Obdachlosigkeit in Los Angeles - Skidrow

[reddie]

Jack Chalz zeigt bewegende Reportagen über die Lage der Obdachlosen in Los Angeles.

[Werbung]

[reddie]

[reddie]

[Hiob]

Es ist emphatisch kaum zu verkraften, wie diese Menschen leben. Sie scheinen sich aufgegeben zu haben, lediglich Essen, Trinken und irgendwie Schlafen nachzugeben. Ich hab sowas noch nie direkt gesehen, Großstädte meide ich. In Albanien hab ich sowas ähnliches gesehen, aber solange man das Gefühl hat, sich selbst in Sicherheit bringen zu müssen, kann man sich immernoch irgendwie von "deren Welt" abschotten, dann erreicht es einen nicht so. Dass es sowas um uns herum gibt, dringt schwerlich nur zu uns durch. Im Extremen sieht man es, wenn die Leute heute vielleicht gegen höhere Benzinpreise oder Hackfleischpreise auf die Straße gehen würden, gegen einen Krieg, der sie selbst, ihr Revier betrifft, jedoch nicht. Man spürt eine gewisse Resignation und Abstumpfung, Entmenschlichung um sich herum. Wer das noch nicht hat, hat oftmals Schwierigkeiten, damit zurecht zu kommen, wundert sich, ärgert sich, will wachrütteln, aber erkennt, dass die Menschen eigentlich bereits so aphatisch sind wie diese armen Geschöpfe da in L.A. Eigentlich schieben einige von uns einen merkwürdig beladenen Einkaufskorb vor sich her und wissen garnicht mehr, was drinnen ist und warum sie das tun. Es ist irgendwie ... zumindest vertraut.

Ich finde es bedauerlich, dass auch hier im Forum immer weniger eigenes Erleben, eigene Gedanken in dieser durchaus erkennbar verrückten Welt geäußert werden. Wem es besser geht, der will seine Karriere nicht mit Fehlgedanken gefährden, wem es schlechter geht, der hofft, wer sich hat zwingen lassen, schämt sich, wer einem fremden Helfer vertraut, merkt, dass da etwas wesentliches nach Salzwasser schmeckt. Das was ich gerade schreibe, war vor 20 Jahren noch verbindend. Man hörte neugierig zu und es entstand oft eine mitfühlende, weiche Atmosphäre. Allein diese konnte helfen, Trost und Fröhlichkeit geben. Eine Energiequelle werden.

Wenn du das hier so reinstellst, ist schon zu spüren, was du damit meinst. Ich denke, du solltest dir das bewahren.
Es gibt Leid auf dieser Welt, bei dem meine Kapazitätsgrenze einfach überschritten wird. Allein die Armut, die durch die Coronawahnsinnszeit in fernen Ländern entstand, ist m.E. nicht mehr zu fassen. Aber bei allen quantitativen Phänomenen kann man es sich als Mensch m.E. einfach machen und sagen "ok, also dann fange ich mit dem an, was ich verkraften kann". Die Härte, die vielen Menschen heute schon im Gesicht anzumerken ist, ist aus meiner Sicht nicht für jeden erstrebenswert und nicht für jede Lebensphase geeignet. Wenn man merkt, dass einen dieser Pol der Empfindsamkeit in die Sackgasse geführt hat, dann kann man es auch wieder zurückpendeln lassen. Für mich merke ich gerade an deinen Bildern, dass viele Meschen diese Energiequellen garnicht mehr haben. Solange man sie jedoch hat, sollte man manchmal auch das Risiko eingehen, dass es jemandem nicht passt, dass man eine Kleinigkeit gerne davon abgeben möchte. Allein die eigenen Verletzungen sollten uns nicht hindern. Meisterschaft bestand bei den alten Mystikern darinnen, im jeweiligen Zeitpunkt, bei der jeweiligen Person... genau das zu erkennen, was jetzt geeignet ist. Für sich selbst und für das gegenüber. Und noch ist kein Meister vom Himmel gefallen. *lächel*

Ich wünsch dir was.

[Werbung]

[reddie]

Danke, das hast du wunderbar formuliert.

Ich fühle mich diesen Menschen oft näher als den "Normalos".

Es ist eben ein ganzer Stadtteil aufgegeben worden. Bis auf Helfer und Schaulustige läuft da keiner durch.

Einige Youtuber machen das aber einfühlsam UND um der Welt zu zeigen, was los ist (Filmen wird nicht gern gesehen dort, man muss auch was zurückgeben, n paar Dollar oder ein echtes Gespräch, ehrliches Interesse...)

Zu Coronazeiten bauten auch sehr viele Menschen ihre Zelte am Venice Beach auf. Da hatten sie wenigstens noch den Blick auf den Ozean. Dann ging der Betrieb wieder los und alle wurden verscheucht.

Es gibt zum Glück viel Hilfe (warme Mahlzeiten, Kleidung, Zelte, sanitäre Einrichtungen), aber es ist eine mental health crisis großen Ausmaßes und klar, Drogen zeigen ebenfalls ihre Folgen.

Ja, die Abstumpfung und Empathielosigkeit unter meinen Mitmenschen nehme ich auch wahr. Aber vielleicht kann ich mit einen Blick in die Abgründe auch leisten, weil ich raus aus dem Rattenrennen bin (Rentnerin), selbst süchtig ebenso..

Mit dem: mir könnte das nicht passieren, komme ich jedenfalls nicht davon.

Liebe Grüße
reddie

[reddie]

[Hiob]

Ich sah kurz nach dem Tod meines Vaters mal einen Mann nach Pfandflaschen suchen. Direkt neben mir am Pfandautomaten. Ich war fertig und fragte ihn, ob er meinen Zettel haben will. Er war total verdutzt, er kam mir etwas später nachgelaufen und fragte mich, ob das mein Ernst sei. Knapp 5 Euro. Ich glaube, das war soein Moment, der mir mehr brachte als ihm. Wenn du schreibst, dass du diesen Leuten näher bist, als den normalen, würde ich das für mich nicht so sehen. Aber für mich ist ehrlicher Egoismus heute besser als geheuchelte oder berechnende Solidarität, wie beim "Infizieren" oder wie bei den "gewerblichen Christen". Dass die anderen um mich herum auch genug zum Leben haben, ist in meinem Interesse. Ganz banal. Und deshalb ärgert mich diese Teilnahmslosigkeit auch. Vielleicht nähern wir uns hier dem gleichen Thema aus 2 verschiedenen Richtungen. Warum nicht. In alten Zeiten war das möglich.

Hiob

[reddie]

Genau, gebt ihnen nur genau so viel, dass sie uns nicht überfallen. Das ist berechnende Solidarität.

Ich mein, ich fühl mich emotional diesen Menschen näher und erkenne ihre Stärke an, in solchen Verhältnissen zu überleben. Ich könnte das nicht. Aber wer weiß, was noch kommt....

Deine Geschichte ist rührend. Das gibt einem mehr als dem anderen, geht mir auch so. Hier in Berlin wird die Lage ja auch nicht besser. Es kommen viele Obdachlose aus Osteuropa. Da wird das Klima immer aggressiver.

Ja, die Butter vom Brot nehmen, lasse ich mir ansonsten auch nicht.

reddie

[reddie]

[reddie]

[reddie]

Kontrastreich!

[reddie]

[reddie]

[Werbung]