Unsicherheit durch Therapeutin

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Pusteblume93
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Unsicherheit durch Therapeutin

Beitrag Fr., 26.07.2024, 11:16

Hallo zusammen,

ich brauche nochmal einen Rat oder vielleicht nochmal eine andere Sicht auf die Dinge. Ich habe schon zweimal einen Beitrag reingestellt, schildere aber nochmal worum es nun geht.

Seid mehreren Monaten bin ich in Therapie, ursprünglich eigentlich wegen eines Geburtstraumas, aber ich war in einer gewalttätigen Beziehung, was ein weiteres Trauma bei mir verursacht hat.

Die letzte Situation in der Therapie war, dass meine Therapeutin mir damit drohte die Therapie zu beenden, wenn ich weiterhin in der Beziehung zu meinem Mann lebe. Da ging für mich erstmal die Welt unter und ich wusste damit nicht umzugehen und fand es erst auch richtig übergriffig von ihr das von mir zu verlangen. Das nur kurz dazu, ich habe mich schlussendlich von meinem Mann getrennt und wir leben jetzt auch in unterschiedlichen Wohnungen, alles rund um die Kinder ist geklärt und es läuft gut so, wie es jetzt ist.

Meine Therapeutin meinte damals, dass Sie mir mit meinem Trauma helfen wird, wenn ich in meinem Leben etwas ändere und nicht mehr in einer toxischen Beziehung lebe. Das habe ich mir auch wirklich sehr zu Herzen genommen, da es mir super wichtig ist mein Trauma aufzuarbeiten und in mein Leben zu integrieren. Nun hatten wir fast ein halbes Jahr eine Therapiepause, aufgrund von Krankheit meiner Therapeutin. In der Zwischenzeit habe ich mit meinen Kindern eine Kur gemacht, die uns allen sehr geholfen hat und uns nochmal Sicherheit in unserem Leben gegeben hat. Es läuft alles eigentlich ganz gut, auch mit meinem Exmann gibt es keinen Stress, natürlich habe ich nicht vergessen, was er mir körperlich und seelisch alles angetan hat, aber wir haben eine Ebene gefunden, auf der wir ohne Streit klar kommen. Das finde ich super!

Nun habe ich mit der Therapie weitergemacht und dachte jetzt kann ich endlich an meinen Trauma arbeiten, ich habe mein Leben komplett auf den Kopf gestellt, mich und meine Kinder in Sicherheit gebracht und den Abstand gefunden, den wir brauchen. Nun ist meine Therapeutin aber der Meinung, dass wir nicht mehr an dem Trauma arbeiten können. Und das ist der Punkt, den ich überhaupt nicht verstehen kann. Es macht mich irgendwie traurig und sauer, da es mein Ziel war an dem Trauma zur arbeiten und das ging halt die ganze Zeit nicht wirklich, als ich mich noch nicht sicher gefühlt hatte. Nun ist es aber so und in dem halben Jahr hat sich mein Leben zum positiven verändert.

Ich weiß gar nicht, wie ich damit umgehen soll. Ich habe verstanden, dass ich vorher in einer gewalttätigen Beziehung war und kann es auch verstehen, dass es weniger Sinn gemacht hat, in der Zeit ein Trauma zu bearbeiten, aber jetzt habe ich alles geregelt und es läuft super. Mir ist es so wichtig an dem Trauma zu arbeiten und nun stellt sie sich quer. Kann ich nicht wirklich verstehen.

Während der letzten Stunde war ich total deprimiert und habe mich auch nicht getraut nochmal nachzufragen, warum es plötzlich anders ist, als sie mir vor Monaten sagte. Es fühlt sich ein bisschen an, als würde man im Stich gelassen werden.

Irgendwie habe ich ein bisschen das Gefühl, als würde irgendwas zwischen uns stehen. Es ist aber nur ein reines Bauchgefühl, vielleicht täusche ich mich da auch. Manchmal habe ich das Gefühl, dass sie nicht so den nötigen Abstand zu meiner Situation hat, wie es vielleicht sein sollte und ihr das ein oder andere aus meinem Leben zu nahe ging. Ich weiß es nicht, wie gesagt, das sind nur Spekulationen.

Vielleicht sehe ich das auch nur zu einseitig und jemand hat nochmal einen anderen Denkanstoß oder vielleicht sogar eine Idee, wie die Therapie weitergehen könnte.

Ich wäre sehr dankbar darüber, denn mir ist es wirklich sehr ernst, ich möchte gerne noch weiter daran arbeiten, gerade weil ich einfach auch schon so viel erreicht habe.

Vielen Dank!
Pusteblume93

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chrysokoll
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Beitrag Fr., 26.07.2024, 11:24

Warum möchte die Therapeutin nun nicht mehr an dem Trauma arbeiten?
Was hat sie da als Begründung gegeben?
Ich würde an deiner Stelle nochmal ganz genau nachfragen was der Grund ist und auch klar sagen (oder ihr schreiben, falls das besser geht), dass du an dem Trauma arbeiten möchtest.

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Pusteblume93
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Beitrag Fr., 26.07.2024, 11:32

Viel hat sie dazu nicht gesagt. Als ich meinte, dass ich noch Kontakt zu meinen Ex-Mann habe, da war sie ganz merkwürdig, als würde es ihr nicht passen. Aber wir haben nun mal zwei Kinder zusammen, die ihren Papa auch weiterhin sehen dürfen und ich finde ein distanziertes Verhältnis zu ihm in Ordnung. Es wird halt immer eine Verbindung zwischen uns geben, ob sie das will oder nicht. Ich kann ja schlecht das Land verlassen, um es mal krass zusagen. Ich weiß nicht, was sie für Erwartungshaltungen mir gegenüber hat. Ich will die auch gar nicht alle erfüllen, ich merke schon sehr deutlich, was gerade gut wäre und das wäre einfach an diesen blöden Trauma zu arbeiten.

Sie ist selber getrennt und hat Kinder, eigentlich müsste ihr das klar sein, dass man den Kontakt nicht komplett abbricht.

Vielleicht hast du recht und ich muss meinen Mut einfach nochmal zusammennehmen und Sie fragen.


theweirdeffekt
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Beitrag Fr., 26.07.2024, 14:31

Hallo Pusteblume,

ich würde auch klar formulieren was du willst und brauchst. Denn dafür machst / hast du die Therapie. Das kann auch sachlich sein a la „ich möchte an meinem Trauma arbeiten, wie wir es besprochen haben. Ihre Bedingung war eine Stabilisierung meiner Lebensumstände. Die habe ich nun erreicht“. Wenn sie dann sagt es geht nicht, lass dich auch da nicht abwimmeln a la „Ich möchte verstehen, warum das Arbeiten am Trauma nicht möglich ist? Wenn etwas zwischen uns steht, möchte ich auch das Wissen. Weil der Sinn der Therapie für mich darin besteht eben dieses Thema zu bearbeiten“. Wenn da für dich nichts griffiges kommt, würde ich mich nach einer anderen Therapeutin umsehen. In deiner Therapie geht es um dich. Nicht um ihre Befindlichkeiten.

Alles Gute!
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DiemitdemHundgeht
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Beitrag Fr., 26.07.2024, 16:54

Es gibt TherapeutInnen, die in Sachen Traumaberbeitung eine absolut kein Täterkontakt Politik verfolgen. Vielleicht ist sie so eine. In deinem Fall ist es halt unrealistisch den Kontakt komplett zu vermeiden, weil Kinder im Spiel sind und deine aktuellen Umstände klingen der Situation entsprechend passend und sicher genug. Ich würde sie da mal klar drauf ansprechen und gegebenenfalls dann jemand anders suchen, falls das ihre Erwartung sein sollte.

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alatan
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Beitrag Fr., 26.07.2024, 17:23

Man arbeitet sinnvollerweise nie an einem Trauma als Selbstzweck, schon gar nicht, wenn man es wie eine Art zu entfernendem Tumor betrachtet. Sondern man arbeitet an etwas, was man selbst an sich verändern möchte, damit ein bestimmter Zustand, der einen belastet, besser wird.

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Pusteblume93
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Beitrag Fr., 26.07.2024, 20:14

theweirdeffekt hat geschrieben: Fr., 26.07.2024, 14:31 Ihre Bedingung war eine Stabilisierung meiner Lebensumstände. Die habe ich nun erreicht“. Wenn sie dann sagt es geht nicht, lass dich auch da nicht abwimmeln a la „Ich möchte verstehen, warum das Arbeiten am Trauma nicht möglich ist?
Danke, dass ist ein sehr guter Ansatz. Ich will es ja auch einfach verstehen, warum sie jetzt umlenkt. Eigentlich weiß sie schon, dass es für mich wichtig ist nochmal einige Dinge zu besprechen, daher wundert mich das jetzt auch gerade. Wir hatten das ja auch so besprochen. Na, da bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als sie da nochmal drauf anzusprechen, auch wenn es schwer fällt.

Vielen Dank für deinen Rat!

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Pusteblume93
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Beitrag Fr., 26.07.2024, 20:21

DiemitdemHundgeht hat geschrieben: Fr., 26.07.2024, 16:54 Es gibt TherapeutInnen, die in Sachen Traumaberbeitung eine absolut kein Täterkontakt Politik verfolgen.
Das Gefühl habe ich eigentlich überhaupt nicht, weil sie selber immer zu mir gesagt hat, dass meine Kinder immer einen Papa haben werden, mit dem auch ich Kontakt haben werde, da es gemeinsame Entscheidungen zu treffen gibt. Vom Gefühl her, war ich mir auch immer sicher, dass es für sie in Ordnung ist, wenn wir ein distanzierten Kontakt haben. Kann mich aber natürlich auch täuschen und sie will, dass ich gar keinen Kontakt mehr habe, was für mich aber nicht in Frage kommt.

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Pusteblume93
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Beitrag Fr., 26.07.2024, 20:32

alatan hat geschrieben: Fr., 26.07.2024, 17:23 Man arbeitet sinnvollerweise nie an einem Trauma als Selbstzweck, schon gar nicht, wenn man es wie eine Art zu entfernendem Tumor betrachtet.
So sehe ich es auch nicht! Es gibt aber trotzdem Dinge, die erlebt wurden, über die man nochmal sprechen möchte, damit es vielleicht für einen leichter und greifbarer wird. Manchmal reicht es vielleicht einfach nicht, nur sein Verhalten zu verändern und dann wird es besser.

Trotzdem danke für deinen Hinweis!

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Shukria
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Beitrag Fr., 26.07.2024, 21:06

alatan hat geschrieben: Fr., 26.07.2024, 17:23 Man arbeitet sinnvollerweise nie an einem Trauma als Selbstzweck, schon gar nicht, wenn man es wie eine Art zu entfernendem Tumor betrachtet. Sondern man arbeitet an etwas, was man selbst an sich verändern möchte, damit ein bestimmter Zustand, der einen belastet, besser wird.
Das ist total absurd was du schreibst, Traumaarbeit IST absoluter Selbstzweck 🤣 natürlich, was denn sonst.
Man arbeitet daran weil man etwas verändert haben möchte im eigenen Befinden, mehr Selbstzweck geht gar nicht - und das ist gut so.

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