Dauer bis zu Diagnose der (p) DIS

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.
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SuspiriaHysteria
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Dauer bis zu Diagnose der (p) DIS

Beitrag Sa., 14.05.2022, 22:25

Hallo in die Runde!

Ich frage mich gerade wie lange es dauert, bis man gesichert sagen kann, dass jemand eine (partielle) DIS hat. Müssen einfach „nur“ die Symptomkriterien erfüllt sein und die Differentialdiagnostik für die (p) DIS sprechen? Oder wann sagen einem Therapeut:innen, dass man diese Art der strukturellen Aufspaltung hat?

Ich frage, da ich mir aktuell etwas unsicher bin, ob ich an einer partiellen DIS leide oder doch am Vollbild? Ich weiß, ich könnte meinen Therapeuten, der auf das Krankheitsbild spezialisiert ist, auch direkt fragen - was ich sicherlich in Kürze machen werde -, aber trotzdem interessieren mich eure Erfahrungen. Ich hatte auch mal gelesen, dass es eine Prozessdiagnostik ist, die lange dauern kann.

Wie wurde euch die Diagnose mitgeteilt und wie lange hat es bei euren Therapeut:innen gedauert, bis sie sich sicher waren?

Schon mal vielen Dank
Suspiria

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LovisTochter
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Beitrag So., 15.05.2022, 05:30

Den ersten Verdacht gab es wohl bereits 1996 beim ersten Klinikaufenthalt.
Die ambulante Therapeutin hatte eben diesen Verdacht dann, wie sie mir später erzählt hat, ebenfalls, aber erst nach mehreren Jahren die ich schon bei ihr war. Dann stand 2016 ein Klinikaufenthalt an (in der selben Klinik wie 1996) und davor fing die ambulante Therapeutin an, mit mir über ihren Verdacht zu sprechen und bat darum, den Klinikaufenhalt auch zur Diagnostik zu nutzen. Da ich mir absolut sicher war, dass sie Gespenster sieht, habe ich eingewilligt und die Diagnostik gemacht. Nie im Leben hatte ich mir in meinen schlimmsten Träumen ausgemalt, dass die Klinik zum gleichen Ergebnis wie die ambulante Therapeutin kommt. Dort wurde mir aber auch gesagt, dass sie die Diagnose jetzt auch nur schon sicher stellen können, weil sie eben auf die Erfahrungen aus dem ersten Aufenthalt dort, zurückgreifen konnten. Da hier alle sehr auf "bloß nicht auffallen" getrimmt sind, hätten sie dort, wenn ich vollkommen unbekannt gewesen wäre (es waren noch einige Therapeuten und Pfleger aus 1996 da), nur den Verdacht auf, stellen können.

So ging es für mich einerseits rasend schnell (binnen ca. 6 Monaten), aber real waren es ja 20 Jahre.
Ich habe auch schon mehrfach gehört und gelesen, dass es sich um eine Prozeßdiagnose handelt, was ich auch nachvollziehen kann, denn kPTBS/pDIS und DIS liegen ja auf einem Kontinuum um so kann es sein, dass ersteinmal sicher die kPTBS diagnostiziert wird und dann weitergeguckt wird, wie eigenständig die Innenleute denn sind. Je nach dem kann sich die Diagnose dann halt auch noch nach oben verändern.

Leine Ahnung, ob Dir das jetzt so hilft.
LG
Wer nicht auf seine Weise denkt, denkt überhaupt nicht. (Oscar Wilde)

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Gespensterkind
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Beitrag So., 15.05.2022, 09:00

Hat viele viele Jahre gedauert. Wenig differenzierte "Prozess-Diagnostik". Also nicht: V.a. DIS - wir machen jetzt die und die Untersuchungen/Diagnostik - die dauert so und so lange - am Ende gibt es dann die Diagnose.
Ich hatte XXXX Klinikaufenthalte (Akutkliniken u.a.). Und ebenso viele Diagnosen (Borderline, kombinierte Persönlichkeitsstörung, histrionische Persönlichkeitsstörung = ich denke mir alles aus, um Aufmerksamkeit zu bekommen!!, polymorphe schizophreniforme Störung, Schizophrenie, Depressionen, PTBS) bevor DIS feststand. Letztendlich war es ein Puzzle, welches aus vielen vielen einzelnen Puzzlesteinen zusammengesetzt schließlich die Diagnose nach Jahren ergab. Die Diagnose wurde dann sehr schnell gestellt. Der Prozess dorthin - zäh.
Ich glaube, dass ich nur von Glück sagen kann, dass ich dann irgendwann einmal in einer Klinik einen jungen und sehr engagierten Psychiater hatte, der diese Diagnose gestellt hat.

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chrysokoll
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Beitrag So., 15.05.2022, 09:26

bei mir hat das leider auch viele Jahre, eher Jahrzehnte gedauert.
Ich hatte zig Klinikaufenthalte, mehrere Therapien, diverse Diagnosen. Und irgendwann "aufgegeben" und mir um die Diagnose keine Gedanken mehr gemacht.
Erst in der aktuellen Therapie wurde am Anfang fundiert und lange diagnostiziert, die Diagnose hat mich völlig überrascht, so komisch das kling

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Candykills
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Beitrag So., 15.05.2022, 09:39

Auch bei mir hat's einige Diagnosen gebraucht bis die DIS diagnostiziert und dann in entsprechenden Kliniken nochmal bestätigt wurde.
Ich glaube aber nicht, dass das zwangsläufig so laufen muss.
Wenn man früh genug den richtigen Therapeuten findet, der Ahnung hat oder zumindest die Idee erwägt, dass auch sowas dahinter stecken könnte, dann läuft das vielleicht auch schneller bis zu so einer Diagnose.
Außerdem scheint es mir, dass die Diagnose im Kommen ist, also häufiger diagnostiziert wird, weil einfach mehr Therapeuten erfahren sind. Und es wird nicht mehr (oder wohl kaum mehr) angezweifelt, dass es diese Diagnose gibt.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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chrysokoll
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Beitrag So., 15.05.2022, 09:44

mir hat die Therapeutin am Anfang diverse Fragebögen vorgelegt, also auch erstmal allgemeine und solche die z.B. Depression erfragen, aber eben auch den FDS, da hab ich dann eine Punktzahl jenseits von gut und böse erreicht
Das war die Ausgangsbasis und ich war hellauf erstaunt was alles Dissoziation ist, plötzlich gab es eine Erklärung für all die "komischen" Dinge bei mir

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SuspiriaHysteria
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Beitrag So., 15.05.2022, 10:03

Vielen Dank für eure ganzen Antworten🙂

Ich melde mich in Kürze ausführlich zurück.

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SuspiriaHysteria
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Beitrag So., 15.05.2022, 16:01

So, nochmal vielen Dank für eure ganzen Antworten. Das finde ich immer wieder so toll an diesem Forum: man kriegt wirklich guten Input und dass auch noch so schnell :-)

Tatsächlich finde ich es schwer sich da selbst zu beurteilen, wo man sich auf dem Kontinuum befinden könnte. Ich denke aber, dass das beim Krankheitsbild irgendwie inhärent ist, denn zumindest ist es bei mir so, dass ich immer wieder Ambivalenzen spüre. Mal bin ich davon überzeugt, dass es die volle DIS ist, dann wieder nur die partielle. Den Unterschied machen ja die Amnesien, aber da bin ich mir manchmal dann auch unsicher, ob meine Amnesien nicht einfach nur harmloser Natur sind.

Und so richtig viele Vordiagnosen habe ich auch nie gehabt, da ich vor der jetzigen Therapie noch nie in Therapie war, auch wenn meine Probleme schon sehr früh begonnen haben.

@chrysokoll: Den Aspekt mit der Erklärung meiner komischen Verhaltensweisen fand ich irgendwie erleichternd, denn zwischendurch dachte ich, dass ich verrückt werde, etc.

Was auch noch mal ein Meilenstein war...oder besser gesagt ein krasser Erkenntnismoment: ich habe ein Attest von meinem Therapeuten erhalten, mit Diagnose (Dissoziative Störung gemischt) und dem Zusatz, dass mein Beschwerdebild sehr schwer und komplex ist. Das war echt ein Hammer, erstmal. Das hat mir vor Augen geführt, dass ich oft dazu tendiere zu bagatellisieren, aber die Realität sieht nun mal anders aus.

Ich werde das Thema auf jeden Fall mal in einer der nächsten Stunden besprechen, weil ich gerne wissen möchte, an welchem Punkt des Diagnoseprozesses ich mich momentan befinde.

Liebe Grüße
Suspiria

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LovisTochter
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Beitrag So., 15.05.2022, 16:13

Sich selbst zu diagnostizieren funktioniert nun mal nicht ;) Dafür fehlt uns die Objektivität uns selbst gegenüber.

Dissoziative Störung gemischt heißt erst einmal nichts anderes als, dass verschiedene Formen der Disooziation vorliegen. Dazu können auch Amnesien gehören. Hat aber nichts mit pDIS oder DIS zu tun.
Wer nicht auf seine Weise denkt, denkt überhaupt nicht. (Oscar Wilde)

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SuspiriaHysteria
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Beitrag So., 15.05.2022, 16:24

Hallo LovisTöchter,

vielen Dank für deine Antwort. Ja, dass ist mir beides klar. Dass man sich nicht selbst diagnostizieren kann und eine gemischte dissoziative Störung nicht einer (p) DIS gleichzusetzen ist. Finde deine Antwort auch gerade etwas übergriffig, denn sie kommt ein wenig überheblich rüber.

Wie gesagt, war das Attest von letztem Jahr. Der ICD-11 ist erst zu Anfang 2022 in Kraft getreten. Ergo gab es die Diagnose (p) DIS unter diesem Titel 2021 noch nicht. Außerdem geht es bei mir um Themen, die eindeutig mit der DIS-Diagnose verknüpft sind (organisierte G****t, Darstellung von MB, etc.). Sonst würde die Diagnose auch gar nicht für mich im Raum stehen. Dass ich so einen Hintergrund haben könnte, hat sich auch erst nach und nach ergeben.

Am Anfang dachte ich, ich hätte vielleicht nur eine PTBS, ggf. eine komplexe PTBS. Jetzt sehe ich mich mit der stärksten Form an Komplextrauma konfrontiert. Das wirft natürlich neue Fragen bei mir auf.

Ich habe auch schon viel Fachliteratur gelesen und bin nach wie vor skeptisch. Deshalb die Fragen in die Runde.

Viele Grüße
Suspiria

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Sinarellas
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Beitrag So., 15.05.2022, 16:32

Naaa. LovisTochter hat sachlich genau das gesagt was Phase ist und auch stimmt.
Ließ dir nicht zu viel Fachliteratur an, wenn noch nicht mal die Diagnose genau abgeklärt ist, das verfälscht am Ende die passende Diagnose, eben weil es dauert, bis man als Diagnostiker sich "sicher" ist.

Ich erlebe immer wieder, wie sich bei (p)DIS versucht wird sich selbst irgendwo zu verorten und einzuschätzen, was zwar verständlich ist, am Ende ist es aber auch egal, welchen Namen die Symptomatik bei dir trägt.

Du versuchst dich selbst zu bewerten, deine Symptome einzuschätzen und genau das ist, was nicht geht. das klappt nur von außen, wenn du bspw. mit Anosognosie und vielen dissoziativen Symptomen zu kämpfen hast, funktioniert es einfach nicht etwas wahrzunehmen und von oben zu beurteilen.
..:..

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SuspiriaHysteria
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Beitrag So., 15.05.2022, 16:43

Ja, Sinarellas, das hat sie und das ist auch okay so. Nur mag ich nicht, wenn da eine gewisse Überheblichkeit mitschwingt. Vielleicht nehme auch nur ich diese war.

Klar, Anosognosie und die Amnesie für die Amnesie ist natürlich ein Problem und lässt mich da nicht zu einer objektiven Bewertung meines Krankheitsbildes kommen. Ich vertraue da auch meinem Therapeuten total, weil er in der Thematik sehr gut ausgebildet ist und sich bei den absoluten Experten des Fachgebiets weiterbildet. Das ist überhaupt nicht das Problem.

Und Fachliteratur ist bei mir einfach auch ein Skill, wenn es mir schlecht geht. Da helfen mir trockene Fachtexte/Psychoedukation immer wieder gut.

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Candykills
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Beitrag So., 15.05.2022, 17:02

Es ist halt sinniger sich entsprechende Literatur zu kaufen, wenn man eine Diagnose erhalten hat, denn man kann sich auch Diagnosen "anlesen".
Das will ich dir nicht unterstellen, denn ich kenne dein Krankheitsbild und Therapeuten überhaupt nicht. Aber es ist nun mal eine Tatsache und ritueller oder organisierter Missbrauch führt nicht zwangsläufig zu DIS, so wie es auch Leute mit DIS gibt, die nix rituellen/organisierten oder überhaupt irgendeine Form von sexuellem oder phyischen Missbrauch erlebt haben.

Meine Erfahrung mit DIS ist halt, dass die Diagnose eigentlich ausgeschlossen ist, wenn man sich seiner Krankheitssymptome schon sehr bewusst ist, weil man bei DIS gar nichts von seinen anderen Anteilen weiß. Und sich denen auch nicht bewusst ist, wenn der Therapeut die Diagnose in den Raum wirft. Das ist ein sehr langer Prozess diese anderen Anteile kennen zu lernen bzw. überhaupt erstmal Kontakt aufzubauen.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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SuspiriaHysteria
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Beitrag So., 15.05.2022, 17:15

Tut mir leid Candykills, aber das ist dann deine Erfahrung, aber nicht allgemein gültig.

Es gibt durchaus sehr viele Systeme, die schon immer etwas geahnt haben, aber nicht wussten, was da mit ihnen los ist. Das ist sogar sehr oft der Fall.

Und 97% aller DIS-Patienten hat eine solche Gewaltgeschichte hinter sich.

Ich wollte auch nicht lesen :Ja, Suspiria, du hast bestimmt eine DIS. Ich bin nicht scharf auf die Diagnose. Wollte nur ein wenig Input.

Aber den hab ich ja jetzt und dann bedanke ich mich.

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Candykills
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Beitrag So., 15.05.2022, 17:27

Fühl dich doch nicht immer gleich angegriffen, als wolle man dir etwas wegnehmen. Ich maße mir nicht an dich zu diagnostizieren, ich weiß nicht, was du für eine Störung hast, ich kenne deine Symptome nicht und dein Krankheitsbild.
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