Was hat Therapeut getestet?
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Thread-EröffnerIn - Helferlein
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Was hat Therapeut getestet?
Hallo,
bei einem Erstgespräch hat mir der Therapeut 3 Worte genannt, die ich gegen Ende des Gesprächs wiederholen sollte. Ich kannte das bisher nicht und es interessiert mich.
War das ein Test, wenn ja, was hat er getestet? Bzgl. Dissoziationen?
Danke und LG!
bei einem Erstgespräch hat mir der Therapeut 3 Worte genannt, die ich gegen Ende des Gesprächs wiederholen sollte. Ich kannte das bisher nicht und es interessiert mich.
War das ein Test, wenn ja, was hat er getestet? Bzgl. Dissoziationen?
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- Helferlein
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Denke eher, dass es um Merkfähigkeit ging, die ja im Kontext von psychischen Erkrankungen gestört sein kann. Zumindest kenne ich den Test aus anderen Zusammenhängen so.
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Ich kenne das auch nur von Demenztests. Allerdings wird da nicht nach 50 Minuten nochmal nach den 3 Worten gefragt, sondern früher.
Bei Dissoziation wäre ein mögliches Ergebnis, dass sich der Patient nicht erinnern kann, dass er sich überhaupt 3 Wörter merken sollte. So einen Test zu dem Zweck zu machen macht aus gleich zwei Gründen keinen Sinn.
a) es ist eine Stichprobe und auch ein hoch dissoziativer Patient kann das hinkriegen, auch wenn er in anderen Situationen dazu nicht fähig wäre
b) ist wirklich Dissoziation das Problem und der Patient weiß nicht, in welchem Ausmaß er Zeitlücken hat (und das ist eher der Normalfall), dann ist es absolut erschreckend, das vor Augen geführt zu bekommen. Das darf man nicht machen, schon gar nicht im Erstgespräch.
Ich glaube nicht, dass es bei dem Test in diesem Fall um Dissoziation ging, und auch nicht, dass der Therapeut auch nur darüber nachgedacht hat, welche Auswirkungen es haben kann, wenn ein Patient (den er noch GAR nicht kennt) die Frage nicht beantworten kann.
a) es ist eine Stichprobe und auch ein hoch dissoziativer Patient kann das hinkriegen, auch wenn er in anderen Situationen dazu nicht fähig wäre
b) ist wirklich Dissoziation das Problem und der Patient weiß nicht, in welchem Ausmaß er Zeitlücken hat (und das ist eher der Normalfall), dann ist es absolut erschreckend, das vor Augen geführt zu bekommen. Das darf man nicht machen, schon gar nicht im Erstgespräch.
Ich glaube nicht, dass es bei dem Test in diesem Fall um Dissoziation ging, und auch nicht, dass der Therapeut auch nur darüber nachgedacht hat, welche Auswirkungen es haben kann, wenn ein Patient (den er noch GAR nicht kennt) die Frage nicht beantworten kann.
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Glaub auch dass es ganz allgemein um Merkfähigkeit geht. Ob der Test dafür geeignet ist, Merk- bzw Konzentrationsprobleme wie sie zb bei Depressionen und anderen psychischen Problemen auftauchen, wirklich festzustellen ist eine andere Frage.... Ich hatte auch wenn ich richtig schwer depressiv war, nie Probleme, mir diese 3 oder 5 Wörter zu merken. Schwierigkeiten hatte ich immer bei komplexen Dingen. Im Klinikbericht stand dann immer "Merkfähigkeit nicht beeinträchtigt... "
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― Anne Lamott
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auch ich kenne diesen Test nicht und kann dir nicht sagen was er gemacht hat und warum.Libellenflügel hat geschrieben: ↑Di., 06.08.2024, 21:06 War das ein Test, wenn ja, was hat er getestet? Bzgl. Dissoziationen?
Frag ihn beim nächsten Mal!
Ich bin bei sowas inzwischen sehr klar: Ich möchte wissen was getestet wird und warum. Und auch sonst frage ich nach, wenn mir etwas unklar ist, ich etwas wissen möchte.
Ich glaube, mich würde das so irritieren, dass ich mir außer diesen drei Wörtern , gar nichts von der Stunde behalten würde.
Und ja, ich würde auf jeden Fall nachfragen, da wäre ich viel zu neugierig.
Und ja, ich würde auf jeden Fall nachfragen, da wäre ich viel zu neugierig.
Hallo Libellenflügel,
dieser Test wird zum Beispiel im Rahmen der Erhebung des psychopathologischen Befundes angewendet und soll tatsächlich die Merkfähigkeit erfassen.
Wie aussagekräftig das ist, sei mal dahin gestellt.
LG
Agraphena
dieser Test wird zum Beispiel im Rahmen der Erhebung des psychopathologischen Befundes angewendet und soll tatsächlich die Merkfähigkeit erfassen.
Wie aussagekräftig das ist, sei mal dahin gestellt.
LG
Agraphena
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ich habe ja schon viele Erstgespräche bei Psychotherapeuten geführt und sowas kam noch nie vor.
Ich halte das im Rahmen eines Erstgesprächs für eine amublante Psychotherapie auch für völligen Schwachsinn und wirklich unangebracht ohne entsprechende Vordiagnosen.
Bei sowas bin ich inzwischen sehr klar: Ich würde fragen warum und mir genau erklären lassen was das soll.
Ich halte ja sehr viel von fundierter Diagnostik und halte die auch für eine Grundvoraussetzung vor einer Therapie, aber bitteschön nicht solche albernen Merkspielchen am Anfang einer ersten Stunde.
Ich halte das im Rahmen eines Erstgesprächs für eine amublante Psychotherapie auch für völligen Schwachsinn und wirklich unangebracht ohne entsprechende Vordiagnosen.
Bei sowas bin ich inzwischen sehr klar: Ich würde fragen warum und mir genau erklären lassen was das soll.
Ich halte ja sehr viel von fundierter Diagnostik und halte die auch für eine Grundvoraussetzung vor einer Therapie, aber bitteschön nicht solche albernen Merkspielchen am Anfang einer ersten Stunde.
Mir ist das bisher auch nur im Kontext von Aufnahmegesprächen in der Klinik und von Begutachtungen begegnet. In ambulanten Psychotherapien gar nicht.
Bin auch der Meinung, dass Merk- und Konzentrationsprobleme sich mit so einem "Spiel" nicht wirklich gut abbilden bzw. diagnostizieren lassen.
Bin auch der Meinung, dass Merk- und Konzentrationsprobleme sich mit so einem "Spiel" nicht wirklich gut abbilden bzw. diagnostizieren lassen.
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― Anne Lamott
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Die letzten beiden Beiträge kann ich nur unterstreichen und möchte noch hinzufügen, was solche Spielchen in meinem Kopf auslösen würden:
"Aha, hier wird jetzt getestet ob ich wirklich schlimm genug dran bin um eine Therapie zu bekommen. Ich kann mir die Wörter merken, und damit sinken meine Chancen gerade. Wusste ich doch, dass ich mich nur anstelle, und jetzt weiß es der Therapeut auch. Er wird mich zurechtweisen und wegschicken."
Und diese Gedanken hätte ich schon VOR dem eigentlichen Gespräch. Das Gespräch würde dadurch maßgeblich beeinflusst, und zwar sehr negativ.
PS: ich bin in EM-Rente, weil ich durch Zeitlücken auf der Arbeit nichts auf die Reihe kriege. Weil ich mir scheinbar "Dinge nicht merken kann". Aber natürlich kann ich mir so drei Wörter merken. Weil ich keine Gedächtnisprobleme habe, sondern eine dissoziative Störung.
"Aha, hier wird jetzt getestet ob ich wirklich schlimm genug dran bin um eine Therapie zu bekommen. Ich kann mir die Wörter merken, und damit sinken meine Chancen gerade. Wusste ich doch, dass ich mich nur anstelle, und jetzt weiß es der Therapeut auch. Er wird mich zurechtweisen und wegschicken."
Und diese Gedanken hätte ich schon VOR dem eigentlichen Gespräch. Das Gespräch würde dadurch maßgeblich beeinflusst, und zwar sehr negativ.
PS: ich bin in EM-Rente, weil ich durch Zeitlücken auf der Arbeit nichts auf die Reihe kriege. Weil ich mir scheinbar "Dinge nicht merken kann". Aber natürlich kann ich mir so drei Wörter merken. Weil ich keine Gedächtnisprobleme habe, sondern eine dissoziative Störung.
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Hallo
Das macht man, wenn man es „super-korrekt“ machen möchte zur Erhebung des psychopathologischen Befundes zum Testen der Merkfähigkeit. Ist im AMDP glaube ich so empfohlen. Finde das persönlich nicht praktikabel, zumal man es ohnehin während der Exploration im Normalfall merkt, wenn da eine Störung vorliegt. Ich würde einfach nachfragen, falls es Dich umtreibt. Das beantwortet Dir der Therapeut mit Sicherheit.
Das macht man, wenn man es „super-korrekt“ machen möchte zur Erhebung des psychopathologischen Befundes zum Testen der Merkfähigkeit. Ist im AMDP glaube ich so empfohlen. Finde das persönlich nicht praktikabel, zumal man es ohnehin während der Exploration im Normalfall merkt, wenn da eine Störung vorliegt. Ich würde einfach nachfragen, falls es Dich umtreibt. Das beantwortet Dir der Therapeut mit Sicherheit.
Ist aber halt nicht geeignet, wenn es Beeinträchtigungen der Merkfähigkeit gibt ohne dass die Merkfähigkeit beeinträchtigt ist. Und das ist nichtmal ungewöhnlich, sondern wenn es nicht eine körperliche Erkrankung wie z.B. Demenz ist, eher sehr verbreitet. Ich denke da an Traumafolgestörungen mit extrem schwankender Funktionalität. Da kann man zeitweise durchaus großartig irgendwelche Tests bestehen, nur um dann völlig abzukacken, sobald man zur Tür raus ist. Das ist mit solchen Pipifax-Tests nicht zu erfassen. Man kann es möglicherweise erfragen, wobei es in der ersten Stunde etwas früh dafür ist, und man kann es über längere Zeit beobachten. Evtl. sieht man es aber in einer ambulanten Therapie nie, weil es fast immer möglich ist, es für diese kurze Zeit zu vermeiden.
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Ich würde denken: Hält der mich für dement?Montana hat geschrieben: ↑Mi., 07.08.2024, 15:41 "Aha, hier wird jetzt getestet ob ich wirklich schlimm genug dran bin um eine Therapie zu bekommen. Ich kann mir die Wörter merken, und damit sinken meine Chancen gerade.
PS: ich bin in EM-Rente, weil ich durch Zeitlücken auf der Arbeit nichts auf die Reihe kriege. Weil ich mir scheinbar "Dinge nicht merken kann". Aber natürlich kann ich mir so drei Wörter merken. Weil ich keine Gedächtnisprobleme habe, sondern eine dissoziative Störung.
Tatsächlich war das eine Zeitlang meine Befürchtung, weil ich mir meine Zeitlücken ebenfalls nicht erklären konnte. Ich hab einen Uniabschluss, es liegt also eher nicht an zu wenig Konzentration, sehr wohl aber an Dissoziation. Die man aber bei mir nicht mit derartigen Spielchen rausfindet.
Wobei ich sowieso am besten fahre mit klaren Fragen. Die Reaktion zeigt nämlich auch schon sehr deutlich wie der Therapeut drauf ist. Und ich möchte und brauch jemand der klar und offen ist und nicht irgendwas macht oder gar verheimlich. Damit kann und will ich nicht umgehen.
Auf Grundlage dieses einzelnen Tests eine Aussage über die Merkfähigkeit insgesamt zu treffen (wie lisbeth es ja leider aus Erfahrung schildert), ist auch nicht unbedingt Sinn der Sache. Schade, wenn das dann trotzdem so vorkommt…
Darüber hinaus ist es aber einfach einer von mehreren Tests, der ein Puzzlestück liefern kann, es aber nicht in allen Fällen muss. So, wie es für viele der Untersuchungstechniken und viele der Symptome gilt. So, wie eine Depression bei der einen Person dazu führen kann, kaum aufstehen zu können, bei der anderen aber dazu, sich eine abzuarbeitende Aufgabe nach der anderen aufzuerlegen, so können bei der einen Patientin die situationsbedingte Merkfähigkeit und Konzentration stark eingeschränkt sein, beim anderen Patienten aber vielleicht die Fokussierung/Priorisierung auf/von Aufgaben im Alltag und weniger das Kurzzeitgedächntis. Beides habe ich selbst in unterschiedlichen Phasen der Depression „durchlaufen“.
Der AMDP-Bogen, der ja weiter oben angesprochen wurde, versucht daher Selbst- und Fremdbeurteilungskategorien zu erfassen. Im Medizinstudium kommt er im Rahmen des Psychiatrie-Unterrichts vor.
Seriöse Therapeut:innen würden das Vorliegen einer Erkrankung hoffentlich nicht auf Grundlage eines einzelnen Merkmals absprechen. Falls doch: Beine in die Hand nehmen.
libellenflügel, was in den Beiträgen denke ich deutlich geworden ist: Es spricht überhaupt nichts dagegen, beim nächsten Termin noch mal nachzufragen.
Darüber hinaus ist es aber einfach einer von mehreren Tests, der ein Puzzlestück liefern kann, es aber nicht in allen Fällen muss. So, wie es für viele der Untersuchungstechniken und viele der Symptome gilt. So, wie eine Depression bei der einen Person dazu führen kann, kaum aufstehen zu können, bei der anderen aber dazu, sich eine abzuarbeitende Aufgabe nach der anderen aufzuerlegen, so können bei der einen Patientin die situationsbedingte Merkfähigkeit und Konzentration stark eingeschränkt sein, beim anderen Patienten aber vielleicht die Fokussierung/Priorisierung auf/von Aufgaben im Alltag und weniger das Kurzzeitgedächntis. Beides habe ich selbst in unterschiedlichen Phasen der Depression „durchlaufen“.
Der AMDP-Bogen, der ja weiter oben angesprochen wurde, versucht daher Selbst- und Fremdbeurteilungskategorien zu erfassen. Im Medizinstudium kommt er im Rahmen des Psychiatrie-Unterrichts vor.
Seriöse Therapeut:innen würden das Vorliegen einer Erkrankung hoffentlich nicht auf Grundlage eines einzelnen Merkmals absprechen. Falls doch: Beine in die Hand nehmen.
libellenflügel, was in den Beiträgen denke ich deutlich geworden ist: Es spricht überhaupt nichts dagegen, beim nächsten Termin noch mal nachzufragen.
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