Diagnose PTBS infolge von Zwangsmaßnahmen

Kliniken u.a. in Deutschland (keine generellen Fragen)
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Johannesant
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Diagnose PTBS infolge von Zwangsmaßnahmen

Beitrag Do., 23.01.2025, 18:54

Hallo,
ich würde gerne wissen, ob jemand ähnliche Erfahrungen wie ich gemacht hat oder ob jemand eine vergleichbare Situation erlebt hat und wie er damit umgegangen ist.

In meinem letzten Entlassungsbrief einer Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie wurde mir schriftlich diagnostiziert, dass ich an einer „Posttraumatischen Belastungsstörung infolge eines stationären Aufenthaltes auf einer geschlossen geführten Akutstation mit Zwangsmaßnahmen“ leide. Dieser Entlassungsbrief stammt von einer geschlossen geführten Akutstation, auf der ich erneut, insgesamt das zweite Mal in meinem Leben, gegen meinen Willen untergebracht war. Laut Diagnose resultiert die PTBS aus einer früheren Zwangsmaßnahme in einer anderen Klinik.

Zwar hat man mir in der zuletzt genannten Klinik viele Freiheiten gelassen und ist mir in vielerlei Hinsicht sehr entgegengekommen, was ich wirklich zu schätzen weiß. Dennoch bin ich seither nicht mehr in der Lage, stationäre Aufenthalte jeglicher Art zu ertragen.

Trotz dieser Diagnose wurde versucht, mich davon zu überzeugen, weiterhin stationäre Behandlungen in psychiatrischen Einrichtungen, beispielsweise auf einer offenen Akutstation, wahrzunehmen, nachdem meine Unterbringung aufgehoben worden war. Eine tagesklinische Behandlung wurde mir aufgrund der „Schwere meiner Erkrankung“ verweigert. Ambulante Maßnahmen hingegen stuften meine damalige Psychotherapeutin und alle anderen Behandler als unzureichend ein. Letztlich wurde sogar eine richterliche Betreuung gegen meinen ausdrücklich erklärten Willen angeordnet.

Bis heute erschließt sich mir nicht, wie ein stationärer Aufenthalt in einer psychiatrischen oder psychotherapeutischen Einrichtung unter diesen Umständen und mit dieser Diagnose therapeutisch hilfreich sein könnte. Leider habe ich keine Alternative finden können, die sowohl gesellschaftlich akzeptiert als auch von Fachleuten empfohlen wird. Deshalb habe ich mich gezwungen gesehen, einen riskanten alternativen Weg außerhalb gesellschaftlicher und psychiatrischer Akzeptanz einzuschlagen.

Zudem musste ich feststellen, dass diese Diagnose, obwohl sie offiziell von Psychiatern und einer psychiatrischen Klinik gestellt wurde, häufig nicht anerkannt wird. Mein Eindruck ist, dass es zwar viele Menschen in deutschen Psychiatrien gibt, auf die diese Diagnose zutreffen könnte, aber dass sie nur in den allerwenigsten Fällen offiziell diagnostiziert wird (bisher habe ich niemand anderen getroffen).

Mich würde interessieren, ob jemand ähnliche Erfahrungen gemacht hat und ob es Angebote gibt, die Menschen wie mir, die in einer solchen Situation als „schwer krank“ eingestuft werden, passende Behandlungsmöglichkeiten innerhalb des deutschen Gesundheitswesens bieten können.

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Nili
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Beitrag Do., 23.01.2025, 23:22

Hi, ich hab Gott sei Dank keine ähnlichen Erfahrungen. War nur mal für ein paar Stunden auf einer offenen psychiatriestation. Sonst nur in psychosomatischen Kliniken. Traumapatientin bin aber auch.
Mich würde interessieren, was der alternative Weg ist,den du meinst.
Ansonsten kann ich dir nicht viel zu deinen möglichen Wegen bzgl. passender Behandlung sagen.
Was war denn deine Einweisungsdiagnose?

Liebe Grüße

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LovisTochter
Forums-Gruftie
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weiblich/female, 49
Beiträge: 787

Beitrag Fr., 24.01.2025, 12:12

hey,

was mir als mögliche Behandlungsform einfällt ist StäB (Stationsäquivalente Behandlung). Das ist gedacht, als "Klinik in den eigenen vier Wänden". Gibts nur leider noch nicht flächendeckend in D. Aber vielleicht hast Du ja Glück und das wird bei Dir angeboten?!?
Viele Grüße
Wer nicht auf seine Weise denkt, denkt überhaupt nicht. (Oscar Wilde)


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Johannesant
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Beitrag So., 26.01.2025, 20:34

Vielen Dank für Eure Antworten!

Eine behandelnde Psychiaterin hat mir auch einmal erzählt, dass die stationsäquivalente Behandlung eine gute Option für mich wäre. Leider gab es dieses Angebot in meiner Region damals nicht. Nach meinen Erfahrungen war ich aber auch sehr misstrauisch und hätte mir schwer vorstellen können, jemanden in mein Zuhause zu lassen.

Das erste Mal wurde ich mit der Diagnose Angst und Depression gemischt in eine Klinik eingewiesen. Später wurde das konkretisiert zu rezidivierende mittelgradige Depression und spezifische Angststörung. Aber das wurde dann schnell zum Nebenproblem.

Meinen alternativen Weg ausführlich zu beschreiben, würde den Rahmen sprengen. Ich bin unter anderem ausgewandert. Empfehlen würde ich diesen Weg jedoch nicht, da er bedeutet, alles aufzugeben, sich bis zur Selbstverleugnung anzupassen und einen Identitätsverlust zu erleben. Der Preis, dafür dass es mir inzwischen halbwegs gut geht und ich seit anderthalb Jahren wieder voll arbeite, war sehr hoch. Kontakt zu Psychiatern oder psychiatrischen Einrichtungen hatte ich seither nicht mehr, aber die Folgen spüre ich bis heute, zwei Jahre später, jeden Tag.

Liebe Grüße

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