Gefühle nach Therapieende

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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FraeuleinVa
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Gefühle nach Therapieende

Beitrag Do., 05.12.2024, 09:17

Guten Morgen zusammen,

ich würde mich gern im Forum ein bisschen zum Thema Therapieende austauschen, weil ich gerade sehr verunsichert bin. Ich habe gelesen, dass es dazu immer mal wieder Fragen hier gab, aber meistens liefern die Therapien einfach aus, oder es kam zum Umzug, Wechsel, etc.

Bei mir war es so, dass ich meine Therapie nach fast 3 Jahren eigenständig vor 2 Wochen beendet habe, weil es mir im letzten Jahr sehr gut ging und ich mich stabil genug dafür fühlte. Wir haben es langsam ausschleichen lassen, teilweise mit 2-monatigen Pausen dazwischen, in denen mir die Therapie auch nie fehlte. Eigentlich bin ich das letzte halbe Jahr nur noch hingegangen, weil ich meinen Therapeuten so geschätzt und mich immer sehr auf die Stunde gefreut habe. Die letzte Sitzung war auch wirklich schön, wir hatten beide Tränen in den Augen und haben die gemeinsame Zeit nochmal revue passieren lassen.

Umso erstaunter war ich, wie sehr mich das Ende jetzt doch mitnimmt. Ich vermisse meinen Therapeuten, seine ruhige Art und die Gespräche mit ihm unglaublich und ich habe total Angst, dass ich wieder in die Anfangssymptomatik (bei mir ging es viel um Beziehungs- und Verlassensängste bzw. Einsamkeit) hineinrutsche.
Fast jeden Tag passieren irgendwelche Dinge, bei denen ich mir denke "oh, das würde ich gerne mit Herrn X besprechen", bis mir wieder einfällt, dass ich ja nie wieder etwas mit ihm besprechen werde.

Ich versuche, diesen Schmerz auch irgendwie als Teil der Therapie zu sehen, im Sinne von: Dinge dürfen auch im Guten auseinandergehen, es muss nicht immer im Drama enden wie bisher in meinem Leben, aber es fällt mir sehr schwer.

Hat jemand denn bereits ähnliche Erfahrungen nach dem Therapieende gemacht? Ist das auch ein Stück weit "normal" bzw. ab wann sollte man sich fragen, ob hier nicht doch noch Themen präsent sind, die nie aufgelöst wurden?

Ich freue mich auf eure Antworten!

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Gespensterkind
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Beitrag Do., 05.12.2024, 10:20

Gibt es nicht immer "Themen, die nie aufgelöst wurden"? Ich kann Dich sehr gut verstehen und aus meiner Sicht finde ich das, was Du beschreibst sehr normal. das heißt aber ja auch nicht, dass es weniger schmerzhaft ist, nur weil es "normal" ist. Eine Beziehung ist eben einfach nicht ausgelöscht, nur weil man sie beendet hat.
Du kannst es auch als positiven, wertschätzenden Gedanken nehmen, dass Du immer noch positiv an die Therapie denkst, bzw. ganz viel mit der Therapie verknüpfst.
Vielleicht gelingt es Dir ja, für Dich selbst eine andere Art und Weise oder andere Menschen zu finden, mit denen Du Dich (zwar anders) aber dennoch austauschen kannst, über das, was Du erlebst und was Du eigentlich in der Therapie teilen würdest.
Aber trotzdem bleibt wohl ganz viel offen und es bleibt auch vieles, was man wirklich nur in der Therapie "teilt". Du könntest es für Dich aufschreiben, quasi als Dein persönliches "Gedanken-Tagebuch".

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münchnerkindl
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Beitrag Do., 05.12.2024, 10:56

FraeuleinVa hat geschrieben: Do., 05.12.2024, 09:17
Hat jemand denn bereits ähnliche Erfahrungen nach dem Therapieende gemacht? Ist das auch ein Stück weit "normal" bzw. ab wann sollte man sich fragen, ob hier nicht doch noch Themen präsent sind, die nie aufgelöst wurden?


Das hat nichts mit Themen die nicht aufgelöst wurden zu tun. Du hattest eine soziale Beziehung die dich über längere Zeit sehr bereichert hat. Und die fällt jetzt weg.

Dass du es traurig findest dass das jetzt nicht mehr in deinem Leben ist hat absolut nichts mit Therapie zu tun.

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FraeuleinVa
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Beitrag Do., 05.12.2024, 10:58

Hallo Gespensterkind,
danke für deine nette Antwort! Das beruhigt mich zumindest ein bisschen :)

Natürlich gibt es immer Themen, die nicht (oder nicht vollständig) aufgelöst wurden, aber ich habe es jetzt ganz konkret auf dieses "Vermissen" bezogen. Dass ich vielleicht doch noch nicht so bereit war, wie ich dachte (und es im Nachhinein schade finde, das nicht thematisiert zu haben - aber tatsächlich kam mir der Gedanke gar nicht, der Entschluss war ganz klar).

Das mit dem Tagebuchschreiben finde ich eine wunderbare Idee, vielleich formuliere ich es einfach als fiktiven Brief an meinen Therapeuten.

Und ja, bestimmt gibt es immer wieder Themen, die man nur in der Therapie bzw. nur in dieser Form mit einem Therapeuten bespricht.

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candle.
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Beitrag Do., 05.12.2024, 11:19

Hallo,

vielleicht schaust du mal an den Punkt wo es sich umgedreht hat, denn es war ja gut und dann plötzlich anders?
FraeuleinVa hat geschrieben: Do., 05.12.2024, 09:17 in denen mir die Therapie auch nie fehlte. Eigentlich bin ich das letzte halbe Jahr nur noch hingegangen, weil ich meinen Therapeuten so geschätzt und mich immer sehr auf die Stunde gefreut habe.
Wie kommt dieser innere Wechsel zustande?

Viele Grüße
candle
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FraeuleinVa
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Beitrag Do., 05.12.2024, 12:11

candle. hat geschrieben: Do., 05.12.2024, 11:19 Hallo,

vielleicht schaust du mal an den Punkt wo es sich umgedreht hat, denn es war ja gut und dann plötzlich anders?

Wie kommt dieser innere Wechsel zustande?
Hallo candle, vielen Dank für deine Nachricht!
Ich hoffe, ich verstehe deine Frage gerade richtig, versuche sie aber mal zu beantworten: Wahrscheinlich lag es daran, dass ich auch während der langen Pausen immer wusste, dass er ja noch "da" war und ich ihn wiedersehen würde. Jetzt fühlt es sich so endgültig an.

Im Nachhinein muss ich auch schmunzeln, weil ich während der Therapie einige Male gesagt habe, dass ich bestimmt bis zu seiner Pension zu ihm gehen werde, wenn auch nur einmal im Jahr, weil ich einfach so gern dort war.

Andererseits will ich ja auch auf eigenen Beinen stehen. Ich möchte nicht das Gefühl haben, ein Backup zu "brauchen".

liebe Grüße

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Arakakadu
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Beitrag Do., 05.12.2024, 14:51

Hallo FräuleinVa,
das klingt total schön und unkompliziert wie ihr es beendet habt. Für mich liest es sich so als würdest du ein bisschen trauern, vor allem wenn jetzt viel zusammenkommt.. ich würde das als völlig normal bezeichnen, einen Trennungsschmerz hast du ja trotzdem, vor allem spürst du es wenn's dir Mal nicht so gut geht?

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FraeuleinVa
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Beitrag Fr., 06.12.2024, 08:03

Arakakadu hat geschrieben: Do., 05.12.2024, 14:51 Hallo FräuleinVa,
das klingt total schön und unkompliziert wie ihr es beendet habt. Für mich liest es sich so als würdest du ein bisschen trauern, vor allem wenn jetzt viel zusammenkommt.. ich würde das als völlig normal bezeichnen, einen Trennungsschmerz hast du ja trotzdem, vor allem spürst du es wenn's dir Mal nicht so gut geht?
Guten Morgen Arakakadu,
danke für deine Nachricht. Ich gehe sehr gestärkt aus der Therapie und ich denke, mein Therapeut konnte mich auch mit einem gutem Gefühl ziehen lassen. Ich weiß auch, wie selten diese Erfahrung ist, weil ich davor einige Therapien ausprobiert und absolut nichts davon geholfen hat.

Ich werde mir einfach Zeit zum Trauern geben und sollte es sich in den nächsten Wochen so gar nicht verändern, nochmal entweder hier im Forum vorbeischauen oder meinen Therapeuten dazu kontaktieren …

Vielen Dank für eure netten Nachrichten

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