Therapeutin erzählen oder übertreibe ich?

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
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Into_the_deep
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Therapeutin erzählen oder übertreibe ich?

Beitrag So., 29.12.2024, 10:04

Hallo,
bin neu hier und würde euch gerne mal um eure Meinung bitten.
Ich mache seit 5 Monaten Therapie, nachdem ich über 20 Jahre davon gelaufen bin und es ignoriert habe.
Diagnostiziert (Verdacht) auf kptbs, soziale Phobie.
An meine ersten 18 LJ kaum Erinnerung (meist nur durch Erzählungen)
Schwere Kindheit mit stark depressiver, magersüchtiger, akoholabhängiger, gewalttätiger und suizidaler Mutter, Schwester entwickelte Borderline und ebenfalls suizidal (kam als ich 10 war nach Klinikaufenthalt ins Heim). Mutter starb als ich 13 war, Vater im Anschluss schwere Krebsdiagnose (wurde von mir zu Hause versorgt) starb als ich 14 war. Was mich in ein tiefes Loch stürzte.
Da ich noch minderjährig war, bin ich zu meiner Tante gekommen. Dort hab ich mich komplett unverstanden, verzweifelt und allein gefühlt. Nach leichtem suizidalen Versuch (Hilferuf) Familientherapie hauptsächlich für meine Tante da sie nicht mit mir zurecht kam (erzählte sie selbst, da ich daran keinerlei Erinnerungen habe außer das Gefühl der Hilflosigkeit/Verzweiflung/Panik), daher starke allgemeine Therapieangst auch davor das Therapeutin abbricht, nicht verlängert weil ich zu kompliziert bin, obwohl ich das erste Mal langsam anfange etwas Vertrauen aufzubauen.

Nun zum eigentlichen Thema:
Mein Cousin (damals gerade eine Ausbildung angefangen) lebte auch noch dort. Er war der einzige der mir etwas Nähe entgegengebrachte und meine Sehnsucht nach gesehen werden zumindest etwas stillte und ich mich zumindest kurz nicht mehr so einsam fühlte. Er kam öfters in mein Zimmer rüber und ich musste immer auf seinen Schoß sitzen … u. a. kam es auch zu sexuellen Handlungen (auch da habe ich nur 2-3 Bilder) die ich eigentlich nie wollte und es sich in mir gesträubt hat und ich mich zutiefst geschämt habe (es hat sich komisch und nicht richtig angefühlt). Ich habe mich aber auch nie gewehrt, dachte da muss ich durch wenn ich etwas Nähe möchte. Außerdem war ich ja alt genug und hätte etwas sagen können (15J.), trotzdem ist da ein sehr großes Gefühl als wäre ich ausgenutzt worden, da ich ja zu dem Zeitpunkt eigentlich gar nicht zurechnungsfähig war (aber er war ja auch erst 19 und konnte das gar nicht einschätzen)
Nun sind mir die paar Bilder und Gefühle dazu, erst vor kurzem wieder ins Bewusstsein gekommen. Und mir ist auch klar geworden das ich nach wie vor keine Intimitäten mag. Zum einen habe ich Schmerzen dabei und zum anderen denke ich mir immer wann ist er den endlich fertig, damit es vorbei ist. Zusätzlich habe ich einen wahnsinnigen Minderwertigkeitskomplex und finde mich als die hässlichste und abscheulichste Person der Welt (sowie Aussehen als auch Verhalten, Gedanken)

Zu meiner Frage, bisher hab ich meiner Therapeutin von dem Geschehen mit meinem Cousin und allgemein zu dem Thema nichts erzählt. Die aktuellen Probleme (u. a. vermutlich tox. Beziehung) und alte unbearbeitete Traumata sind schon so umfangreich das ich nicht weiß wo man anfangen und enden soll und ich eh nicht weiß wie wir das alles bearbeiten sollen. Meint ihr ich solle es erzählen oder ist es nicht wichtig, da ja eigentlich nichts passiert ist und ich theoretisch ja auch einverstanden war (also er wusste ja gar nicht das ich das nicht will) Es war ja kein MB, er hat mich nicht gezwungen, sondern ich konnte keine Grenzen setzen und nicht sagen das ich es nicht will. Ich weiß nicht ob das da hingehört oder einfach übertrieben ist? Zumal es ein extrem schambehaftetes Thema ist und ich es nicht ansprechen möchte wenn es unwichtig ist.
Ich habe aktuell noch große Schwierigkeiten in der Therapie meine schwierige Themen und Gedanken anzusprechen (meist ist dann nix da, die Angst blockiert mich) aber das sehr große Bedürfnis das alles raus muss und ich das gerade manchmal per Mail/Brief mache. Dann kann man zumindest ansatzweise darüber reden.

Vielen Dank schonmal für eure Antworten!

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Kirchenmaus
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Beitrag So., 29.12.2024, 11:05

Hallo!
Es ist nicht übertrieben. Dass du keine Grenzen setzen konntest, hängt u. a. mit deiner massiven Bedürftigkeit von damals zusammen. Und diese Bedürftigkeit ist total verständlich nach allem, was du erlebt hast.
Erzähl das deiner Therapeutin, damit das Mädchen von damals in all seiner Not gesehen werden kann.

Es tut mir sehr leid, was du alles erleben musstest.
Ich selbst habe eine ähnliche Fülle an Traumata, und ich weiß, wie sehr einen der Gedanke schier erschlägt, das alles bewältigen zu sollen.

Aus meiner Erfahrung möchte ich dir sagen: Man muss nicht alles in einer einzige Therapie schaffen. Eigentlich muss man gar nichts schaffen, sondern "nur" schauen, dass man mit dem Erlebten leben kann. Es dauert, aber es kann deutlich besser werden.

Deine Therapeutin wird dich nicht verurteilen, du musst auch keine Details nennen. Wichtig ist m. E. anzuerkennen, wie verloren und überfordert du damals warst.

Alles Liebe für dich.
Es ist in Ordnung, mich zu akzeptieren.

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Frances2
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Beitrag So., 29.12.2024, 12:26

Ich sehe es genau so wie Kirchenmaus.
Du kannst in der Therapie schauen, was vorrangig bearbeitet werden sollte und was vielleicht erst mal zurückgestellt werden kann.
Da alles, was du erlebt hast, aber im Zusammenhang zu sehen ist, ist es vielleicht gut, es wenigstens anzusprechen, auch damit du nicht weiterhin denkst, das sei nicht so wichtig.
Deine Therapeutin wird das einordnen können und ganz sicher nicht denken, dass du übertreibst.
Vielleicht wird eine Therapie bei deinen Themen nicht ausreichen, aber das liegt dann eben an der Fülle und Schwere der Themen und nicht an dir. Du musst da nichts schaffen und schon gar nicht in einer bestimmten Zeit. Mach es in deinem Tempo, so wie es sich für dich richtig anfühlt.
Alles Gute dir und für die weitere Therapie.

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Nili
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Beitrag So., 29.12.2024, 13:08

Hallo IntotheDeep,

ich seh das auch genauso wie Kirchenmaus und Frances.
Erzähl es deiner Therapeutin, oder schreib es auf, wenn erzählen zu schwer ist.
Und....doch, das war Missbrauch. Wie Kirchenmaus auch schreibst, du warst nicht in der Lage Grenzen zu setzten und auf dich gut aufzupassen in der Zeit. Nicht umsonst, hast du kaum Erinnerungen an die ersten 18 Jahre.
Das ist ein Schutzmechanismus. Wichtig für dich zu wissen, du musst auch jetzt nichts machen, was du nicht willst, wenn du Sex nicht magst, es dir weh tut, du hoffst, es ist bald vorbei, musst du das nicht weiter tun!!!!

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chrysokoll
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Beitrag So., 29.12.2024, 13:43

Into_the_deep hat geschrieben: So., 29.12.2024, 10:04 Ich habe aktuell noch große Schwierigkeiten in der Therapie meine schwierige Themen und Gedanken anzusprechen (meist ist dann nix da, die Angst blockiert mich) aber das sehr große Bedürfnis das alles raus muss und ich das gerade manchmal per Mail/Brief mache. Dann kann man zumindest ansatzweise darüber reden.
Grundsätzlich ist es wichtig dass Therapeuten einen Überblick haben über die Vergangenheit und was passiert ist. Zumindest so in allgemeinen Überschriften. Gerade bei dieser Diagnose ist es aber auch sehr normal und häufig dass Dinge erst nach und nach kommen.
Du musst nichts erzählen, schon gar nicht sofort und im Detail.
Vielleicht kannst du der Therapeutin erst einmal nur sagen (oder schreiben) dass da noch mehr war oder es mit einem Satz allgemein umschreiben.
Solche Dinge zu bearbeiten dauert, lass dir Zeit, hab Geduld! Es geht nicht alles auf einmal und sofort, du hast die Therapie gerade erst angefangen.

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münchnerkindl
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Beitrag So., 29.12.2024, 18:50

Das was du mit dem Cousin erlebt hast war sexueller Missbrauch. Wenn du das Bedürfnis hast darüber zu reden dann mach es.

Ich denke mal dass bei einem so komplexen Fall wie bei dir eh erst mal mehr stabilisierende Therapie die sich mit dem Hier und Jetzt beschäftigt und an der Stärkung deines Selbstbildes und Selbstvertrauens arbeitet sinnvoll ist und nicht irgendwelche grauseligen Details aus deiner Vergangenheit ausgraben. Weil einen Vorteil hat die Vergangenheit wenn es eine schlechte Vergangenheit ist: Immerhin ist sie jetzt vorbei und man kann sich der Behebung der Schäden widmen.

Es ist relativ normal dass wenn man eine so traumatisierende Kindheit hatte ganz ganz leicht Opfer von anderen Übergriffen etc wird weil man, wenn das Selbstwertgefühl zu geschädigt ist nicht in der Lage ist problematische Situationen zu erkennen und sich dann zu schützen.

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Into_the_deep
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Beitrag So., 29.12.2024, 23:28

Vielen lieben Dank für eure tollen Worte, ich musste beim lesen weinen. Vermutlich auch weil ich realisiere das ich weiter in meiner Blase sitze und mir alles nicht so recht eingestehen will, immer noch meine „ja mei, gibt schlimmeres“, Zweifel habe ob mein ganzer Kram nicht eher belanglos ist und ich alleine damit klar kommen sollte und meine Therapeutin nur nerve (sie ist aber eigentlich eine sehr authentische, empathische und achtsame Person)

Ich werde aus euren Worten den Mut mitnehmen und es zumindest ansatzweise (ohne Details) in einer der nächsten Stunden umschreiben oder in einem Brief schreiben. Je nachdem wann es sich passend anfühlt.
Ja, ich war damals sehr bedürftig und extrem verloren, aber ein gerade mal 19jähriger kann ja nicht einschätzen das ich nur gerade keine Grenzen setzen kann und das eigentlich gar nicht will. In dem Alter sieht man ja nur sich selbst und vermutlich hat er gar nicht realisiert wie es mir ging, sondern hat nur gemerkt das ich die Nähe genossen habe und beim Rest hab ich mich halt nicht gewehrt oder nein gesagt.
Das ich keinen Sex haben muss, wenn ich nicht will weiß ich und mittlerweile kann ich da zumindest auch leichte Grenzen setzen, aber manchmal muss man dann doch auch mal seinem Partner nachgegeben. Ich kann ihn ja nicht ständig abweisen.

Wenn ich mir meiner Themen bewusst bin (und sie eben gerade nicht leugne) dann fühle ich mich tatsächlich erschlagen davon und habe jetzt schon das Gefühl das mir die Therapiestunden nur so davon rasen. Mit der Geduld in der Therapie tue ich mir noch sehr schwer. Ich habe so einen inneren Druck das alles raus muss und ich auch Anfange Nachforschungen zu betreiben (Gespräch mit Tante, Schwester) um mehr zu erfahren, da ich kaum Erinnerungen habe.
Meine Therapeutin meinte auch Traumatherapie könnte man immer machen, aber jetzt hätte sie kein gutes Gefühl mich danach nach Hause zu schicken.
Sie meinte auch wir machen Gas/Bremse so wie es gerade geht, aber ich bin gerade im Vollgas-Modus, weil ich einfach wissen muss, was genau passiert ist, warum ich so bin, so handle, mich so fühle und wie das alles zusammen hängt.
Allerdings merke ich gerade schon das es mich zunehmend beschäftigt und es mir schlechter geht. Vermutlich sollte ich wirklich mal langsamer machen, wenn da nur nicht dieser starke Druck wäre.

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Nili
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Beitrag Mo., 30.12.2024, 00:16

Kann dein schnell vorankommen und wissen was war, gut verstehen. So wir du deine Therapeutin beschreibst, ist sie achtsam und keine Befürwortern von schneller harter Traumakonfrontation. Das ist gut. Ja, Traumakonfrontation wenn das drumherum instabil und vielleicht sogar noch traumatisierend ist (Stichwort toxische Beziehung, sex gegen deinen willen, auch wenn du nachgibst und nicht direkt gezwungen wirst), ist weder sicher noch gut. Aber irgendwann bist du stabil genug und es wird dir hoffentlich helfen. Um dich aus der Beziehung zu lösen und generell noch mehr Unterstützung zu haben, gibt es auch Frauenberatungsstellen zu denen du zusätzlich zur Therapie gehen kann. Gibt's eigentlich in jeder halbwegs großen Stadt. Vielleicht ist das noch was für dich.

Liebe Grüße

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münchnerkindl
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Beitrag Mo., 30.12.2024, 22:29

Into_the_deep hat geschrieben: So., 29.12.2024, 23:28 Sie meinte auch wir machen Gas/Bremse so wie es gerade geht, aber ich bin gerade im Vollgas-Modus, weil ich einfach wissen muss, was genau passiert ist, warum ich so bin, so handle, mich so fühle und wie das alles zusammen hängt.
Allerdings merke ich gerade schon das es mich zunehmend beschäftigt und es mir schlechter geht. Vermutlich sollte ich wirklich mal langsamer machen, wenn da nur nicht dieser starke Druck wäre.

Achtung. Ich habe vor ein paar Monaten meinen Vater nach Ereignissen vor und in ersten Jahren nach meiner Geburt gefragt. Er hat ziemlich ehrlich geantwortet und ich bin da ziemlich geflasht und neben der Spur heimgefahren und habe Tage gebraucht um danach emotional wieder im sicheren Hier und Jetzt anzukommen. Das war nur ein kurzes Gespräch ohne genauere Details.

Dosier das so dass es dir nicht komplett den Boden unter den Füssen wegzieht.

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Nili
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Beitrag Mo., 30.12.2024, 23:27

Dosier das so dass es dir nicht komplett den Boden unter den Füssen wegzieht.
[/quote]

Sie wird das schon wissen wie es für sie gut ist, und im Notfall greift die Therapeutin ein. Ihr Angst machen bringt doch nichts.

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Into_the_deep
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Beitrag Di., 31.12.2024, 11:19

@Nili Vielen Dank für deine lieben Worte und dein Vertrauen das ich weiß was gut für mich ist!
Das mit der („tox.“) Beziehung ist schwierig, ich neige leider dazu alle Konfliktsituationen auszublenden/zu verdrängen und rutsche dann in jeder Konfliktsituation erneut massiv ab. Kann diese kaum ertragen und brauche mehrere Tage um da wieder raus zu kommen. Ich habe aber halt nach wie vor auch noch Bedenken, ob nicht doch ich daran Schuld bin, wie er mich behandelt. Ich bin ja auch nicht gerade einfach und er hatte es halt auch nicht gerade einfach, sein Vater ist massiv autoritär und auch er hat mich schonmal sowas von zur Sau gemacht, das ich tagelang gar nicht mehr schlafen konnte (Schlaf eh auch so schon massiv schlecht)
Außerdem haben wir eine 5-jährige Tochter die selbst hochsensibel und gefühlsstark ist, ich weiß nicht wie sie das verkraften soll oder wie ich sie dann auffangen soll… alles sehr kompliziert …

@münchnerkindl Vielen Dank für die Warnung und deine Erfahrung, es ist immer auch wertvoll aus der Erfahrung anderer zu lernen, sich das bewusst zu machen und dementsprechend Maßnahmen einzuleiten.

Ich bin mir sehr bewusst das es ein schwieriges Gespräch wird. Meine Therapeutin weiß darüber auch Bescheid und wir haben schon geredet wie ich mich dann am besten reguliere und wie ich Distanz im Gespräch wahren kann um erstmal nicht von Emotionen überflutet zu werden. Ich habe auch nicht vor, auf emotionaler Ebene das Gespräch zu führen, sondern sehr sachlich. Meine Tante neigt dazu (unbewusst) mir schnell „Vorwürfe“ zu machen wie ich damals war, da sie bis heute nichts davon versteht wie es mir wirklich geht. Ich will mich da aber nicht verstricken lassen oder selber Vorwürfe machen, das würde zu nichts führen, außer das es sehr emotional würde.

Daher haben wir Methoden raus erarbeitet, wie es gar nicht soweit kommt. Wie z. B. das ich die Gesprächsführung übernehme, Fragen stelle, nicht auf ihre Kommentare oder Fragen eingehe (werde eine Liste mit Fragen haben zum ablenken/ausweichen, auf die ich spicken kann wenn ich gerade zu emotional werde) außerdem evtl. spazieren gehen (Bewegung lenkt ab) und selber mitschreiben um mehr im kognitiven zu bleiben.
U. a. hab ich auch die Anweisung, falls ich abhauen muss (weil es doch zu viel wird) auf keinesfalls direkt mit dem Auto zu fahren, sondern mich auf jeden fall erst runter zu regulieren. Klar wird es mich trotzdem mitnehmen, aber so lange es erstmal nur auf dieser Ebene bleibt, bekomme ich das reguliert. Nach dem letzten Telefonat mit meiner Tante, in dem sie mir mehr erzählt hat, als ich wollte, obwohl ich mehrmals gesagt habe das ich ein persönliches Gespräch möchte, musste ich danach auch recht viel weinen (da war ich überhaupt nicht darauf vorbereitet). Aber es war eher so das ich über die schlimmen Dinge weinen musste und nicht weil sie mir widerfahren sind, ich selbst hatte gar keinen Bezug dazu. Klar muss man dann in der Therapie daran arbeiten, das ich begreife das es dabei um mich ging, aber für die Gespräche ist es ganz gut, wenn ich noch etwas Distanz zu allem habe.

Am nächsten Tag haben wir noch einen Termin zur Paarberatung, der mit Sicherheit auch nicht einfach wird.
Mit meiner Therapeutin habe ich dann aber am nächsten Tag einen Termin, den wir extra zeitlich verlegt haben um ggf. eine Doppelstunde daraus zu machen.

Also prinzipiell fühle ich mich gut vorbereitet, aber Angst vor dem Gespräch habe ich natürlich trotzdem. Es wird unangenehm werden, aber irgendwann muss man ja mal anfangen sich den unangenehmen Dingen zu stellen (mit Vorbereitung selbstverständlich).
Das Thema um das es hier ging, wird aber definitiv nicht Teil des Gesprächs sein. Darum geht es mir gar nicht, sondern um all die Dinge die ich vergessen habe … meine Eltern, deren Verhalten, die Umstände zu Hause und die Zeit wo ich bei ihnen gelebt habe, inkl. dieser „Familientherapie“

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Louna
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Beitrag Di., 31.12.2024, 12:16

Ich möchte gern noch ergänzen:
"Alles was Dich belastet" ist wichtig und gehört zu Dir.

Sei es auch, wenn Du eine Maus überfahren hast und das Du das nicht verarbeitet bekommst. Dann gehört das in eine Therapie.
Wenn sich Gedanken und Gefühle immer und immer wieder wiederholen, heißt das ja, dass es wichtig ist, da genauer hin zu schauen.
Vom ausblenden halte ich gar nichts.

Es darf alles, aber nichts muss!
Und selbst unter Druck setzen ist ganz ganz übel. Manches geht nur in Minischritten, das musste auch ich lernen.

Pass bitte gut auf Dich und Deine Grenzen auf.

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Nili
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Beitrag Di., 31.12.2024, 12:35

@into the deep
Ja, das kann ich gut verstehen. Das was du von deiner Therapeutin und eurem Vorgehen schreibst, klingt super. Und ja, ich kann den anderen auch zustimmen. Natürlich sollst du auf dich aufpassen und nichts überstürzen. Es las und liest sich für mich so, dass da gut auf dich aufgepasst wird und du auch selbst weißt, dass du dich schnell überforderst und das ja nicht gut ist.
Alles Liebe

PS: Achso, unnd du bist NICHT Schuld! Niemand darf dich schlecht behandeln. Ich kenn das mit den destruktiven Beziehungen und auch dieses ständige Denken "aber hab ichs nicht verdient", "die Person hat doch Recht" usw. Ich kenn das echt sehr sehr gut, und bin da für mich selbst auch noch längst nicht von weg so zu denken, aber für andere kann ich sagen , nein, du bist nicht Schuld. Er darf dich nicht schlecht behandeln. Egal wie schwierig du angeblich bist und wie schwer ers selbst hatte.

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münchnerkindl
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Beitrag Di., 31.12.2024, 13:05

Into_the_deep hat geschrieben: Di., 31.12.2024, 11:19 Ich habe aber halt nach wie vor auch noch Bedenken, ob nicht doch ich daran Schuld bin, wie er mich behandelt. Ich bin ja auch nicht gerade einfach und er hatte es halt auch nicht gerade einfach, sein Vater ist massiv autoritär und auch er hat mich schonmal sowas von zur Sau gemacht, das ich tagelang gar nicht mehr schlafen konnte (Schlaf eh auch so schon massiv schlecht)
Außerdem haben wir eine 5-jährige Tochter die selbst hochsensibel und gefühlsstark ist, ich weiß nicht wie sie das verkraften soll oder wie ich sie dann auffangen soll… alles sehr kompliziert …


Das Opfer ist nie schuld an der Gewalt. Weil, der Täter hat ja, wenn er die Situation mit dir so unerträglich findet jederzeit die Möglichkeit zu gehen.

Ich denke es wäre sinnvoll, dich und deine Tochter aus dieser toxischen Umgebung zu entfernen. Deine Tochter ist nicht hochsensibel, deine Tochter ist in einer Situation mit einer schwer psychisch kranken Mutter und Gewalt durch den Vater. Dass die völlig durch den Wind ist weil hier niemand Sicherheit geben kann ist in so einer Situation völlig normal.

Wenn du es schon nicht für dich tust, dann tu es für das Kind. Und such dir auch für die Tochter Hilfe, Kinder von psychisch erkrankten Menschen die noch dazu in einer Situation von Gewalt aufwachsen haben fast die Gartantie dafür später selbst psychisch krank zu werden. Also such schon jetzt Hilfe für die Tochter.
Es gibt Organisationen die sich um Hilfe für die Kinder von psychisch erkrankten Eltern kümmern.

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Nili
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Beitrag Di., 31.12.2024, 13:33

Ja, da geb ich Münchner Kindl Recht. Gerade mit Kind, gibts noch mehr Gründe sich da rauszulösen. Aber es dauert halt trotzdem. Aber vielleicht schafft dus trotzdem mal auch nach Frauenberatungsstellen zusätzlich zu schauen. Und hochsensibel kann trotzdem sein, von gefühlsstark halte ich generell nicht so viel. Was Münchner Kindl schreibt, liegt nahe ja, dass sie nur auf die unguten, unsicheren und zum Teil traumatischen Situationen reagiert. Ob Therapie jetzt akut angezeigt ist für die Tochter, kann ich nicht sagen. Sie bringt nicht viel, wenn die äußeren Umstände gleich bleiben. Aber ja, so kommt jetzt auch wieder viel Druck bei dir an. Wennn wir dir da so schreiben, was alles wie gut wäre für die Tochter und für dich, und wo du dich noch hinwenden sollst. Das tut mir auch Leid. Noch mehr Druck und Drama brauchst du nicht. Also bitte nicht den Kopf verlieren, bei dem was wir schreiben. Du machst es so gut du kannst, und du willst sicher das Beste für deine Tochter und für dich hoffentlich auch irgendwann.

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