Bin ich den alleine schuld ? (Spielsucht)

Sogenannte "nicht substanzbezogene" Süchte wie Internetsucht, Computersucht, Fernsehsucht, Kaufsucht u.dgl. können hier diskutiert werden.
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keynord27
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Bin ich den alleine schuld ? (Spielsucht)

Beitrag Di., 04.03.2025, 09:49

Hallo , ich möchte hier etwas von meinem leben erzählen und möchte eure Meinungen hören .
Ich habe eine Spielsucht seit Jahren . Ich habe mich irgendwann gefragt warum ich so krank wurde . Ich denke es fängt in meiner Kindheit an . Ich habe damals meinem Vater in seinem Lebensmittelladen in den Sommerferien geholfen und etwa 360 Euro gespart. Damals war ich etwa 8 Jahre alt und wollte mir ein Fahrrad kaufen mir dem Geld . Im Nachhinein hat mein Vater das Geld von mir gewollt und ich habe es ihm gegeben und nie wieder zurück bekommen . Dann war ich etwa 15 und habe in den Sommerferien in seiner Kneipe gearbeitet und 750 Euro sparen können . Ich wollte mir elektronische Sachen wie Playstation etc. kaufen. Mein Vater meinte dann er braucht das Geld und er würde es mir zurück geben. Ich habe es ihm gegeben und nie wieder zurück bekommen. Mit 17 war ich dann das erste Mal in der Spielothek und habe etwas Geld gewonnen gehabt . Ich kam da rein durch Freunde. Ab dem Zeitpunkt habe ich dann ab und zu gespielt . Ich habe mit 18 oder 19 angefangen zu arbeiten bei dem Couseng von meinem Vater . Ich habe etwa 200-240h gearbeitet und 1000 Euro bekommen . Mein Vater hatte mir einen Kredit für das Haus und die Läden ziehen lassen. Die Ratw betrag 1000 Euro monatlich . Mein ganzer Lohn ging an die Kredite und ich habe immer etwas Taschengeld bekommen , maximal 50 Euro in der Woche. Ich konnte mir nichts sparen etc. Ich bin dann auch hin und wieder ins Casino gegangen und habe mir manchmal Geld geliehen oder es von meinen Eltern oder Laden mitgehen lassen . Irgendwann hat mein Vater mich erwischt und mich in der Spielothek und Innenstadt verprügelt und nach Hause gezehrt . Ich hatte dann Angst zu spielen und bin seltener gegangen. Aber der Druck war noch da , also habe ich Lösungen gesucht . Ab und zu bin ich weiter weg gefahren aber irgendwann bin ich auf Online Casinos gestoßen die mein Leben komplett ruiniert haben . Ich habe Kreditkarten Schulden gehabt und habe zum Teil auch meinen Lohn das eigentlich für den Kredit war auch dafür genutzt. Irgendwann hat die Bank mich so unter Druck gesetzt und ich habe den Bausparvertrag mit etwa 15.000 Euro auflösen müssen. Mein Vater hat das mitbekommen und mich verprügelt und das restliche Geld genommen . Zudem hat er 10.000 Euro für seinen Couseng und 10.000 Euro für sein Schwager und 10.000 Euro für sich ,mich Kredit nehmen lassen . Ich habe es bezahlt aber das Geld nie zurück bekommen, mein Vater hat es aber bekommen . Ich habe dann irgendwann geheiratet. Wir haben die Kneipe verkleinert und mir eine Wohnung gebaut . Die Wohnung ist mittlerweile an einigen Stellen verschimmelt, bricht zusammen etc . Mein Vater hat sie selber gebaut . Danach wurde meine Frau schwanger und wir bekamen unser Kind . Ich habe damals immernoch den Kredit bezahlt und es gab Tage da hatte ich kein Geld für Windeln , einkaufen etc. Spielen habe ich in der Zeit kaum . Ab und zu hat mein Chef mir am Wochenende 50 Euro gegeben womit ich mich über Wasser halten konnte . Nach ein paar Jahren hat mein Vater eine Baufirma auf meinen Namen gegründet. Nachdem es etwas lief habe ich Geld aus dem Konto genommen und wurde extrem spielsüchtig . Nach einiger Zeit haben wir den Kredit nach über 10 Jahren abbezahlt aber ich muss natürlich alle Steuern etc. bezahlen weil die Immobilien auf mich laufen . In den Immobilien war die Kneipe meines Vaters , die Wohnung meines Vaters etc. Also keine Mieteinahmen . Ich habe dann nach einiger Zeit einen sehr guten Lohn bekommt bei der Firma aber meine Spielsucht war so extrem , dass ich bestimmt etwa 300-500.000 verspielt habe . Diese immer mit unregelmäßigen Zahlungen auf mein Konto von der Firma oder Barauszahlung. Ich versuche derzeit von der Spielsucht wegzukommen und das Verhältnis mit meinem Vater ist sehr angespannt. Er hat immer wieder von den abhebungen mitbekommen und macht mich jetzt für alles verantwortlich das es der Firma gerade nicht gut geht nach 8 Jahren . Er hat aber ein Haus in der Heimat gekauft, immer Schwararbeiter arbeiten lassen etc . Ich könnte noch viel viel weiter erzählen aber ich denke das reicht fürs erste. Meine Frage ist , bin ich den allein Schuld an meiner Spielsucht ? Hätte ich all diese Verantwortungen nicht , hätte ich mein gesparten und erarbeitetes Geld gehabt wüsste ich vielleicht mit Geld umzugehen aber ich habe massive Probleme und lasse von nun an meine Frau alles leiten . Für eure Meinung wäre ich sehr dankbar. Mein Vater würde alles abstreiten und alles auf mich drehen deshalb habe ich diese Sachen in nie angesprochen.

Mit freundlichen Grüßen

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candle.
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Beitrag Di., 04.03.2025, 10:15

Hallo!
keynord27 hat geschrieben: Di., 04.03.2025, 09:49 Meine Frage ist , bin ich den allein Schuld an meiner Spielsucht ?
Ich denke, dass du dir die Schuldfrage nicht stellen solltest, denn bringen tut es ja nichts. Deine Rekonstruktion wie du dir die Geschichte und Entstehung deines Problems herleitest, scheint mir zu einfach und wird komplexer sein.

Jetzt stellte sich mir gleich die Frage: Warum hast du dich nicht autonomisiert? Du hättest ja gehen können, dich nicht über den Tisch ziehen lassen müssen mit den aufgebürdeten Verantwortungen.
Ich weiß nicht, ob du Therapie machst, aber dort könntest du herausarbeiten warum du gemacht hast wie und was du gemacht hast in der Vergangenheit um zu dir selbst zurückzufinden mit dem was du wirklich brauchst und wie du leben willst.

Viele Grüße
candle
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MerleX
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Beitrag Di., 04.03.2025, 11:31

Doch, ich finde es durchaus wichtig, nach den Ursachen zu schauen, denn das zeigt dann den Weg, wie man aus der frühen Verstrickung auch wieder herausfinden kann.

Es geht da weniger um Schuld als um ein Verständnis für Ursache und Wirkung. Man muss zunächst die familiäre Dysfunktion erkennen und verstehen lernen, um zu lernen, wie man „funktioniert“. Am Anfang kann man das ruhig als „Schuld der Eltern“ bezeichnen. Warum auch nicht?
Sich von dieser Perspektive dann in einem zweiten Schritt zu lösen, das ist dann natürlich schon auch wichtig, um sich davon auch wirklich befreien zu können. Das geht, meiner Erfahrung nach, aber quasi wie von alleine, wenn man einen Weg gefunden, damit umzugehen. Die Schuldfrage, die einem anfangs so wichtig war, wird dann irrelevant und es interessiert dich irgendwann einfach nicht mehr

Dieser Schritt führt dann keineswegs zur eigenen „Schuld“, sondern zu einem Verständnis für sich, so dass man erkennen kann, wo die eigenen Schwächen und Gefahren liegen, die die Spielsucht nach wie vor aufrecht erhalten.

Meine Meinung: projiziere die Schuldfrage ruhig zunächst auf deinen Vater. Ich finde es gerechtfertigt und entlastend. Und lass dich in einer Therapie dabei unterstützen

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