Falsche Therapeutin/Therapieform?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
Antworten
Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
cosma
neu an Bo(a)rd!
neu an Bo(a)rd!
weiblich/female, 27
Beiträge: 2

Falsche Therapeutin/Therapieform?

Beitrag So., 02.11.2008, 17:52

Woran erkennt man, ob man die richtige Therapeutin hat bzw. diese die richtige Methode anwendet?

Seit ca 1 Jahr bin ich bei meiner aktuellen Theapeutin in Behandlung, vorhar hatte ich mit Abstand schon drei andere Therapeuten (einer war glaube ich Psychiater).

Meine Diagnose heißt diffuse Angststörung. Ich mache mir immer über alles Gedanken, habe Angst, im Job zu versagen, traue mir selber nichts zu (obwohl ich tatsächlich einen guten Studienabschluss habe, mit meinen Job zurechtkomme, einen tollen Freund habe). Ich habe Angst vor dem Alleinesein, bin oft rastlos und ziemlich oft unzufrieden, kann mir jetzt schon Gedanken darüber machen, dass mein Arbeitsvertrag in einem Jahr ausläuft und ich bestimmt nie wieder einen Job finde. Obwohl ich Angst vor dem Job habe, habe ich auch Angst vor unverplanter freier Zeit. Ich wache ziemlich oft Morgens gegen fünf/sechs auf und grübele. Soweit die Sympthome.

Meine Therapeutin macht mit mir immer Atemübungen, damit ich lernen soll, damit umzugehen, wenn die Angst kommt. Ich habe aber nicht das Gefühl, dass wir daran arbeiten, dass ich irgendwann nicht mehr diese irationalen Ängste habe. Aber es kann doch nicht Ziel der Therapie sein, lediglich zu akzeptieren, dass man vor total vielen Sachen Angst hat und dann die Angst mit Atemübungen zu lindern, oder?

Ich habe in der letzten Sitzung angesprochen, dass ich finde, dass sich im letzten Jahr nicht wirklich viel getan hat und sie sagte, das läge an mir, weil ich meine "Hausaufgaben" (jeden Tag zehn Minuten in Stille meditieren, Buch führen über sachen, die geklappt haben o. ä.) nicht regelmäßig genug mache und das andere Theapeuten mit den gleichen Methoden arbeiten würden wie sie.

Meine Frage ist jetzt: Gibt es keinen Therapie-Ansatz, wo man an den Ursachen und nicht an den Folgen der Angst rumdoktort? Müsste ein Therapeut nicht daran arbeiten, mir ein bischen mehr Selbstvertrauen zu geben und meine Ängste langsam abzubauen? Und wie finde ich einen passenden Therapeuten?
Ich habe nämlich echt Angst, dass ich mir irgendwann ernsthaft selbst im Wege stehe...
Vielen Dank für Eure Antworten/Ratschläge!

Werbung

Benutzeravatar

MissX
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 97
Beiträge: 462

Beitrag Di., 04.11.2008, 19:10

Hallo Cosma!
Aber es kann doch nicht Ziel der Therapie sein, lediglich zu akzeptieren, dass man vor total vielen Sachen Angst hat und dann die Angst mit Atemübungen zu lindern, oder?
Bei mir war das auf jeden Fall nich das Ziel.
Ich kann dir nur sagen, was mir was gebracht hat ... also bei mir war es so, dass ich jede Situation in der ich Angst hatte gedanklich immer in gaaaaaanz kleine Einzelteile zerlegt hab und so erfahren hab, wovor ich eigentlich wirklich Angst habe und dann konnte ich halt dagegensteuern - einfach geschrieben. Is ne Verhaltensthera.
Atemübungen musste ich nie machen. Vielleicht sind Atemübungen und in "Stille meditieren" ja ganz gut, aber ich glaube, ich wär dazu auch zu "hyperaktiv" . Wenn ich mich selbst zwinge ruhig zu sein bewirkt das absolut das komplette Gegenteil

Was mich aber ein wenig wundert, ist, dass das jetzt deine 4. Thera ist. Da drängt sich natürlich total der Gedanke auf, ob das wirklich nur an den Theras lag. Aber das kannst du natürlich nur für dich selbst beantworten.

Benutzeravatar

münchnerkindl
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 38
Beiträge: 9792

Beitrag Di., 04.11.2008, 19:26

Also von meinem buddhistischen Hintergrund her kenn ich mich ein bischen mit Meditation aus und würde mal sagen daß selbst wenn du das täglich machen würdest und in deinem Fall meditation da hilft, 10 Minuten am Tag zu wenig sind um wirklich ernsthaft was zu verändern. Etwa so wie täglich 10 Minuten Klavier üben oder sowas.
Ausserdem muss man auch Meditieren erlernen, also sich einfach hinzuhocken ohne ein Minimum an Ahnung zu haben was man da dann konkret "machen" soll wird nicht allzuviel Nutzen haben. Ausserdem ist es für Anfänger alleine schwierig da reinzukommen, da wäre Meditation in der Gruppe viel sinnvoller, von daher halte ich diese Anweisung für eher nicht wirklich durchführbar oder sinnvoll.

Und irgendwelche Atemübungen halte ich ehrlich gesagt auch nicht für ein da alleinig heilendes Mittel. Evtl als zusätzliches Werkzeug, ja aber nicht als zentrales Mittel. Das kommt mir alles ein bischen "Esoterisch" vor....

Wenn du dich mehr mit den Ursachen deiner Angst auseinandersetzen willst dann brauchst du eine tiefenpsychologische Therapie, allerdings ist es nicht so daß sich mit den Ursachen auseinanderzusetzen automatisch die Angst zum Verschwinden bringt.

Benutzeravatar

zucker
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 40
Beiträge: 142

Beitrag Di., 04.11.2008, 20:07

Das klingt ganz nach einer klassischen Verhaltenstherapie, was du da machst. Wenn du eher daran interessiert bist in die Tiefe zu gehen, Ursachen zu suchen, Zusammenhänge zu verstehen, dann würde ich dir auch eine tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie oder eine Kognitive Verhaltenstherapie empfehlen. Du kannst ja die beiden Begriffe mal googlen, um dir ein Bild darüber zu machen.

Werbung

Benutzeravatar

Offy
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 38
Beiträge: 470

Beitrag Di., 04.11.2008, 20:21

Hallo cosma,

dein Bestreben, die Angst nicht nur zu kontrollieren, sondern zu besiegen, ist mehr als verständlich und -wie ich finde- auch lobenswert. Auf die Art, wie ihr das derzeit in der Thera praktiziert, wird es mMn aber nicht funktionieren. Das hast du ja selbst schon erkannt.
Ich habe in der letzten Sitzung angesprochen, dass ich finde, dass sich im letzten Jahr nicht wirklich viel getan hat und sie sagte, das läge an mir, weil ich meine "Hausaufgaben" (jeden Tag zehn Minuten in Stille meditieren, Buch führen über sachen, die geklappt haben o. ä.) nicht regelmäßig genug mache und das andere Theapeuten mit den gleichen Methoden arbeiten würden wie sie.
Die Aussage, es wäre deine Schuld, finde ich reichlich grenzwertig. In der Thera geht es doch nicht darum, Schuldzuweisungen zu treffen. Ich persönlich reagiere darauf entsprechend allergisch, weil ich denke, dass die meisten Klienten genug eigene Schuldgefühle mit sich herumtragen.
Es gilt eher, herauszufinden, warum die die Hausaufgaben nicht regelmäßig machen kannst. Ich gehe davon aus, dass es ja keine böse Absicht von dir ist. Stecken konkrete Blockaden dahinter? Vorwürfe sind so ziemlich das Letzte, was du gebrauchen kannst.

Zur Therapieform haben ja bereits andere etwas gesagt. Da kann ich mich nur anschließen. Schau dir am besten mal die Definitionen an und entscheide, was sich für dich passend anhört.


Offy
Heute weinte ich –
aber keine Träne benetzte eine Blume.
Still, leise und nutzlos!
Werde ich auch so von der Welt gehen?

Benutzeravatar

Sternenstaub
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 33
Beiträge: 9

Beitrag Mi., 05.11.2008, 16:33

Hallo cosma,

lies doch mal:

http://www.psychotherapiepraxis.at/gute ... .phtml#erk

und den weiterführenden Link:

http://www.psychotherapiepraxis.at/gute ... .phtml#met

zu Folgendem von Dir beschriebenen:

Müsste ein Therapeut nicht daran arbeiten, mir ein bischen mehr Selbstvertrauen zu geben und meine Ängste langsam abzubauen?


Zumindest an Letzterem versucht Deine Thera ja mit Dir zu arbeiten über die Hausaufgaben. Wenn Du blockst, weil Du der Meinung bist, dass es so nichts bringt, wird es auch nichts bringen. Wie wäre es, wenn Du Dich auf ihre Hausaufgaben einlässt? Sie kann immer nur Tipps geben, laufen musst Du letzten Endes selbst.
Und mal ganz ehrlich: Ursachenforschung ist schön und gut, bringt aber letztendlich auch nicht die Lösung, weil es an Deinem Problem letztendlich nichts ändern wird.

Habt Ihr zu Beginn der Therapie keine Ziele formuliert?


Liebe Grüße

sternenstaub


Licht bedeutet nicht, dass es keine Nacht mehr gibt aber es bedeutet dass die Nacht erhellt und überwunden werden kann.

Benutzeravatar

münchnerkindl
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 38
Beiträge: 9792

Beitrag Mi., 05.11.2008, 16:45

Sternenstaub hat geschrieben:Wenn Du blockst, weil Du der Meinung bist, dass es so nichts bringt, wird es auch nichts bringen. Wie wäre es, wenn Du Dich auf ihre Hausaufgaben einlässt?
Also ich kenne das mit dem Befolgen von ärztlichen Anweisungen so, daß ich nur dann keine Probleme habe mich auf diese Anweisungen einzulassen wenn ich auf einer persönlichen Ebene einen guten Draht und Sympathie zu dem Arzt empfinde und dementsprechend Vertrauen habe und mich GERNE einlasse.
Also ich war vor Jahren schonmal wegen einer körperlichen Sache bei einem Arzt der fachlich schon kompetent und okay war, aber irgendwie hatte ich nie die Motivation die Sache so weiterzuverfolgen. Jetzt vor kurzer Zeit war ich bei einem anderen wegen der selben Sache und ich hatte zu dem Arzt einen wirklcih guten Draht und hab mich sehr wohlgefühlt und hab da echt Vertrauen. Und jetzt hab ich absolut kein Problem mehr, so in etwa die selben Anweisungen einzuhalten (also zB WIRKLICH mal regelmässig genug zu trinken, Medis regelmässig nehmen, ein paar Lebensmittel wegzulassen)

Von daher kann ich zumindest von mir sagen daß eine Therapie mit dem guten persönlichen Verhältnis zum Therapeuten steht und fällt.

Benutzeravatar

Sternenstaub
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 33
Beiträge: 9

Beitrag Mi., 05.11.2008, 17:01

münchnerkindl hat geschrieben:
Von daher kann ich zumindest von mir sagen daß eine Therapie mit dem guten persönlichen Verhältnis zum Therapeuten steht und fällt.
Jupp, das ist bei mir auch so.

Allerdings, wenn man schon mehrere Therapien abgebrochen hat sollte man, wenn man wieder mit diesem Gedanken spielt eben DEM mal auf den Grund gehen.
Man kann erfahrungsgemäß nicht vor sich selbst weglaufen und wenn nach einer Zeit der Therapie dann plötzlich eine ein zweifel oder Antipathie auftritt (ich geh davon aus, sie war nicht von Anfang an da, denn sonst wäre man wohl nicht bei der thera geblieben?) sollte man dem vielleicht nachgehen (möglichst MIT der Thera)? Sie kann ja auch andere Gründe haben, z.B. Übertragung o.ä.
Auch das Nicht-machen der Hausaufgaben muss nicht an der Thera liegen, ist vielleicht wirklich eine Blockade (irgendwer hats hier geschrieben, die Theorie fand ich interessant), der man auf den Grund gehen sollte?

Liebe Grüße
sternenstaub
Licht bedeutet nicht, dass es keine Nacht mehr gibt aber es bedeutet dass die Nacht erhellt und überwunden werden kann.

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
cosma
neu an Bo(a)rd!
neu an Bo(a)rd!
weiblich/female, 27
Beiträge: 2

Beitrag So., 09.11.2008, 19:25

Hallo ihr Lieben!
Vielen Dank für eure Antworten. Ich sollte ein paar Dinge klarstellen, weil sie in der Tat in meiner Anfrage nicht ganz deutlich formuliert waren.
Also, die Sache mit den 4 Therapeuten: Ich habe keine Therapie abgebrochen, sondern hatte leider ziemlich viel Pech. Der erste war ein Psychiater in einer Klinik, in der ich mehr durch Zufall gelandet bin. Wir hatten weder ein Vertrauensverhältnis, noch konnten wir reden. Also habe ich mir eine Psychologin gesucht, die leider nur eine Schwangerschaftsvertretung gemacht hat und deshalb keine dauerhafte Therapie übernehmen konnte.
Dann hatte ich eine Weile die Nase voll, bin dann aber über den Kontakt einer bekannten beim "Mädchenhaus" gelandet, die ohne Anträge/Kasse etc. junge Mädchen in Problemsituationen betreut. Das war toll - aber leider nur für junge Mädchen, ich musste mit 25 aufhören.
Also habe ich mir vor einem Jahr meine jetzige Therapeutin gesucht - et voila, da bin ich.
Mit der Ursachenforschung meinte ich nicht unbedingt, dass ich in meiner Vergangenheit graben will, bis ich exakt verstehe, weshalb ich Angst habe. Ich denke, dass viel mit der Adoption meiner Schwester und den daraus resultierenden Rivalitäten zu tun hat. Ich denke, nicht, dass es was bringt, das immer und immer wieder durchzukauen (das musste ich nämlich bei jedem neuen therapeuten )
Was mir wirklich am herzen liegt, ist diese verdammte Unsicherheit irgendwann loszuwerden. Und ich weiß immer noch nicht, ob das eher eine Verhaltenstherapie oder eine tiefenpsychologische Sache ist.
Ich werde die Begriffe auf jeden Fall googlen, freue mich aber, wenn ich noch ein paar Tips von euch bekomme...
Danke, Cosma

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag