Therapeut in die Augen schauen

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Gespensterkind
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Therapeut in die Augen schauen

Beitrag Sa., 25.06.2022, 11:19

Da ich es mittlerweile bereits in einigen Beiträgen erwähnt habe, mache ich daraus nun ein eigenes Thema auf:
Es geht darum, dass mein Therapeut meint, es könnte für mich hilfreich sein, wenn ich ihn wenigstens ab und zu mal in der Stunde anschauen würde.
Hilfreich dabei, mehr Halt zu haben, mich im Hier zu orientieren, nicht so sehr von den Stimmen der anderen überrollt zu werden, mehr da und in der Stunde zu bleiben.

Fakt ist, dass ich ihn überhaupt nicht anschaue. Überhaupt gar nicht, nie.
Fakt ist auch, dass ich tatsächlich merke, dass ich oft den Halt verliere oder völlig geflasht bin von Stimmen, Bildern etc. aus denen ich dann ganz schlecht rauskomme.

Trotzdem ist es in mir wie ein „innerliches Verbot“, jemanden anzuschauen. Es ist und war in dem Kreis, in dem ich aufgewachsen bin gegen Strafe verboten, dass ich jemandem in die Augen schaue.

Das heißt: eigentlich würde ich es vielleicht gern tun und mich trauen, vielleicht wäre es wirklich hilfreich, auf der anderen Seite gilt dieses Verbot und ich schaffe es nicht, mich dem zu widersetzen. Ich habe Angst davor.

Was meint ihr dazu? Und wie war/ist das bei euch?
Ich freue mich sehr über jede Rückmeldung.

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lisbeth
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Beitrag Sa., 25.06.2022, 11:31

Ich hatte damit vor allem als Kind und als ich jünger war große Probleme. Das ging über "normale" Schüchternheit weit hinaus. Heute weiß ich: ich habe mich damit selbst geschützt, denn in die Augen schauen stellt Kontakt her, zum anderen aber auch zu sich selbst. Beides war früher zu gefährlich, weil ich mich dann auch gespürt hätte und mitbekommen hätte, wie schräg das System ist, in dem ich aufgewachsen bin. Und Kontakt zum anderen war gefährlich, weil die ja hätten mitbekommen können, was *wirklich* mit mir los ist.

Ich glaube dein Therapeut hat Recht damit, dass es für dich hilfreich sein könnte.
Und: Er schlägt es ja vor. Er zwingt dich ja nicht. Und: Das soll ja kein Wettbewerb werden, wer den anderen länger anstarren kann, ohne weg zu schauen, oder?

Vielleicht kannst du anfangen zu üben, ihn kurz anzuschauen? Und dir die Erlaubnis geben, dass du jederzeit (!) auch wieder wegschauen kannst. So ein bisschen wie den Fuß ins Wasser halten - das heißt ja auch nicht, dass du sofort den Ärmelkanal schwimmend durchqueren musst. Sondern du hältst den Fuß erstmal rein und schaust, wie sich das anfühlt. Immer wieder. Und: Sprich mit dem Therapeuten darüber, wie das für dich ist, was das mit dir macht, welche Impulse dabei entstehen, welche Gedanken oder Stimmen auftauchen. Oder vielleicht könnt ihr das auch spielerisch machen? Kleine Kinder machen ja diese Kuckuck-Versteckspiele, dass sie sich die Augen zuhalten, das geht ja auch anders rum: Du schaust ihn an und kannst dir dann ganz schnell die Augen zuhalten, damit es nicht zulange wird und damit bist du ja dann auch erstmal "weg"... Nur so eine Idee, um dem Ganzen die Schwere zu nehmen...
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott

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MerleX
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Beitrag Sa., 25.06.2022, 12:46

Ich persönlich habe keine Probleme damit, meinem Gegenüber in die Augen zu sehen, aber ich habe natürlich andere Bereiche, bei denen ich irrational reagiere oder etwas nicht „kann“, wofür es keine vernünftige Erklärung gibt.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es mich nicht weiterführt solche „Übungen“ zu machen. Es gibt dann zwar durchaus den ein oder anderen Erfolg, die aber nicht wirklich von Dauer waren. Ich bin deshalb dazu übergegangen, eher meine Neugier oder meine Lust zu „suchen“ und dieses Gefühl zu „brüten“, bis ich dann - irgendwann - bereit bin, das alte innere Verbot zu übertreten und quasi zu sprengen.

In deinem Fall würde ich mir einfach zunächst nur mal vorstellen, wie ich dem Therapeuten in die Augen sehe (oder mir vorstellen, ich würde durch die Finger blinzeln, wie Lisbeth vorgeschlagen hat). Dabei würde ich in mich hineinfühlen, ob auch ein wenig Neugier dabei auftaucht oder eine Vorfreude, das vielleicht irgendwann mal auszuprobieren.
Solange die Beklemmung oder Furcht überwiegen, würde ich es mir ganz offen erlauben, es vorläufig nicht zu „können“ (sich selbst gegenüber großzügig und offen zu sein, halte ich als ersten Schritt für sehr wichtig, um später in direkten Kontakt treten zu können)
Zuletzt geändert von MerleX am Sa., 25.06.2022, 12:54, insgesamt 1-mal geändert.

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chrysokoll
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Beitrag Sa., 25.06.2022, 12:51

Gespensterkind hat geschrieben: Sa., 25.06.2022, 11:19
Fakt ist, dass ich ihn überhaupt nicht anschaue. Überhaupt gar nicht, nie.
Fakt ist auch, dass ich tatsächlich merke, dass ich oft den Halt verliere oder völlig geflasht bin von Stimmen, Bildern etc. aus denen ich dann ganz schlecht rauskomme.
gibt es etwas das dir helfen könnte ihm in die Augen zu sehen, erstmal nur ganz kurz, eine Sekunde, zum ausprobieren?

Vielleicht im Stehen? Am anderen Ende des Raums? Mit etwas das du zur Sicherheit in der Hand hältst?

Kennst du Übungen die dir vielleicht helfen präsent zu bleiben?
Da gibt es viele Vorschläge, was da für dich passen könnte sollte dein Therapeut mit dir herausfinden und es dir langsam ermöglichen das vorsichtig auszuprobieren

Es lohnt sich zu versuchen den Halt wieder zu erlangen! Therapie ist auch nicht möglich wenn du völlig "weg" bist oder überflutet wirst

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Gespensterkind
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Beitrag Sa., 25.06.2022, 13:47

Vielen lieben Dank für eure Antworten. Ich schreibe gerade am Smartphone, deshalb geht es mit dem Zitieren nicht so gut und ich werde so darauf antworten.

@ lisbeth: ja, das trifft es für mich gefühlt exakt! In die Augen schauen ist viel zu viel Kontakt und Nähe. Zu viel gesehen werden. Zu viel Gefahr und Verletzlichkeit. Dabei ist es fast schlimmer, dass er mich dann vielleicht mehr sieht als ich ihn. Aber er ist nicht damit einverstanden, die Augen selbst zuzumachen oder weg zu schauen. Das hatte ich ihm schon mal vorgeschlagen.
Das als Spiel nur für Sekunden zu probieren- ich kann mir das vielleicht vorstellen. Aber wenn ich anfange, in der Stunde darüber nachzudenken, dann geht es überhaupt nicht mehr.
Dann bekomme ich immer mehr Blockade davor. Ich müsste in die Stunde gehen und ihn ganz schnell anschauen, bevor ich es zerrede oder mir anders überlege.

@Merlex: ja, eigentlich will ich ihn schon gern mal anschauen weil ich das eigentlich probieren möchte, ob mir das wirklich hilft. Ich komme nur nicht über das „eigentlich will ich“ hinaus!

@chryso: ich habe ja verschiedene Spielsachen von mir/uns bei ihm aufbewahrt, auch dafür wenn andere vorne sind. Und ich habe ein Stofftier, hinter dem ich mich gern verstecke. Manchmal gibt er es mir schon von selbst in die Hand, wenn es schwierig wird, aber vielleicht wäre das mit dem Tier leichter.
Da wir ja auf dem Fußboden sitzen (mir zuliebe) legt mein Therapeut sich manchmal quer auf den Boden. Evtl könnte ich mir vorstellen, dass ich es dann eher versuchen könnte, ihn anzuschauen…
Ich werde versuchen, das beim nächsten Mal anzusprechen.

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LovisTochter
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Beitrag Sa., 25.06.2022, 13:54

Vielleicht muss es ja gar nicht direkt der riesen Schritt sein, ihm in die Augen zu schauen?

Könnte es eventuell klappen erst einmal nur bspw. die Schuhe kurz anzuschauen? In den Schuhen steckt der Therapeut drin, er ist also da, hier und heute. Wenn das nach einiger Zeit leichter wird, dann vielleicht mal gucken und überprüfen, dass der Therapeut auch Füße mit Beinen dran hat, die in den Schuhen stecken etc.

Ich habe Jahre gebraucht um die Therapeutin ansehen zu können und auch heute nicht gibt es Stunden, in denen es nur schlecht bis gar nicht gelingt. Dadurch ist es für mich auch heute noch schwer, sie zu halten. Mir ein Bild von ihr vor Augen rufen zu können. Ich weiß zwar, dass es sie gibt, aber sie verschwindet für mich dennoch jede Woche aufs neue.
Wer nicht auf seine Weise denkt, denkt überhaupt nicht. (Oscar Wilde)

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Winni
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Beitrag Sa., 25.06.2022, 14:01

Hallo Gespensterkind,
Gespensterkind hat geschrieben: Sa., 25.06.2022, 11:19 […]Fakt ist, dass ich ihn überhaupt nicht anschaue. Überhaupt gar nicht, nie […]
[…]Trotzdem ist es in mir wie ein „innerliches Verbot“, jemanden anzuschauen. Es ist und war in dem Kreis, in dem ich aufgewachsen bin gegen Strafe verboten, dass ich jemandem in die Augen schaue.[…]
Weiß Dein Therapeut von diesem „inneren Verbot“?
Betrifft das nur den Augenkontakt zu Deinem Thera, oder „darfst“ Du grundsätzlich niemandem in die Augen sehen?

Wenn das bisher nicht vordergründig Thema in der Therapie war, würde ich es unbedingt ansprechen. Es ist ja kein „Symptom“ anderer möglicher Probleme, sondern es hat eine eindeutig zu identifizierbare Ursache (Du wurdest fürs in-die-Augen-schauen bestraft).

Es muss sehr schmerzlich für Dich sein, etwas selbstverständliches nicht tun zu dürfen. Dieses Verbot so verankert zu haben, dass es sich verselbständigt hat. Aber dazu ist die Therapie da: zu lernen, selbst zu bestimmen was sein darf.

Eine Idee, die mir gerade einfällt: Du könntest zum Üben des Blickkontakts vielleicht einen kleinen Spiegel benutzen: Setz Dich mit dem Rücken zum Thera und schau ihn im Spiegel an. Damit könntest Du Dein Inneres Verbot umgehen - Du schaust ihn ja nicht direkt an 😉.

Alles Gute!
"An Ärger festhalten ist wie wenn Du an einem Stück
Kohle festhältst mit der Absicht, es nach jemandem zu werfen -
derjenige, der sich dabei verbrennt, bist Du selbst" (Buddha)

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Kreativus50
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Beitrag Sa., 25.06.2022, 14:31

Bei mir war es ganz, ganz lange in der Therapie so. Also Jahre. Und ist es immer noch und wieder.
Bestenfalls beim Reinkommen ein ganz flüchtiger Augenkontakt. Oder zwischendurch ein "Umherschwirren" mit meinen Augen und dann ganz kurz den Blick suchen. Mit ganz viel Angst. Sehen / gesehen werden. Wäre da überhaupt aushaltbar? Weil, das habe ich irgendwann gemerkt in mir, dass es eine Seite gibt, die den Blick und quasi also den Therapeuten "sucht".
Andersrum auch, wenn ich den Blick spüre. Da ist bei mir ganz extrem viel Scham; Scham überhaupt zu sein.

Wir üben das ganz oft in kleinen Zwischenschritten. Auch da geht's bei mir um Im-Hier-und-Jetzt bleiben, weil ich sehr schnell und oft dissoziere.
Eine Übung ist, dass der Thera sich verkehrtherum hinsetzt. Da merke ich, dass sich mein Nervensystem sofort entspannt. Und dann kann ich auch mal hinschauen (hatten wir erst letzte Stunde). Das war dann bei mir ein Erstaunen: ' Aha, da IST ja tatsächlich jemand - ich bin gar nicht alleine, obwohl ich mich so fühle. ' und auch ein ' Aha, SO sieht mein Therapeut also aus.'
Der nächste Übungsschritt ist dann, dass er sich - ausschließlich und nur auf mein Kommando 😉 - etwas zu mir dreht. Und ich beobachten, spüren soll, was das in mir auslöst. Und sobald es einen Millimeter zu viel ist, bitte ich ihn, sich wieder wegzudrehen. Und das löst bei mir enorm viel aus.
Hört sich vielleicht für manche(n) seltsam an. Meine Kritiker belächeln und beschimpfen uns auch dafür - so ein Sch... sei ja gar keine "richtige" Therapie und nur Unsinn. Mittlerweile bringe ich die, manchmal noch mit Unterstützung des Thera, auch zur Räson bzw. wir haben d intensiv untersucht, was die wollen und warum die das machen.

Der direkte Schritt bzw. die Bitte "versuchen sie mal, mich direkt anzuschauen" kam hier noch nicht. Für mich wäre der Schritt noch zu groß.

Das hier hat mir zum Verstehen auch enorm geholfen.

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Kreativus50
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Beitrag Sa., 25.06.2022, 14:41

Habe gerade die anderen Beiträge nachgelesen. Das ist für mich so spannend - und tröstlich, damit nicht alleine so zu sein.

Und Gespensterkind, ich musste grad lächeln bei Deiner Beschreibung: 'legt der Thera sich manchmal quer auf den Boden'
Hier auch so. Wir arbeiten auch oft auf dem Boden, in zwei Zimmern mit angelehnter Tür ohne Blickkontakt, draußen...
Ich empfinde das immer als so hilfreich, dieses Ausprobieren 'was mir gerade am besten hilft' .
Mein Respekt gilt den Theras, die mutig genug sind, das (natürlich in einem definierten Rahmen) mitzumachen, da mitzugehen.
Mein vorheriger Thera hat das Ausprobieren zwar mitgemacht und dann plötzlich ohne Erklärung und mit einer Überrumpelungstaktik einseitig entschieden, dass das beendet wird und so nicht geht. War mit ihm auch nicht besprechbar.
Er hat später sogar behauptet, das wäre alles gar nicht gewesen. Der hatte einfach selber "Angst" .

Also an dieser Stelle ein Dankeschön für das Thema und die Wortmeldungen :)

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Kreativus50
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Beitrag Sa., 25.06.2022, 14:52

Sorry, ich nochmal und schon wieder. Ich hab grad so Ideen...

Vielleicht eine: das aus Deinem Eingangsbeitrag mal szenisch darstellen >>> der Kreis, in dem Du aufgewachsen bist (einen Kreis mit einem Seil legen) >>> wie ist es, darin zu stehen/sitzen >>> darf jemand reingeholt werden >>> wie ist es, einen Schritt aus dem Kreis zu treten oder nur die Hand rauszuhalten >>> vielleicht einen zweiten Kreis für heute, Dein
eigenständiges Leben legen >>> wie ist es da drin ? ....

Eine Kontaktübung, die hier wesentlich weniger Angst triggert als Blickkontakt ist auch der Kontakt über ein laaaannnges Seil, wo jeder ein Ende hat. Vielleicht mal bissl dran ziehen >>> ist da wer?

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Candykills
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Beitrag Sa., 25.06.2022, 14:56

Ich würde das nicht erzwingen. Ich wusste die ersten 2-3 Jahre nicht wie meine Therapeutin aussieht, weil ich sie nicht angucken konnte. Von Blickkontakt will ich gar nicht anfangen.

Irgendwann war genug Vertrauen da, dass es zunehmend besser ging und heute ist es völlig normal zwischen uns, ich kann sie anschauen. Für andere Anteile kann ich hier aber nicht sprechen,

Meine Therapeutin bedauerte in der ersten Zeit diesen Umstand allerdings auch, weil ich dadurch so viele Signale und Reaktionen verpassen würde und das ist definitiv ein Nachteil, aber sie akzeptierte dann, dass ich nicht anders kann. Wie gesagt, heute ist es normal, dass ich sie anschaue.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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Beitrag Sa., 25.06.2022, 15:04

Also diese vielen Antworten und Vorschläge und Erfahrungsberichte berühren mich auch sehr! Und helfen mir sehr!
Vor allem zu lesen, dass es anderen oft ganz ähnlich geht- das hilft extrem- danke dafür!

@LovisTochter: das wäre vielleicht schon eine Möglichkeit- nicht mit dem Gesicht und den Augen anzufangen. Mir sprichst Du nämlich voll aus der Seele: ich verliere meinen Therapeuten sehr schnell und kann ihn nicht festhalten in mir! Dann kann er auch nicht hilfreich sein. Ich glaube, auch deshalb hat er es angesprochen

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Beitrag Sa., 25.06.2022, 15:16

@ Winni: ja, mein Therapeut weiß von dem Verbot. Ich habe viele solcher Verbote. Im Grunde habe ich mein Leben bisher nach vorgegebenen Regeln, Erlaubnissen und Verboten gelebt. Es fällt mir sehr schwer, dass ich überhaupt etwas eigenes denken darf bzw. mich traue, das zu tun. Und das ist natürlich auch ein großes und ständiges Thema in der Therapie. Das in die Augen schauen ist ein kleiner Teil. Aber nicht unwichtig.
Ich könnte mir vorstellen, ohne Brille zu ihm zu schauen, dann sehe ich ihn nämlich so gut wie nicht.

@ Kreativus: Deine vielen guten Gedanken berühren mich sehr. Und ich kann Dir nur Recht geben: ein Dank an die mutigen Therapeuten, die bereit sind, auch ungewöhnliche Wege zu probieren! Ungewöhnliche Traumata und Erlebnisse benötigen eben unkonventionelle Wege zur Heilung.
Der Gedanke mit dem Seil ist echt richtig gut und gefällt mir. Das werde ich vorschlagen.
Ich bin nach wie vor (bzw andere DIS-Anteile von mir) im Bereich und Leben der Sekte. Daher habe ich auch noch kein von Verboten freies Leben. Aber der Anteil ich hier, der hier gerade schreibt, der erkennt das zumindest schon, das ist ein großer Schritt.
Ich musste lächeln, dass Du das auch kennst auf dem Boden liegend oder sitzend. Am Anfang habe ich nur mit dem Rücken zum Therapeuten sitzend es ausgehalten überhaupt im selben Raum zu sein. Mittlerweile kann ich es schon aushalten, mich nicht dauernd wegzudrehen.
Ich möchte das einfach gern irgendwie ausprobieren oder schaffen mit dem anschauen. Ich will das von mir aus.

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Beitrag Sa., 25.06.2022, 15:20

@candy: soweit mir mein Therapeut von Stunden mit anderen Anteilen von mir berichtet, gibt es auch welche, die kein Problem mit dem Anschauen haben und da eher provokativ-patzig sind.
Ich glaube, ich fühle mich auch gar nicht gezwungen, aber ich schätze die Unterstützung meines Therapeuten sehr und würde mir einfach wünschen, dass ich das besser in mir halten kann. Und weniger dissoziiere. Und ich ihn dauern verliere. Und ich teilweise dann Stunden da sitze und nicht mehr rauskomme aus Bildern. Weil ich nicht checke, dass ich gerade in Sicherheit bin.

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Beitrag Sa., 25.06.2022, 15:25

Mir half ein Übergangsobjekt ein bisschen gegen das Verlieren anzugehen. Letztendlich kann man Thera erst halten, wenn man auch in der Lage ist sich ein Bild innerlich und äußerlich zu machen und dafür braucht es eben dringend auch die Augen.
Aber es gibt eben Hilfsmittel wie Übergangsobjekte, um ein bisschen nachzuhelfen.

Aber das ist nur meine Erfahrung, vielleicht klappt das ja bei dir besser mit dem Erlenen von Blickkontakt.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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