Wie gehen Partner/Angehörige/Freunde mit Panikern um?

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Phobien, Zwängen, Panikattacken und verwandten Beschwerden.
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caro66
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Wie gehen Partner/Angehörige/Freunde mit Panikern um?

Beitrag Fr., 05.12.2008, 14:20

Hallo,

ich selber leide nicht unter Panikattacken oder Angststörungen.
Mein Freund hat seit 2 Jahren Panikattacken. Ich habe in vielen Panik-Foren Beiträge gesucht, wie Partner, Familie oder Freunde damit umgehen. Konnte aber nicht wirklich fündig werden. Viele Paniker (nicht die Angehörigen) haben geschrieben, ihre Partner hätten sich von ihnen getrennt, die Familie und Freunde hätten sich abgewendet. Ich habe bei meinem Freund und mir eigentlich viel eher das Gefühl, dass uns das noch mehr "zusammengeschweißt" hat.

Wie gehen andere Partner, Familien oder Freunde mit Angst und Panik um?

Schreibt doch einfach mal, wie eure Gedanken, Meinungen und Erfahrungen dazu aussehen...

Liebe Grüße, Caro

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Admin
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Beitrag Fr., 05.12.2008, 16:46

Hallo caro,

als ersten Einstieg hier mal folgende themenbezogene Diskussionen:
viewtopic.php?t=2208
http://www.psychotherapiepraxis.at/arch ... hp?t=31884
http://www.psychotherapiepraxis.at/arch ... hp?t=28668
http://www.psychotherapiepraxis.at/arch ... hp?t=27198
http://www.psychotherapiepraxis.at/arch ... .php?t=373
http://www.psychotherapiepraxis.at/arch ... hp?t=23424

lg, rlf (Admin)

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candle
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Beitrag Fr., 05.12.2008, 17:42

Hallo caro66!

Hm, ich weiß jetzt nicht was Du hören willst? Also negative beriche wolltest Du nicht? Und bei Euch gibt es einen posítiven Verlauf in der Beziehung? Ds ist doch schön! Empfidet er das auch so?

Gruß!
candle
Es ist besser ein Kerze anzuzünden, als über die Dunkelheit zu klagen.
Sommer-Stumpenhorst

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Sonnenschein.22
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Beitrag Fr., 05.12.2008, 22:15

Hallo Caro!

Ich bin noch ziemlich neu hier. Du hast aber recht. Man liest selten etwas über Angehörige. Mein Freund leidet unter Wasch- und Kontrollzwänge, und bei uns läuft es leider nicht so gut. Es schweißt einen vielleicht mehr zusammen, denn man macht ja gemeinsam viel durch, doch es gibt viele Momente, wo man einfach als Partner nicht mehr weiß, was man machen soll. Zumindest geht es mir so. Deshalb habe ich mich auch hier angemeldet.

Gibt es denn bei euch keine Probleme?

Liebe Grüße Sonnenschein

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Katzenmama
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Beitrag Sa., 06.12.2008, 01:07

was ich mir als betroffene (nicht besonders stark, aber gelegentlich) von meinem partner wünsche:

dass er ruhig bleibt, wenn ich flippe
dass er es als "kurzfristigen ausnahmezustand", aber nicht als irre, unnormal oder krank beurteilt (und es allen leuten erzählt und zum drama macht)
dass er nicht jedesmal versucht, es im anschluß zu analysieren
dass er sich nicht zu meinem psychologen und mich zu seinem patienten macht

man darf die störung nicht zum mittelpunkt der beziehung machen. das sollte sie nur für die beziehung zum psychologen sein.
ich habe meinem freund eine kleine "bedienungsanleitung für den notfall" gegeben (nicht aufregen, festhalten, ablenken), und es funktioniert ganz gut. allerdings hat er erfahrung mit dem thema und kann damit recht gelassen umgehen. man sollte unbedingt vermeiden, dass der partner sich mehr aufregt als der, der grade panik hat! je ruhiger und rationaler die bezugsperson, umso schneller kriegt man sich wieder ein. man muss dafür gar nicht auf den paniker einreden, einfach da sein, hand halten, einen sicheren rahmen schaffen hilft schon. abnehmen kann man es dem anderen eh nicht.
[center]Wie hoch auch deine Sehnsucht reicht, ich lasse dich ihr folgen.
Neigt dein Herz sich einem anderen zu, so will ich deine Liebe teilen;
strebt meines nach einem anderen,
so will ich doch niemals dich aus meinem Herzen verbannen.[/center]

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caro66
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Beitrag So., 07.12.2008, 13:52

Hallo ihr alle,

vielen Dank für eure Beiträge. Ich habe mich durch sämtl. Beiträge von rlf durchgelesen...
candle hat geschrieben:Also negative beriche wolltest Du nicht? Und bei Euch gibt es einen posítiven Verlauf in der Beziehung? Ds ist doch schön! Empfidet er das auch so?
Hallo candle,
natürlich ist mir klar, dass es eher negative als positive Berichte gibt. Die Panik ist für Paniker und ihre Partner etc. ja eher negativ besetzt. Mein Freund empfindet unsere Beziehung ebenfalls als sehr positiv. Bist Du selbst Panikerin oder hast jemanden in Deiner unmittelbaren Umgebung, der davon betroffen ist?
Sonnenschein.22 hat geschrieben:Gibt es denn bei euch keine Probleme?
Hallo Sonnenschein.22,
momentan gibt es bei uns keine Probleme. Was allerdings nicht heißen muss, dass es auch so bleibt. Unsere Partnerschaft hat sich zeitweise auch recht schwierig dargestellt. Wie äußern sich die Probleme in eurer Partnerschaft? Gibt es da ständige Höhen und Tiefen? Und wie gehst Du damit um? Das würde mich sehr interessieren...
Katzenmama hat geschrieben:dass er ruhig bleibt, wenn ich flippe
dass er es als "kurzfristigen ausnahmezustand", aber nicht als irre, unnormal oder krank beurteilt (und es allen leuten erzählt und zum drama macht)
dass er nicht jedesmal versucht, es im anschluß zu analysieren
dass er sich nicht zu meinem psychologen und mich zu seinem patienten macht
Hallo Katzenmama (niedlicher Nickname),
vielen Dank für Deinen Beitrag. Der hat mich aufgebaut und mein Verhalten bestätigt. Es war bei uns oft so, dass ich am liebsten nach Hause gefahren wäre, wenn mein Freund eine Attacke bekommen hat. Später hat er mir erzählt, dass ihm meine Gegenwart während einer Panik sehr wichtig ist/war. Es hat lange gedauert, bis er drüber reden konnte. Ich habe ihn von Anfang an nie dazu gedrängt. Mein Freund zieht sich während einer Panikattacke sehr in sich zurück. Ich bin während seiner Panik innerlich sehr aufgewühlt und suche für mich eine Ablenkung. Meine Gedanken: "Hoffentlich ist es gleich wieder vorbei".

Liebe Grüße, Caro

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candle
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Beitrag So., 07.12.2008, 17:48

Hallo!

Ich hatte über 30 Jahre Panikatacken! Keiner konnte damit umgehen. Ich bin da allein von losgekommen.

candle
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Sommer-Stumpenhorst

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Katzenmama
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Beitrag So., 07.12.2008, 17:55

ich denke es ist sehr wichtig, dass der partner dem paniker vermitteln kann, dass er keine angst vor den anfällen hat. es ist für einen paniker ja nicht hilfreich, abgesehen von der angst an sich und der angst einen anfall zu kriegen noch angst zu haben, dass der partner nicht damit klarkommt oder sich verzieht!
der paniker braucht in solchen momenten eher einen starken beschützer, der weiß was er tut und solange die verantwortung für die situation übernimmt, bis der anfall vorbei ist. und ihm danach nicht das gefühl gibt, total bekloppt zu sein ...
[center]Wie hoch auch deine Sehnsucht reicht, ich lasse dich ihr folgen.
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strebt meines nach einem anderen,
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caro66
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Beitrag Di., 09.12.2008, 19:47

Hallo Katzenmama,

da habe ich mich vielleicht missverständlich ausgedrückt:
Ich selber habe vor den Panikattacken meines Freundes keine Angst. Hatte am Anfang während einer Attacke immer das Gefühl, er will alleine sein. Das war aber nicht so. Ich konnte ihn ja währenddessen nicht ansprechen und fragen, "Wie geht es Dir denn jetzt so? Soll ich lieber nach Hause fahren oder soll ich mich in eine Ecke setzen oder soll ich so tun, als wäre gar nichts?" Er war gar nicht fähig, überhaupt zu reden und war auch nicht ansprechbar. Wir haben über die Panik gesprochen, wenn er mit dem Thema angefangen hat. Dass es ihm nicht gut ging, war für mich ja mehr als offensichtlich. Es hat viele Situationen gegeben, in denen er mir die Verantwortung von einer Sekunde auf die andere übergeben hat. Das war am Anfang ziemlich schwierig für mich, weil ich immer gedacht habe, ich mache jetzt etwas falsch.
Den Gedanken, mein Freund sei "nicht ganz richtig im Kopf", habe ich nie gehabt. Im Gegenteil: Mein Freund hat oft gesagt, er sei bekloppt und was ich mit so einem wie ihm will. Seine Panikattacken sind - wie bei Dir - heute nur noch gelegentlich. Mittlerweile bin ich selbst ja auch nicht mehr unerfahren und merke schnell, wenn sich "bei ihm etwas anbahnt". Ich glaube, geholfen hat ihm auf alle Fälle, drüber zu reden. Mir allerdings auch. So konnte ich mir ein ungefähres Bild machen (nachvollziehen kann man es ja sowieso nicht, wenn man nicht selbst betroffen ist).
Die Situationen, die sich aus einer Panikattacke ergeben, sind manchmal ziemlich schräg. Es hat Freunde(?) von uns gegeben, die sich völlig zurückgezogen haben. Dabei haben die die bis dato schlimmsten Panikattacken ja gar nicht miterlebt. Empfinden die das als krank oder ist ihnen das zu anstrengend? Wir haben leider nie die Gelegenheit gehabt, mit ihnen darüber zu reden.

Liebe Grüße, Caro

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Sonnenschein.22
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Beitrag Di., 09.12.2008, 20:37

caro66 hat geschrieben:Wie äußern sich die Probleme in eurer Partnerschaft? Gibt es da ständige Höhen und Tiefen? Und wie gehst Du damit um? Das würde mich sehr interessieren...
Hallo Caro!

Bei uns gibt es ständig Höhen und Tiefen, und zwar täglich. Nur leider überwiegen die Tiefen immer mehr. Wie sie sich äußern, ist z. B. daß ich ständig für ihn etwas machen muß (Trinken einschänken, Fernseh an- und ausmachen, Wecker stellen usw.), und das alles nur, weil er nichts anlangen kann mit seinem Zwang. Jetzt fragst Du Dich sicherlich, warum ich das mache. Weil ich einfach nur will, daß Frieden herrscht. Denn wenn er es selbst machen muß, dann brüllt er rum und macht einen psychisch total fertig. Wie ich damit umgehe? Eigentlich gar nicht. Mein ganzes Leben richtet sich momentan nur noch nach ihn (mittlerweile 10 Jahre). Meine einzige Hoffnung ist eigentlich nur noch seine Therapie. Er will ja "Neujahr" einen Neuanfang machen. Diese Chance will ich ihm noch geben, ansonsten werde ich mich von ihm trennen müssen. Das soll nicht heißen, daß ich ihn nicht mehr liebe, aber ich kann nicht mein ganzes Leben nur noch nach ihm richten. Wir haben auch einen kleinen Sohn (3 3/4 Jahre alt), der sehr unter der momentanen Situation leidet. Darum muß auch etwas geschehen. Auch wenn eine Trennung das letzte ist, was ich will. Doch irgendwann kann man nicht mehr. Deshalb schreiben auch viele, daß sie sich von ihren Partner getrennt haben.

Liebe Grüße Sonnenschein

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caro66
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Beitrag Mi., 10.12.2008, 23:44

Hallo Sonnenschein.22,
Sonnenschein.22 hat geschrieben:Wie sie sich äußern, ist z. B. daß ich ständig für ihn etwas machen muß (Trinken einschänken, Fernseh an- und ausmachen, Wecker stellen usw.), und das alles nur, weil er nichts anlangen kann mit seinem Zwang.
Deine Nachricht hat mich echt geschockt.
Dein Freund ist sich seiner Zwänge doch aber bewußt, oder?
Macht er denn schon eine Therapie oder will er die erst machen?
Und was ist Ursache für den Wasch- und Kontrollzwang Deines Freundes? Ist er schon so gewesen, als ihr euch kennengelernt habt?
Das liest sich für mich sehr tyrannisch (bitte nicht falsch verstehen).
Bei meinem Freund ist relativ schnell diagnostiziert worden, dass es sich um Panikattacken handelt. Er hat sich in eine ambulante Verhaltenstherapie begeben, die er am Anfang allerdings total lächerlich fand. Die Erkenntnis, dass ihm die geholfen hat, kam erst einige Monate nach Therapiebeginn.

Liebe Grüße, Caro

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Sonnenschein.22
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Beitrag Do., 11.12.2008, 22:15

Caro66 hat geschrieben:Dein Freund ist sich seiner Zwänge doch aber bewußt, oder?
Macht er denn schon eine Therapie oder will er die erst machen?
Und was ist Ursache für den Wasch- und Kontrollzwang Deines Freundes? Das liest sich für mich sehr tyrannisch (bitte nicht falsch verstehen).
Hallo Caro!

Du hast schon recht, er ist sehr tyrannisch. Seinen Zwängen ist er sich sehr bewußt. Deshalb hat er ja auch schon eine Therapie angefangen. Doch bis jetzt kann ich keine Fortschritte erkennen. Wie auch, wenn manchmal zwischen zwei Terminen oft mehr als 2 Wochen liegen.
Wie war das bei deinem Freund? Hatte er regelmäßig Termine?

Die Ursachen für seine Zwänge weiß keiner so recht. Auch die Therapeutin meint, daß es bei so langer Zeit, kaum mehr nachzuvollziehen ist, woher die Zwänge kommen. Schließlich hat er die schon seit seiner Pubertät (ca. 25 Jahre). Ich vermute einfach, daß seine Kindheit sehr verkorkst war. Sein Vater trank viel, Mutter ging viel arbeiten und war somit selten zu Hause. Und wenn die Eltern zu Hause waren, stritten sie sehr oft. Daß da dann die Kinder auf der Strecke bleiben, liegt wohl auf der Hand. Auch seine ältere Schwester geht regelmäßig zur Therapeutin, weil sie mit sich selbst nicht so klar kommt. Sie bildet sich ein, daß ihr die Haare ausgehen, und daß sie bald eine Glatze bekommt. Mittlerweile hat sie jedoch ihr Leben wieder voll im Griff. Was halt bei ihm leider nicht so leicht ist.
Caro66 hat geschrieben:Ist er schon so gewesen, als ihr euch kennengelernt habt?
So wie heute war er damals nicht. Er hat von Anfang gesagt, daß er einen Waschzwang hat. Doch er konnte einigermaßen noch ein normales Leben führen. Wir konnten ganz normal fortgehen, Besuch empfangen usw. Das alles geht ja heute gar nicht mehr. Und das ist es auch, was unsere Beziehung immer mehr kaputt macht. Man kann ja gar nichts mehr machen mit ihm. Das schlimme ist, daß meine Eltern und Verwandten es so langsam nicht mehr verstehen können, warum ich mich nicht trenne. Ich fühle mich manchmal richtet unter Druck gesetzt, sodaß ich, wenn ich gehen sollte, immer das Gefühl habe, daß es nicht meine Entscheidung war. Das macht es für mich natürlich nicht gerade leichter.

Ich habe auch keine Ahnung, wie Weihnachten wird. Denn so richtig in Weihnachtsstimmung schein ich heuer gar nicht zu kommen. Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf, und versuche mit viel Liebe das Beste draus zu machen.

LG Sonnenschein

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caro66
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Beitrag Fr., 12.12.2008, 15:16

Hallo Sonnenschein,
Sonnenschein.22 hat geschrieben:Du hast schon recht, er ist sehr tyrannisch. Seinen Zwängen ist er sich sehr bewußt. Deshalb hat er ja auch schon eine Therapie angefangen. Doch bis jetzt kann ich keine Fortschritte erkennen. Wie auch, wenn manchmal zwischen zwei Terminen oft mehr als 2 Wochen liegen.
Wie war das bei deinem Freund? Hatte er regelmäßig Termine?
Ich könnte mir gut vorstellen, dass Dein Freund mit sich selber und den Erfolgen, die sich ja im Grunde genommen gar nicht einstellen, sehr unzufrieden ist. Aber dass er eine Therapie (von sich aus?) begonnen hat, ist ja schon mal der richtige Schritt.
Redet ihr denn über den Therapieverlauf? Was sagt er selbst dazu?
Kommt er mit seinem Therapeuten zurecht?
Was macht ihn so unzufrieden?
Mein Freund hatte das erste halbe Jahr 2 x in der Woche Therapie. Am Anfang fiel bei ihm oft die Bemerkung "Die (Therapeutin) stempelt mich als bekloppt ab". Das hat er sich aber, glaube ich, selbst eingeredet. Es hat eine gewisse Zeit gedauert, bis ihm bewußt wurde, dass die Therapie ihm hilft und das von der Therapeutin Gesagte auch umsetzen konnte. Er hat sich am Anfang sehr dagegen gewehrt.
Ich selbst bin auch 2 x in Therapie gewesen, bin da also nicht ganz unerfahren. Ich hatte in meiner ersten Therapie 1 1/2 Jahre lang 2 x in der Woche Sitzungen. Ich glaube, wenn 2 Wochen Pause zwischen den Sitzungen liegt, ist das viel zu lang.
Mein Freund hat im Anschluss an die Verhaltenstherapie - von sich aus - eine emdr gemacht. Die hat die ganze Sache wesentlich verbessert. Die Panikattacken hat er heute noch gelegentlich, sie haben aber nicht mehr die Intensität wie das 1. Jahr.
Sonnenschein.22 hat geschrieben:Das schlimme ist, daß meine Eltern und Verwandten es so langsam nicht mehr verstehen können, warum ich mich nicht trenne. Ich fühle mich manchmal richtet unter Druck gesetzt, sodaß ich, wenn ich gehen sollte, immer das Gefühl habe, daß es nicht meine Entscheidung war. Das macht es für mich natürlich nicht gerade leichter.
Ich habe eine Trennung und Scheidung hinter mir, meine Tochter war damals 4 Jahre alt. Mein Exmann hatte keine Panikattacken, sondern verfiel dem Alkohol. Es hat 4 Jahre gedauert, bis ich mich - zu unserer eigenen Lebensrettung - getrennt habe. Ich fühlte mich von meiner Familie auch sehr unter Druck gesetzt. Manchmal haben mich ihre Äußerungen sehr verletzt und ich fühlte mich minderwertig. Aber wie heißt es: Die Hoffnung stirbt zuletzt. Einen goldenen Ratschlag kann ich Dir natürlich nicht geben. Aber so wie die Möglichkeit besteht, dass alles noch schlimmer wird, genauso besteht ja auch die Möglichkeit, dass sich alles zum Guten wendet. Ich glaube, reden ist ganz wichtig.

Hoffe, es geht Dir gut. Lass von Dir hören. Liebe Grüße, Caro

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Sonnenschein.22
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Beitrag So., 21.12.2008, 23:01

Hallo Caro!

Habe gerade in einem Beitrag von Dir gelesen, daß Du Geburtstag hattest.
Herzlichen Glückwunsch nachträglich!!
caro66 hat geschrieben:Redet ihr denn über den Therapieverlauf? Was sagt er selbst dazu?
Kommt er mit seinem Therapeuten zurecht?
Was macht ihn so unzufrieden?
Was ihn so unzufrieden macht, weiß ich nicht. Er redet ja fast gar nicht mit mir darüber.
Mit seiner Therapeutin (zu der er freiwillig geht) kommt er, denke ich, schon zurecht. Auf jeden Fall durchschaut sie ihn gleich. Denn er versucht schon, sich vor seinen Aufgaben zu drücken. Sie meinte auch, daß es für ihn doch am Besten sei, einen kompletten Strich darunter zu machen, (also nicht so schrittchenweise), weil er sich sonst immer wieder ein Türchen offen hält. Und darum hat er sich jetzt auch zum Neujahr vorgenommen, den ganzen Schritt zu machen. So lange will auch noch warten, ob er das wirklich durchzieht. Wenn nicht, werde ich meine Trennung wahr machen, denn so kann es nicht weiter gehen. Auch heute war wieder so ein Tag, wo ich am Liebsten alles liegen und stehen lassen wollte.
Caro66 hat geschrieben:Aber so wie die Möglichkeit besteht, dass alles noch schlimmer wird, genauso besteht ja auch die Möglichkeit, dass sich alles zum Guten wendet. Ich glaube, reden ist ganz wichtig.

Ich hoffe ja auch noch, daß alles Gut wird, aber daran glauben kann ich irgendwie nicht mehr. Das liegt auch daran, daß ich mit ihm gar nicht mehr ernsthaft reden kann. Er hat nur noch mit seinen Zwängen zu tun. Und dadurch komme ich gar nicht mehr so an ihn ran. Ich hoffe nur, daß Weihnachten nicht zum Desaster wird.

Nun genug von mir. Wie geht es Dir eigentlich? Ist bei euch noch alles OK?

Liebe Grüße Sonnenschein

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caro66
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Beitrag Di., 23.12.2008, 16:43

Hallo Sonnenschein,
danke für Deine Geburtstagsglückwünsche. Das ist sehr lieb von Dir.
So richtig toll hört sich Deine Situation wirklich nicht an. Deine jetzige und meine damalige Situation scheinen ähnlich zu sein (Exmann hat sich die letzten 4 Jahre unseres Zusammenlebens zum Alkoholiker entwickelt). Die letzten 1 1/2 Jahre waren die Hölle...
Ich habe damals für mich überlegt, was mir bleibt, wenn ich bleibe und was, wenn ich gehe. Ich habe festgestellt, dass ich einfach nichts zu verlieren hatte - und bin gegangen. Alle Entscheidungen, die getroffen werden mussten, sind an mir hängengeblieben, alle Verantwortung lag bei mir, ich habe mich co-abhängig gemacht, habe nur noch in Angst gelebt - und war damit totunglücklich. Meine Tochter war ein verängstigtes Kind, das nur mit schwarzen und dunklen Farben gemalt hat. Ihre Menschen hatten keine Münder und sahen so sehr traurig aus. Das hat mich fertig gemacht.
Meine Tochter und ich brauchten lange Zeit, um uns davon zu erholen. Wenn ich heute auf all das zurückbliecke, habe ich die Gewißheit, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe. Aber es ist wirklich schwierig, die richtige Entscheidung zu treffen. Ich kann das sehr gut nachempfinden.
Sonnenschein.22 hat geschrieben:Nun genug von mir. Wie geht es Dir eigentlich? Ist bei euch noch alles OK?
Bei uns ist zur Zeit soweit alles im grünen Bereich. Mit den gelegentlichen Panikattacken (die im Gegenteil zu früher sehr abgeschwächt sind) können wir gut umgehen. Die letzte Attacke hatte er am Wochenende, als wir gemeinsam den Weihnachtsbaum geschmückt haben. Ganz plötzlich stellt sich dann bei ihm eine unheimliche Unruhe ein und genauso plötzlich zieht er sich völlig in sich zurück. Meine Tochter und ich lassen ihn dann in Ruhe. Er redet dann auch nicht und es bringt auch nichts, sich mit ihm zu unterhalten. Das scheint alles an ihm abzuprallen.
Denke oft drüber nach, wie ich in Deiner Situation handeln würde. Wenn ich lese, was bei Dir los ist, kann man die Panikattacken meines Freundes ja fast schon als "Weichspülgang" bezeichnen.
Hab' keine Angst vor Weihnachten. Behalte die Fassung und hoffe darauf, dass er sein Ding wirklich durchzieht.
Ich wünsche Dir trotz allem ein schönes Weihnachtsfest. Und hoffe, bald wieder von Dir zu hören.
Liebe Grüße, Caro

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