Depression - war es das ganze Leben lang schon so?

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qwertz0815
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Depression - war es das ganze Leben lang schon so?

Beitrag Do., 16.02.2023, 07:48

Moin,
ich bin seit längerem zu Hause wegen "Burn Out".

Nun habe ich zum ersten mal Antidepressiva bekommen und am ersten Tag schon hat sich ein ganz neues Lebensgefühl eingestellt. Dieser innere Druck, der sich mehrmals (sehr oft) am Tag aufgebaut hat, ist fast komplett weg, bzw. ich merke, dass dieses erdrückende Gefühl sich aufbauen will, aber irgendwie nicht mehr durchkommt. Eigentlich dachte ich, das Ganze kommt von meinen Problemen im neuen Job, nun aber stelle ich fest, dass negative Gefühle und Gedanken, welche ich schon viele, viele Jahre mit mir herumgeschleppt habe, fast komplett verschwunden sind.

Auch das das Verlangen nach "Ersatzdrogen" wie abtauchen ins Internet (vorher Videospiele), Handyspiele oder exzessiver Konsum von Pornografie und Essattacken sich plötzlich verflüchtigt hat. Denke, dort habe ich versucht, mir positive Gefühle zu holen.

Meine negativen Gefühle und Gedanken waren in der Richtung immer so das 5. Rad am Wagen zu sein, nirgendwo dazuzugehören, abgelehnt zu werden von anderen Menschen. Ich habe andere Männer immer so gesehen, dass diese ihr Leben fest im Griff haben und nur ich herumstrample und auf keinen grünen Zweig komme, dass Versagen zu meinen primären Erlebnissen gehört. Viele Jahre dachte ich auch daran, mein Leben zu beenden, war aber der Meinung, ich wäre weit davon entfernt. Nun hat mir mein Arzt gesagt, dass bei mir, dass wenn man sich schon konkret (bei mir schon über mehrere Jahre lang) mit dem Gedanken beschäftigt hat, wie und wo ich das tun könnte wohl schon nicht mehr so richtig weit von der Tat entfernt ist.

Dabei bin ich seit über 25 Jahren verheiratet, habe einen gutbezahlten Job und 5 Kinder mit meiner Frau. Ab März habe ich auch einen Psychotherapieplatz hier im Ort bekommen.

Nun stellt sich mir die Frage, ob ich denn quasi mein ganzes Leben lang depressiv bin und nun hat sich das alles durch die Arbeit entladen? Habe ich mich viele Jahre durchs leben gequält, bis die Kräfte am Ende waren?

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caduta
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Beitrag Do., 16.02.2023, 12:41

Hallo qwerz (netter Name ;-))
Deine Frage ist vielleicht etwas unglücklich gestellt. Niemand hier kann dir sagen, ob das bei dir wirklich so ist. Aber ja, das kann durchaus sein. Burnout ist oft eine Art Notschalter für etwas das schon lange schief läuft.
Ich finde es gut, dass du schon einen Therapieplatz hast. Da könnt ihr dann schauen, was die Ursachen waren.
caduta

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Hiob
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Beitrag Do., 02.03.2023, 19:48

quertz: "Nun stellt sich mir die Frage, ob ich denn quasi mein ganzes Leben lang depressiv bin und nun hat sich das alles durch die Arbeit entladen? Habe ich mich viele Jahre durchs leben gequält, bis die Kräfte am Ende waren?"

Ich würde dein neues Projekt im März mal mit aller Aufmerksamkeit und Kraft angehen. Wenn man dir etwas interessantes zeigen kann, gut, wenn nicht, würde ich den gleichen Schwung nutzen, gleichzeitig auf eigene Faust neu anzufangen. Der Schwung ist da, das merkt man ja. Eine gewisse Zeit hat eine gewisse Qualität, die sollte man nutzen.

Hmm, ich würde schon sagen, dass deine Ahnung richtig ist. Es gibt schon Menschen, die diese permanente Belastung, den Druck, die Verantwortung und die damit verbundene Abriegelung von Leichtigkeit und Freude ohne besonderen Grund ganz anders kennen. Fest im Griff muss man nicht zu jeder Zeit alles haben, eine zarte Pflanze hat ihre eigene Schönheit...ein fester Griff würde sie zerstören.

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meinleben;)
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Beitrag Fr., 03.03.2023, 02:47

Hast du jetzt wieder Lebensfreude durch die Medikamente?


Mir geht's ähnlich. Seit covid und Long Covid hab ich mich so verändert dass mir gar nichts mehr Freude macht und ich jeden Tag komplett unruhig, genervt bin.

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bergerda
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Beitrag Do., 30.03.2023, 08:26

qwertz0815 hat geschrieben: Do., 16.02.2023, 07:48

Nun habe ich zum ersten mal Antidepressiva bekommen und am ersten Tag schon hat sich ein ganz neues Lebensgefühl eingestellt.
Es gibt ein AD, das am ersten Tag wirkt? Wie heißt das denn?
Oder ist es bei dir ein Placebo-Effekt.

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münchnerkindl
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Beitrag Do., 30.03.2023, 10:25

bergerda hat geschrieben: Do., 30.03.2023, 08:26
Es gibt ein AD, das am ersten Tag wirkt? Wie heißt das denn?
Oder ist es bei dir ein Placebo-Effekt.

Das habe ich mir auch gedacht. Antidepressiva brauchen mehrere Wochen bis die antidepressive Wirkung einsetzt. Von daher dürfte das was du da gerade bemerkst keine Wirkung dieses Medikaments sein.

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münchnerkindl
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Beitrag Do., 30.03.2023, 10:31

qwertz0815 hat geschrieben: Do., 16.02.2023, 07:48 Meine negativen Gefühle und Gedanken waren in der Richtung immer so das 5. Rad am Wagen zu sein, nirgendwo dazuzugehören, abgelehnt zu werden von anderen Menschen. Ich habe andere Männer immer so gesehen, dass diese ihr Leben fest im Griff haben und nur ich herumstrample und auf keinen grünen Zweig komme, dass Versagen zu meinen primären Erlebnissen gehört.

Das würde ich eher nicht als depressiv bezeichnen sondern als soziale Ängste. Die vermute ich jetzt mal in deiner Biografie eine konkrete Ursache haben. Und klar, wenn man ständig ängstlich und angespannt durchs Leben geht dann macht das jetzt nicht so gute Laune und es strengt auch auf Dauer saumässig an, es zieht also Energie.

Gerade gegen so biografisch verursachte schlechte Zustände, Glaubenssätze etc wirken Antidepressiva eher nicht. Und man sollte sie gegen sowas auch nicht nehmen, weil wie will man an solchen Glaubenssätzen etc arbeiten wenn eine Pille diese Gefühle unterdrückt?


Hier mal ein total interessanter Youtube Kanal zum Thema psychiatrische Medikamente von zwei Psychiatern wo ganz viel zum Thema Psychopharmaka und korrekte Therapie von psychischen Krankheiten sachkundig und auf dem neuesten Stand der Forschung erklärt wird.

https://www.youtube.com/@PsychCast

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meinleben;)
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Beitrag Do., 30.03.2023, 12:51

münchnerkindl hat geschrieben: Do., 30.03.2023, 10:31
qwertz0815 hat geschrieben: Do., 16.02.2023, 07:48 Meine negativen Gefühle und Gedanken waren in der Richtung immer so das 5. Rad am Wagen zu sein, nirgendwo dazuzugehören, abgelehnt zu werden von anderen Menschen. Ich habe andere Männer immer so gesehen, dass diese ihr Leben fest im Griff haben und nur ich herumstrample und auf keinen grünen Zweig komme, dass Versagen zu meinen primären Erlebnissen gehört.

Ja glaub auch dass die Symptomatik durch AD nur unterdrückt werden. Hab jetzt GABA genommen, dass entspannt und hemmt, aber antrieb hab ich auch keinen.

Ich hatte nie soziale Ängste nur glaub ich sicher aus der Kindheit verschiedene toxische Prägungen.

Trotzdem ist es heutzeauch oft schwer manchen Menschen zu vertrauen, aber eine gute Therapeutin kann sicher auch helfen.

Trotzdem Depressionen können auch organische Ursachen haben. Und ich war vor Corona ganz anders drauf.

Zuviel Histamin zb kann alles mögliche im Körper bewirken und ja die Welt heutzutage ist ja oft such nicht einfach.

Das würde ich eher nicht als depressiv bezeichnen sondern als soziale Ängste. Die vermute ich jetzt mal in deiner Biografie eine konkrete Ursache haben. Und klar, wenn man ständig ängstlich und angespannt durchs Leben geht dann macht das jetzt nicht so gute Laune und es strengt auch auf Dauer saumässig an, es zieht also Energie.

Gerade gegen so biografisch verursachte schlechte Zustände, Glaubenssätze etc wirken Antidepressiva eher nicht. Und man sollte sie gegen sowas auch nicht nehmen, weil wie will man an solchen Glaubenssätzen etc arbeiten wenn eine Pille diese Gefühle unterdrückt?


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