Einsamkeit aushalten und akzeptieren

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Chani
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Einsamkeit aushalten und akzeptieren

Beitrag Di., 15.11.2022, 01:08

Hallo zusammen,

ich (39, w) wünschte, dass ich einsame Phasen im Leben besser aushalten könnte. Leider verfalle ich aber schnell in depressive Verstimmungen.

Konkret sind mir im letzten Jahr nach und nach meine engsten Freunde "verloren gegangen". Wir sind immer noch befreundet, aber sie haben durch veränderte Lebensumstände kaum noch Zeit. Das schmerzt, vorallem weil auch das Leben mit meiner Familie stiller geworden ist, seit unser Kind in der Pubertät ist.

Momentan liege ich oft wach. Jetzt quäle ich mich mal wieder mit dem Gedanken, dass ich mir ein Hobby im Verein suchen sollte. Aber im Grunde weiß ich nach mehreren gescheiterten Versuchen, dass ich nicht der Typ dafür bin. Es macht mir einfach keinen Spaß und der Appetit kommt leider auch nicht beim Essen. In meiner Freizeit brauche ich Abwechslung und Raum für Spontanität.

Im Grunde würde ich die Einsamkeit gerne gelassener sehen können, ohne in übertriebenen Aktionismus oder Traurigkeit zu verfallen. Rational kann ich mir sagen, dass diese Phase irgendwann auch wieder vorbeigeht, emotional kommt das aber nicht an.

Vielleicht ist der erste Schritt, dass heute mal hier aufzuschreiben, so dass ich diese Gedanken nicht wieder vergessen oder löschen kann, um dann später die Gedankenschlaufe von neu zu beginnen.

Welche Gedanken oder Aktivitäten helfen euch durch einsame Phasen im Leben? Eventuell hat ja jemand Lust sich ein wenig auszutauschen.

Gute Nacht

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Gespensterkind
[nicht mehr wegzudenken]
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Beitrag Di., 15.11.2022, 07:26

Ich denke, auch ich bin nicht der Vereinstyp oder jemand, der gern eine Gruppe "fremder Menschen" kennenlernt. Ich weiß, dass das nicht mein Ding ist und suche auch nicht danach. Was mir hilft bei Einsamkeit: mich mit mir selbst beschäftigen, mit Dingen, die mir persönlich gut tun.
Eine Liste schreiben mit Dingen, die mir gut tun und diese dann auch durchzuführen.
Vielleicht eine Zeitungsannonce aufgeben auf der Suche nach spontanen Aktivitäten, so wie es Dir gefallen würde?

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Tröte
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Beitrag Di., 15.11.2022, 10:29

Ich hätte zwei "Ansätze".... die mir (als ich einsame Zeiten hatte, in denen ich auch mal Weihnachten alleine war) einigermaßen geholfen haben.

1. den eigenen Selbstwert stärken (man ist nicht alleine, man hat ja immer sich) und sich selbst Gutes tun und für sich gut sorgen (also die Situation "bestmöglich" gestalten). Auch die Erkenntnis, dass Stille udn für sich alleine sein positiv sein kann (im Vergleich z.B. zu einer alleinerziehenden Mutter mit drei Kindern, die vlt. nichts lieber täte, als mal auf der Couch zu liegen und ein Buch zu lesen) hat mir geholfen. Ist nicht immer einfach und es gelingt nicht immer, keine Frage, aber es ist auch eine Entwicklung. Je mehr ich mich geliebt habe und selbstbewusster wurde, desto weniger einsame Phasen hatte ich.

2. Mehrere "Standbeine/Säulen" aufbauen (das ist auch ein Prozess und geht nicht von heute auf morgen), so dass man nicht nur auf "eines" fokussiert ist. Überlege Dir, was Du gerne machen möchtest... es muss ja kein Verein sein, es gibt Ehrenämter (ich habe damals eine Ausbildung als ehrenamtliche Hospizbegleiterin gemacht), Nebenjob (hatte ich mir gesucht), Thai-Massage, Lesekreise, Online-Webinare, VHS Kurse, Online Chats,... es gibt viele Möglichkeiten für Spontanität und Unverbindlichkeit ohne gleich in einen Verein zu gehen. Vlt. schreibst Du einfach mal auf (wenn es Dir "gut" geht), was Dir Freude bereitet und schaust, wie Du das in Kombi mit Menschen verknüpfen kannst.
Was ich auch getan habe ist, dass ich darüber gesprochen habe. Ich habe Menschen gesagt, dass ich mich oft einsam fühle. Da kam auch das Angebot, dass ich mich jederzeit melden und vorbeikommen kann....

Vlt. ist ja ein Impuls dabei der Dich unterstützen kann... ich drücke Dir die Daumen udn wünsche Dir wenige einsame Zeiten.

VG
Tröte
"But these stories don't mean anything, when you got no one to tell them to. It's true, I was made for you "

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Thread-EröffnerIn
Chani
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Beitrag Di., 15.11.2022, 13:05

Hallo Ihre Beiden,

lieben Dank für eure Antworten!!!

Wenn ich über eure Posts so nachdenke, ist mein Problem wahrscheinlich, dass ich in diesen Phasen irgendwie geistig unflexibel bin, zu schnell frustriert und gute Ansätze auch einfach wieder in meinem Gedankenwirrwarr vergesse.

Insofern muss ich tatsächlich mal eine Liste machen und die Punkte dann auch wirklich aufschreiben, um den Faden nicht wieder zu verlieren. Gerade mache ich nämlich genau das Gegenteil und erstelle in meinem Kummer oft unbewusst in Gedanken eine "Best of Liste", was ich jetzt gerne alles mit meinen Freunden unternehmen würde, wie einfach mal wieder gemeinsam ausgehen oder übers Wochende wegfahren.

Ich versuche mal ein paar Dinge aufzuschreiben, bei denen ich unter Menschen komme und die mir auch tatsächlich Spaß machen. Auch wenn dabei die Chance neue Kontakte zu knüpfen vielleicht nicht ganz so hoch ist, wie bei einem Vereinshobby. Vielleicht bringt das mehr Gelassenheit, aber auch Kontinuität in die Sache.

Über Nebenjob und Ehrenamt, witzigerweise auch Hospizbegleitung, habe ich auch schon oft nachgedacht. Bin aber über das Google-Stadium letztendlich nicht hinausgekommen, weil es dann immer den ein oder anderen Haken gab. Ich gebe echt zu schnell auf. Die beiden Punkte kommt ganz oben auf die Liste.

@Tröte
Wie oft warst du denn bei der Hospizbegleitung pro Woche bzw. Monat im Einsatz? Und wie lange benötigt so eine Ausbildung?

Vielen Dank für euren Input! Jetzt habe ich mal einen Ansatzpunkt. :!!:

Grüße aus der Mittagspause
Chani

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Tröte
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Beitrag Di., 15.11.2022, 16:04

Hallo Chani,
ich habe mir damals eine Art "Notfall"-Liste gemacht, auf der Dinge standen, die mir gut tun und die ich gerne mache. Vlt. hilft Dir das auch, einfach etwas aufzuschreiben und das im "Einsamkeits-Notfall" anzuwenden?

Wegen Hospizbewegung....die Ausbildung hat etwa ein Jahr gedauert (mit regelmässigen Terminen, ca. 1. Woche)...die Begleitung selbst ist insoweit flexibel, dass Du Zeit und Tage angibst, wann Du kannst und Dir vorher auch anschauen kannst, ob Du die Begleitung übernehmen möchtest (so war es zumindest bei mir, ich mache keine Begleitungen mehr aktuell).... es ist ja auch nicht so, dass man nur mit Menschen in der finalen Phase zu tun hat, sondern man hat ja z.B. auch kurze Einsätze, wo die Frau nur mal kurz zum Friseur möchte oder der Erkrankte Unterstützung beim Einkaufen/Spazierengehen,... benötigt.

VG
Tröte
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Chani
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Beitrag Mi., 16.11.2022, 15:45

Danke Tröte für die Infos! Da muss ich mich mal einlesen.

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leuchtturm
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Beitrag Fr., 18.11.2022, 16:08

Chani, ich hätte mehrere Fragen an dich, die du natürlich nicht hier beantworten musst; einfach so zum Nachdenken:

1. Was genau verbindet dich mit deinen Freunden? Sind das ehemalige Sandkastenfreundschaften, oder Freundschaften, die aus einer gemeinsamen Situation entstanden sind ?(z.B. Krabbelgruppe, als die Kinder klein waren)

2. Was meinst du mit, du würdest lieber spontan etwas unternehmen, nicht im Verein? Auch im Verein gibt es spontane Begegnungen, doch du meinst wahrscheinlich regelmäßige Treffen zu bestimmten Zeiten, richtig?

3. Wenn du überlegst: "Jetzt würde ich gerne mit Freund XA dieses oder jenes machen": in welcher Situation befindest du dich dann? Kommst du z.B.von der Arbeit nach Hause in eine leere Wohnung? Warst du dann schon mehrere Tage ohne Kontakt zur Außenwelt?
Rufst du dann denjenigen an?

4. Kannst du die Haken benennen, die dir in den Sinn kommen, wenn du an z.B. VHS Kurse oder Sportaktivitäten nachdenkst?

Vileleicht kommst du deiner eigenen Stimmung so ein bisschen auf die Spur ;)

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Silberfarben
neu an Bo(a)rd!
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Beitrag Sa., 19.11.2022, 16:06

Hallo Chani,

wäre vielleicht ein Haustier etwas für Dich?

Ich habe mir vor 2 Jahren einen Hund aus dem Tierschutz geholt und muss sagen, dass ich seitdem nur noch selten unter Einsamkeitsgefühlen leide. Natürlich hat man auch Verantwortung und ist nicht ganz ungebunden, aber für mich war es das Richtige und ich empfinde es oft als großes Glück.

Wenn man das denn will, kann man mit Hund bei den Spaziergängen auch sehr leicht neue Menschen kennenlernen und ins Gespräch kommen.

Ansonsten vielleicht mal auf Entdeckungsreise gehen, etwas Neues ausprobieren, vielleicht erst mal nur ein Bildungsurlaub oder sowas. Ich bin auch überhaupt kein Vereinstyp, habe aber über einen Bildungsurlaub und dem intensiven Zusammensein mit einer Gruppe schon nette neue Menschen kennengelernt und danach gab es noch länger Zeit nette Treffen in einer kleinen Runde.

Ich drücke Dir die Daumen, dass Du etwas Schönes für Dich entdeckst!

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Chani
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Beitrag So., 20.11.2022, 10:54

Hallo Leuchtturm und Silberfarben,

vielen Dank für eure Antworten und die Denkanstöße.

Am meisten fehlt mir momentan eigentlich gemeinsam etwas zu erleben und zu unternehmen, also im Grunde bei der Freizeit- und Wochenendplanung. Mal einen Ausflug machen, Essen gehen, Cocktails trinken, Kino, Spazieren gehen etc.

Zwei Freundinnen sind nochmal spät Mutter geworden, eine hat in eine Vollzeitstelle gewechselt, ein andere hat mit psychischen Problemen zu kämpfen. Irgendwie alle an der Belastungsgrenze. Wenn wir uns dann mal treffen, bin ich derzeit oft der Kummerkasten. Ich helfe immer gerne, aber momentan wird mir das selbst zuviel und belastet mich. Dieses Einbahnstraßengefühl trägt sehr zu meiner Einsamkeit bei.

Ich habe mir aber ein eure Vorschläge notiert und mich auch beim Fitnessstudio angemeldet. Gruppenreise, Kochkurs, Lesezirkel... finde ich auch super. Danke!!

Im Bereich 'Vereinshobby' habe ich nie etwas gefunden, dass mir dauerhaft Spaß macht. Das fühlt sich dann schnell nach einer weiteren Verpflichtung an, so als müsste man nach der Arbeit noch etwas 'leisten'. Unter der Woche komme ich an vier Tagen auch erst spät von der Arbeit. Bei weiteren dauerhaften Terminen, bekomme ich Platzangst und ich habe ja auch noch meine Familie.

Aber solche Aktivitäten, wie Lesezirkel finden ja in größeren Abständen statt oder auch Kochkurs, den man dann nur für eine 'Saison' macht.

Mir ist mittlerweile auch noch eine Sache aufgegangen... Ich habe ja meine kleine Familie und ein Katze, gehe zur Arbeit und habe da auch Kontakte zur 'Außenwelt'. Wahrscheinlich bekomme ich einfach sehr leicht dieses Hamsterrad-Gefühl, wenn das Leben etwas stiller wird. Ursprünglich komme ich aus einer Großfamilie, da war immer Action und Chaos, ob man wollte oder nicht. Das scheint immer noch meine normale Betriebstemperatur zu sein, obwohl sich die Umstände geändert haben.

Mal sehen, erstmal gehe ich das mit dem Fitnessstudio an, damit ich hoffentlich auch wieder besser schlafe. Dann schaue ich mal nach einem Kochkurs...

Liebe Grüße an euch alle und nochmal Dankeschön für die vielen Tipps!!! :)

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Chani
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Beitrag So., 20.11.2022, 16:38

Beim Thema Familie gibt es noch ein Thema, das mich immer wieder beschäftigt, das ich aber gerne verdränge. Meine Eltern und Großeltern sind bereits verstorben. Bei meinem Mann ist es genauso. Wir sind unserem Umfeld die erste Familie, bei der das so ist. Das ist auch so ein Ding, das ich mit niemandem besprechen kann und mich oft einsam macht.

Dabei geht es nicht um akute Trauerbewältigung. Eher wie man mit dieser Leerstelle umgeht, insbesondere in einem Umfeld, wo andere davon nicht davon betroffen sind. Es sind so viele Kleinigkeiten im Alltag, die einfach anders laufen, wenn die 'ältere Generation' gar nicht mehr greifbar ist. Weiß gerade nicht, wie ich das beschreiben soll...

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sebi
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Beitrag So., 20.11.2022, 16:44

Chani hat geschrieben: So., 20.11.2022, 16:38 wenn die 'ältere Generation' gar nicht mehr greifbar ist. Weiß gerade nicht, wie ich das beschreiben soll...
Weil es dich an deine eigene Endlichkeit erinnert? Als meine Mutter in die andere Welt gegangen ist, als Letzte der Vorhergegangenen, spürte ich ganz heftig, ich gehöre der nächsten Generation ab, die geht.
"Jeder Mensch sucht nach Halt. Dabei liegt der einzige Halt im Loslassen." Hape Kerkeling

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Fairness
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Beitrag So., 20.11.2022, 17:48

Chani, ich lese Deinen Thread und vor allem Dein letzter Beitrag hat mich berührt. Ich habe hin und wieder vor mir Vorstellung einer Situation wie Du Deine beschreibst und entsprechende Gedanken beschäftigen mich dann in solchen Momenten auch. Mir kamen gleich Tiefe und Geborgenheit in den Sinn, als das, worum es gehen könnte...

Du schriebst von Freundschaften, wie ist das - seid ihr euch nah? Ich kenne das so, dass nahe Menschen phasenweise weniger erreichbar sein können - aber das ändert sich dann auch wieder, wenn sich die Umstände im Leben ändern und sie wieder mehr Raum zu teilen haben..

Ich weiß es, es gibt das auch später im Leben, dass neue nahe Beziehungen entstehen... Die Voraussetzung der freunschaftlichen Liebe kann da sein, doch sie wächst und festigt sich erst mit der Zeit, welche wir Menschen zusammen verbringen.

Und vielleicht ist es das, was Du brauchst? Zu überlegen, was genau Dir wichtig ist und dann die Geduld mitbringen, so dass die Möglichkeit entsteht, die Nähe aufzubauen - weitere Freunde kennenlernen, welche ähnlich gestrickt sind, wie Du?
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Chani
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Beitrag So., 20.11.2022, 23:13

Hallo Fairness und sebi,

auch euch ganz lieben Dank für eure Worte. Da kamen mir ein bißchen die Tränen...
sebi hat geschrieben: So., 20.11.2022, 16:44 Weil es dich an deine eigene Endlichkeit erinnert? Als meine Mutter in die andere Welt gegangen ist, als Letzte der Vorhergegangenen, spürte ich ganz heftig, ich gehöre der nächsten Generation ab, die geht.
Der Tod der eigenen Eltern führt einem die eigene Sterblichkeit nochmal viel stärker vor Augen, das stimmt! Das Leben wirkt auf einmal zerbrechlicher, nicht mehr so selbstverständlich.
Fairness hat geschrieben: So., 20.11.2022, 17:48 Mir kamen gleich Tiefe und Geborgenheit in den Sinn, als das, worum es gehen könnte...
Und auch das stimmt. Das Sicherheitsnetz ist weg und man ist komplett auf sich selbst zurückgeworfen. Die Eltern fehlen als Großeltern für das eigene Kind... Ein Teil der Erinnerungen verschwindet mit ihnen... Familientraditionen fallen weg... Das Zuhause der Kindheitstage bewohnt jetzt jemand anders...

Obwohl wir nicht immer das beste Verhältnis hatten, hat mein Vater mir gerade dieses Jahr als Gesprächspartner gefehlt. Er hat immer irrsinnig viel gelesen, viel Nachrichten geschaut und sich mit Politik beschäftigt.
Fairness hat geschrieben: So., 20.11.2022, 17:48 Du schriebst von Freundschaften, wie ist das - seid ihr euch nah? Ich kenne das so, dass nahe Menschen phasenweise weniger erreichbar sein können - aber das ändert sich dann auch wieder, wenn sich die Umstände im Leben ändern und sie wieder mehr Raum zu teilen haben..
Über solche Them kann ich nur mit einer Freundin gut sprechen, die sich aber gerade sehr zurückgezogen hat und selbst sehr belastet ist. Die fehlt mir sehr! Mit den anderen ist das nicht so möglich. Die sind innerlich noch so weit weg von diesen Themen. Wenn ich solche Themen anschneide, können die gar nicht soviel damit anfangen bzw. sich auch nicht so gut hineinfühlen. Das ist ja auch verständlich.

Geduld und Haltung bewahren ist echt das Stichwort. Wie eingangs erwähnt, das fällt mir oft schwer.

Der Austausch hier hilft mir sehr! Danke euch allen!!!

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Fairness
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Beitrag Mo., 21.11.2022, 21:32

Chani hat geschrieben: So., 20.11.2022, 23:13 Das Sicherheitsnetz ist weg und man ist komplett auf sich selbst zurückgeworfen.
Das liest sich traurig, wie Du es beschreibst - vielleicht, wenn Du weiter nachspürst, würdest Du feststellen, dass es ein Sicherheitsnetz gäbe, wenn Du es wirklich bräuchtest.. Manchmal findet man ihn in einem wirklich kritischen Moment auch bei Unbekannten..

Meine Großeltern sind verstorben.. ich erinnere mich hin und wieder an unsere Zeit zusammen, wie wir für einander (nicht) da sein konnten, denke über ihr Leben nach oder erinnere mich an ihre Blicke, ihre Augen, oder wir reden in der Familie über sie.. Es macht mich dann traurig, dass sie nicht mehr mit uns sind, und gleichzeitig bringt es sie mir für den Moment wieder näher, das wärmt.. kennst Du das auch so?

Hast Du vielleicht Geschwister, Cousinen oder andere Verwandte, mit welchen Du reden könntest? Und, könnt Du und Dein Mann mit einander gut reden..?
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Beitrag Mo., 21.11.2022, 22:36

Chani hat geschrieben: So., 20.11.2022, 23:13 Obwohl wir nicht immer das beste Verhältnis hatten, hat mein Vater mir gerade dieses Jahr als Gesprächspartner gefehlt. Er hat immer irrsinnig viel gelesen, viel Nachrichten geschaut und sich mit Politik beschäftigt.
Liest Du selbst auch gern? :)

Möglicherweise trägst Du mit Dir die Werte, welche zur Grundlage seiner Eindrücke gehört haben, und welche Du auch schätzt und sie Dir selbst im Leben eine weitere Orientierung bieten können.. ich merke das auch bei mir, wie ich auch nach Werten lebe, welche meine Familie schätzt - und das äußert sich zum Teil auch in dem, wie ich die politischen Entwicklungen einschätze.
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