie du damit umgehen kannst?

Ansonsten: Sicher sitzen einige Muster tiefer (das macht eine PS auch u.a. aus)... aber "Persönlichkeit" halte ich für nichts unveränderliches. Ich meine, da hat sich bei mir lebensgeschichtlich (mit, aber auch ohne Hilfe von Therapie) auch schon einiges getan, so dass meine Persönlichkeitsanteile sich durchaus etwas verschoben haben dürften (soweit ich das reflektieren kann) - auch in die Richtung, dass ich mich durch manches nicht mehr so beeinträchtigt fühle. Und dann treten vielleicht andere Muster umso deutlicher hervor, was auch etwas von der jetzigen Situation abhängig ist, in der man gerade ist. Und auch mein stat. Thera meinte, ich könne (wenn ich - wie jetzt schon vereinbart/angeboten - wieder in die Klinik gehe ) nochmals diesen Persönlichkeitsfragebogen ausfüllen, was sich=ich dann zwischenzeitlich geändert hat .
Ich hab doch schon alles probiert was geht
Und was war das konkret...? Denn so gefragt könnte ich nur antworten: Wenn du schon alles probiert hast, wird es wohl nix mehr geben, was du tun kannst. Willst du das hören?

Und Stichwort kombinierte PS: Na ja, dann haste Anteile/Symptome aus verschiedenen Persönlichkeitsbereichen, was in meinen Augen auch heißt: Kein Persönlichkeitsanteil/Verhaltens- bzw. Erlebensmuster ist so starr und vorherrschend / nahezu auschließlich ausgeprägt, dass er deine Persönlichkeit vorherschend prägt/bestimmt/formt. Sondern bei dir ist es halt ein Mix, aber du bist weder durchgängig schizoid noch narzisstisch noch selbstunsicher. Und vielleicht liegen in den Persönlickeitsmustern, die nicht so unflexibel vorherschend ausgeprägt sind auch einige Stärken und Ansatzpunkte begraben? Oder anders gefragt: Was an deinem Erleben/Verhalten ist nicht typisch schizoid, selbstunsicher und narzisstisch, sondern durchaus sehr passend und angemessen... was du für dich nutzen kannst? Denn du hast ja nicht 3 Persönlichkeitsstörungen auf einmal... (und selbst wenn es so wäre: Selbst dann müssen man nicht ALLE Diagnosekriterien beeinträchtigend sein).
Liebe Grüße
stern 🌈💫
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stern
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Beitrag Do., 11.12.2008, 09:45

Noch ein Nachtrag:
Die eine Seite in mir fühlt sich überfordert, die andere hat einen kontraproduktiven, wenn nicht sogar destruktiven Ehrgeiz. Deshalb fühle ich mich die ganze Zeit unter Druck, kann nicht richtig Schlafen, bin nervös, kaue Fingernägel und bin ängstlich ohne Ende. Dieser Zustand soll sich doch einfach mal wieder ändern! Was kann ich tun?
Hm... so wird der eigentliche Konflikt für mich noch nicht so recht deutlich. Denn Überforderung ist in meinen Augen psycho-logische Folge von destruktivem Ehrgeiz (und somit nichts gegensätzliches/sich "bekämpfendes").

Vielleicht besteht der Konflikt eher darin, wenn du herausarbeitest, was dich zu (narzisstischem?) Ehrgeiz so stark antreibt, dass du sogar einen Erschöpfungszustand (mit Schlafstörungen und innerer/äußerer Unruhe) dafür in Kauf nimmst. Wo in deinem Leben findest du dieses Muster noch? Vielleicht kannst du dich auch so einem Lösungsansatz nähern.
Liebe Grüße
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Goodbye
Helferlein
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Beitrag Mi., 17.12.2008, 00:28

Vielleicht ein Tipp für Dich ?
Benutze Deine Seiten, deine Störungen, so wie du es brauchst....
Du weisst doch sicher, was eine der Störungen auslöst?
Dann versuch mal eine bewusst auszulösen? Deine narzistische Störung ist doch wahrscheinlich die stärkste? Die für den Umgang mit anderen, berufliches weiterkommen, die anderen den Situationen angemessen, schwach für den Moment der Nähe bei einer Frau, sie wird dich lieben dafür
Triumphier über deine Krankheit, heile sie nicht, versuch damit zu leben, bewusst zu lenken, viel Arbeit, viel höchste Selbstkontrolle, und ein Verlust der Freiheit, des freien Lebens, sind die Kosten dafür, aber so wie Du im Moment lebst, ist es doch auch nicht das Höchste
Nur mal so ein Gedanke.......Versuch es mal.......ich habe es auch geschafft

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MrN
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Beiträge: 1368

Beitrag Sa., 06.06.2009, 13:38

Goodbye hat geschrieben: ....ich habe es auch geschafft
Hallo Goodbye, das baut mich gerade wieder mächtig auf.
Ich habe vor Kurzem auch so eine nette Diagnose bekommen. Nach ca. 1 Jahr Wirrnis eigentlich ein Lichblick. Zumindest weiß ich jetzt, wo ich ansetzen muß. Und dann hab ich mich gefragt, ja Alter, wie hast Du das in den 40 Jahren davor eigentlich alles geschafft??? Ergebnis: Es ist genau so, wie Du es jetzt sagst! (Stichwort: Rollenspiele)
Wollte mir hier im Forum aber so manch einer nicht abgekaufen.
Für meine Therapie heißt das wohl, ich muß einfach meine Rollen neu überdenken.

Hallo whoami,
im letzten Jahr hab ich mich die meiste Zeit genau so gefühlt, wie Du es hier schreibst. Irgendwie bekomme ich gerade wierder etwas Boden unter die Füße.
ich wünsche Dir, daß Du es packst.
MrN
Dein Problem, das dir Probleme macht,
ist nicht wirklich
dein Problem.


(frei nach Lao Zi)

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