Zeitliche Vergänglichkeit

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ragnar888
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Zeitliche Vergänglichkeit

Beitrag Di., 27.08.2024, 18:31

Ich möchte mal folgende Gedanken beisteuern, die ich beim Psychotherapeuten vergeblich offenbart habe - Die fachliche Antwort war, wir können uns nur in dem uns gegeben Rahmen versuchen alles positiv zu gestalten. Sorry falls ich das mißverständlich wiedergebe, aber hier nun mein Problem - Ich verzweifle immer wieder an der zeitlichen Vergänglichkeit. Jeder Tag beginnt, endet aber auch wieder schnell. Aus kleinen Kindern werden große Leute, und unweigerlich enden alle im Tod. Ähnliches beschreibt auch der Buddhismus. Aber dessen Lösung des 8.fachen edlen Pfades der Bewusstheit, konnte ich für mich leider auch noch nicht als Lösung finden. Wer hat ähnliche Probleme, oder weiß, wo man sich damit hinwenden kann. Für mich ist die normale Antwort, sich auf das hier und jetzt zu konzentrieren nicht möglich. Es erscheint mir wie eine Täuschung. Denn wie gesagt ist alles wieder schnell vorbei. selbst oder grad wenn ich mal einen schönen Moment erwische.

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SinnIch
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Beitrag Di., 27.08.2024, 19:23

Erstmal: Achtsamkeit muss man üben, üben, üben, das kann man nicht einfach so.
Ich versteh dich aber. Mich beruhigt, die Dinge universaler zu betrachten, weniger aufs Einzelne bezogen. Ohne Bewegung (eben auch Vergänglichkeit) kein "Sein". Sonst wäre ja Stillstand. Das eine geht nicht ohne das andere.

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Leyndin
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Beitrag Mi., 28.08.2024, 04:59

Für mich ist sehr tröstlich, dass nichts für die Ewigkeit ist.Nichtmal die Steine. Es hilft, daran zu arbeiten die Dinge weniger ernst zu nehmen.

Nix ist fix. Nur, dass nix fix ist, das ist fix.

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MerleX
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Beitrag Mi., 28.08.2024, 06:51

Meiner Meinung nach ist das Gefühl der Todesangst, wenn sie so übersteigert auftritt, Ausdruck einer nicht verarbeiteten schon länger vorhandenen Angst.
Es ist schwierig mit den Ängsten. Wenn man sie nicht ansehen will (und wer will das schon!), dann schaut man automatisch in die der ursprünglichen Angst entgegengesetzten Richtung, in die Zukunft. Dummerweise spiegelt sich die Angst dort aber und schaut als Todes- und Vergänglichkeitsangst wieder zurück.

Ich persönlich würde nicht zwanghaft nach „Positivem“ suchen im Hier und Jetzt, sondern mit Hilfe des Therapeuten die Angst genauer ergründen. Ich könnte mir vorstellen, dass die Angst „vor dem Tod und dem Ende“ als eine ganz anders geartete Angst irgendwo einen Anfang hat. Manchmal in der zurückliegenden Gegenwart, nicht selten aber tatsächlich in der Kindheit. Diesen Anfang würde ich suchen und genauer betrachten. Das muss kein „dramatisches Ereignis“ sein, aber zumindest irgendwie Prägendes.

Ich würde mich so gesehen nicht nur auf die Gegenwart konzentrieren, natürlich auch nicht auf die Zukunft, sondern erst einmal auf die Vergangenheit.

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münchnerkindl
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Beitrag Mi., 28.08.2024, 23:02

MerleX hat geschrieben: Mi., 28.08.2024, 06:51 Meiner Meinung nach ist das Gefühl der Todesangst, wenn sie so übersteigert auftritt, Ausdruck einer nicht verarbeiteten schon länger vorhandenen Angst.


Naja, wir wissen aber nicht was nach dem Tod passiert. Es ist schon absolut legitim Angst vor einem Ereignis zu haben das DEFINITIV innerhalb eines absehbaren Zeitraums eintreten wird, das einem definitiv ALLES rauben wird was man an diesem Leben positiv gefunden hat und wo es völlig fraglich ist was dann passiet.

Ich denke sogar dass davor keinen gesunden Respekt zu haben ausgesprochen dumm und oberflächlich ist Nach dem Motto, die Spaßgesellschaft tanzt auf dem Vulkan so als ob wir alle unsterblich wären.

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MerleX
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Beitrag Do., 29.08.2024, 17:33

Klar ist es legitim, Angst vor dem Tod zu haben. Ich plädiere ja nur für eine Auseinandersetzung mit der Angst.

@ragnar888: wenn du dir vielleicht mal anschauen möchtest, wie sich andere mit der Angst vor dem Tod auseinandersetzen, dann kann ich dir die Bücher von Irvin Yalom empfehlen, z.B. „Die Liebe und ihr Henker“. Der bekannte Psychotherapeut kommt immer wieder auf dieses Thema zu sprechen. Todesangst ist ja eine ganz existenzielle Angst.

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campezino
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Beitrag Fr., 30.08.2024, 11:35

Für mich hat sich sehr viel geändert, als ich damit angefangen habe, bewusst zu träumen. Damit meine ich, dass mir während des Träumens klar wird, dass ich gerade ich einem Traum und somit nicht in meinem physischen Körper bin. Und ich dann willkürlich die Traumlandschaft erkunde.

Das hat so etwas wie eine innere Gewissheit in mir geschaffen, dass mein Leben nicht an meinen physischen Körper gebunden ist. Trotzdem habe ich immer noch Momente, in denen die physische Vergänglichkeit eine Art inneren Schmerz in mir auslöst. Ich nehme ihn an und atme rein. Und nach einiger Zeit geht er wieder. So gehe ich damit um.

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Leyndin
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Beitrag Fr., 30.08.2024, 12:40

Mir kam das Bewusstsein für die Vergänglichkeit von allem, als ich Lava dabei beobachtet habe, wie sie die Erde verändert, für einen Zeitraum, der für uns Menschen einfach unvorstellbar ist. Da wo vorher noch Moos war, waren auf einmal glühende Gesteinsmasse. Da wo gestern noch kühler Boden war, ist heute sehr sehr heisser Stein. Für so lang, dass ich nicht erleben werde, wie die Schicht mit dem Moos wieder hervor käme. Da wo letztens noch ein Tal war, ist jetzt ein Berg... Der Moment, wo man sehen kann, dass die Strasse demnächst unter der Lava verschwindet. In einer Langsamkeit, die die Illusion erweckt, man könnte es irgendwie steuern. Kann man nicht.
Und als ich Menschen getroffen habe, die unausweichlich so stark lebenslimitierend krank sind, dass es nur noch um Symptomkontrolle geht. Und die trotzdem einen Lebenswillen haben.
Wir müssen täglich so unglaublich viele Entscheidungen treffen, grosse und kleine. Immer wieder. Und immer wieder denken wir, dass es endgültige Entscheidungen sind. Das sind die wenigsten. Es gibt eigentlich immer eine Entscheidung nach der nächsten Entscheidung.

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Beitrag Fr., 30.08.2024, 17:45

ragnar888 hat geschrieben: Di., 27.08.2024, 18:31 . Wer hat ähnliche Probleme, oder weiß, wo man sich damit hinwenden kann. Für mich ist die normale Antwort, sich auf das hier und jetzt zu konzentrieren nicht möglich. Es erscheint mir wie eine Täuschung. Denn wie gesagt ist alles wieder schnell vorbei. selbst oder grad wenn ich mal einen schönen Moment erwische.
Ich denke, die Menschen nehmen das Leben viel zu wichtig und ernst aufgrund von niederen Instinkten. Todesangst bzw. die Angst vor dem Tod hat sich doch nur genetisch durchgesetzt, weil diese Menschen nicht so schnell gestorben sind und sich vermehren konnten. Ja und deshalb haben wir diese Todesangst halt in uns, einfach ein Instinkt. Gleichzeitig ist uns aufgrund unserer Gehirnstruktur die Endlichkeit des Lebens bewusst.

Mein Fazit: Da gibt es keine Lösung für. Es ist immer alles in einem. Leben und Tod ist immer gleichzeitig da. Ein schöner Moment der entsteht ist im nächsten Moment tot. Alle Menschen die wir kennen werden sterben, sie leben, aber ihre Zellen sterben jeden Tag. Die Sonne, unserer Plante wird irgendwann nicht mehr existieren. Alles lebt und stirbt in jedem Moment gleichzeitig. Da ist keine Trennung. Wahrscheinlich wird nichts übrig bleiben von uns, nur Materie.

Deshalb ist es für mich etwas unverständlich, wie alle so an ihrem Leben hängen und so tun, als wäre es so unglaublich wichtig. Wir werden alle sterben und in 100 Jahren wird sie niemand mehr an uns erinnern. Todesangst ist auch nur irgendein Instinkt, wie Durst, Hunger, Fortpflanzungstrieb....

Aus meiner Sicht ist das einzige, was man machen kann, einfach vor sich hinzuleben und im Rahmen seiner Möglichkeiten sein Leben zu gestalten. Und sich mehr darauf zu konzentrieren, was man mit seinen Sinnen erfassen kann. Sehen, riechen, schmecken etc. pp. Dafür ist das Hirn eher gemacht.
Fürs Nachdenken ist das Gehirn in diesem Themenbereich nicht so geeignet. Verursacht eher ein Error im System, da Todesangst (Überlebensinstinkt) und Bewusstsein der Endlichkeit eben einfach nicht zusammenpassen und nur über Täuschung, Wahn, Einbildung o. ä. in Einklang zu bringen sind.
"You cannot find peace by avoiding life."
Virginia Woolf

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amorfati
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Beitrag Fr., 30.08.2024, 18:24

Mal so einigermaßen provokativ gefragt: Wie langweilig und bedeutungslos wäre das Leben denn ohne den Tod? Wenn du unendlich Zeit zur Verfügung hättest und damit quasi unendliche Möglichkeiten, wären im Prinzip alle deine Entscheidungen irrelevant. Du gehst 100 Jobs nach und im Zweifelsfall dem 101., weil, ist ja wurscht. Du gründest eine Familie nach der anderen. Irgendwann hast du alle deine Hobbies durch, denn du hast unendlich Zeit zur Verfügung etc. etc.

Und ich widerspreche mal und behaupte, nicht jeder Mensch hat Angst vor dem (eigenen) Tod. Ich habe z. B. Angst vor dem Prozess des Sterbens, weil der sich als potenziell unangenehm gestalten könnte. Der Tod ist für mich nur der Zustand, in den wir zurückkehren, bevor es uns gab. Der muss jetzt für mich nicht frühzeitig passieren (weil ich noch ein recht junges Kind habe) und der Gedanke, andere Menschen frühzeitig zu verlieren, ist eine tiefsitzende Angst. Aber der eigene Tod gibt mir eher nicht zu denken. Der kann im Gegenteil auch einen beruhigenden Aspekt haben.

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münchnerkindl
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Beitrag Fr., 30.08.2024, 18:27

Und es ist ja auch interessant dass der Mensch die Vergänglichkeit von attraktiven Ereignissen scheiße findet. Aber es hat noch niemand darüber geklagt dass zB die Zahnschmerzen vorbei waren.

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Beitrag Sa., 31.08.2024, 17:12

amorfati hat geschrieben: Fr., 30.08.2024, 18:24 .

Und ich widerspreche mal und behaupte, nicht jeder Mensch hat Angst vor dem (eigenen) Tod.
Ich denke, das stimmt nicht. Bei fehlender Angst vor dem Tod, würde man einfach so von der Klippe springen etc. pp.. Es ist ja einfach ein Instinkt, der einen vor lebensgefährlichen Situationen, Gefahren, Gesundheitsgefahren etc. pp. schützt. Den hat jeder Mensch.

Das ander ist für mich, was anderes. Der rationale Umgang mit dieser Todesangst
"You cannot find peace by avoiding life."
Virginia Woolf

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amorfati
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Beitrag Sa., 31.08.2024, 17:39

Bei fehlender Angst vor dem Tod, würde man einfach so von der Klippe springen etc. pp.
Ne, würde man nicht. Denn das setzt ja trotzdem dann eine Todessehnsucht bzw. eine konkrete Suizidhandlung voraus. Nur weil ich keine Angst vor dem Tod habe, muss ich ihn ja nicht unsinnig beschleunigen?
Ich habe auch keine Angst vor Schlangen und halte mir trotzdem keine als Haustiere. Und ich bin auch mal Tandem gesprungen. War geil. Gehirn hat nicht halt, stopp geschrien. :-)

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Beitrag Sa., 31.08.2024, 19:31

amorfati hat geschrieben: Sa., 31.08.2024, 17:39
Bei fehlender Angst vor dem Tod, würde man einfach so von der Klippe springen etc. pp.
Nur weil ich keine Angst vor dem Tod habe, muss ich ihn ja nicht unsinnig beschleunigen?
Also jeder Mensch hat z. B. einen Reflex zu bremsen, wenn die Gefahr besteht auf ein Auto zu krachen etc. pp. Oder auch Refelexe Instinkte wenn wirklich Gefahr besteht versehentlich von einer Klippe zu stürzen.
Bei Suizidhandlungen überwindet man diese Angst.
Warst du mal in einer wirklich ganz direkt und akut lebensgefährlichen Situation?
Ich denke spätestens da, merkt jeder seine instinktive Todesangst. Und da gehts nicht mehr um die Angst zu sterben. Da schaltet der Körper einfach auf Autopilot.
"You cannot find peace by avoiding life."
Virginia Woolf

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amorfati
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Beitrag So., 01.09.2024, 06:48

Ich möchte meine Traumata nicht unbedingt hier öffentlich ausbreiten müssen, damit du mir glaubst, dass ich keine Angst vor dem ewigen Nichts habe, sorry.

Wie gesagt, die Angst zu *sterben* habe ich ja, das sagte ich bereits. Aber warum ich Angst vor einem Zustand der Nichtexistenz haben sollte, erschließt sich mir nicht.

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