'Gesunde' Sexualität nach Missbrauch?

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
Antworten
Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Lawendelblüte
Helferlein
Helferlein
anderes/other, 60
Beiträge: 37

"Gesunde" Sexualität nach Missbrauch?

Beitrag Di., 24.05.2022, 21:04

Hallo nochmal,
nun, nach wieder einigen Sitzungen drängt sich mir wieder eine Frage auf, die bestimmt schon mal in ähnlicher Ausführung gestellt wurde, ich aber genau meine Situation beleuchten möchte.

Nach meinem MB, der so mit 14 J. aufhörte hatte ich so ab 17 diverse sexuelle Kontakte. Die könnte man als Erfahrung im Jugendalter einstufen. Keine festen Beziehungen sondern eher ONS oder Freundschaft Plus. Das ging so bis ca. 30. (Zwischendurch mal verliebt für ein halbes Jahr) Man könnte so rechnen, in den ca. 13-14 Jahren hatte ich so ca. 20 sexuelle Kontakte.
Ab ca. 30 war ich in einer längeren festen Beziehung und danach lernte ich meinen Mann kennen. Das heißt ab 30 nur noch 2 Männer.

Ob es bis dahin "normal" ist, kann ich selbst nicht beurteilen. Jedenfalls habe ich während des Sex(fast) nie an den MB denken müssen. Bin nicht diss. oder ähnliches. Ich hatte nie ein schlechtes Gefühl. Kein Abneigung gegen Sex.
Auch die letzten 20 Jahre, wo quasi das Ausprobieren wie in jungen Jahren keine Rolle mehr spielte, machte mir Sex Spaß und genoss ihn immer mehr.

So nun zu meiner Unsicherheit: Kann es sein, dass ich da irgendwas komplett verdränge oder habe ich das einfach gut hinbekommen? Ist es überhaupt nötig sich darüber Gedanken zu machen,wenn man offensichtlich keine Probleme mit Sex hat? oder könnte es sein, dass da noch ein dickes Ende kommt, oder dass man dann nie richtig in der Aufarbeitung din ist? Versteht man das, was ich meine`?
Irgendwie habe ich das Gefühl, wo keine Problem sind, soll man auch nicht ein draus machen. Andererseits bin ich mir nicht sicher, ob das in der Therapie Platz haben soll/muss.

Lg
LB

Werbung

Benutzeravatar

Pianolullaby
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 38
Beiträge: 2246

Beitrag Di., 24.05.2022, 21:12

Also erstmal nicht bei jedem Menschen führt ein Trauma zu einer Traumafolgestörung ! Heisst es kann gut sein, dass Du das für Dich "gut" verarbeitet hast, und Dich bei Deinem Mann so "sicher und wohl" fühlst, dass Du im sexuellen Kontakt mit ihm kein Problem hast. Was nicht heisst, dass es bei einem anderen Mann auch so ist.
Aber wenn Du damit nicht grösser Probleme hast, finde ich, muss das nicht zwingend ein Thema in einer Therapie sein. Zumindest nicht so lange es Dir damit gut geht.

Jedoch kann Dir niemand, (auch kein Therapeut) Dir eine Sicherheit geben, dass dies so bleiben wird, und nicht irgendwann ein Problem damit auftreten kann. Es kann ein Problem auftreten, muss aber nicht. Es heisst aber auch nicht, dass ein Problem auftreten muss.

Das ist ein an viele verschiedene Dinge geknüpft und wirklich niemand kann Dir da drauf eine Antwort geben. Das ist im Gehirn auf spezielle Weise abgespeichert, und es kann auch in 30 Jahren noch ein Trigger (Auslöser) geben und dann kann es zu einem Problem werden.
Und ja es kann sein, dass Du komplett abgespalten hast. Ich kenne auch jemand, bei ihr sind als 50jährige die ersten Erinnerungen hochgekommen.
Träume nicht Dein Leben, lebe Deinen Traum

Benutzeravatar

peppermint patty
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 80
Beiträge: 1931

Beitrag Di., 24.05.2022, 21:49

Ich finde nicht, dass du es thematisieren musst oder solltest. Es ist doch prima, dass du dich beim Sex wohlfühlen und ihn genießen kannst. Nicht jede/r, die/der MB erlebt hat, hat sexuelle Probleme. Meine damalige Therapeutin meinte, es ist nicht sinnvoll an Traumatisierungen zu arbeiten, wenn sie entweder nicht das Leben beeinträchtigen, oder noch nicht dran sind.

Manchmal ist es eher so, dass durch das Thematisieren eher Probleme geschaffen werden, wo keine sind. Das hat etwas von Induzieren, was gerade in Therapie gefährlich ist. Freu dich über deine Fähigkeit zu Genießen. Falls es irgendwann anders ist, kannst du dies immer noch thematisieren.

Benutzeravatar

candle.
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 56
Beiträge: 15211

Beitrag Di., 24.05.2022, 22:08

Hallo!
Lawendelblüte hat geschrieben: Di., 24.05.2022, 21:04 oder habe ich das einfach gut hinbekommen? Ist es überhaupt nötig sich darüber Gedanken zu machen,wenn man offensichtlich keine Probleme mit Sex hat?
Ja, ich denke du hast es gut "hinbekommen". Eigentlich weiß "man" ja auch oder TherapeutInnen, dass man durch andere Menschen und guten Erfahrungen heilen kann. Und da hast du es ja offenbar gut getroffen und solltest dir wirklich keine Gedanken dazu machen!

Mich hat es mal echt fertig gemacht an einem vermeintlichen Mißbrauch herumdoktern zu wollen nur weil die Symptomatiken so gut passten.

Und wieder ein anderer Therapeut hat zu mir gesagt, wenn ich zu entsprechender Sache ein gutes Gefühl habe, dann ist es auch gut und man muß da gar nicht weiter rumwühlen.

LG candle
Now I know how the bunny runs! Bild

Werbung

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Lawendelblüte
Helferlein
Helferlein
anderes/other, 60
Beiträge: 37

Beitrag Mi., 25.05.2022, 08:14

Hallo ihr Lieben,
juhuu, genau so hab ich mir das auch gesacht. Die Hoffnung besteht, dass nach so langer Zeit im Bereich Sexualität nichts mehr hoch kommt. Die Trigger sind eher wo anders...(Selbstwert, Selbstwahrnehmung, Vertrauen....) Dann lasse ich das mal schön ruhen und freu mich, dass ich so einen lieben Mann habe mit dem das wunderbar klappt-obwohl er nichts davon weiß. Ich habe nämlich Angst dovor ihm was davon zu erzählen, da sonst dieses gute Zusammenspiel gefährdet wäre-denke ich. So wie es ist, passt es.
Danek euch allen! Tut gut...
LB

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag