Emotionale Verwirrtheit in Sachen Wut

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.
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Chamomile
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Emotionale Verwirrtheit in Sachen Wut

Beitrag Do., 06.04.2023, 01:41

Hallo liebes Forum,

Ganz kurz nur zu mir: ich habe eine schizoaffektive Störung, die ins depressive schwingt (eine Manie hatte ich nie), sowie eine behandelte Borderline-Störung, deren Symptomatik ich eigentlich sehr gut im Griff habe, aber im Moment weiß ich wirklich nicht mehr, was bei mir eigentlich los ist.

Alles begann damit, dass ich vor etwa 2 Wochen von einer befreundeten und ebenso entsetzten Mutter ein Video im Internet zugesandt bekommen habe, auf welchem meine elfjährige Tochter von ihrer inzwischen ex-besten Freundin heftig ins Gesicht geschlagen wurde. Das zog dann noch einen Rattenschwanz aus Mobbing gegen meine Tochter hinterher, die Schule unternahm nur wenig, das andere Mädchen spürte von ihrer Familie aus kaum bis gar keine Konsequenzen, log stattdessen, wenn sie nicht gerade schwieg. Die Familie des Mädchens machte komplett zu, meine Angebote, dass die Mädchen sich entweder bei einem ihrer Therapeuten (sie sind beide in Therapie aus verschiedenen Gründen) oder bei der Schulsozialpädagogin aussprechen, wurden ignoriert mit der Ansage, das würden die Kinder schon alleine hinbekommen, das andere Mädchen will ohnehin nicht mit Erwachsenen über die Sache reden.

Lange Rede, kurzer Sinn: Ich bin seit zwei Wochen in einem äußerst seltsamen Zustand, den ich von mir gar nicht kenne.
Ich bin eigentlich so sauer, so wütend und ich weiß, in mir stecken Aggressionen oder zumindest eine entsprechende Energie, denn die habe ich zwischen den vielen Texten an die andere Familie (sie weigern sich mit mir persönlich zu sprechen, es passe ihnen nie) und den Mund fusselig reden (mit anderen Müttern, deren Kinder ebenfalls unter diesem Mädchen zu litten hatten), erstaunlich gut in den Frühjahrsputz gesteckt.
Aber gleichzeitig bin ich auch sehr ruhig und nur die wenigen, die mich ein bisschen näher kennen, hören heraus, wie sauer ich eigentlich bin. Oder vielleicht auch sein sollte? Klar, ich bin auch irgendwo gereizt von den anderen Kleinstdramen, die so um mich herum geschehen, aber auf der anderen Seite ist mir (fast) alles so egal? Ich will nur, dass es meiner Tochter gut geht.

Jetzt so langsam meine Frage: Was ist das für ein Zustand? Ich verstehe ihn nicht. Früher wurde ich halt wild und bin mit SVV gegen die Wut vorgegangen. Meine Therapie ist aber nun seit fast 3 Jahren beendet und seit diesen Jahren gab's auch kein SVV mehr. Ich hab mich im Griff, aber hab ich mich nun etwa zu gut im Griff? Oder spür ich jetzt Wut und Zorn wie gesunde Menschen?
Ich fühle mich nicht so, als müsste ich jetzt ständig an die Decke gehen oder schreien oder oder oder. Aber ich fühle mich auch so ausgelaugt und müde?

Keine Ahnung, vielleicht hat ja jemand etwas Input für mich, um die ganze Sache ein bisschen zu beleuchten.

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münchnerkindl
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Beitrag Do., 06.04.2023, 10:31

Könnte was aus der Ecke Derealisation/Depersonalisation sein. Und ne, wie "gesunde Menschen" ist das definitiv nicht.

Auf welche Weise hast du denn die SVV Impulse in den Griff bekommen? Also welche Technik hast du angewendet? Evtl hast du einfach das Unterdrücken dieser Impulse per Derealisation hinbekommen. Falls das der Fall ist kann man den Therapeuten nur gratulieren, Derealisation ist noch schwieriger zu beheben als einfach ne heftige Emotion. :roll:

Solche starken emotinalen Impulse unterdrücken macht ja massiv Stress im System. Und bei starkem Stress kann es zu Dissos/Derealisation kommen

Wie genau fühlt sich denn dieses "einfach nicht reagieren" an? Irgendwie stumpf und "nicht ganz da"? Und wie schaut es in dem Moment mit den anderen Emotionen aus. Kannst du dich in dem Zustand über irgendwas gutes angemessen freuen? Vermutlich ist alles weggedämpft, oder?

Und, nimmst du irgendwelche Medikamenten die emotiale Impulse unterdrücken die du früher nicht genommen hast?


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Chamomile
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Beitrag Do., 06.04.2023, 11:52

Hallo und vielen Dank für deine Antwort!
münchnerkindl hat geschrieben: Do., 06.04.2023, 10:31 Könnte was aus der Ecke Derealisation/Depersonalisation sein. Und ne, wie "gesunde Menschen" ist das definitiv nicht.
Ok, dann weiß ich da schonmal Bescheid, dass das definitiv nichts normales ist.
münchnerkindl hat geschrieben: Do., 06.04.2023, 10:31 Auf welche Weise hast du denn die SVV Impulse in den Griff bekommen? Also welche Technik hast du angewendet? Evtl hast du einfach das Unterdrücken dieser Impulse per Derealisation hinbekommen. Falls das der Fall ist kann man den Therapeuten nur gratulieren, Derealisation ist noch schwieriger zu beheben als einfach ne heftige Emotion. :roll:
Nun, wir haben mit Emotionsprotokollen gearbeitet (oder wie das hieß, ich weiß das leider nimmer so ganz genau), wir haben gemeinsam (bzw. eigentlich hauptsächlich ich) reflektiert, woran lag's, wie ging es mir, wie mache ich es das nächste Mal anders/besser.
Ebenso war ich auch in einer Skillgruppe, wo ich recht viel mitgenommen hab. Ich habe also eigentlich gegen die Anspannung ein paar gute Skills.
Das hat auch bis dato immer ganz gut funktioniert, ich hatte die wenigen Wutanfälle oder Situationen, in denen ich furchtbar angespannt war, ganz gut im Griff.

Können denn solche Skills wie "radikale Akzeptanz" denn so stark wirken, dass man am Ende nur noch ein leeres Gefäß ist?
münchnerkindl hat geschrieben: Do., 06.04.2023, 10:31 Wie genau fühlt sich denn dieses "einfach nicht reagieren" an? Irgendwie stumpf und "nicht ganz da"? Und wie schaut es in dem Moment mit den anderen Emotionen aus. Kannst du dich in dem Zustand über irgendwas gutes angemessen freuen? Vermutlich ist alles weggedämpft, oder?
Ertappt, das Wort "weggedämpft" trifft es ziemlich genau. Ich meine, ich kann mich tatsächlich auch freuen, aber ich habe auch so das schleichende Gefühl, dass ich das vielleicht nur automatisch vortäusche? Ich schätze, es stimmt, dass ich mich nicht angemessen über Gutes und Schönes freuen kann, auch wenn da durchaus ein leichtes Kribbeln ist und ich auch ehrlich lächeln kann, wenn meine Tochter mir etwas schönes zeigt, was sie gebastelt hat oder oder oder. Da ist 'ne ziemliche Leere in mir, aber nach außen hin funktioniere ich soweit gut, dass anderen es höchstens auffällt, dass meine Wortwahl etwas schärfer ist und ich gereizt wirke, wenn ich über das Thema rede, was meiner Tochter widerfahren ist.
münchnerkindl hat geschrieben: Do., 06.04.2023, 10:31 Und, nimmst du irgendwelche Medikamenten die emotiale Impulse unterdrücken die du früher nicht genommen hast?
Nein, die Medikation ist seit der Therapie nicht verändert worden und ich habe mich jetzt eigentlich die letzten Jahre als recht ausgeglichen erlebt. Dieser jetzige Zustand ist mir sehr neu.

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Louna
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Beitrag Do., 06.04.2023, 12:49

Also Mobbing und ein Video gegen Deine Tochter gehen absolut gar nicht.
Ich würde am Rad drehen und alles mögliche unternehmen, damit es meiner Tochter gut geht. Auch wenn die anderen Eltern nicht reden wollen, würde ich die Schule, die Therapeutin, die Schulsozialarbeiterin und alle kontaktieren, die es gibt.
Mobbing ist unterste Schublade. Ich wäre ständig in Sorge und könnte gar nicht mehr ruhig leben. Es geht um Deine Tochter!
So etwas hat kein Mensch verdient.

Kann es sein dass Dich etwas getriggert hat im Bezug auf die Gewalt an Deiner Tochter und Du deshalb nicht reagieren kannst?
Bitte bitte rede mit den Menschen oder schreibe einen Brief oder hole Dir Hilfe beim sozialpsychiatrischem Dienst. Deine Tochter darf nicht weiter leiden müssen.

Nein, Skills führen nicht dazu dass man sich wie ein leeres Gefäß fühlt. Skills helfen den Umgang mit unangenehmen Gefühlen, Triggern, Flashbacks oder Dissoziationen, je nachdem was gerade aktuell ist und bei jedem wirkt etwas anderes oder auch bei manchen helfen kaum Skills. Das gilt es heraus zu finden.

Wäre es eine Möglichkeit wieder ein paar Stunden Therapie zu beantragen? Da Du (wie mir scheint) im Funktionsmodus bist und nicht so recht handeln kannst, eine Möglichkeit. Beratungsstellen bieten auch niedrigschwelligere Angebote an, einfach mal mit jemandem Außenstehenden darüber reden.
Hast Du Rückhalt von Familie oder Bekannten? Welche die Dich kennen?

Ich hoffe sehr dass es Deiner Tochter soweit Ok geht und sie das geschehene verarbeiten kann.

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Chamomile
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Beitrag Do., 06.04.2023, 13:27

Hallo und vielen Dank auch für deine Antwort!
Louna hat geschrieben: Do., 06.04.2023, 12:49 Also Mobbing und ein Video gegen Deine Tochter gehen absolut gar nicht.
Ich würde am Rad drehen und alles mögliche unternehmen, damit es meiner Tochter gut geht. Auch wenn die anderen Eltern nicht reden wollen, würde ich die Schule, die Therapeutin, die Schulsozialarbeiterin und alle kontaktieren, die es gibt.
Mobbing ist unterste Schublade. Ich wäre ständig in Sorge und könnte gar nicht mehr ruhig leben. Es geht um Deine Tochter!
So etwas hat kein Mensch verdient.

Kann es sein dass Dich etwas getriggert hat im Bezug auf die Gewalt an Deiner Tochter und Du deshalb nicht reagieren kannst?
Meine oberste Priorität ist meine Tochter. Sie wird von uns aufgefangen und auch von ihrer eigenen Therapeutin, mit der wir einige sehr lange Gespräche gemeinsam geführt haben, und sie geht mit der Sache erstaunlich gut um. Sie hatte zwar einige sehr schwere Tage und fiel zurück ins Schulvermeidungsverhalten, aber mittlerweile, auch dank den Ferien, konnte sie abschalten und konzentriert sich auf ihre tatsächlichen Freunde.

Was das Video und das Mobbing angehen, so habe ich mir bereits Rat bei der Polizei geholt und werde auch der Schule weiter auf die Nerven gehen damit. Also aktiv bin ich schon für meine Tochter. Nur ich bleibe so ein bisschen auf der Strecke, was ja auch ok ist, schließlich ist meiner Tochter Gewalt angetan worden und ich muss jetzt für sie da sein. Und das bin ich auch gerne. Sie soll sich auf mich verlassen können und eben nicht denken, ich gucke weg und tue rein gar nichts, so wie das meine Eltern getan haben.

Ja, es könnte tatsächlich sein, dass mich da selbst etwas getriggert hat - vielleicht einfach diese Ohnmacht, ich weiß es nicht genau.
Louna hat geschrieben: Do., 06.04.2023, 12:49 Nein, Skills führen nicht dazu dass man sich wie ein leeres Gefäß fühlt. Skills helfen den Umgang mit unangenehmen Gefühlen, Triggern, Flashbacks oder Dissoziationen, je nachdem was gerade aktuell ist und bei jedem wirkt etwas anderes oder auch bei manchen helfen kaum Skills. Das gilt es heraus zu finden.
Das denke ich nämlich auch und war bislang auch so meine Erfahrung. Ich habe ja viel ausprobiert und hab mein "Skill-Köfferchen", welches ja auch ab und an zum Einsatz kommt, wenn es gebraucht wird. Aber das hier übersteigt grad alles. Vielleicht ist mein Anspannungslevel so durch die Decke geschossen, dass ich permanent im Meltdown bin und es nur nicht mehr mitkriege, weil die Psyche zur Rettung alles abdämpft? Ich werde da mal meinen Psychiater fragen, aber der ist gerade im Urlaub.
Louna hat geschrieben: Do., 06.04.2023, 12:49 Wäre es eine Möglichkeit wieder ein paar Stunden Therapie zu beantragen? Da Du (wie mir scheint) im Funktionsmodus bist und nicht so recht handeln kannst, eine Möglichkeit. Beratungsstellen bieten auch niedrigschwelligere Angebote an, einfach mal mit jemandem Außenstehenden darüber reden.
Hast Du Rückhalt von Familie oder Bekannten? Welche die Dich kennen?
Leider nein, mein Therapeut war damals in Ausbildung am Institut. Ich hatte schon einmal vor etwa einem Jahr versucht, ihn zu erreichen oder ausfindig zu machen, aber keine Chance. Ich denke mal, ich werde mich mal beim Krisendienst melden.
Es tut schon einigermaßen gut, über die Sache mit Außenstehenden zu reden, auch meine Familie steht hinter mir. Aber denen will ich eigentlich nicht auch noch Anlass zur Sorge um ausgerechnet mich bieten. Und irgendwie ist es auch so, dass ich zwar etwas Dampf ablassen kann, aber es brodelt unterschwellig immer noch in mir, egal wie oft ich darüber rede, wie konkret meine Pläne sind, Konsequenzen durchzudrücken und meiner Tochter beizustehen. Aber eben nur unterschwellig.

Du hattest so schön geschrieben, du würdest am Rad drehen. Ich würde am liebsten heulen, schreien, toben, irgendeine angemessene Reaktion auf so etwas schreckliches. Aber ich spür das nicht so, wie es vermutlich sein sollte. Wahrscheinlich ja, weil ich gerade zumindest teilweise im Funktionsmodus bin.
Louna hat geschrieben: Do., 06.04.2023, 12:49 Ich hoffe sehr dass es Deiner Tochter soweit Ok geht und sie das geschehene verarbeiten kann.
Ihr geht es tatsächlich recht gut. Sie ist ein ziemlich ausgeglichener Mensch, hat aber nun das hässliche Gesicht einer einst geliebten Freundin erkannt und daraus nach reiflicher Überlegung mit ihrer Therapeutin und uns zusammen, Konsequenzen gezogen und die Freundschaft gekündigt. Sie wird auch weiterhin von uns aufgefangen und kann in ihrer Therapie daran arbeiten, das Geschehene dann auch wirklich hinter sich zu lassen. Ebenso bietet die Schulsozialpädagogin ein Resilienztraining in kleiner Gruppe an, da habe ich sie auch mit ihrem Einverständnis angemeldet.

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Louna
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Beitrag Do., 06.04.2023, 14:51

Ich meinte das auch nicht als Vorwurf, liebe Chamomile. :)
Es ist gut dass Du für Deine Tochter da bist und sie auch die Unterstützung durch Dich bekommt. Das ist toll.

Wenn Dein damaliger Therapeut nicht erreichbar ist, wäre es es vielleicht eine Anlaufstelle Dich um jemanden Neues zu bemühen?! Es ist nur ein Gedanken, denn Du kommst mir sehr hilflos vor und ich würde Dir wirklich konkrete Hilfe wünschen. Vor allem für Dich und Deinem Erleben und natürlich kommt das auch Deiner Tochter zu Gute.

Mithilfe einer eigenen Therapie könntest Du heraus finden, ob es wirkliche Triggger waren oder etwas Anderes...das geht natürlich nicht von heute auf Morgen, es braucht Zeit, aber es wäre sicherlich sehr wichtig für Dich, denn Du bist ja mit Deinem jetzigem Zustand auch nicht glücklich, was ich auch total gut nachvollziehen kann.

Du schützt Dich gerade selbst mit diesem nicht Denken, Nicht Fühlen, Nicht nachkommen mit dem Alltag, das ist auch vollkommen Ok. Manchmal kann man eben nicht anders. Und wahrscheinlich übersteigt das alles was gerade ist, an Unvorstellbarem. Das ist nur meine Vermutung.

Beim Krisendienst melden finde ich eine recht gute Idee, es gibt auch den Frauenntruf, auch per Mail falls Du nicht am Telefon reden kannst, damit habe ich gute Erfahrungen gemacht und die sind für alles offen, egal um welches Thema es geht. Nur Mut!
Auch mit dem sozialpsychiatrischem Dienst habe ich gute Erfahrungen gemacht, aber das ist wohl regionsabhängig. Aber ein Versuch wäre es wohl.

Nimm Dir bitte oder suche die Hilfe die Du brauchst, auch über die Feiertage gibt es Anlaufstellen die da sind. Ich wünsche Euch beiden alles Liebe und Gute.

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münchnerkindl
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Beitrag Do., 06.04.2023, 17:33

Chamomile hat geschrieben: Do., 06.04.2023, 11:52
münchnerkindl hat geschrieben: Do., 06.04.2023, 10:31 Auf welche Weise hast du denn die SVV Impulse in den Griff bekommen? Also welche Technik hast du angewendet? Evtl hast du einfach das Unterdrücken dieser Impulse per Derealisation hinbekommen. Falls das der Fall ist kann man den Therapeuten nur gratulieren, Derealisation ist noch schwieriger zu beheben als einfach ne heftige Emotion. :roll:
Nun, wir haben mit Emotionsprotokollen gearbeitet (oder wie das hieß, ich weiß das leider nimmer so ganz genau), wir haben gemeinsam (bzw. eigentlich hauptsächlich ich) reflektiert, woran lag's, wie ging es mir, wie mache ich es das nächste Mal anders/besser.
Ebenso war ich auch in einer Skillgruppe, wo ich recht viel mitgenommen hab. Ich habe also eigentlich gegen die Anspannung ein paar gute Skills.
Das hat auch bis dato immer ganz gut funktioniert, ich hatte die wenigen Wutanfälle oder Situationen, in denen ich furchtbar angespannt war, ganz gut im Griff.


Evtl hast du nur einen Weg gefunden es besser mit Ablenken etc zu kontrollieren und die Emotionen nicht wirklich aufgelöst?

Weil dann fressen sich diese Impulse und die kontrollierte Anspannung unter der Oberfläche immer tiefer und suchen sich halt ein anderes Ventil.

Ich kann nicht behaupten zu wissen dass das so ist, aber ich habe den Verdacht dass im Kern das selbe was deine Wut und SVV angetrieben hat jetzt mit disso-artigen Zuständen durchschlägt.

Kannst du dich erinnern bei welchen Vorfällen es zum ersten Mal aufgetreten ist?

Dass alle Emotionen gedämpft wirken wäre typisch, weil nichts das eine Emotion dämpft selektiv nur diese dämpft. Ist ja zB bei einem Benzo oder Neuroleptikum das selbe, das dämpft auch nicht nur die unerwünchte Sache sondern macht generell flach und affektlos.


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Chamomile
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Beitrag Fr., 07.04.2023, 09:27

So, jetzt habe ich mal die Nacht tatsächlich ganz gut geschlafen, nur wieder viel zu lange.
Louna hat geschrieben: Do., 06.04.2023, 14:51 Ich meinte das auch nicht als Vorwurf, liebe Chamomile. :)
Es ist gut dass Du für Deine Tochter da bist und sie auch die Unterstützung durch Dich bekommt. Das ist toll.
Danke, liebe Louna :) Ich habe deinen Post auch nicht als Vorwurf verstanden.
Louna hat geschrieben: Do., 06.04.2023, 14:51 Mithilfe einer eigenen Therapie könntest Du heraus finden, ob es wirkliche Triggger waren oder etwas Anderes...das geht natürlich nicht von heute auf Morgen, es braucht Zeit, aber es wäre sicherlich sehr wichtig für Dich, denn Du bist ja mit Deinem jetzigem Zustand auch nicht glücklich, was ich auch total gut nachvollziehen kann.
Ja, ich schätze, ich werde mich, sobald mein Psychiater wieder da ist, mit ihm nochmal zusammensetzen. Er kennt mich ja inzwischen auch recht gut und dann werd ich mich wohl wieder um eine Therapie bemühen müssen.
Louna hat geschrieben: Do., 06.04.2023, 14:51 Du schützt Dich gerade selbst mit diesem nicht Denken, Nicht Fühlen, Nicht nachkommen mit dem Alltag, das ist auch vollkommen Ok. Manchmal kann man eben nicht anders. Und wahrscheinlich übersteigt das alles was gerade ist, an Unvorstellbarem. Das ist nur meine Vermutung.
Ja, liest sich nachvollziehbar und ich denke, dem ist auch so. Aber ja, dieser Zustand ist auf Dauer nicht angenehm. Ich schreibe da gleich mehr dazu, denn münchnerkindl hat da einen guten Input gegeben, auf den ich gleich antworten möchte.
Louna hat geschrieben: Do., 06.04.2023, 14:51 Beim Krisendienst melden finde ich eine recht gute Idee, es gibt auch den Frauenntruf, auch per Mail falls Du nicht am Telefon reden kannst, damit habe ich gute Erfahrungen gemacht und die sind für alles offen, egal um welches Thema es geht. Nur Mut!
Auch mit dem sozialpsychiatrischem Dienst habe ich gute Erfahrungen gemacht, aber das ist wohl regionsabhängig. Aber ein Versuch wäre es wohl.
Den Krisendienst habe ich gestern tatsächlich gleich angerufen. Mir wurde dort sehr lieb zugeredet und auch gesagt, dass dieser jetzige Zustand bei mir vermutlich durch meine Krankheiten kommt und einiges davon wahrscheinlich von meinen Medikamenten aufgefangen wird. Ob's stimmt, kann ich so natürlich nicht sagen. Aber es hat mich doch ein wenig beruhigt, auch dass ich mich dort jederzeit melden kann.
Louna hat geschrieben: Do., 06.04.2023, 14:51 Nimm Dir bitte oder suche die Hilfe die Du brauchst, auch über die Feiertage gibt es Anlaufstellen die da sind. Ich wünsche Euch beiden alles Liebe und Gute.
Vielen lieben Dank dir!


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Beitrag Fr., 07.04.2023, 09:54

münchnerkindl hat geschrieben: Do., 06.04.2023, 17:33 Kannst du dich erinnern bei welchen Vorfällen es zum ersten Mal aufgetreten ist?
Es gab tatsächlich schon einen Vorfall, der jetzt zwar einige Jahre zurückliegt, aber ... ja. Mein Therapeut hatte diese Phase eine Borderline-Krise genannt, wenn ich mich recht erinnere.

Damals gab es ebenfalls einen Übergriff auf meine Tochter, in der Schule durch eine Lehrerin, die ihr ins Haar fasste und vor der ganzen Klasse verlauten ließ, sie hätte Läuse (welche in der Zeit immer mal wieder umgegangen sind). Auf dem Schulhof sind die Kinder dann schreiend vor meiner Tochter davongelaufen, was sie damit beantwortet hatte, dass sie ihnen hinterher rannte und rief: "Ich bin die Oberlaus!" Aber man hat ihr auch angesehen, dass sie danach echt erschüttert war, als wir sie abgeholt haben, war sie ganz blass und wortkarg, das ist auch unserer Familienhilfe damals stark aufgefallen. Auch damals habe ich für sie gekämpft, die Lehrerin zur Rechenschaft gezogen und mich ansonsten um die Kleine gekümmert (die übrigens tatsächlich keine Läuse hatte, nur halt noch ein paar tote Nissen in einer Strähne von den vorhergegangenen Läusen).

Das hatte mich ähnlich ausgelaugt, ich habe nur noch funktioniert und die meiste Zeit gelesen, um irgendetwas zu spüren, weil sonst nichts da war. Ich konnte nicht groß kommunizieren, wollte das auch gar nicht, ablenken hat mit dem Lesen zwar ganz gut funktioniert, war aber auch das, was ich dann bis zur totalen Erschöpfung bis in die tiefe Nacht getan hab. Dieser Zustand hielt etwa 3-5 Monate an, so ganz sicher weiß ich es nicht mehr. Ich bin aber so ein bisschen vor der Therapie damals geflüchtet, weil zu dem Zeitpunkt neue Termine hätten ausgemacht werden müssen und ich mich aber nicht in der Lage sah zu telefonieren. Schließlich hatte er mir dann einen Brief geschickt mit der Bitte mich doch zu melden, weil er sonst die Therapie verständlicherweise abbrechen müsste. Daraufhin hab ich mich dann gemeldet und die Therapie ging weiter, mir ging's besser.
Ich meine, dass ich in der Zeit auch meine Medikamente nicht genommen hatte und erst mit der Einnahme von Aripiprazol es wieder aufwärts ging. Da könnte ich mich aber täuschen, ich weiß grad nicht, wo ich mein altes Therapietagebuch habe.

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Louna
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Beitrag Sa., 08.04.2023, 13:06

Mich freut es wenn Du schlafen konntest und es ist doch egal ob es so sehr lange war, oder? :)
Oft braucht man das auch, auch ohne sich das einzugestehen.

Ich selbst werde meine Psychiaterin wechseln weil ich nicht zufrieden bin und ich wünsche Dir dass Du einen guten Austausch hast und es irgendwie klappt zu reden.

Eine Therapie ist nichts Schlimmes, ich finde diese Menschen immer recht strak die sich darum bemühen, denn das ist etwas wichtig um selbst war zu kommen.

Prima wenn der Krisendienst Dir helfen konnte, auch wenn es nur eine Momentaufnahme ist! Dazu sind die da. Hauptsache die sind nett und können helfen, ich habe auch schon manchmal etwas beendet wo ich das Gefühl hatte, mir kann gerade niemand helfen...dann fahre ich selbst am Besten.... aber natürlich sollte es im besten Fall helfen.

Du hast also schon einmal so etwas Ähnliches irgendwie schon erlebt und es liest sich etwas erschreckend.....ja Du bist aus den Situationen geflüchtet, anders hätte ich es wohl auch nicht gemacht.....

Die Medikamente können wirklich nur stabilisierend wirken, aber ich hoffe sehr für Dich und Deine Tochter dass es ein mini bisschen bergauf geht. Das Ihr Euch die Hilfe sucht die Ihr braucht und die auch da ist.

Frohe Ostern für Dich und Deine kleine Familie!

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