Therapie frustriert - kann mich nicht öffnen

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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DorothyP
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Therapie frustriert - kann mich nicht öffnen

Beitrag Mi., 16.02.2022, 18:49

Hallo zusammen,

mein erster Beitrag und ich heule mich gleich aus :red:.

Ich bin seit ein paar Monaten in Therapie und ich schaffe es einfach nicht mich zu öffnen. Ich will ja, aber ich weiß auch irgendwie gar nicht wie ich es anstellen soll.
Ich habe ihr heute gesagt, dass es mir sehr schlecht in und nach der letzten Stunde ging und sie meinte es wäre ihr gar nicht aufgefallen. Ich wäre nur sehr schweigsam gewesen.
Ich habe während der Stunde immer wieder dissoziiert bzw war kurz davor und war echt am kämpfen. Das habe ich ihr auch gesagt.

Tenor nach der Stunde: ich bin frustriert und niedergeschlagen. Ich habe das Gefühl wir haben keine richtige Verbindung. Das liegt an mir, weil ich nicht weiß wie ich mich öffnen kann. Ich bin so verschlossen, dass ich nicht weiß wie ich zu ihr eine Verbindung aufbauen soll.

Ich kann nicht einfach drauflos reden, geht es vielleicht jemandem ähnlich und kann mir Tipps geben?

Lieben Dank Doro

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chrysokoll
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Beitrag Mi., 16.02.2022, 20:08

es wäre Aufgabe der Therapeutin dir das "öffnen" zu ermöglichen.

Welche Therapieform machst du denn und weshalb genau (also wenn du das hier sagen magst)
Ist die Therapeutin über die Dissoziationen informiert? Kann sie damit umgehen?
Du kannst gar nicht reden und sinnvoll von der Therapie profitieren wenn du dissoziierst. Aber es ist Aufgabe der Therapeutin das mit dir zu bearbeiten, dich wieder aus der Dissoziation rauszuholen, dir passende Werkzeuge an die Hand zu geben.
Einfach nur "hab ich gar nicht gemerkt" ist sehr wenig. Andererseits kann sie keine Gedanken lesen.
Gibt es Therapieziele, hast du den Eindruck da wird daran gearbeitet?

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DorothyP
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Beitrag Mi., 16.02.2022, 20:24

Hallo Chrysokoll,

ich mache eine tiefenpsychologische PT, aufgrund von PTBS und Depressionen sowie chronischer Schmerzen.
Das Thema Dissoziationen hatten wir schon mal und sie sagte mir, dass sie sich damit nicht so gut auskennt, sie sei keine Traumatherapeutin. Als wir begannen hätte ich auch nicht gedacht, dass es nochmal so ein großes Thema für mich wird. Und nun fühle ich mich damit etwas alleine gelassen, aber sie hat mir ja auch gesagt, dass sie sich damit nicht auskennt. Heute habe ich versucht ihr zu erklären wie sie es erkennen könnte und das sie mich gerne ansprechen kann, dass mir das sehr helfen würde.

Bzgl. der Therapie- Ziele... ja wir haben welche, wie z.b. das ich meine Gefühle besser wahrnehmen lerne, aber mir fehlt irgendwie der rote Faden in den Gesprächen.
Sie erwartet von mir, dass ich mich öffne und ihr erzähle was mich bewegt, aber das kann ich nicht. Ich möchte es wirklich, aber ich weiß nicht wie ich anfangen soll. Ich bin oft sprachlos und das stresst mich sehr.

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lisbeth
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Beitrag Mi., 16.02.2022, 20:31

Bei mir war das lange Zeit mit der Verbindung zur Therapeutin schwierig, weil ich mit mir selbst kaum in Verbindung war. Das hat sich in dem Maße verändert und gebessert, wie ich zu mir selbst und meinen Impulsen und Gefühlen Kontakt gefunden habe. Eher über den Körper, übers Spüren, über Sensorik und Haptik als über den Kopf und übers Nachdenken.

Ich mache eine analytische Therapie und die Analytikerin hat mir das mal so erklärt, dass sie in den Stunden so ein wenig den Themen folgt, als wäre es eine "Heatmap" - also dass sie der emotionalen Energie folgt. Ich bin (war?) eher rational, im Kopf unterwegs, und daraus erklärt sich dann vielleicht auch das Gefühl, dass da wenig Verbindung ist.

Die Analytikerin hat irgendwann angefangen, mich auch ganz gezielt auf meine Körperempfindungen zu lenken während ich erzähle: Was spüre ich im Körper, wo nehme ich was wahr? Gibt es Farben, Bilder, Muster, die in dem Zusammenhang auftauchen? Das hat geholfen, dasss ich nicht nur auf der abstrakt-kognitiven (emotions-vermeidenden) Ebene unterwegs war. Gleichzeitig ist aber auch wichtig, da nicht zu viel und zu schnell unterwegs zu sein, weil das schnell überfordern kann...
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DorothyP
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Beitrag Mi., 16.02.2022, 20:41

Hallo Lisbeth,

das ist bei mir ähnlich. Ich habe kaum Zugang zu mir selbst und meinen Empfindungen. Anfangs wusste ich gar nicht wie es mir geht, inzwischen kann kann ich die Gefühle manchmal schon benennen. Aber verbessert hat sich zwischen uns noch nichts. :-( Ich schaffe es einfach nicht mich zu öffnen und empfinde mich selbst nur als Belastung.

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parisblues
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Beitrag Mi., 16.02.2022, 21:37

Hallo, also ich kann dir nur von meiner Erfahrung berichten und ich habe es jetzt erst, nach ca. 3 Jahren, geschafft langsam anzufangen auch mal von mir aus Themen anzusprechen bzw. fange ich jetzt erst an soviel Vertrauen zu verspüren, dass ich mich langsam öffnen kann. Grundsätzlich hatte ich ca. 1,5 Jahre lang einen Therapeuten, der für mich viel zu zurückhalten und distanziert war, das war für meine Bedürfnisse komplett kontraproduktiv. Meine jetzige Therapeutin, mit der ich 1,5 Jahr arbeite, ist spezialisiert auf meine Themen und geht dementsprechend offen und nahbar mit mir um. Es ist also schon wichtig, das passende Gegenüber zu finden. Grundsätzlich wirst du wahrscheinlich einfach Zeit brauchen, wenn du nicht so einen guten Zugang zu dir selbst hast und vielleicht passt ja auch einfach der Umgang deiner Therapeutin nicht zu dir. Auf alle Fälle setz dich nicht so unter Druck, ich weiss, mir ging es genauso aber man kann so ein Vertrauensverhältnis nicht einfach herzaubern. Ich habe jetzt wirklich bemerkt, dass das Innere weiss in welchem Tempo es vorgehen kann. Denn wenn du offener wärst, dann würde es natürlich auch mehr in die Tiefe gehen und das ist halt schon sehr schmerzhaft...bei vielen zumindest. Und dafür ist es sehr wichtig zu wissen, dass da jemand ist.

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lisbeth
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Beitrag Mi., 16.02.2022, 21:57

Mir hat es geholfen, parallel Kunsttherapie zu machen, meine Therapeutin wusste davon und hat das auch unterstützt. Das hat mich mit meinen Gefühlen viel stärker in Verbindung gebracht als alles Reden dieser Welt, weil ich gemerkt habe, dass ich diesen ganzen Gefühlsknoten auch anders (nonverbal) ausdrücken kann. Bilder, die mir wichtig waren, habe ich dann schon auch mal zur Gesprächstherapeutin mitgenommen...
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DorothyP
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Beitrag Mi., 16.02.2022, 22:08

Hallo parisblues,

da hast du natürlich recht mit, ich würde ihr aber tatsächlich gerne mehr erzählen, aber ich schaffe es einfach nicht und das macht mich langsam mürbe. Und ich habe den Eindruck sie auch. Ich habe das Gefühl wir stehen gerade auf der Stelle und ich fühle mich deswegen schuldig, weil es an mir liegt.

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DorothyP
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Beitrag Mi., 16.02.2022, 22:10

Hallo Lisbeth,

kann man 2 verschiedene Therapien gleichzeitig machen? Übernimmt das dann auch die Krankenkasse?

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lisbeth
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Beitrag Mi., 16.02.2022, 22:12

Bei mir lief die Kunsttherapie über Ergotherapie, gibt viele Ergos die sich in die Richtung weiter qualifiziert haben. Verordnet hat es mir die Psychiaterin.
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chrysokoll
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Beitrag Mi., 16.02.2022, 22:32

DorothyP hat geschrieben: Mi., 16.02.2022, 22:08 ich würde ihr aber tatsächlich gerne mehr erzählen, aber ich schaffe es einfach nicht und das macht mich langsam mürbe. Und ich habe den Eindruck sie auch. Ich habe das Gefühl wir stehen gerade auf der Stelle und ich fühle mich deswegen schuldig, weil es an mir liegt.
es liegt nicht an DIR ! Es ist Aufgabe der Therapeutin dir da zu helfen.
Und bevor du jetzt eine weitere Therapie anfängst rate ich dir ganz ehrlich zu überlegen ob es die richtige Therapieform und die richtige Therapeutin ist. Manchmal passt es einfach nicht und wenn sie schon selber sagt sie kennt sich mit Dissoziation nicht so aus wäre es vielleicht sinnvoll eine passendere Therapie zu suchen statt da weiter auf der Stelle zu treten und wertvolle Therapiestunden frustriert und ergebnislos zu verbringen

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Sydney-b
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Beitrag Mi., 16.02.2022, 22:43

Eine Therapeutin die tiefenpsychologisch arbeitet und sich nicht mit Dissoziationen
auskennt?
Ist für mich ein absolutes No-go.
Wenn man mit Menschen arbeitet die eine Ptbs haben, gehören Kenntnisse über Dissoziationen unbedingt dazu.
Kann es sein, dass deine Therapeutin noch sehr jung ist und wenig Berufserfahrung hat?

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candle.
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Beitrag Mi., 16.02.2022, 22:58

Hallo,

ich nehme jetzt mal an, dass das nicht deine erste Therapie ist, weil du ja weißt was Dissoziationen sind. Entschuldige, wenn ich falsch liege.
DorothyP hat geschrieben: Mi., 16.02.2022, 20:24 Das Thema Dissoziationen hatten wir schon mal und sie sagte mir, dass sie sich damit nicht so gut auskennt, sie sei keine Traumatherapeutin.
Wie hast du dich denn ausgedrückt? Dissoziationen kennt sie wohl schon, aber es kommt so durch für mich, dass du etwas spezielleres meinst. Dissoziationen hat ja jeder Mensch im Grunde. Die Pathologien sind sehr unterschiedlich.

Wenn sie nun wirklich keine Ahnung hat, dann solltest du mit ihr besprechen, dass du lieber zu einen Traumatherapeuten gehen möchtest. Vielleicht kann sie dir sagen wen es da in der Nähe gibt.

LG candle
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Montana
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Beitrag Mi., 16.02.2022, 23:15

Hm, mein erster Therapeut hat mir erklärt, was Dissoziation ist und dass ich eine dissoziative Störung habe. Aber das bedeutete noch lange nicht, dass er damit auch umgehen konnte. Er war der Meinung, er könne nur mit mir arbeiten, wenn mir ein Psychiater mit Medikamenten erstmal die Dissoziation "wegmacht". Finde den Fehler...
Vielleicht ist es mit dieser Therapeutin ähnlich?

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alatan
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Beitrag Do., 17.02.2022, 07:44

Montana hat geschrieben: Mi., 16.02.2022, 23:15 Er war der Meinung, er könne nur mit mir arbeiten, wenn mir ein Psychiater mit Medikamenten erstmal die Dissoziation "wegmacht".
Es gibt da durchaus Möglichkeiten, allerdings nicht etabliert. Aber so eine Aussage von einem Therapeuten ist schon seltsam...

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