Der Therapeut als Vaterfigur
Der Therapeut als Vaterfigur
Hallo, liebe Forummitglieder!
ich war in einer psychotherapeutischen Behandlung wegen meiner Angststörung. Irgendwann während der Therapie merkte ich, dass ich Gefühle für den Therapeuten habe. Es war nichts sexuelles; ich sah in ihm den Traumvater, den ich mir immer gewünscht habe. Außerdem passt es auch vom Alter her, der Therapeut ist 29 Jahre älter als ich.
Zu meinem eigenen Vater hatte ich ein sehr schlechtes Verhältnis: Er war kritisierend, abweisend, abwertend, lachte mich oft aus und beleidigte mich.
Der Therapeut ist genau das Gegenteil von meinem Vater: ruhig, gelassen, empathisch, wohlwollend (ja, ich weiß, dass das sein Job ist).
Meine Gefühle hab ich damals auch thematisiert, er reagierte irgendwie "warm", also professionell warm, erklärte mir die Geschichte mit Übertragung, wir haben darüber geredet und mir ging es besser.
Bis letzte Woche, da hatte ich eine Stunde bei ihm und es kamen alle Gefühle wieder hoch. Gesagt habe ich es nicht, weil ich wegen was anderem da war. Jetzt muss ich bis zur nächsten Sitzung warten.
Hat jemand eine ähnliche Erfahrung, wie meistert ihr das?
Viele Grüße
ich war in einer psychotherapeutischen Behandlung wegen meiner Angststörung. Irgendwann während der Therapie merkte ich, dass ich Gefühle für den Therapeuten habe. Es war nichts sexuelles; ich sah in ihm den Traumvater, den ich mir immer gewünscht habe. Außerdem passt es auch vom Alter her, der Therapeut ist 29 Jahre älter als ich.
Zu meinem eigenen Vater hatte ich ein sehr schlechtes Verhältnis: Er war kritisierend, abweisend, abwertend, lachte mich oft aus und beleidigte mich.
Der Therapeut ist genau das Gegenteil von meinem Vater: ruhig, gelassen, empathisch, wohlwollend (ja, ich weiß, dass das sein Job ist).
Meine Gefühle hab ich damals auch thematisiert, er reagierte irgendwie "warm", also professionell warm, erklärte mir die Geschichte mit Übertragung, wir haben darüber geredet und mir ging es besser.
Bis letzte Woche, da hatte ich eine Stunde bei ihm und es kamen alle Gefühle wieder hoch. Gesagt habe ich es nicht, weil ich wegen was anderem da war. Jetzt muss ich bis zur nächsten Sitzung warten.
Hat jemand eine ähnliche Erfahrung, wie meistert ihr das?
Viele Grüße
"Sich selbst zu lieben - ist der Beginn einer lebenslanger Romanze"
Oscar Wilde
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Zwischen der Analytikerin und mir herrscht ganz klar eine Mutter-Tochter-Übertragung. Mir hats geholfen. Sie hat mich wirklich groß gezogen durch emotionale Nahrung. Wenn ich an eine Art Kindheit denke, dann habe ich jetzt eine: Die im analytischen Raum bei ihr. Ich bin bei ihr herangewachsen und wachse noch. Ich befinde mich nicht mehr im Kindheitsstadium. Ich bin dadurch in vielem sehr unabhängig geworden, weil ich viel gesünder bin. Hast du den Eindruck, dass es hinderlich ist für dich? Klingt so, als wäre das schlimm für dich.
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer
Jein)
Es ist nicht schlimm, nur hat es mich bei der Sitzung überrascht, dass die Gefühle (noch) nicht weg sind...
Es ist nicht schlimm, nur hat es mich bei der Sitzung überrascht, dass die Gefühle (noch) nicht weg sind...
"Sich selbst zu lieben - ist der Beginn einer lebenslanger Romanze"
Oscar Wilde
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Natusik, warum sollen diese Gefühle weggehen?
LG candle
Now I know how the bunny runs!
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Philosophia,
du schreibst "Zwischen der Analytikerin und mir". Heißt das, sie sieht in dir die Tochter?
Mein Therapeut sagte zu mir, dass er in mir die Patientin sieht. Und er meinte noch, falls er nicht mein Therapeut wäre, dann sähe er in mir eine Frau und keine Tochter
du schreibst "Zwischen der Analytikerin und mir". Heißt das, sie sieht in dir die Tochter?
Mein Therapeut sagte zu mir, dass er in mir die Patientin sieht. Und er meinte noch, falls er nicht mein Therapeut wäre, dann sähe er in mir eine Frau und keine Tochter
"Sich selbst zu lieben - ist der Beginn einer lebenslanger Romanze"
Oscar Wilde
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Candle,
weil es wehtut zu realisieren, er wird nie mein Vater, sondern "nur" der Therapeut.
Ich meine, ich war so sicher, dass es vorbei ist und da war ich letzte Woche und nichts ist vorbei.
Weißt du, am liebsten hätte ich ihm gesagt: "Papa, ich hab dich so vermisst!" Oh Gott, jetzt blamiere ich mich hier, aber das war wirklich so.
Sag ich ihm auch nächstes Mal...
LG
weil es wehtut zu realisieren, er wird nie mein Vater, sondern "nur" der Therapeut.
Ich meine, ich war so sicher, dass es vorbei ist und da war ich letzte Woche und nichts ist vorbei.
Weißt du, am liebsten hätte ich ihm gesagt: "Papa, ich hab dich so vermisst!" Oh Gott, jetzt blamiere ich mich hier, aber das war wirklich so.
Sag ich ihm auch nächstes Mal...
LG
"Sich selbst zu lieben - ist der Beginn einer lebenslanger Romanze"
Oscar Wilde
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Du wirst es sicher schaffen aus diesem Schmerz herauszuwachsen und dann fühlt es sich ganz toll an!
candle
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Now I know how the bunny runs!
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Ich finde das nicht peinlich, sondern ehrlich. Da gibt es eine Sehnsucht in dir, die nicht gestillt wurde, klar dass du so fühlst.
Und natürlich ist es schmerzhaft, dass zu fühlen. Von daher ist es mutig das in Therapie anzusprechen.
Peppermint Patty,
das sagte auch der Therapeut, dass ich diese Sehnsucht in mir habe... Ich wünschte mir, er hätte gesagt, dass er in mir auch die Tochter sieht. Stattdessen kam nur "die Patientin".
das sagte auch der Therapeut, dass ich diese Sehnsucht in mir habe... Ich wünschte mir, er hätte gesagt, dass er in mir auch die Tochter sieht. Stattdessen kam nur "die Patientin".
"Sich selbst zu lieben - ist der Beginn einer lebenslanger Romanze"
Oscar Wilde
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Das war ganz bestimmt KEINE Abwertung deiner Person. Er ist quasi in der Realität geblieben. Das ist sein Job (ich weiß das sind nicht die Worte, die du gerne hören möchtest) UND er schützt dich damit. Würde er dich ebenfalls als Tochter ersehnen, würdet ihr euch möglicherweise miteinander verstricken, und die Therapie missbräuchlich und damit schädlich für dich werden.
Es ist also, so schön sich anderes anfühlt, in deinem Sinn dich als Patientin zu sehen, der er helfen möchte.
Das heißt aber nicht, dass er dich nicht mögen oder nicht gerne mit dir arbeiten möchte und dir nicht wirklich gerne etwas auf den Weg mitgeben möchte. Letzteres ist doch auch etwas was liebende Eltern - Väter - tun, oder nicht?
Es ist also, so schön sich anderes anfühlt, in deinem Sinn dich als Patientin zu sehen, der er helfen möchte.
Das heißt aber nicht, dass er dich nicht mögen oder nicht gerne mit dir arbeiten möchte und dir nicht wirklich gerne etwas auf den Weg mitgeben möchte. Letzteres ist doch auch etwas was liebende Eltern - Väter - tun, oder nicht?
"Nur" die Patientin? Nicht ganz. Es kam auch noch, dass er eine Frau sieht. So, wie das andere Leute auch tun, wenn sie dich sehen. Das finde ich eigentlich ganz wunderbar. Das liegt sicher mit an meiner persönlichen Geschichte, aber als Frau wahrgenommen zu werden, mit allem was Männer evtl. so denken, wenn sie eine Frau sehen, das passt bei mir halt nicht zum Selbstbild eines in jeder Hinsicht ungenügenden Wesens. Und wäre daher erstmal merkwürdig, nachdenkenswert, und irgendwie schön. Es hat etwas aufwertendes. Weil es so normal klingt.
Mein erster Therapeut hat mal Kinderfotos von mir gesehen und hat dazu gesagt, ich sah einer seiner eigenen Töchter in dem Alter extrem ähnlich. Das fand ich nicht passend. Er war zwar älter als ich, aber dafür nun eher nicht alt genug. Und ich habe ihn niemals als jemanden wahrgenommen, den ich mir als Vorbild ausgesucht hätte. So stelle ich mir aber einen Vater vor. Als jemanden, der kompetenter ist als ich, zumindest bei wesentlichen Lebensfragen. Mein eigener war das leider nicht, als ich noch Bedarf hatte, einen Vater zu haben.
Mein erster Therapeut hat mal Kinderfotos von mir gesehen und hat dazu gesagt, ich sah einer seiner eigenen Töchter in dem Alter extrem ähnlich. Das fand ich nicht passend. Er war zwar älter als ich, aber dafür nun eher nicht alt genug. Und ich habe ihn niemals als jemanden wahrgenommen, den ich mir als Vorbild ausgesucht hätte. So stelle ich mir aber einen Vater vor. Als jemanden, der kompetenter ist als ich, zumindest bei wesentlichen Lebensfragen. Mein eigener war das leider nicht, als ich noch Bedarf hatte, einen Vater zu haben.
Peppermint Patty,
die Therapie ist vorbei, ich nehme jetzt noch ab und zu Stunden bei ihm. Damit bin ich komischerweise ganz gut zurechtgekommen, dass ich ihn viel seltener sehe.
Und letzte Woche saß ich da und da war ich sowieso psychisch am Ende (weil bei meinem Mann Krebsverdacht geäußert wurde, hat sich zum Glück nicht bewahrheitet ). Ich weinte in der ersten halben Stunde nur und bei der nächsten Sitzung (ein paar Tage später), als sich herausstellte, dass mein Mann keinen Krebs hat, hat sich der Therapeut so gefreut und mir gesagt, dass er sich auch Sorgen gemacht hatte, waren meine Gefühle dem Therapeuten gegenüber wieder da.
LG
die Therapie ist vorbei, ich nehme jetzt noch ab und zu Stunden bei ihm. Damit bin ich komischerweise ganz gut zurechtgekommen, dass ich ihn viel seltener sehe.
Und letzte Woche saß ich da und da war ich sowieso psychisch am Ende (weil bei meinem Mann Krebsverdacht geäußert wurde, hat sich zum Glück nicht bewahrheitet ). Ich weinte in der ersten halben Stunde nur und bei der nächsten Sitzung (ein paar Tage später), als sich herausstellte, dass mein Mann keinen Krebs hat, hat sich der Therapeut so gefreut und mir gesagt, dass er sich auch Sorgen gemacht hatte, waren meine Gefühle dem Therapeuten gegenüber wieder da.
LG
"Sich selbst zu lieben - ist der Beginn einer lebenslanger Romanze"
Oscar Wilde
Oscar Wilde
Montana,
Darf ich mal fragen, wieso du es nicht so gut fandest, dass du seiner Tochter in der Kindheit ähnlich ausgesehen hast?
Das ist zwar merkwürdig, aber mein Therapeut hat eine gewisse äußere Ähnlichkeit mit meinem Vater
Darf ich mal fragen, wieso du es nicht so gut fandest, dass du seiner Tochter in der Kindheit ähnlich ausgesehen hast?
Das ist zwar merkwürdig, aber mein Therapeut hat eine gewisse äußere Ähnlichkeit mit meinem Vater
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Oscar Wilde
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Okay.
Aber auch in dieser Situation zeigt dein Therapeut Anteilnahme, Sorge, Mitgefühl. Diese Gefühle für dich sind ja echt. Er muss also nicht dein Vater sein, um dir emotional etwas zu geben. Natürlich möchte man sich eine solche Zuneigung gerne erhalten. Das kannst du auch - in deinem Herzen. Nur weil die Therapie jetzt wohl eher vorbei zu sein scheint, trägst du diese Erfahrungen immer mit dir.
Und sie ermöglichen dir evtl auch dich mehr im Außen nach tragenden und liebevollen Beziehungen zu schauen, oder bestehende zu verändern.
Aber auch in dieser Situation zeigt dein Therapeut Anteilnahme, Sorge, Mitgefühl. Diese Gefühle für dich sind ja echt. Er muss also nicht dein Vater sein, um dir emotional etwas zu geben. Natürlich möchte man sich eine solche Zuneigung gerne erhalten. Das kannst du auch - in deinem Herzen. Nur weil die Therapie jetzt wohl eher vorbei zu sein scheint, trägst du diese Erfahrungen immer mit dir.
Und sie ermöglichen dir evtl auch dich mehr im Außen nach tragenden und liebevollen Beziehungen zu schauen, oder bestehende zu verändern.
Peppermint Patty,
das war mir klar, dass er nur als Therapeut sich Sorgen gemacht hat. Nichtsdestotrotz löste es in mir wieder die alten Gefühle aus. Höchstwahrscheinlich waren die Gefühle auch nicht weg, sondern nur in einem Tiefschlaf)
LG
das war mir klar, dass er nur als Therapeut sich Sorgen gemacht hat. Nichtsdestotrotz löste es in mir wieder die alten Gefühle aus. Höchstwahrscheinlich waren die Gefühle auch nicht weg, sondern nur in einem Tiefschlaf)
LG
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Oscar Wilde
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