Mein Sohn bekommt sein Leben nicht in den Griff

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.
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sommerwind49
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Mein Sohn bekommt sein Leben nicht in den Griff

Beitrag Di., 11.11.2008, 17:30

Hallo,
ich muss einfach mal los werden, was mich so belastet!

Mein Sohn (22) ist absolut unfähig, sein Leben in den Griff zu bekommen.
Es ist nicht leicht, alles, was in den letzten 5 Jahren passiert ist, kurz zu beschreiben, aber ich kann bald nicht mehr und brauche einen Rat!

Er ist so unehrlich, belügt mich und andere ständig, manchmal ohne Grund! Er macht so dumme Sachen, wie einen Vertrag unterschreiben für verschiedene Spenden, alle über 100€ und sein Konto ist nicht gedeckt! Er bringt Filme nicht mehr zurück, das ging soweit, dass es beim Staatsanwalt gelandet ist und er jetzt Strafe abzahlen muss!

Er zahlt Raten nicht mehr weiter oder seine Miete! Er hat jetzt schon seine 2. Wohnung verloren, weil er keine Miete mehr bezahlt und einfach - sorry - einen Schweinestall hinterlässt! Er ist unsauber auch mit mit sich selber!

Ich weiß einfach nicht mehr, wie ich ihm helfen kann! ich habe schon das zweite Mal mit ihm alles durchgestanden. Briefe geschrieben, an Anwälte, seine Vermieter, Telekom, Handy Anbieter, Staatsanwalt, Stadtwerke usw. Er ist dann immer sehr reuig und einsichtig, das glaube ich ihm dann auch, er meint es in dem Moment auch so. Es geht dann auch eine Zeit gut, dann fängt alles wieder von vorne an und er fällt zurück!

Jetzt ist er nach Berlin gezogen, weil er über ein Online Spiel ein paar kennen gelernt hat.....sie wollten eine WG gründen. War am Anfang arbeitslos, wohnt zur Untermiete, seine Bekannten haben ihn jetzt hängenlassen. Er hat mittlerweile Gott sei Dank wieder Arbeit und die Aussicht auf eine eigene Wohnung. Aber seine jetzige Vermieterin hat angerufen und gesagt, er bekommt jeden Tag Briefe, die er z.T. nicht mal auf macht, ist sehr schlampig.....auch mit sich selber und kümmert sich um nichts.

Was soll ich denn jetzt machen?? Ich weiß, dass er im Grunde einen guten Kern hat, aber er ist meiner Meinung nach Lebensunfähig! Ich war auch schon zweimal mit ihm bei der Caritas Lebenshilfe aber da geht er dann 3 Mal hin.

Das war es in Kürze, es gibt noch mehr, aber es ist jetzt schon ein Roman

Soll ich ihn "fallen lassen" oder weiter helfen?

Ich wäre sehr dankbar für einen Rat und Austausch. Manchmal tut es einfach nur gut, mal alles zu schreiben.

Bitte nicht den gesamten Text in Farbe schreiben, siehe auch Netiquette.

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SilentPain
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Beitrag Di., 11.11.2008, 17:53

sommerwind49 hat geschrieben: Soll ich ihn "fallen lassen" oder weiter helfen?
hm...ich kann mir vorstellen das man sich als mutter immer mal gedanken über seine kinder macht, aber vielleicht läßt du ihn einfach mal machen.
manchmal muss man wirklich auf der schnauze liegen um zu kapieren.
wenn du ihm ständig bei allem unterstützt wird es nicht besser. er wird immer wieder mit seinen unbequemen dingen zu dir kommen und du wirst ihm wieder helfen. so ist er doch auch gar nicht gewillt, sein leben alleine zu meistern

er ist alt genug du machst dich damit auch fertig...

liebe grüße
silentpain
-=[ Schmerz ist Schwäche, die den Körper verlässt ]=-

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sommerwind49
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Beitrag Di., 11.11.2008, 18:27

Hallo silentpain,
danke für deinen Rat, ich freu mich, dass jemand meinen Roman gelesen hat und sich die Zeit auch noch nimmt, mir zu antworten .

Das Schlimme ist, er kommt gar nicht mir seinen Sachen zu mir, ich merke nur immer, dass was nicht i.O. ist und fange an nach zu haken und zu bohren.... Er ist im Grunde sehr weich und hat ein total gutes Herz, die Vorstellung, dass er mal auf der Straße landet.....womöglich noch in einer Grü0ßstadt wie Berlin, das macht mich fertig. Er lehnt kategorisch ab, sich zu schlagen und wird sich auch nie wehren, wenn ihn jemand angreift.

Ich habe alles schon durch, zureden. liebe und schimpfen, Vorwürfe und Verständnis....ich weiß nicht mehr weiter !

Hinweis Admin: Fullquote entfernt - bitte lesen Sie die Netiquette (Benutzungsregeln) des Forums! Danke.

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SilentPain
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Beitrag Di., 11.11.2008, 20:23

sommerwind49 hat geschrieben:Hallo silentpain,
danke für deinen Rat, ich freu mich, dass jemand meinen Roman gelesen hat und sich die Zeit auch noch nimmt, mir zu antworten .
gerne doch
Das Schlimme ist, er kommt gar nicht mir seinen Sachen zu mir, ich merke nur immer, dass was nicht i.O. ist und fange an nach zu haken und zu bohren....
dann lass ihn erst recht. du bist bestimmt eine ganz dufte mutti aber ich kann aus eigener erfahrung sagen, das es nix schlimmeres gibt als eltern die sich überall einmischen is nich böse gemeint

Er ist im Grunde sehr weich und hat ein total gutes Herz, die Vorstellung, dass er mal auf der Straße landet.....womöglich noch in einer Großstadt wie Berlin,
vertraue ihm einfach ein wenig
übrigens, meine mutter hat immer gesagt das ich ohne sie nicht klar kommen werde im leben und seit zwei wochen wohne ich in berlin (:)) und es geht mir gut...
...wird sich auch nie wehren, wenn ihn jemand angreift.
auch da könntest du ihm nicht helfen...

Ich habe alles schon durch, zureden. liebe und schimpfen, Vorwürfe und Verständnis....ich weiß nicht mehr weiter


lass ihn sein leben leben es ist seins...auch wenn er hier und da nicht zurecht kommt. es gibt haufenweise söhne die in dem alter noch im hotel mama wohnen und sich bedienen lassen. von daher hast du glück *g* er versucht selbstständig zu sein und das ist doch auch das wichtigste....das kinder unabhängig sind

liebe grüße
SilentPain
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littlebuddha
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Beitrag Di., 11.11.2008, 21:23

Hallo Sommerwind und Silent Pain,
ich würde dir, SilentPain, leider widersprechen: Wenn der Sohn es wirklich nicht geregelt bekommt allein, sollten ihn schon noch Eltern helfen. Ich hatte mal einen Freund, der ist voll abgestiegen, kiffte nur noch und am Ende schottete er sich von ALLEN so ab, dass ich den Kontakt verlor. Er könnte jetzt in der Gosse sein, tot oder doch ein Konzernchef, keine Ahnung.

Ich denke aber, dass du Sommerwind, nicht viel tun kannst als Mutter. Ist der Sohn den mit seinem Vater aufgewachsen? Vielleicht sollte der mal ein echtes Männergespräch mit ihm führen - kann sein dass die ständigen mütterlichen Ratschläge nichts fruchten.

Hast du schon mal an betreutes Wohnen gedacht? Ich weiß darüber nicht viel, aber es scheint so zu sein dass ein Sozialarbeiter sich um die Bewohner kümmert und man mit anderen zusammen wohnt.

Spielt dein Sohn die ganze Zeit PC? Das muss aufhören! Nichts ist schädlicher als den ganzen Tag diese Spielchen ohne Kontakt zu echten Menschen. Nimmt er Drogen (Kiffen)? Das ist auch schädlich. Viellecht weißt du es auch gar nicht. Kiffen macht passiv und sehr faul, kann ich aus eigener Erfahrung sagen und aus Beobachtungen zweier ehemaliger Kiff-Kumpanen. Außerdem kann das zu ernsthaften psych. Störungen führen (Depression, Psychosen). Das Problem dabei ist, dass das kiffen so schön Probleme verdrängt, genau wie Alkohol. Der Freund von dem ich oben sprach war am Ende nur noch bekifft, weil er sein trauriges Leben nicht mehr nüchtern aushalten konnte. Ich habe ihn die letzten eineinhalb Jahre, die ich noch Kontakt zu ihm hatte, eigentlich nie mehr nüchtern erlebt

Dein Sohn muss jetzt lernen, was der Ernst des Lebens ist. Eigenes Geld verdienen und sich um seinen eigene Zukunft sorgen und kümmern. Scheint mir, als verdränge er stark alles, was irgendwie mit Problemen zusammen hängt (Miete, Rechnungen, Arbeit).

Du kannst ihm wirklich nichts mehr vorschreiben, und wenn er es halt alleine nicht schafft oder schaffen will ist das wirklich traurig. Ihm müssen seine Ziele klar werden, was er erreichen will (Job, privat), wo er hin will, was ihm im Leben wichtig ist. Was machen denn so seine Freunde? Gut wäre es, wenn er freunde hätte, die ihm mitziehen - man will ja nicht Loser sein unter erfolgreichen. Er muss für die nähere Zukunft, also so 5-8 Jahre, klar sein: Was will ich beruflich machen? VIelleicht sogar studieren? Was interessiert mich überhaupt? Welcher Typ von Mensch will ich werden? Was sind meine Werte, wofür steh ich ein? Ist das Leben, dass ich zur Zeit führe, für alle Zukunft weiter lebbar? Etc. Das sollte am besten der Vater mit ihm besprechen oder Onkel oder Opa, ich meine irgendeine männliche Bezugsperson von ihm, die guten Zugang zu ihm haben und sowas wie Vorbilder sind.

Hat er Geschwister? Was ist mit denen?
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melua
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Beitrag Di., 11.11.2008, 21:45

Also ich kann mich silentpain auch nicht so recht anschließen (nichts für ungut), aber selbst der "Versuch" selbständig zu werden, beinhaltet nicht, schon zwei Wohnungen verloren zu haben, und Schulden am laufenden Band zu produzieren. Dein Sohn ist offenbar mit der Regelung seiner Angelegenheiten überfordert und nicht in der Lage, seine Geldmittel nach Priorität einzusetzen (Miete und Strom haben auf jeden Fall Vorrang vor Spenden - so edel der Gedanke auch sei).

Es ist fast unmöglich, keine Bedenken zu seinem jetzigen Wohnort zu haben. Du weißt nicht, ob sich an seinem bisherigen Verhalten etwas ändert - lt. Vermieterin lässt er ja seine Post und damit auch Rechnungen weiterhin unberücksichtigt - welche "Freunde" er kennen lernt. Sicher ist es das Ziel der Eltern, die Kinder irgendwann in die Selbständigkeit zu entlassen, nur die ist bei ihm noch nicht erkennbar vorhanden.

Ich würde ebenfalls die Möglichkeit des betreuten Wohnens in Betracht ziehen, weiß allerdings nicht, welche Möglichkeiten es hier bei euch gibt. Auf Zwang gibt es so etwas nicht, meist ist das an die Freiwilligkeit des Bewerbers gekoppelt, wenn er nicht will, muss er nicht und kriegt auch keinen Wohnplatz. Gibt es denn Bezugspersonen, deren Ratschläge bzw. Empfehlungen er annimmt?

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Georgine
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Beitrag Di., 11.11.2008, 22:04

ich kann mir ehrlich gesagt kaum vorstellen, dass ein volljähriger "einfach so" einen platz in einem betreuten wohnprojekt bekommt.

bestimmt müssten dem gespräche mit psychologen und einschlägige gutachten vorausgehen.

ich schließe mich auch der meinung meiner vorschreiberin an. jemand, der keine körperpflege mehr vornimmt und seine rechnungen nicht mehr bezahlt, sollte möglichst nicht sich selbst überlassen werden.

könntest du ihn davon überzeugen, einen psychologen, den sozialpsychiatrischen dienst oder eine ähnliche stelle aufzusuchen?

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(V)
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Beitrag Di., 11.11.2008, 22:23

Alleine wird es wohl nicht schaffen, aber gerade als Mutter ist man da wohl die "falsche Ansprechpartnerin". Er kommt mit seinen Problemen nicht zu dir. Zumindest nicht freiwillig. Und an dem Punkt solltest du respektieren, dass er bewußt oder unbewußt - speziell DEINE Hilfe nicht will. Solange sie aber ständig im Angebot steht, wird auch nicht nach ANDERE Hilfe gesucht, sondern zwanghaft versucht es "irgendwie alleine" hinzukriegen. Was aber nicht hinhaut. Dabei wäre genau das: Das Leben OHNE MUTTI hinzukriegen mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit sehr wichtig für sein Selbstwert. Und genau da kann ein neutrale, objektive Person (wie z.B. Psychologe etc.) gut einschließen.

Ein Mutter-Kind-Verhältnis ist niemals objektiv und niemals unbelastet. Mit deiner Sorge signalisiert du ihn zwar einerseits Liebe, aber suggierst ihm immer wieder, dass du nicht an ihm glaubst. Also will er sich beweisen, in dem er deine Hilfe nicht annimmt. Und am besten gar keine. Weil es geht bestimmt unterschwellig auch darum "sich was zu beweisen" bzw. "Mama was beweisen." oder beides.

Aus eigenem Anlaß (selbst Angehörige eines solches Mannes und genug Konfrontationen mit seiner Mutter) und rein subjektiv gesprochen, denke ich, dass da in der Kindheit sicherlich das eine oder andere etwas schief ging, dass der Sohn jetzt in so einem Teufelskreislauf aus mangelndes Selbstwert und Versagen und immer wieder Hilfe wollen, aber nicht annehmen können, steckt. Ein mögklicherweise abnormer Drang sich zu beweisen im starken Zweispalt mit Minderwertigkeitskomplexen. Es unbedingt wollen um so mehr je weniger man es kann.

Nun ja, das sind meine subjektiven Spekulationen. Wirklich wichtig ist mir nur der Punkt, dass du dich mal fragst, wie deine Sorge bei ihm aus seiner Sicht bei ihm ankommt. Sich Sorgen hat nämlich meistens zwei Seiten: Einerseits Zuneigung, anderseits mangelndes Vertrauen. Ersteres sorgt womöglich für Schuldgefühle, die einem noch weiter ins Tief stürzen. Zweiteres erhöht den Drang sich beweisen und ohne Hilfe zurecht kommen zu wollen. Wenn das nicht klappt, noch mehr Schuldgefühle. Noch mehr Sorgen von Mutter. Noch weniger Selbstwert.

Und noch eine sehr subjektive Meinung: Ich glaube, dass jemand der bisher immer ordentlich und gepflegt war, und zwar VON SICH AUS und FÜR SICH SELBST und nicht nur wegen Mutters Obhut nicht "von heute auf morgen" so abstürzt. Dass es wohl auch schon vorher Probleme in dieser Richtung gab, diese aber durch die liebende, sich sorgende Mutter bisher weitgehenst überdeckt wurde.

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SilentPain
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Beitrag Di., 11.11.2008, 23:28

mit 22 ist man durchaus in der lage selbst einschätzen zu können was richtig und falsch ist.

wenn jemand absolut keine hilfe annehmen will, dann ist das sicher schade aber nichts zu machen...
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littlebuddha
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Beitrag Mi., 12.11.2008, 00:30

Hallo,
na ich meine ja nur, dass es durchaus auch Erwachsene gibt die nicht allein leben können und unselbstständig bleiben. Sie können es einfach nicht, aus welchen Gründen auch immer. Vielleicht haben sie es nie gelernt (Jeder hat schon mal was von Müttersöhnchen gehört, die mit 45 noch bei ihren Eltern wohnen und bekocht werden).

Übrigens gibt es dazu zwei wirklich schöne norwegische Filme ("Elling"):
http://de.wikipedia.org/wiki/Elling_(Film)

Wie auch immer
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sommerwind49
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Beitrag Mi., 12.11.2008, 06:44

Guten Morgen Ihr Lieben, das war eine Freude heute Morgen, als ich gesehen habe, wie viele sich um unser Problem Gedanken machen! Danke an alle für die lieben Ratschläge !! Ich freu mich wirklich!

Ihr habt alle ein bisschen recht. Sicher war er immer schon schlampig, hat alles schleifen lassen, aber so lange er zuhause gewohnt hat, hab ich natürlich versucht, ihn auf seine Selbständigkeit vorzubereiten.

Lehrstelle hat er sich nicht selber gesucht, im Grunde war es immer schon ein ständiger Zwang mit ihm. Die Bewerbungen, die wir geschrieben haben, hab ich beim Auszug hinter der Eckbank gefunden! Er lügt immer, ist sehr unehrlich, hat mich schon 1000de Mal angelogen, oft aus total unwichtigen Gründen! Er lügt auch noch, wenn ich vor ihm stehe und sage, lügst du mich jetzt an? Zeine Vermieterin wollte ihn schon auf die Straße setzen, weil er sie angelogen hat!

Betreutes Wohnen lehnt er ab. Deshalb war ich ja froh, als er nach Berlin ging, weil er da eine WG mit ein paar Bekannten aufmachen wollte, weil er da nicht alleine gewesen wäre. Er hatte sich sehr darauf gefreut, doch aus irgendwelchen Gründen hat das nicht funktioniert....

Ja, leider, er spielt Tag und Nacht WOW und deshalb hat er wohl auch seine Arbeitsstelle verloren. Jetzt kann er nicht spielen, weil er in der Unterkunft keinen PC hat. Aber er sagt schon, in der neuen Wohnung will er gleich einen Schreibtisch, damit sein PC (er hat ihn bei einem Bekannten untergebracht) einen Platz hat.

Er hat einen Bruder, er ist 24 und lebt seit 3 Jahren im Schwarzwald, er ist das genaue Gegenteil von ihm, er hat sein Leben voll im Griff und schon eine 6 jährige feste Beziehung. Die beiden Brüder kamen auch noch nie miteinander klar. Der Große lehnt ihn ab, weil er nur lügt und Mist baut. Er hat ihm allerdings auch schon geholfen und wurde dafür belogen. Jetzt ist natürlich Sendepause. Wenn ich nicht immer vermitteln würde, dann wäre kein Kontakt mehr. Wobei der Kleine am Großen hängt.

Ich habe ihm schon so oft geraten, sich Hilfe zu holen, er war ja auch schon zweimal bei der Caritas, aber das bringt gar nichts.

Er ist ohne seinen Vater aufgewachsen......ich habe mich von ihm scheiden lassen, weil er ganz genauso war. Er hat nur gelogen und hat sich um nicht gekümmert. War auch unsauber. Ich habe ihn damals geheiratet aus "Torschlußpanik" Liebe war das nicht! Schwanger wurde ich aber erst während der Ehe! Habe aber nie schlecht gesprochen von seinem Vater, erst, als er sich selber ein Bild machen konnte.

Eigentlich macht er sich alles kaputt, mit seiner Art, mittlerweile lehnen ihn auch schon meine Mutter und mein Mann ab. Ich kann ihn nicht loslassen, weil ich ihn kenne und weiß, dass er in der Gosse landen wird! Und das macht ihn kaputt. Er ist ein richtig sensibler Mensch, der Gewalt absolut ablehnt. Er raucht nicht und trinkt nicht!

Seit ein paar Monaten hat er sich "geoutet", er ist homosexuell. Sucht natürlich verzweifelt, weil er noch nie eine Beziehung hatte und wird da leider auch enttäuscht. ich vermute, das war auch der Grund, warum er nach Berlin gezogen ist, da ist es lockerer.

So, das war ja schon wieder ein Roman .

Ich wünsche Euch allen einen schönen Tag!

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sommerwind49
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Beitrag Mi., 12.11.2008, 06:57

Hallo Gothika,
du hast die Situation erstaunlich gut beschrieben! Es ist viel Wahres an dem, was du schreibst!

Ich bin einfach an einem Punkt angekommen, an dem ich selber nicht mehr weiter weiß! Ich will ihn ja alleine klar kommen lassen, ihm nicht immer helfen, aber ich weiß einfach auch, dass er es nicht schafft, er ist ja auch schon fast 23, ich kann nichts mehr wollen! Es ist ein Teufelskreis! Er hat jetzt wieder eine Arbeit gefunden, ein Wohnung, aber er hat noch einige "Altlasten", die er abzahlen muss und ich merke, er lässt das wieder schleifen! Er lässt alles so lange schleifen, bis er an einem Punkt angekommen ist, wo er den Überblick total verloren hat und dann rutscht er völlig ab. Als ich ihn zuletzt losgelassen habe und nicht nachgefragt, ihm einfach vertraut habe, hat sich rausgestellt, dass er seine Arbeit verloren hat, er seit Monaten keine Miete mehr bezahlt hat, er hatte sich nicht beim AA gemeldet und hat sich sein Essen zusammen geklaut! Er hat sehr viel abgenommen, weil er tagelang nichts gegessen hat! Es hat auch lange gedauert, bis ich alles erfahren habe und natürlich habe ich ihm wieder geholfen.....Er hat dann ein paar Wochen bei uns gewohnt und ist dann nach Berlin gezogen. Da wollte er von vorne anfangen und alles besser machen.....

Ich wünschte, es käme von irgendwo ein klare Aussage, was ich machen soll, damit ich ihm wirklich helfen kann und wenn es loslassen ist, dann würde ich es tun! Auch wenn ich dann sehr leiden würde! Aber ich weiß eben nicht, was richtig ist! Ich kann und will mir nicht vorstellen, dass er mal auf der Straße landet und dann auf Typen trifft, die nicht so weich sind, wie er, daran würde er zerbrechen!

Danke nochmal für deine Zeilen !

LG
Zuletzt geändert von Annemarie am Mi., 12.11.2008, 07:02, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Fullquote entfernt: Bitte keine kompletten Beiträge zitieren. Danke.

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chicheringrün
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Beitrag Mi., 12.11.2008, 10:08

sommerwind49 hat geschrieben:Ihr habt alle ein bisschen recht. Sicher war er immer schon schlampig, hat alles schleifen lassen, aber so lange er zuhause gewohnt hat, hab ich natürlich versucht, ihn auf seine Selbständigkeit vorzubereiten.
Inwiefern hast du ihn versucht auf seine Selbstständigkeit vorzubereiten? Musste er im Haushalt mithelfen? Durfte er mal etwas alleine ausprobieren im Haushalt oder wolltest du ihm sofort zeigen, wie man es richtig macht?
sommerwind49 hat geschrieben:Lehrstelle hat er sich nicht selber gesucht, im Grunde war es immer schon ein ständiger Zwang mit ihm. Die Bewerbungen, die wir geschrieben haben, hab ich beim Auszug hinter der Eckbank gefunden! Er lügt immer, ist sehr unehrlich, hat mich schon 1000de Mal angelogen, oft aus total unwichtigen Gründen! Er lügt auch noch, wenn ich vor ihm stehe und sage, lügst du mich jetzt an? Zeine Vermieterin wollte ihn schon auf die Straße setzen, weil er sie angelogen hat!
Heißt das, du hast ihm die Lehrstelle gesucht? Wie soll er das lernen, sich zu kümmern, wenn du ihm das abnimmst? Warum sollte er überhaupt etwas tun, wenn es eh jemand anderes macht?
Kann es sein, dass er dich und andere Leute anlügt, um (kurzzeitig) seine Ruhe zu bekommen, weil er sich z.B. von dir und anderen unter Druck gesetzt fühlt? Das ist jetzt nur eine Vermutung.
"Der beste Weg, die Zukunft vorauszusagen, ist, sie zu gestalten."
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Beitrag Mi., 12.11.2008, 13:58

Hallo Sommerwind,

klingt alles so ziemlich nach meinen Noch-Ehemann.Ziemlich genau sogar. Nur dass der mittlerweile 37 ist und von Gerichtswegen wegen extremen Vermüllungssyndron einen Betreuer hat, der ihm den ganzen Papier-und Schuldenkram übernimmt, quasi teilweise entmündigt. Böse gesagt hängt der jetzt auch wieder an "Muttis Rockzipfel", was mich gar ärgerlich macht.

Nur eines will ich dir deshalb sagen: Lügen ist nicht gleich lügen. Bei meinem Noch-Ehemann ist es so, dass er in diesen Momenten von der Wahrheit meist völlig überzeugt ist.

Meine Schwiegermutter, welche mittlerweile vor lauter Sorge die ganze Palette der psychosomatischen Symptome durchmacht, gibt "netterweise" mir die Schuld daran. Nun ja, das gebe ich gerne zurück. *grummel*. So nach dem Motto, ich hätte mich besser um ihn kümmern müssen, es ihm abnehmen müssen, wo der "arme Kleine und so liebe Bub" doch so hilflos gegenüber sich selbst ist. Was sie aber nie verstanden hat: Man kann nichts tun! Nichts! Natürlich hätte ich den Haushalt übernommen und es wäre nie so schlimm geworden (Zitat psychologisches Gutachten: "Wohnungsboden komplett mit 60 bis 70 cm Müll belagert"... "nicht mehr bewohnbar"...), wenn ich ihn nicht aus Vernunft und dem Kind wegen in eine eigene Wohnung verbannt hätte. Aber als wir zusammen wohnten, boykottierte er regelrecht jeden Hilfsversuch. Das zählt auch unter dem Stichwort "Messi", und von denen kann man in entsprechenden Selbsthilfegruppen oft lesen, dass solche Menschen Panikzustände bekommen, wenn man ihre Dinge einfach wegwirft. Oder Finanzkram. Bewerbungen unter der Eckbank? Hmm. Da kenn ich sogar schlimmeres. Fahrzeuge-Scheine in fremden Keller in Tüten mit verwesten Essenspacketen von Mutti, uvm. Da werden mal vor lauter Panik, dass ich schimpfen könnte, Rechnungen regelrecht versteckt... (folglich kann ich's auch nicht zahlen!)... und hinterher kann er sich nicht daran erinnern. Steht da wie ein getretener Hund wenn ich ihn anfangs noch anschrie, wieso er mich anlüge... bis ich irgendwann begriff, dass es keine Lügen sind.

Kurz: Erstens muss da dringend therapeutische Hilfe her. Zweitens kann man einfach nichts machen. Solche Menschen lassen Hilfe nicht nur nicht zu, sondern sie wird regelrecht boykottiert und sabotiert. Bis es vielleicht von sich aus "klick" bei ihnen macht. In unseren Fall half auch 2 Jahre lang nicht mal der gerichtlich bestellte Betreuer etwas, denn der wurde auch manipuliert und in Anführungsstrichen "belogen".

Gruß,
Gothika

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littlebuddha
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Beitrag Mi., 12.11.2008, 19:34

hm...
klingt ja wirklich kritisch. Also mit Therapie ist es aber auch so, dass es nix bringen wird, wenn man ihm die aufzwingt, und wenn er es dann wollen würde - glaube ich - würde er sie nicht mehr brauchen, weil wenn er wirklich will, würde er auch alleine klar kommen. Solange da keine Einsicht ist, wird kein Versuch fruchten, fürchte ich. Und Einsicht muss von ihm aus kommen, die kann man nicht aufzwingen.

Dass mit dem WoW finde ich nicht gut. Ich kenne das von mir, Internet kann ziemlich süchtig machen (bin ich zwar nicht, glaube ich, aber es frisst schon ziemlich Zeit, die man eigentlich für sinnvollere Dinge verwenden wollte). Und erst Recht WoW, wo man ja "echte" Menschen im WWW trifft... Wie sieht es denn mit real life Freunden aus? Die wären viel wichtiger für die Entwicklung. Und wenn er homosexuell ist, halt einen Freund. Wer nur vorm www sitzt und WoW spielt kann auch nicht sonderlich interessant sein (man erlebt ja nix Substantielles).

Was sind denn seine Interessen, seine Stärken? Was hat er für Hobbies abgesehen vom Fernsehen und WoW? Was wollte er früher mal werden? Wie sind seine schulischen Leistungen?

Wenn er in Berlin keinen kennen sollte, kann er sich bei www.groops.de anmelden. Da kann man echte Menschen im real life treffen (kein Dating!). Ist auch kostenlos.

Möglicherweise ist sein Auszug nach Berlin auch eine Flucht vor mütterlicher Bevormundung.

Tja, leider kannst DU, Sommerwind, nichts mehr für ihn machen... die Einsicht, dass man im Leben auch arbeiten muss bzw. Ziele haben sollte, muss ihm halt selbst erwachsen, oder eben nicht. Leider. Vielleicht haben die Vorschreiber doch Recht: Vielleicht muss er wirklich erst merken, dass Mama nicht mehr für ihn da ist und richtig auf die Fresse fallen (wie man so schön sagt). Es ist (möglicherweise) wie mit einem Hund, der im Wald spielt: Solange er noch den Herren nach ihm rufen hört, hat er keine Angst und kommt nicht zurück; sobald das Herrchen aber still bleibt, kriegt er Angst und sucht ihn. (Ich will damit NICHT sagen, dass dein Sohn ein Hund ist; ist bloß eine Analogie

Tja, mehr weiß ich auch nicht.
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Nennt mich Little!

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