Mit Eltern über Probs aus Therapie reden (=Vorwürfe)?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Georgine
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Mit Eltern über Probs aus Therapie reden (=Vorwürfe)?

Beitrag Do., 31.07.2008, 08:02

Hallo zsamme!

Welche Erfahrungen habt Ihr diesbezüglich gemacht, würde mich mal interessieren:

Ich hatte meinen Eltern absichtlich nichts davon erzählt, dass ich eine Therapie mache/machte, weil ich diesbezüglich nicht von ihnen ausgequetscht werden wollte. Dann haben sie mich aber einmal etwas in die Richtung gefragt und ich wollte sie nicht anlügen und offen sein, weil ich manchmal das gefühl habe, dass eltern es verdient haben, ihre kinder besser zu kennen und über deren privatangelegenheiten ein bißchen informiert zu sein.

erst waren sie sehr traurig bis entsetzt. sie fanden, dass ich eine verhaltenstherapie machen müsste, um mein aktuelles leben zu verändern und in den griff zu bekommen. ich mache nämlich eine tiefenpsychologisch fundierte psychotherapie, die inzwischen in eine analyse umgewandelt worden ist. sie meinten, dass einem in einer therapie wie meiner eingeredet werde, die eltern seien an allem schuld. als ich das meinem t. erzählte meinte dieser, dass sie ein schlechtes gewissen hätten und deshalb angst davor, dass ich eine t. mache.

dann sprach ich bei den folgenden malen, als ich meine eltern traf erkenntnisse an, die ich inzwischen aus den gesprächen mit dem t. gezogen hatte. natürlich waren das vorwürfe, und zwar berechtigte. obwohl ich mich im recht fühle, frage ich mich dennoch, ob es sinnvoll ist, sie jetzt noch mit diesen "alten" themen zu konfrontieren. natürlich quält es sie, heute zu hören, was sie damals alles falsch gemacht haben.

inzwischen habe ich ihnen erzählt, dass die t. beendet sei (was nicht stimmt). meine mutter hatte sogar versucht, mir einzureden, dass eine t. zu teuer sei und ich ein nassauer, mir diese auf kosten anderer kasseneinzahler genehmigen zu lassen!!!!
ist es besser, diese neuen erkenntnisse anzubringen oder es für sich selbst zu verarbeiten? in der opferrolle zu stecken macht auch keinen spaß.

ich finde ja, dass ich recht habe, weiß aber nicht, ob es sinn macht, das alles nochmal aufzurollen, zumal ich bei meinen eltern weitestgehen auf unverständnis stieß und sie das meiste umdrehten und das genaue gegenteil erlebt zu haben schienen (oder zumindest so taten).

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candle
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Beitrag Do., 31.07.2008, 08:36

Hallo Georgine!

Ich kenne ja nur meine Situation und es war von Anfang an bekannt, dass ich eine Therapie mache. Irgendwann brach denn das Chaos aus. Ja es geht um Schuld, jedenfalls denken es sich wohl die Betroffenen so. Ich wollte nie Schuld zuweisen, sondern ab und an Erklärungen für einige Dinge. Manches hat mir auch weitergeholfen. Aber leider, wenn ich darüber reden wollte bzw. durch die Blume gefragt wurde, endete es in einen riesen Schwall von Selbstmitleid bei einem Elternteil. Da war weder Offenheit noch überhaupt ein Wort möglich. Die Person stellte nur das eigene Leid in den Vordergrund und das kannte ich ja nun schon seit Jahrzehnten. Bei mir war dann die Konsequenz, dass ich im letzten Schritt den Kontakt abbrach- jahrelang hatte man mich gegängelt mich zwischen den Eltern und Geschwistern zu entscheiden oder ich selbst für die Familie.... Das habe ich nicht mehr ertragen und mußte selber eine Grenze ziehen.

Letztlich geht es nicht um Recht. Etwas Verständnis und Offenheit wäre angebracht. bei mir blieb es erfolglos. Es geht ja nicht darum die Vergangenheit schllecht zu reden, es gibt ja auch schöne Erinnerungen, aber es gibt die Zukunft und die hatte ich mir gewünscht endlich auf einer neuen Basis zu beginnen. Mein Wunsch fand keinen Platz, hätte für alle anderen auch Veränderung bedeutet und das war wohl zu schwer. Nun ist es wie es ist.

Ich denke lügen bringt auch nichts. Dir wird es auf Dauer nicht gut damit gehen, wenn eine geheimnisvolle Wand zwischen Dir und Deinen Eltern steht. Laß es einfach etwas ruhen und wenn sie nachfrgen ruhig drauf antworten. Vielleicht wird sich mit der zeit eine Veränderung einstellen.

Alles Gute!
candle
Es ist besser ein Kerze anzuzünden, als über die Dunkelheit zu klagen.
Sommer-Stumpenhorst

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Sonne und Mond
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Beitrag Do., 31.07.2008, 08:48

Hallo Georgine,

ich war genauso alt wie Du als ich mit einer tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie begonnen habe. Die Therapie dauerte bei mir ca. 1 Jahr und 3 Monate und hat mir doch sehr geholfen. In meiner Therapie kamen sehr viele Dinge aus meiner Kindheit (Verhältnis zu meinen Eltern etc.) zur Sprache, die ich das erstemal in meinem Leben ansprechen konnte. Einiges davon war sehr schmerzhaft und es dauerte und dauert noch dies für mich einzuordnen oder zu aktzeptieren. Auch ich kam in meiner Therapie an einen Punkt, da dachte ich es wäre vielleicht gut mit meinen Eltern darüber zu sprechen, daß ich Therapie mache und was da so alles besprochen wird. Meine Therapeut hat mir damals den Rat gegeben es eher nicht zu tun. Ich habe diesen Rat befolgt und denke es war richtig so. In der Therapie geht es darum sich selbst besser kennenzulernen, alte Muster und Verhaltensweisen aufzudecken, Dinge neu zu bewerten, vielleicht einen neu definierten Standpunkt seinen Eltern gegenüber zu finden. Es geht dabei also in erster Linie um Dich! Um Dein Fühlen und Denken! Da sind Gespräche mit den Eltern zunächst wenig hilfreich. Ich glaube auch, daß sich Eltern die wenig oder gar keine Erfahrung mit Psychotherapie haben eben Schuldgefühle bekommen und diese dann unbewußt weitergeben.

Also mein Rat, halte einfach Deine Eltern da raus, die Therapie ist (zunächst) einmal für Dich. Sie soll Dir helfen u.a. Deine Vergangenheit neu zu bewerten. Das Deine Eltern da anderer Meinung sind ist ja klar, oder?

Gruß Sonne und Mond

P.S.: Wohnst Du zu Hause?

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Beitrag Do., 31.07.2008, 08:49

Hallo Georgine,
zumal ich bei meinen eltern weitestgehen auf unverständnis stieß
Meine Frage wäre, hast du denn Verständnis für sie? Womit ich nicht meine, das solltest oder müsstest du haben!!

LG
Anastasius

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münchnerkindl
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Beitrag Do., 31.07.2008, 09:27

Ich denke das alles anzusprechen war nicht so sehr das Problem als es im Zusammenhang damit daß Du Therapie machst anzusprechen. Ich hätte von der Therapie überhaupt nichts erwähnt.

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carö
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Beitrag Do., 31.07.2008, 09:34

hallo georgine,

ich hatte auch das bedürfnis, meine mutter mit meinen erkenntnissen zu konfrontieren und bin auf taube ohren gestossen. mittlerweile weiss ich, dass es aus selbstschutz heraus passiert ist. im nachhinein verstehe ich das auch, es war für sie in dem moment auch zuviel. ich konnte mich darauf vorbereiten, sie nicht.

ich hab für mich irgendwann verstanden, dass es inder therapie in erster linie um mich geht und nicht um meine eltern - so wie das auch sonne und mond beschreibt. ich habe die erkenntnisse, die ich hatte, in mir selbst getragen und sie arbeiten und sich entwickeln lassen.

ich muss ihr heute gar nichts mehr vorwerfen. das würde ohnehin nichts bringen. aber wenn sie mir gegenüber ihre negativ-wertende sicht auf mich oder mein leben anbringen möchte (was nicht mehr oft passiert), kann ich ihr sagen, dass ich das eben anders sehe. früher war ich deswegen oft fix und fertig.. weil ich mir verständnis erhofft hatte, heute sehe ich einfach, dass sie als person dazu nicht in der lage ist.. sie kann nicht, sie ist so mit sich und ihren problemen beschäftigt und das war schon immer so.... und wenn sie es mal kann.. doch, sie kann es auch ab und zu.. dann versuch ich mich darüber zu freuen... es ist selten genug.

alles in allem: besser wars für mich in jedem fall, meine entwicklung/erkenntnisse nicht mit ihr zu diskutieren, weil das auch "momentaufnahmen" waren, die sich im weiteren prozess wieder verändert haben... will auch nicht sagen, dass ich da fertig bin.

aber wenn es doch zu einem gespräch kommt und du vorwürfe machst, dann ist das erstmal auch o.k. - will sagen - da gibt es kein richtig oder falsch - wenn du zugrunde legst, wieviel enttäuschung und schmerz auch auf deiner seite liegen. ich glaube, es ist wichtig, dass man sich selbst gegenüber keinen zu strengen massstab anlegt... das habe ich leider zu oft getan un das tut nur unnötig weh.

mittlerweile denk ich, alles ist im fluss .. und das ist auch gut so.

achso.. nachtrag: von wegen sagen, das man in therapie ist... also ehrlich gesagt, habe ich das meiner mutter gegenüber nie verheimlicht, obwohl ich gemerkt habe, wie unangenehm ihr das war/ist... aber das gehört eben auch zu meinem leben, obs ihr passt oder nicht taktieren möcht ich da nicht mehr ...

LG
caro
Es ist krass, was man erreichen kann, wenn man sich traut. (Aya Jaff)

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gompert
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Beitrag Do., 31.07.2008, 10:11

Georgine hat geschrieben:
meine mutter hatte sogar versucht, mir einzureden, dass eine t. zu teuer sei und ich ein nassauer, mir diese auf kosten anderer kasseneinzahler genehmigen zu lassen!!!!
Überlege mal ob es Sinn hätte deiner Mutter Folgendes zu schreiben:

Mama, ich muss unbedingt von dir wissen ob du allen Ernstes die paar Cents unbekannter Kasseneinzahler über meine geistige Gesundheit und mein Recht auf Glück stellst. Das wäre ein ganz gewaltiger Schock für mich. If hoffe du findest heraus was hinter dieser verfremdenden Bemerkung steckt, denn ich will es einfach nicht glauben.

Das wäre möglich ein handfester Ansatz zu gegenseitigem Verständnis.

gompy
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ninith
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Beitrag Do., 31.07.2008, 10:30

Hallo Georgine,

ich hatte ein ähnliches Problem mit meiner Mutter. Meine Probleme fingen schon sehr früh an, ich habe mit 14 eine Einweisung in die Psychiatrie bekommen, meine Mutter hat sich aber gegen eine Behandlung gesträubt. Erst mit 17 konnte ich gegen viel Widerstand eine ambulante Behandlung beginnen, landete aber mit 18 im Krankenhaus. Für meine Mutter war alles völlig unverständlich, meine Versuche, mit ihr über meine Erkenntnisse zu sprechen gipfelten in den Vorwürfen, ich sei eine undankbare Tochter. Die Einweisung ins Krankenhaus empfand sie als persönliche Beleidigung, wir haben daraufhin wochenlang nicht miteinander gesprochen, bis sie versucht hat, sich mir wieder anzunähern. Mittlerweile gesteht sie auch ein, dass sie Dinge falsch gemacht hat und heute nicht mehr so machen würde, aber das war ein harter Kampf gewesen. Ich habe seitens der Therapeuten auch den Rat bekommen, meiner Mutter nicht so viel von der Therapie zu erzählen. Ich habe zwar den starken Wunsch danach, mich ihr mitzuteilen, aber habe es auch mittlerweile gelernt, zu akzeptieren, dass sie nicht alles versteht und verstehen kann. Ich freue mich einfach, dass sie es nicht mehr als Beleidigung und Beschuldigung auffasst, und mehr kann ich nicht erwarten. Ich habe verstanden, dass die heftigen Reaktionen meiner Mutter einfach die verdrängten Schuldgefühle waren, die hochkamen, als sie merkte, dass mit mir wirklich etwas nicht stimmt. Sie hat es ja jahrelang versucht zu ignorieren. So wird es vermutlich vielen Müttern gehen, deren Kinder in Therapie sind...

Ich würde dir also raten, deinen Eltern nichts mehr über die Therapie zu erzählen. Sie anzulügen, die Therapie wäre beendet, halte ich auch nicht für sinnvoll. Versuch ihnen zu verklickern, dass es deine Sache ist, die sie nichts angeht, und dass sie kein Recht haben, dir deswegen Vorwürfe zu machen!

Gruß, roxolana

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Beitrag Do., 31.07.2008, 10:55

roxolana hat geschrieben:dass die heftigen Reaktionen meiner Mutter einfach die verdrängten Schuldgefühle waren, die hochkamen, als sie merkte, dass mit mir wirklich etwas nicht stimmt. Sie hat es ja jahrelang versucht zu ignorieren. So wird es vermutlich vielen Müttern gehen, deren Kinder in Therapie sind...
Das sehe ich auch so. Ich möchte aber noch eine Nuance anfügen, was meiner Ansicht nach über "bloße Schuldgefühle" hinausgeht. Ich hoffe, ich kann es verständlich beschreiben. Es kann auch sein, dass Identifikation/Einfühlungsvermögen abgewehrt wird. Und damit auch Schmerz und Trauer.

LG
A.

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gompert
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Beitrag Do., 31.07.2008, 13:28

Anastasius hat geschrieben: Es kann auch sein, dass Identifikation/Einfühlungsvermögen abgewehrt wird.
Meinst du, Anastasius, elterliche Abwehr aus Angst selbst auch mit Krankheitskeimen behaftet zu sein? Oder zu werden?

Groeten,

gompy
Staunend liest's der anbetroffne Chef......

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terracotta
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Beitrag Do., 31.07.2008, 15:07

Hallo Georgine!

Ich hab meinen Eltern nichts von meiner Therapie erzählt, was sie betroffen hat.
Ich sehe das so:
Natürlich wurzeln viele meiner Probleme in meiner Kindheit und im Verhalten meiner Eltern. Die meiste Zeit als kleines Kind verbringt man nun mal mit den Eltern, uns sie prägen einen, bewußt und unbewußt.
Ich kann ihnen nicht vorwerfen, dass sie dieses und jenes falsch gemacht haben. Denn sie haben die Fehler nur deshalb gemacht, weil sie es nicht besser konnten. zB konnte mir meine Mama kein sehr gutes Selbstwertgefühl vermitteln. Nicht weil sie mich nicht mag, nicht weil ich ihr nichts wert bin, nicht weil sie möchte, dass ich darunter leide, sondern weil sie selbst ein sehr geringes Selbstwertgefühl hat. Und wie soll sie mir was weitergeben, was sie selbst nie bekommen hat?
Wenn ich ihr das jetzt vorwerfe, dann fühlt sie sich dadurch sicher noch schlechter, und das möchte ich nicht und es würde auch niemandem helfen.

lg,
terracotta

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gompert
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Beitrag Do., 31.07.2008, 15:26

terracotta hat geschrieben:
Wenn ich ihr das vorwerfe, dann fühlt sie sich noch schlechter, das möchte ich nicht und es würde niemandem helfen.
Das ist ein interessanter Satz, terracotta..... vor allem das Ende.
Staunend liest's der anbetroffne Chef......

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Eleftheria
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Beitrag Do., 31.07.2008, 16:22

Liebe Georgine,

nichts versteh ich besser als das Gespräch über die Schuldigen und die Opfer.

Meine Analyse war von Anfang an bekannt und ich hatte meiner Mutter, die so ziemlich das Problem war warum ich eine begonnen hatte, versprochen nicht die Schuld zu geben.

Gut, so leicht war es dann auch nicht, es ging nicht ohne Streit und Vorwürfe, Selbstvorwürfe und Opfer- Täterrollen ab, so ziemlich das ganze Repertoir, dass ich aber eh schon seit Jahren kenne.
Ich hab mich distanziert, was Dank der Therapie, das Beste war was mir passieren konnte und dafür mußte ich mir auch einiges anhören.

Eltern haben Angst, so wie jeder Angst hat. Und besonders dann wenn es darum geht, dass das Kind etwas Erzieherisches und Therapie ist nunmal, für mich, eine Umerziehung, macht das es vielleicht verändert.
Und Veränderung, wie wir alle kennen macht auch Angst.
Wie wird der sein? Wie wird sich der Mensch mir gegenüber verhalten? Wird er böse auf mich sein? Aber das geht nicht, ich konnte damals nicht anders.

Ich glaube Eltern denken sie haben versagt, wenn man mit Problemen, die nun mal zum Teil auch in der Kindheit, im Zusammenleben mit ihnen passiert sind, sich noch lange Zeit rumquält. Ein Wahnsinn was es mit meinen Eltern gemacht hat, allein zu wissen, dass ich eine Analyse mache. Sie entschuldigten sich sogar obwohl gar keine Vorwürfe mehr kamen.

Mittlerweile geht es gut mit meinen Eltern, ich kann den Abstand halten und trotzdem erzählen was sich verändert hat. Ich habe ihnen auch immer klar gemacht, dass einen Schuldzuweisungen hindern weiterzugehen. Ich habe aber auch gesagt, dass es mein Recht ist auf Dinge und Situationen wütend zu sein, die in der Kindheit vorgefallen sind und nicht weil sie nicht anders konnten ihnen meinen Sanktus zu geben und meine Gefühle runterzuschlucken. Das wurde akzeptiert auch deswegen, weil sie sehen, das ich da bin und nicht das gefürchtete "ihr seids Schuld und ich will euch nie mehr wiedersehen" gesagt habe.

Schade dass es dir anscheinend leichter geht wenn du deine Eltern nicht mit einbeziehst. Ich versteh das so, das du dich derweil damit nicht wohl bzw. dich den möglichen Auseinandersetzungen nicht gewachsen fühlst. Ich habe gelernt, das es sehr gut ist, einen Platz für sich selber zu schaffen (allgemein als Abstand zum anderen zu verstehen ), wo man sich seiner sicher ist und wo einem nicht gleich jeder Satz von den Eltern verunsichert und in das "ich bin keine brave Tochter" Schema zwängt. Es war trotzdem gut, dass sie eigentlich an der, manchmal etwas schmerzhaften, Entwicklung mit eingebunden waren. Etwas vorspielen oder verheimlichen macht es am Ende viel schwerer, dem anderen verständlich zu machen, das man sich verändert hat und das ist sowieso so anstrengend wie eine Geburt.

Und die Sache mit dem, das du dir die Therapie auf Kosten anderer genehmigst. Aber hallo, psychische Probleme sind genau so wichtig zu nehmen wie eine physische Krankheit und wenn man nix dagegen tut dann wird aus psychisch physisch und das kostet die Kassen oft mehr, weil man oft nicht herausfindet wo den jetzt wohl das Problem liegt. Und wenn das die Kassa nicht zahlen möchte, würde es diese Möglichkeit nicht geben. Gut aber mit solchen Vorurteilen muss sich jeder ab und zu herumschlagen der eine Therapie macht.

Ich hoffe du kommst durch meine langen Ausführungen, Kurzfassen war nie mein Ding.
Ich wünsch dir alles Gute mit deinen Eltern, Georgine.

Bis bald Eleftheria

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Beitrag Do., 31.07.2008, 17:16

@ gompert,
gompert hat geschrieben:Meinst du, Anastasius, elterliche Abwehr aus Angst selbst auch mit Krankheitskeimen behaftet zu sein? Oder zu werden?
Nein, das meine ich nicht. Ich hatte schon ein bisschen befürchtet, nicht oder falsch verstanden zu werden. War ja auch sehr kurz gefasst.

Ich habe da etwas von meiner Erfahrung hypothetisch verallgemeinert. Ich denke an Situationen mit meinem Kind, wo es für mich nicht vordergründig um Schuld geht, sondern einfach so war, dass ich mich ihm gegenüber nicht gut verhalten habe. Im Sinne von dem, was gut für ihn gewesen wäre. (Wobei manchmal offen bleiben muss, was wirklich gut gewesen wäre.) Dann stellen sich nicht an erster Stelle Schuldgefühle ein, sondern das tut mir schon selbst weh und macht mich ziemlich traurig. - Andererseits, und das ist mehr als ein Trost, dann denke ich an das Ganze und denke, es und er ist gut geworden.

Vielleicht ujnd hoffentlich ist nun besser verständlich, was ich meine.

LG
A.

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Georgine
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Beitrag Do., 31.07.2008, 17:41

hallo

und erst einmal vielen dank für eure zahlreichen und kontoversen antworten auf meine frage. jede antwort war interessant und wichtig.
ich werde aber zunächst alles in einem text beantworten.

nein, ich lebe seit ich das abitur gemacht habe nicht mehr bei meinen eltern und habe dann immer in anderen städten gelebt.
als ich die therapie begann, wollte ich, wie gesagt, meine eltern nicht direkt damit konfrontieren. als aber meine mutter mir (zu diesem zeitpunkt befand ich mich bestimmt schon seit einem halben jahr in t.)
zum wiederholten male nahe legte, doch einmal zu einem therapeuten zu gehen, der würde bestimmt auch "etwas bei mir finden", wollte ich nichts verheimlichen und sagte, dass ich mich bereits in behandlung befände.

gompert hat von "krankheitskeimen" geschrieben, von denen man angst haben könne, sich anzustecken. da stehe ich inzwischen drüber und sehe menschen, die in therapie sind nicht als kranke, sondern als menschen, die pech und es schlechter getroffen hatten, als andere (wenn auch vielleicht nur oder hauptsächlich aus ihrer subjektiven sichtweise heraus).
wenn ich höre, dass jemand in t. ist, sagt mir das erstmal nur, dass er vermutlich ungelöste probleme mit sich herumträgt, die noch nicht aufgearbeitet wurden, nicht mehr und nicht weniger (schlimm genug, dass man von seinem therapeuten "patientin/patient" genannt wird, was einen dann als zuordnung eventuell für einen langen zeitraum einer therapie begleiten wird).

ich finde eure unterschiedlichen ansichten darüber, ob man diese "vergangenheitsbewältigung" nochmal mit seinen eltern zusammen durchführen sollte oder nicht sehr interessant und kann dabei unterschiedlichen ansätzen etwas abgewinnen. entschieden habe ich mich aber noch nicht dafür, ob stillschweigen oder konfrontation besser ist (zumindest in meinem fall).
für den moment erscheint mir das nicht-mitteilen von aus der t. gezogenen einsichten die friedvollere und stresslosere variante zu sein, die sowohl einem etwaigen heilungsprozess, als auch meinem seelenfrieden eher entgegen kommt.
Zuletzt geändert von Georgine am Do., 31.07.2008, 19:07, insgesamt 1-mal geändert.

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