Krank durch Atypische Arbeitsverhältnisse

Das Leben ist wesentlich durch unsere Arbeit geprägt. Der Job kann jedoch auch Quelle von Ärger und Frustration sein, oder persönliche Probleme geradezu auf die Spitze treiben...
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Ratlosigkeit
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Krank durch Atypische Arbeitsverhältnisse

Beitrag So., 07.09.2008, 09:49

Ich lese hier immer wieder durch und finde die verschiedensten Thraeds die sich in der einen oder anderen Form mit den damit zusammenhängenden Problemen beschäftigen.
- Grundsätzliche Existenzängste auf Grund der Unsicherheit - man hangelt sich von Vertrag zu Vertrag
- erpressung durch den Arbeitgeber: "sie können jederzeit gehen, wenn ihnen was nicht passt" - im genauen wissen, daß uns rechtlich niemand schützt und die nackte Existenz am Spiel steht.
- Unerträgliche Konkurrenzsituation mit "Kollegen" in der gleichen Lage, die das Arbeitsklima vergiftet, die Arbeit erschwert, Mobbing und Intrigen tür und tor öffnet, so daß man mindestens 50% seiner Zeit damit verbringen muß, die Konkurrenz in Schach zu halten. Es gibt nicht mehr die geringste Solidarität, keine Teamfähigkeit mehr.
Ich schreibe das hier in diesem Forum, weil ich selbst durch diese Situation von einem stabilen optimistischen Menschen zu jemandem geworden bin, der seine Tage nur noch mit Hilfe von Beruhigungsmitteln überstehen kann. Also eigentlich behaupten kann, mir eine psychische Krankheit zugezogen zu haben - nur weil ich arbeite.
Ich möchte mal abchecken, wie vielen es hier so wie mir geht
Alles ist gut, wenn es aus Schokolade ist.

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Philipp
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Beitrag So., 07.09.2008, 12:31

Hi Ratlosigkeit,

meinen Thread hast du ja auch gelesen. Bei mir würde ich mittlerweile auch behaupten, dass die Arbeit mich krank macht, wenn sich langfristig nichts ändert - und das schon mit 23 Jahren

Bei mir ist weder die existenz bedroht (Geld ist nicht unbedingt ein Problem, und einen Job würde ich auch relativ schnell finden), noch hätte ich sonstige triftige Gründe (außer das Geld) so weiterzumachen.
Dennoch stelle ich mir immer die Fragen, ob ich mir die Probleme nicht zum Großteil selbst bereite, und ich vielleicht nicht alles einfach mal viel lockerer sehen sollte, und nicht immer diesen perfektionistischen soll-Zustand herbeiflehen sollte.

Bei mir spüre ich meine psychische Situation jedenfalls nun seit fast einem Jahr nun auch körperlich immer häufiger, heißt ein drückendes Gefühl im Bauch was mein Wohlbefinden einfach blockiert, und immer wieder Appetitlosigkeit.
Beruhigungsmittel brauche ich noch nicht, und ich hoffe nicht dass ich noch eines Tages zu dem Punkt komme...

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Eve...
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Beitrag So., 07.09.2008, 12:44

Hallo!

Da ich letztes Jahr aufgrund glücklicher Umstände ganz aus dem Berufsleben aussteigen konnte, habe ich akut zwar nicht mehr damit zu kämpfen. Das Thema ist aber für mich noch immer aktuell, denn aufgrund dessen, was sich vor allem zuletzt abgespielt hat, muss ich heute manchmal noch den Kopf schütteln, wenn ich daran denke: Ja, ganz schön schlimm war das!

Blicke ich heute auf meine Lebensarbeitszeit zurück, so sehe ich ein kräftezehrendes Auf und Ab, bei dem ich oft die Faust in der Tasche geballt habe - genau! Wegen der Existenzängste, die mit einer offenen Haltung des Protests (wie sie bestimmt häufig angebrachter war) verbunden gewesen wäre. Diese Ängste hielten mich über Jahrzehnte in Schach, besonders zum Ende hin.

Es sind oft verzweifelte Situationen, durch die man da wohl mehr oder weniger einfach durch muss. Die Alternative, ohne Arbeit zu sein, stimmt auch nicht fröhlicher, wenn man auf sich selbst angewiesen ist.

Heute wünschte ich mir, ich hätte einen anderen Beruf gehabt; einen, in dem ich nicht so "ausgeliefert" war, wie in meinem ziemlich überlaufenen. Je mehr an Arbeitskräften auf dem Markt ist, desto mehr ist man ja auf die wenigen Stellen angewiesen und desto weniger Möglichkeiten hat man, von sich aus die Stelle zu wechseln.

Ich habe versucht, meine Einstellung zu ändern, wenn ich die Situationen von mir aus nicht ändern konnte; das hat auch begrenzt geklappt. Dem übermäßigen Stress konnte ich aber nicht ausweichen. Noch ein paar Jahre länger, und ich hätte wohl die Folgen richtig zu spüren bekommen. Für mich war es ein Segen und ein Geschenk, mit der Arbeit Schluss machen zu können.

Gruß, Eve

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susi83
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Beitrag Mi., 10.09.2008, 19:46

jupp, hier haste auch eine, die jetzt eine Woche Krankenschein hat, wegen Mobbing am Arbeitsplatz. Mal sehen wie es weiter geht. Klar hat man Existienzängste logisch. aber ich denke Zeitarbeit wäre dann am besten eh man zu hause versauert. Aber man muss glück haben in welchen Betrieb man kommt. Das war mein erster Betrieb wo ich fest arbeite, und dann so was. Schlimm. Ich setz nicht meine Gesundheit aufs Spiel, wenns nimmer geht geh ich ganz einfach. Weil es dann einfach keinen Spaß mehr macht und man nur frustriert ist. ich hab jetzt nen riesen Berg an Ängsten (SP, Panikattacken, PTBS von früher wegebn Mobbing!) soweit gut im Griff. Aber naja, was solls

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Ratlosigkeit
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Beitrag Mo., 06.10.2008, 22:16

So, ich melde mich nochmal zu dem Thema. Meine Situation hat sich verschlechtert - man hat mir seit Juli die Karotte einer Weiterbeschäftigung vor die Nase gehalten - jetzt steht fest, daß es nix wird.
Ich wurde verarscht, ausgenutzt und jetzt weggeschmissen. Und dadurch bin ich inzwischen psychisch schwer angeschlagen. Demotiviert, ohne Selbstvertrauen, habe Schlafstörungen und ich merke, wie die Depression langsam wächst. Wenn Dich keiner brauchen kann - bist Du eben nutzlos. Muß man wohl akzeptieren.
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Eve...
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Beitrag Di., 07.10.2008, 07:48

Mein Beileid. Das heutige Arbeitsleben eben ...
Aber: Kopf hoch, es geht immer irgendwie weiter! (Ich weiß, billiger Spruch, stimmt aber trotzdem).

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münchnerkindl
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Beitrag Di., 07.10.2008, 10:48

Hi Ratlosigkeit,

dann tu dir jetzt was gutes! Wie wäre es wenn du mal einen Aufenthalt in einer psychosomatischen Klinik oder aber zumindest einen ambulanten Therpeuten suchst der dich in der Situation unterstützt?

Liebe Grüsse,

Petra

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Beitrag Mi., 15.10.2008, 17:45

@münchnerkindl
Dein Rat war sicher gut gemeint, aber ich kann darüber nur zynisch grinsen: Für Therapeuten hab ich kein Geld und für Klinikaufenthalte keine Zeit. Und wenn ich mich ins Kranksein flüchte, kann ich gleich aufgeben. Dann bin ich schwer stigmatisiert und somit raus aus dem Geschäft.
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Beitrag So., 26.10.2008, 07:40

So. Jetzt habe ich endgültig Depression. Bin auf Medikamente gesetzt worden, aber die wirken noch nicht.
Ich bin so sauer.Weiß nicht mehr weiter. Fühle mich verarscht und ausgenutzt.
Einerseits "brauchen" sie mich nicht - ab Jänner bin ich arbeitslos. Andererseits wollen sie am Montag (morgen) meine Mitarbeit. Diese Arschlöcher. Was soll ich nur machen? Brav kuschen und ihnen geben was sie wollen? Oder ihnen klar sagen, daß ich für sie nicht mehr den Trottel mache?
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Beitrag Di., 28.10.2008, 08:08

Es scheint kaum jemand zu lesen, was ich hier schreibe. Ich schreibe trotzdem weiter. Auch wenn ich weiß, daß mir keiner helfen kann.
Gestern wurde ich offiziell zum Sozialfall erklärt!(Ich bin hochqualifiziert und seit fast 20 Jahren in meinem Beruf tätig.)
Und dazu noch in einen Gewissenskonflikt gestürzt: Chef sagte, ein Mitarbeiter von 4 wird wahrscheinlich bleiben können. Er entscheidet das nach sozialer Bedürftigkeit in Einzelgesprächen mit uns. OK, daß heißt, um arbeiten zu können muß ich mich als sozial bedürftig hinstellen und meine Kollegen miesmachen. Oder ich verzichte aus Gewissensgründen (sowas macht man einfach nicht) und werde tatsächlich zum Sozialfall.
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lingaroni
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Beitrag Do., 30.10.2008, 20:38

Hallo Ratlosigkeit,
ich bedaure, was Dir passiert ist. Aber leider ist das heute Gang und Gäbe, in manchen Branchen mehr, in anderen weniger. In meiner mehr. Das Risiko "vernichtet" zu werden kann auch mit hoher Qualifikation steigen. Was glaubst Du, wieviel eine psychologische Beratung in dieser Sache kosten würde? Eventuell überschätzt Du die Kosten. Hast Du das Gefühl, dass Du alle Möglichkeiten der Manipulation ausgenützt hast, für Dich Vorteile zu erzielen?

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Ratlosigkeit
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Beitrag So., 02.11.2008, 07:21

Eine Psychotherapie wäre in jedem Fall zu teuer. Die billigsten verlangen 60.- euro pro Stunde, man muß aber gleich 10 Stunden ausmachen. Macht 600.- Ist nicht drin, beim besten Willen nicht. Ausserdem brauche ich sofort Hilfe. Die Wartelisten bei den Therapeuten sind endlos. Dazu kommt, daß ich irgendwo nicht einsehe warum ICH mich behandeln lassen soll. Der Fehler liegt nicht bei mir. Ich muß ihn nur ausbaden.
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lingaroni
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Beitrag So., 02.11.2008, 09:44

Hallo Ratlosigkeit,

also ich habe mich beraten lassen und ich musste keine fixe Anzahl Stunden ausmachen. Ich habe eine Stunde nach der anderen gemacht, bis ich das Gefühl hatte, dass ich was kapiert hatte. Allerdings habe ich 80 Eur pro Stunde bezahlt. Nur mir ging es nicht so schlecht wie Dir. Also ich stecke das irgendwie weg ohne Medikamente. Ich meine, warum soll ICH krank werden, nur weil DIE Arschlöcher sind. Aja und Wartezeit ... naja da hast Du recht. Manche Supervisoren haben zufällig was frei und manche nicht. Und man muss damit rechnen, dass man auch mal den falschen erwischt, was dann verlorenes Geld ist. Jedenfalls sollte man sich einen arbeitnehmernahen und nicht einen arbeitgebernahen Berater aussuchen.

Der Rat von der Gewerkschaft lautet jedenfalls: Besser arbeitslos als ausgebeutet.

Folgende Frage blieb unbeantwortet, also nochmals: Hast Du das Gefühl, dass Du alle Möglichkeiten der Manipulation kennst und ausgenützt hast, um für Dich Vorteile zu erzielen?

Schönen Sonntag!

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Beitrag So., 02.11.2008, 18:07

hi lingaroni,
die zweite Frage blieb aus gutem Grund unbeantwortet: ich weiß es nämlich nicht. Ich habe VIEL getan - aber ob das Manipulation war? Was meinst Du mit Manipulation?

Der Ansicht der Gewerkschaft stimme ich nicht zu. Was bedeutet "ausgebeutet"? Und wenn jemand sagt: "lieber arbeitslos...", der war es offensichtlich noch nie (Gewerksachaftler werden selten arbeitslos, muß man zynisch bemerken).

LG
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lingaroni
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Beitrag Mo., 03.11.2008, 08:50

Hi Ratlosigkeit,
in diesem Zusammenhang meine ich mit Manipulation, alle bewussten Maßnahmen, die Menschen dazu bewegen könnten, in Deinem Sinne zu handeln.

Meine Frage war ja nicht, ob Du WEISST, dass Du alles versucht hast, sondern war eine Frage nach dem GEFÜHL. WISSEN kann man sowas nicht, weil es wahrscheinlich unendlich viele Handlungsmöglichkeiten gibt.

Kennst Du Deinen Anteil an dem Konflikt? Dazu ein Beispiel: Ein AN ist in der Steuerberatung tätig. Die Klienten vertrauen ihm mehr als dem Chef und beschweren sich regelmäßig über die menschlichen Defizite des Chefs: "lügt usw". Der AN geht zum Chef und sagt, dass die Klienten eine schlechte Meinung von ihm haben und fragt, ob und wie er ihm bei der Imagekorrektur behilflich sein könnte. Im Anschluss wundert sich der AN, wieso er von da an wirklich zur Sau gemacht wird und übersieht, dass er dem Chef ja eigentlich die Chefrolle streitig gemacht hat, weil er menschlich einfach erfolgreicher war. Menschlich erfolgreicher gewesen zu sein, war der Anteil des AN am Konflikt.

Ich glaube Du hast gesagt, dass Du ab Jänner Deinen Job los bist. Wovon willst Du dann leben?

LG irene

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