Traut ihr euch alles in der Therapie zu sagen?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Thread-EröffnerIn
Ivi
Helferlein
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Beiträge: 55

Traut ihr euch alles in der Therapie zu sagen?

Beitrag So., 17.08.2008, 00:18

Manche Sachen traue ich mich nicht zu sagen. Eigentlich total blöd, aber ich erstens krieg ichs überhaupt nicht über die Lippen und außerdem denke ich, dass meine Therapeutin dann irgendwas von mir denkt. Mir ist schon klar, dass das ihr Beruf ist und sie wohl schon so einiges gehört hat. Aber trotzdem trau ich mich nicht.
Wie ist das bei euch?

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F43_1
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männlich/male, 33
Beiträge: 373

Beitrag So., 17.08.2008, 08:25

Solche Momente gab es, wenn auch seltenst.
Ich habe Geheimnisse und das weiss mein Therapeut auch.
Immer Mensch bleiben!

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lemon
[nicht mehr wegzudenken]
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weiblich/female, 58
Beiträge: 2006

Beitrag So., 17.08.2008, 09:29

Ich traue mich alles zu besprechen. Manchmal bin ich nicht sofort dazu bereit und schneide das Thema erst mal an, doch dann erzähle ich...

Was gibt es zu verlieren? Ich kann nur gewinnen, auch wenn es manchmal unangenehm wird.

Da denke ich mir dann immer, unangenehmer, als es schon ist, wird es durch die Offenheit zum Therapeuten bestimmt nicht. Eine Therapie bedeutet nicht, sich in ein "gutes Licht" zu stellen, eher die Bereitschaft sein "Inneres" zu beleuchten, so die meinige Sicht und das funktioniert nun mal eben mit Ehrlichkeit und Offenheit, in erster Linie sich selbst gegenüber und wenn man Hilfe annehmen will/kann auch seinem Therapeuten gegenüber.

lemon
[center]Das, was wir Menschen am meisten brauchen,
ist ein Mensch, der uns dazu bringt,
das zu tun, wozu wir fähig sind.[/center]

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Zwiebel
[nicht mehr wegzudenken]
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weiblich/female, 55
Beiträge: 1096

Beitrag So., 17.08.2008, 09:47

Hallo Ivi,

wenn es in die Situation passt sage ich meinem Therapeuten alles. Nicht immer ganz freiwillig, so manches mal bohrt er nach und mein Naturtalent in Sachen ablenken/ blocken funktioniert nicht. Ist ja auch sein Job, Dinge die schwer "rauskommen" sanft zu entlocken wenn er sie für wichtig hält. Macht er echt gut... . Kommt auch vor dass ich mich spontan "verplapper" und dann über etwas gesprochen wird was ich eigentlich "später" erzählen wollte. Selbst wenn ich es meiner Meinung nach ganz beiläufig sagte kann es zu einer Änderung im Gesprächsverlauf führen. Das kann sich unangenehm anfühlen, ja. Aber etwas verschweigen hilft mir nicht.

Manche Probleme habe ich zurückgestellt und nur kurz als Stichwort angesprochen, wir kommen jetzt nach und nach darauf zurück. Es passt jetzt in das Gesamtkonzept, eines bewirkt das andere. Mir war klar das es drankommt und es ist nicht leicht darüber zu reden. Das liegt an den Themen, den Gefühlen die entstehen und was es für Konsequenzen haben wird. Konsequenzen für mich; ich habe keine Bedenken es mit dem Therapeuten zu bereden weil der, in welcher Form auch immer, negativ reagieren könnte.

Gruß

Zwiebel



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luciabava
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weiblich/female, 39
Beiträge: 626

Beitrag So., 17.08.2008, 10:06

Ich würde sagen, ich kann mich mal besser, mal schlechter öffnen, hängt vom Thema ab und von der Tagesform ... inzwischen bin ich aber so routiniert in dieser 'Therapiesituation', da öffne ich mich, ohne groß darüber nachzudenken ... manchmal ist es aber auch schon vorgekommen, dass ich einige Dinge etwas "geschönt" dargestellt habe, aus Scham oder um nicht eingestehen zu müssen, "wie schlimm" es um mich steht. Also bei solchen Dingen, die mit Verhaltensweisen zu tun haben, die ich habe und die mir aber nicht gut tun; ich war z.B. über einige Jahre hinweg jedes Wochenende total besoffen und hab dann gesagt jaaa, also ich war n bisschen angetrunken ... aber neeiin, nicht jedes Wochenende ...
Ich wollte eine Grundsatzdiskussion über das Thema vermeiden..
Ansonsten geht eigentlich heute alles, aber was z.B. meine Familiensituation betrifft, hab ich auch längere Zeit gebraucht, um alles zu erzählen ... hätte ich also nur ein halbes Jahr Therapie gemacht, hätte ich wohl nur einen Bruchteil erzählt. Also, etwas mehr Zeit braucht man manchmal schon.

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Lena_Berlin
neu an Bo(a)rd!
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weiblich/female, 23
Beiträge: 3

Beitrag So., 17.08.2008, 11:04

@Ivi: JA, das kenne ich bestens!!!
Ich habe mir fest vorgenommen, etwas zu erzählen und es gäbe soviel....aber die Gespräche blieben immer sher oberflächlich weil ich einfach nicht mit der Sprache rauskommen konnte!! Es ging nicht!
Das war auch der Grund, dass ich Termine ständig abgesagt habe und selten dawar obwohl es viel zu bereden gegeben hätte...

Zudem wusste ich von einer engen Freundin, dass sie bei der Therapeutin SO viel erreicht hat und ich dachte immer "Mensch, wann passiert bei mir jetzt mal was?"

Vielleicht brauchst du einen offensiveren Therapeuten der anfangs mehr fragt statt dich reden zu lassen? Es ist m.E. viel leichter auf Fragen zu antworten als von sich selber auf das Thema zu kommen...
Viel Erfolg!

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Gärtnerin
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Beiträge: 1162

Beitrag So., 17.08.2008, 11:44

Bei mir war es auch ein langer Lernprozess. Zeitweise habe ich das aufgeschrieben, was ich nicht sagen konnte. Es dauert seine Zeit, bis das nötige Vertrauen da ist.

Aber ich bin auch der Meinung, dass es für alles einen richtigen Zeitpunkt gibt. Einer meiner Therapeuten ist einmal aus allen Wolken gefallen, weil ich ihm etwas, das ihm sehr wichtig erschien, erst sehr spät erzählt habe. Er glaubte, ich hätte ihm das absichtlich vorenthalten. Aber für mich war es einfach vorher nicht wichtig gewesen.

Und es gibt Dinge, die ich nie einem Therapeuten erzählt habe, weil sie keinen Menschen außer mir etwas angehen. Ich finde, auch in einer Therapie muss man nicht sein Innerstes komplett nach außen krempeln, sondern darf Geheimnisse haben.
Wer etwas will, findet Wege. Wer etwas nicht will, findet Gründe.

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F43_1
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Beiträge: 373

Beitrag So., 17.08.2008, 11:53

Genau so sehe ich es auch. Es ist völlig normal nicht alles erzählen zu wollen/ zu müssen. Das kann für jeden sehr unterschiedlich sein und deswegen sollte ein Therapeut auch hierfür Verstädnis haben. Schließlich erzählen sie und auch nicht immer alles......
Immer Mensch bleiben!

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nacht01
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weiblich/female, 23
Beiträge: 191

Beitrag So., 17.08.2008, 16:21

Ich habe leider auch schlechte Erfahrungen damit gemacht.
Es hat lange gedauert, bis ich z.B.: einmal was über mein Essverhalten und mein SVV zugegeben habe (weswegen ich auch in Therapie bin), wo es mir sehr schlecht gegangen ist, habe beispielsweise eine WOche nichts gegessen und mich so stark verletzt, dass es eiterte. Und die Therapeutin hat das dann überhuapt nicht beachtet und ist nicht weiter darauf eingegangen... ????? oBwohl es für mich eine große Überwindung war... . Leider passiert.

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puschl
sporadischer Gast
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Beiträge: 25

Beitrag So., 17.08.2008, 18:20

ich habe große probleme, in der therapie über sexualität zu sprechen. mein thera meinte, daß ihm auffällt, daß ich über dieses thema so gut wie nie spreche. ich muß dazusagen, daß ich als kind sexuell mißbraucht wurde und daher ist dieses thema für mich irgendwie tabu. ich kann ganz einfach nicht darüber sprechen. es wühlt soviel von meiner kindheit auf, von dem ich nichts mehr wissen möchte. außerdem denke ich, ist die sexualität so ziemlich das einzige "geheimnis", das ich noch vor meinem thera habe. ich finde es auch deshalb so schwierig darüber zu sprechen, weil das ganze für mich so einseitig ist. mein thera weiß alles über mich, ich weiß von ihm überhaupt nichts.
ist es wirklich soooo wichtig, über sexualtiät in einer therapie zu sprechen? was soll damit bezweckt werden?

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Zwiebel
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weiblich/female, 55
Beiträge: 1096

Beitrag So., 17.08.2008, 18:36

puschl hat geschrieben: ist es wirklich soooo wichtig, über sexualtiät in einer therapie zu sprechen? was soll damit bezweckt werden?
Dass es dir besser geht, du deine sexualität genießen kannst?



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F43_1
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Beiträge: 373

Beitrag So., 17.08.2008, 18:48

Ich finde die Diskussion eigentlich schon jetzt zu ausschweifend.

Die Kernfrage ist gewesen, ob eine derartige Beziehung alles offenbaren soll.

Ist die Antwort nicht so individuell wie das Anliegen einer PT selbst?

Es darf doch jeder selber für sich und in dem augenblick entscheiden und ich gehe davon aus, dass man ein Motiv hat etwas zu tun/ zu lassen.


Hier würde ich ansetzen und meine das genau daraus eine persönliche Lehre zu ziehen ist, man hieraus auch etwas für sich herausholen kann.
Immer Mensch bleiben!

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Gärtnerin
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Beiträge: 1162

Beitrag So., 17.08.2008, 18:57

Ist die eigentliche Kernfrage nicht gewesen, ob man sich traut, alles zu sagen? Dann war mit "alles" vielleicht gar nicht wirklich "alles" gemeint, sondern nur das, was man eigentlich sagen will, aber aus irgendeinem Grund nicht kann (Scham, innere Blockade usw.).
Wer etwas will, findet Wege. Wer etwas nicht will, findet Gründe.

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F43_1
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Beitrag So., 17.08.2008, 19:00

Ich finde das gehört zusammen betrachtet, also Erwartung und Umsetzung.
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MinaM
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Beiträge: 461

Beitrag So., 17.08.2008, 19:03

Hallo,
Es darf doch jeder selber für sich und in dem augenblick entscheiden und ich gehe davon aus, dass man ein Motiv hat etwas zu tun/ zu lassen.
Im Prinzip ja, aber was würde es für einen Sinn machen, ein vielleicht wichtiges Thema für den Therapiefortschritt nicht anzusprechen, weil man halt einfach nicht mag?

lg
MinaM
Zuletzt geändert von MinaM am So., 17.08.2008, 19:10, insgesamt 1-mal geändert.
Nichts bereuen ist aller Weisheit Anfang.
- Ludwig Börne

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