Ich bin nur noch krank

Die Psyche spielt eine zentrale Rolle bei der Aufrechterhaltung des körpereigenen Abwehrsystems: immer mehr Krankheiten werden heute als 'psychosomatisch' und damit ggf. psychotherapeutisch relevant betrachtet.
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farawayXY
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Ich bin nur noch krank

Beitrag Di., 15.10.2024, 10:18

Oje wo fang ich eigentlich an?
Ich habe vor 15 Jahren schon mal massiv Probleme gehabt mit psychosomatischen Beschwerden und war dann auch in Therapie und dachte eigentlich ich hätte das Thema hinter mir.
Doch dann kam es zurück. Leise, still und heimlich hat es sich über 3 Jahre angeschlichen.
Das verrückte ist, dass ich es schon relativ früh gemerkt habe, nachdem ein paar medizinische Untersuchungen keine Ergebnisse gebracht haben. Ich habs nur irgendwie nicht geschafft sofort den Anker zu werfen und wieder in Therapie zu gehen und selbst jetzt, wo ich genau weiß, dass ich eigentlich eine bräuchte, suche ich nach Ausflüchten und schiebe die Schuld auf die Ärzte und ihre Unfähigkeit, die Ursachen zu finden.
Klingt das seltsam?
Etwas ist anders als damals. Hatte ich damals vor allem Panikattacken und das Gefühl, dass ich bald sterbe, ist es jetzt eher etwas dauerhaftes, dass mir die Lebensqualität nimmt.
Ich hab es dauerhaft im Magen, hab immer Sodbrennen, oftmals Kopfschmerzen und bin fast immer total schlapp und abgeschlagen.
Zu jeder Arbeit muss ich mich zwingen und finde 1000 Ausreden sie nicht zu tun.
Einzig, wenn ich Dinge tue, die ich gerne mache und bei denen ich abgelenkt werde geht es mir gut.
Manchmal sitze ich da und habe das Gefühl jeden Moment umzukippen und keine Kraft mehr zu haben. Mir ist schwindelig, ich hab ein brennen und stechen in der Brust und es geht mir richtig elend.
Gleichzeitig schaffe ich es aber stundenlang Sport zu machen, ohne das ich da die Symptome merke.
Allein das beweist doch schon, dass ich eigentlich körperlich gesund bin, oder?
Dazu kommt noch mein, ich nenne es emotionales Vergessen.
Wenn ich früher z.B. eine Urlaubsreise gemacht habe, dann konnte ich mich monatelang danach an Gefühle, Gerüche, Erlebnisse erinnern und hatte sofort wieder das Gefühl dort zu sein.
Jetzt habe ich nach 2 Tagen das Gefühl es sind die Erinnerungen von jemand anders, so als hätte ich nur darüber gelesen oder einen Film geschaut und nach kurzer Zeit ist die ganze Reise nur noch ein Erinnerungsbrei ohne Details.
Ohnehin habe ich in letzter Zeit oft das Gefühl, dass ich Dinge vergesse und meine Vergangenheit nur ein Erinnerungsbrei ist, was mich dann auch wieder in Panik versetzt, weil es in meiner Familie viele Alzheimerfälle gab.
Vielleicht liegt es auch an meinem Job.
Ich arbeite zu 100% alleine im Home Office und da hat man natürlich viel Zeit zu grübeln, ohne das man davon abgelenkt wird.
Ich bin mit dem Job auch nicht mehr glücklich, aber ich hab nicht die Kraft mir was anderes zu suchen, zumal ich vermutlich auch nichts finden würde, wo ich so gut verdiene und so viele Freiheiten habe. Außerdem tue ich mir seit einiger Zeit ohnehin sehr schwer mit neuen Dingen. Nicht gerade die besten Voraussetzungen für einen Neustart, zumal mit Anfang 50.
So langsam fragt ihr Euch wahrscheinlich "was hat der Typ eigentlich für eine Frage und welche Antworten erwartet der?"
Ganz ehrlich, keine Ahnung.
Ich hatte einfach irgendwie das Bedürfnis den ganzen Mist mal irgendwo hin zu schreiben.
Keine Ahnung was ich mit dem ganzen Chaos anfangen soll. Vermutlich sollte ich einfach wieder eine Therapie machen um aus diesem Loch zu klettern, aber irgendwie will ich das nicht, schaffe ich das nicht, aber so kann es auch nicht weitergehen.
Ich vermute ich habe mittlerweile auch eine leichte Depression die mich lähmt.
Das alles kostet unendlich viel Kraft und ich drehe mich nur im Kreis und komme nicht weiter.
Selbst der kleinste Stress löst mittlerweile Krankheitssymptome bei mir aus, aber wie soll man sich Problemen, die einen stressen, stellen, wenn man Stress nicht mehr aushält und er alles nur noch schlimmer macht?
Sorry, wenn der Text ein bisschen kreuz und quer geht, aber ich glaube, dass beim Verfassen meine Gedanken hin und her gesprungen sind und vermutlich spiegelt sich das wieder.
Ich will ihn jetzt aber nicht überarbeiten, weil ich dann vermutlich Passagen streiche, verharmlose, beschönige, oder gleich den ganzen Text lösche. Deswegen schick ich ihn jetzt einfach so ab. Danke fürs lesen :)

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Anker
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Beitrag Di., 15.10.2024, 11:23

Hallo erstmal,

Körperliche Beschwerden, eine Abflachung der Gefühle, Vergesslichkeit und eine tiefgehehende Erschöpfung können Anzeichen für Depressionen sein. Auch wenn viele meinen es ginge mit einer Traurigkeit einher…das ist meist nicht der Fall weil bei dieser Erkrankung eben oft einen schlechter Zugang zu den eigenen Gefühlen stattfindet. Dann kann auch eine Traurigkeit nicht wahrgenommen werden.

Ich kann gut verstehen, dass es dir Entlastung verschafft deine Beschwerden einmal auszudrücken und aufzuschreiben. Mir geht es danach auch oft etwas besser. Langfristig würde ich dir empfehlen eine Therapie zu machen. Die letzte schien dir geholfen zu haben und bevor es schlimmer wird oder chronisch, würde ich mir Unterstützung suchen.

Gerade bei 100 Prozent Homeoffice kann es schneller passieren sozial zu vereinsamen. Das kann Depressive Symptome zumindest verschlimmern. Hast du denn andere soziale Kontakte? Menschen denen du vertrauen kannst?

Viele Grüße
Anker


Jenny Doe
[nicht mehr wegzudenken]
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Beitrag Di., 15.10.2024, 12:37

Hallo farawayXY
Zu jeder Arbeit muss ich mich zwingen und finde 1000 Ausreden sie nicht zu tun. (...) Ich bin mit dem Job auch nicht mehr glücklich, aber ich hab nicht die Kraft mir was anderes zu suchen, zumal ich vermutlich auch nichts finden würde, wo ich so gut verdiene und so viele Freiheiten habe.
Vielleicht wäre es ein Ansatz in deinem Job nicht nur das Unglücklichsein zu sehen, von dem Du weg willst,
sondern auch das Glück in Form von Freiheiten und Gut-Verdienen zu sehen, das dich daran hindert Dir einen anderen Job zu suchen?
Alternativ könntest Du aber auch die innere Bereitschaft entwickeln zwar weniger Freiheiten und weniger Geld zu haben, dafür aber einen Job, der dich glücklicher macht.

Mich erinnert deine Selbstbeschreibung an zwei Bekannte von mir:
Die eine, die häufig ihren Job wechselt, weil sie in jedem unglücklich ist. Jedes Mal hofft sie, dass es in einem neuen Job besser wird. Doch jedes Mal stellt sie fest, dass es auch in einem neuen Job Unglückliches gibt. Dann kündigt sie wieder und sucht sich den nächsten Job, ... Sie sieht das Negative.
Die andere Bekannte, die in Zeiten, in denen an jeder Ecke Arbeitskräfte gesucht werden, sagt: Ich kehre nach meinem Mutterschaftsurlaub in meinen unglücklichen Job zurück, weil ich in diesem Freiheiten habe und gut verdiene. Sie sieht das Positive.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

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