Muss ich mich anfangs einfach dazu zwingen mich zu öffnen?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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idk123abc
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Muss ich mich anfangs einfach dazu zwingen mich zu öffnen?

Beitrag Mo., 20.01.2025, 16:48

Hey zusammen,
ich bin aktuell auf der Suche nach einem Therapieplatz und hab wie vermutlich viele in der Situation super viel Angst vor der ganzen Sache. Vielleicht kann mir ja jemand bisschen helfen, auch wenn es vermutlich einfach dazugehört...
Also hauptsächlich hab ich Sorge, dass ich es nicht schaffe, vernünftig "Therapie zu machen", so wie vor 3 Jahren als ich es zuletzt probiert habe. Damals vergingen die Stunden ohne, dass ich es geschafft habe mich wirklich zu öffnen und alles hat irgendwie zu nichts geführt und ich hatte das Gefühl, zu versagen was die Therapie angeht. Und jetzt hab ich halt Angst, dass es wieder so ähnlich laufen könnte. Bzw. ich will das auf keinen Fall und denke, ich muss mich der Sache wohl einfach stellen und mich einfach von Anfang an zwingen, die schwierigen Sachen einfach auszusprechen und das durchzuziehen, auch wenn es sich erstmal ganz schrecklich und falsch anfühlt. Ist das wie es funktioniert? Und wenn ja, wird das irgendwann leichter? :/
Liebe Grüße

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Nili
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Beitrag Mo., 20.01.2025, 17:06

Hi du,

ich hatte dir in einem anderen Faden ja schonmal geschrieben. Dich zwingen schwierige Dinge unbedingt anzusprechen, dem kann ich jetzt nicht so viel abgewinnen. Im Grunde, muss die Chemie, Fachrichtung und Spezialisierung passen, und dann müsste es schon irgendwie gehen. Aber ja, ich hab noch halb im Kopf was du für Probleme hattest, und man muss heutzutage den Therapeuten nehmen, den man kriegen kann. Von daher...es wäre gut, wenn du erwähnen kannst, dass du sehr große Angst vor Therapie hast und eigentlich alles was du hier schreibst. Und dann kann man schauen.

Viele Grüße

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Montana
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Beitrag Mo., 20.01.2025, 18:13

Nili hat geschrieben: Mo., 20.01.2025, 17:06 , und man muss heutzutage den Therapeuten nehmen, den man kriegen kann.
Ganz klar: Nein! Glaub mir, ich habe einige Erfahrung was das betrifft, und dabei auch wirklich Ausdauer bewiesen, aber wenn es nicht funktioniert, dann funktioniert es nicht. Es wird kein Stück besser dadurch, dass ein passender Therapeuten nicht verfügbar ist. Scheiße bleibt Scheiße.

Und zur eigentlichen Frage: nein. Zwing dich nicht. Es bringt nichts. Lern diesen Menschen erstmal kennen und schau, ob er dein Vertrauen verdient. Wenn die Antwort Nein ist, dann hat das einen Grund. Dann kannst du im nächsten Schritt schauen, warum das so ist, ob du es verändern kannst und willst, und wie es weitergehen könnte. Vertrauen und Offenheit sind keine Voraussetzung für eine Therapie, sie entstehen erst währenddessen. Und wenn nicht, dann ist das nicht dein Fehler, sondern dann hat das Gründe.

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Nili
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Beitrag Mo., 20.01.2025, 18:18

@montana Ja, klar. Das weiß ich. So hab ichs nicht gemeint, sorry. Ich meinte einfach nur, dass es halt schwer ist einen Therapieplatz zu finden, und man so mitunter Abstriche machen muss

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idk123abc
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Beitrag Mo., 20.01.2025, 18:36

Danke für eure Antworten. Wahrscheinlich hast du Recht Montana und zu sehr zwingen bringt nichts. Ich kann mir halt gerade einfach nicht vorstellen, dass es von selbst funktioniert und will nicht nochmal so viel Zeit verschwenden ohne dass es hilft. Bei einem Erstgespräch hab ich meine Erfahrung mit der letzten Therapie mal angesprochen und die Therapeutin hat mir halt auch quasi sinngemäß gesagt "ja wenn Sie halt nicht (über die relevanten Sachen) reden, kann ich Ihnen auch nicht helfen". Und da hat sie ja komplett Recht und war ja scheinbar auch der Ansicht, dass die Verantwortung dafür bei mir liegt. Aber wenn's halt nicht klappt weiß ich auch nicht was ich machen kann, außer mich irgendwie mit Gewalt zwingen und gucken ob es besser wird...Naja verrückt machen bringt natürlich auch nichts, vielleicht hat es damals auch wirklich mit dem Therapeuten einfach nicht gepasst und deshalb liefs nicht.


theweirdeffekt
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Beitrag Mo., 20.01.2025, 18:50

Hallo idk123abc,

es ist, finde ich, eine Gradwanderung. Therapie ist „out if comfortzone“ d.h. eine gewisse Grundanspannung und Unwohlsein ist normal. Die Kür ist die richtige Dosis von fordern aber nicht überfordern zu finden. Wenn du dir beispielsweise den Fuß kompliziert gebrochen hast, kann das einrichten auch erst mal wehtun. Ist aber die Basis dafür, dass dann Heilung möglich ist. Vielleicht schreibst du dir all die Sachen auf, die dir im Kopf rumgeistern. Was macht es schwer die Sachen zu kommunizieren? Ist es dir peinlich? Findest du die Probleme nicht groß genug? Denkst du, du stellst dich an? Je genauer du es für dich klar hast und definieren kannst, desto besser kannst du es auch der Thera erklären. Das wiederum gibt dieser die Möglichkeit auf deine Sorgen zu reagieren. Noch bevor du überhaupt Sachinformationen teilst. Das sorgt für Vertrauen und erleichtert dir dann das Teilen der relevanten Infos. Oft denkt man sich selbst im Kreis und verkompliziert Sachen. Wenn du einen guten Thera hast, kennt der all diese Mechanismen und kann dich abholen, wo du gerade stehst.

Alles Gute!

PS: du hast dir Heilung und ein gutes Leben verdient. Gib dich nicht mit weniger zufrieden.
Kopf hoch... Sonst kannst du die Sterne nicht sehen

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idk123abc
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Beitrag Mo., 20.01.2025, 19:02

theweirdeffekt hat geschrieben: Mo., 20.01.2025, 18:50 Vielleicht schreibst du dir all die Sachen auf, die dir im Kopf rumgeistern. Was macht es schwer die Sachen zu kommunizieren? Ist es dir peinlich? Findest du die Probleme nicht groß genug? Denkst du, du stellst dich an? Je genauer du es für dich klar hast und definieren kannst, desto besser kannst du es auch der Thera erklären.
Vielen Dank für deine Antwort, das ist eine gute Idee, die ich probieren werden! So ganz einfach kann ich die Fragen auch gar nicht beantworten, merke ich. Das meiste ist mir wohl irgendwie peinlich. Und ich habe Zweifel, ob ich mich nur anstelle, ja, bzw. finde mein Verhalten wiederum unangemessen und peinlich. Das ist irgendwie seltsam; ich hab z.B. kein Problem damit im Erstgespräch auf eine distanzierte Weise über SVV oder ähnliche Dummheiten zu reden, aber wenn die Frage nach dem Auslöser kommt, lüge ich eher und sag ich wisse keinen. Ergibt wenig Sinn. Naja danke für den Denkanstoß auf jeden Fall!
theweirdeffekt hat geschrieben: Mo., 20.01.2025, 18:50 PS: du hast dir Heilung und ein gutes Leben verdient. Gib dich nicht mit weniger zufrieden.
und danke dafür, das ist schön zu lesen <3

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Montana
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Beitrag Mo., 20.01.2025, 20:24

idk123abc hat geschrieben: Mo., 20.01.2025, 18:36 . Bei einem Erstgespräch hab ich meine Erfahrung mit der letzten Therapie mal angesprochen und die Therapeutin hat mir halt auch quasi sinngemäß gesagt "ja wenn Sie halt nicht (über die relevanten Sachen) reden, kann ich Ihnen auch nicht helfen". Und da hat sie ja komplett Recht und war ja scheinbar auch der Ansicht, dass die Verantwortung dafür bei mir liegt.
Und genau das kann man auch anders sehen. Wenn wir beim Beispiel mit dem komplizierten Bruch bleiben: der bleibt nicht unbehandelt, weil du bei der Einlieferung ins KH bewusstlos bist. Da wird herausgefunden was mit dir nicht stimmt. Ist ja nun alles andere als ungewöhnlich, dass Patienten bei Psychotherapeuten da Schwierigkeiten haben. Bei einer die so einen Spruch raushaut wundert mich dann auch nicht, dass die zufällig einen freien Therapieplatz hat. Das ist oft das Ergebnis von Abstimmung mit den Füßen. Und genau das würde ich auch tun. Habe ich auch schon, als eine Therapeutin eine Aussage machte, die sie absolut und völlig und in nicht zu reparierender Weise disqualifiziert hat.

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idk123abc
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Beitrag Mo., 20.01.2025, 21:26

Montana hat geschrieben: Mo., 20.01.2025, 20:24 Bei einer die so einen Spruch raushaut wundert mich dann auch nicht, dass die zufällig einen freien Therapieplatz hat.
Naja sie hat das nicht wörtlich so gesagt. Aber eben sinngemäß und es hat mich verunsichert und mir das Gefühl gegeben, dass sie kein Verständnis dafür hat, wenn es nicht von Anfang an klappt. Hab den Platz dann letztendlich auch nicht genommen. Vielleicht hat sie es aber auch nicht ganz so drastisch gemeint.

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candle.
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Beitrag Mo., 20.01.2025, 21:36

Hallo,

kannst du grundsätzlich nicht reden oder nur über schwierige Themen?
Wäre eine rein stabilisierende Therapie eine Möglichkeit?

Oder aber schauen, ob du Möglichkeiten hast, wenn du sozial/ privat gut eingebettet bist dich stabilisieren kannst? Und dann versuchst du später nochmal eine Therapie zu machen?

Es gibt ja auch Menschen, die sich gut über Kunst mit sich auseinandersetzen können wie das Schreiben oder Malerei. Ich weiß nicht was dir da liegt?

Viele Grüße
candle
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chrysokoll
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Beitrag Mo., 20.01.2025, 21:52

idk123abc hat geschrieben: Mo., 20.01.2025, 21:26 Hab den Platz dann letztendlich auch nicht genommen. Vielleicht hat sie es aber auch nicht ganz so drastisch gemeint.
Es ist sehr gut dass du keinen Therapieplatz nimmst, bei dem du dich von Anfang an nicht gut fühlst.
Ich denke es ist wichtig, dass du da auf dich hörst und weiter suchst, auch wenn das mühsam ist. Und ja klar ist es schwer einen Therapieplat zu finden, dennoch muss man nicht beliebige Abstriche machen. Eine schlechte Therapie ist und bleibt eine schlechte Therapie und bringt dir nichts, im schlimmsten Fall schadet sie dir. Und du vergeudest damit wertvolle Kassenstunden.
Abstriche kann man vielleicht machen bei der Entfernung (bis zu einem gewissen Grad), der Lage der Praxis, der Zeit zu der die Stunden stattfindet (falls möglich). Aber nicht grundsätzlich.

Ein guter Therapeut hilft dir, so dass du dich nach und nach ausdrücke kannst, Worte findest. Der bietet dir Möglichkeiten an.
Informier dich über die verschiedenen Therapierichtungen, so ist Verhaltenstherapie z.B. einfach aktiver dabei und lässt dich nicht so allein wenn du nicht reden kannst.

Es wäre z.B. auch eine Möglichkeit dass du nicht lügst, sondern klar sagst wenn du nicht weiter sprechen kannst. Dann um Hilfe bittest. Oder eben die Grenze erstmal so lässt. Oder schreibst, in der Stunde oder danach. Oder was malst. Besprich vorher mit Therapeuten wie sie das handhaben.
Jemand der dich nur "absaufen" lässt wenn du schweigst ist dann eben nicht richtig für dich.

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Montana
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Beitrag Mo., 20.01.2025, 22:01

idk123abc hat geschrieben: Mo., 20.01.2025, 21:26 Naja sie hat das nicht wörtlich so gesagt. Aber eben sinngemäß
Das ist doch sinngemäß genauso eine Katastrophe. Die genaue Wortwahl ist nicht so wichtig, sondern das was davon bei dir ankommt. Bedenke, das ist eine Psychotherapeutin, nicht Erna von der Käsetheke. Die sollte eigentlich nicht aus Versehen Bretter vor Köpfe hauen, weil sie leider keine Ahnung davon hat wie man solche Gespräche führt...

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idk123abc
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Beitrag Mo., 20.01.2025, 23:52

candle. hat geschrieben: Mo., 20.01.2025, 21:36 Hallo,

kannst du grundsätzlich nicht reden oder nur über schwierige Themen?
Wäre eine rein stabilisierende Therapie eine Möglichkeit?
Danke für deine Antwort! Es ist nicht so, dass ich grds. gar nicht reden kann, ich kann eigentlich über alles reden, zu dem ich eine emotionale Distanz aufgebaut habe. Aber die Sachen die mich wirklich belasten, kann ich halt nicht mal gegenüber Freunden in persona aussprechen, weil ich mich irgendwie schäme und mich nicht "schwach zeigen" will. Und in meiner letzten Therapie ging es deshalb halt immer nur um oberflächliches Zeug, aber die Gefühle und Gedanken, die mich teilweise an den Rand meines Lebenswillen treiben, würden nei thematisiert...

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idk123abc
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Beitrag Di., 21.01.2025, 00:00

chrysokoll hat geschrieben: Mo., 20.01.2025, 21:52
Ein guter Therapeut hilft dir, so dass du dich nach und nach ausdrücke kannst, Worte findest. Der bietet dir Möglichkeiten an.
Informier dich über die verschiedenen Therapierichtungen, so ist Verhaltenstherapie z.B. einfach aktiver dabei und lässt dich nicht so allein wenn du nicht reden kannst.

Es wäre z.B. auch eine Möglichkeit dass du nicht lügst, sondern klar sagst wenn du nicht weiter sprechen kannst. Dann um Hilfe bittest. Oder eben die Grenze erstmal so lässt. Oder schreibst, in der Stunde oder danach. Oder was malst. Besprich vorher mit Therapeuten wie sie das handhaben.
Jemand der dich nur "absaufen" lässt wenn du schweigst ist dann eben nicht richtig für dich.
Danke dir. Ich hoffe, ich finde so jemanden. Ich will ja, dass es funktioniert und ich bin auch bereit mich dafür zu überwinden und so viel zu leiden wie notwendig ist, wenn es dafür hilft.
Lügen ist natürlich scheiße, aber so Erstgespräche nach Fragebogen sind halt einfach schwer und überfordern mich, da passiert das irgendwie automatisch...

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idk123abc
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Beitrag Di., 21.01.2025, 00:11

Montana hat geschrieben: Mo., 20.01.2025, 22:01
idk123abc hat geschrieben: Mo., 20.01.2025, 21:26 Naja sie hat das nicht wörtlich so gesagt. Aber eben sinngemäß
Das ist doch sinngemäß genauso eine Katastrophe. Die genaue Wortwahl ist nicht so wichtig, sondern das was davon bei dir ankommt. Bedenke, das ist eine Psychotherapeutin, nicht Erna von der Käsetheke. Die sollte eigentlich nicht aus Versehen Bretter vor Köpfe hauen, weil sie leider keine Ahnung davon hat wie man solche Gespräche führt...
vielleicht hast du recht, es hat mich auf jeden Fall massiv entmutigt. Aber gleichzeitig hab ich halt auch das Gefühl, dass sie Recht hat und ich einfach komplett versage. Weil ich nicht klar komme und dann noch nicht mal fähig bin, mir helfen zu lassen. Und dann seh ich noch nicht mal nen validen Grund für all das. Es macht mich fertig, ich fühle mich so dumm und gleichzeitig weiß ich, dass es so nicht weiter gehen kann. Ich hoffe einfach, irgendwie jemanden zu finden, der mir helfen kann. Scheinbar braucht man ja einfach bisschen Glück

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