Machtlos gegenüber Internet-/Sex-/Kaufsucht

Sogenannte "nicht substanzbezogene" Süchte wie Internetsucht, Computersucht, Fernsehsucht, Kaufsucht u.dgl. können hier diskutiert werden.
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sun83
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Machtlos gegenüber Internet-/Sex-/Kaufsucht

Beitrag Do., 20.01.2022, 13:05

Hallo liebe Forenmitglieder,

ich bin machtlos gegenüber meiner Internet-/Sex- und Kaufsucht. Ich verbringe während und nach meiner Arbeit viele Stunden im Internet (Handy/PC). Nach Feierabend dreht sich alles ums Thema Sex. Ich habe in den letzten zwei Jahren mehrere Tausend Euro für Sex im Internet und darüber hinaus ausgegeben (Onlineseiten, private Bilder/Videos, Camshows, Prostitution) etc. und weiß leider keinen Ausweg mehr. Es wird immer schlimmer.

Im letzten Jahr habe ich mich einer 12-Schritte-Gruppe angeschlossen, in der ich es aber nur mehrere Wochen ausgehalten habe, danach schlug die Sucht erbarmungslos zurück.

Gibt es hier Leidensgenossen oder hat jemand schon die Erfahrung mit einer Therapie oder einem Klinikaufenthalt gemacht?

Freue mich über einen hilfreichen Austausch.

LG
sun83

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leonidensucher
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Beitrag Do., 20.01.2022, 22:44

Tut mir leid, ich habe keine Erfahrungsberichte und bin auch nicht selber betroffen, aber ich würde bei der Ballung von Süchten doch vorschlagen, zu einem handfesten Therapeuten zu gehen. 12 Schritte hin, 12 Schritte her.


Alles Gute Dir, du schaffst das, den ersten Schritt hast Du schon gemacht!
NEVER WASTE A GOOD CRISIS.

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Gespensterkind
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Beitrag Fr., 21.01.2022, 06:37

Von wem geht dieses 12-Schritte-Programm aus? Oder macht man das im Internet?
Ich meine, Du solltest mit jemandem Professionellem sprechen. Suchtberatungsstelle wäre eine erste niederschwellige Anlaufstelle. Die könnten dann auch beraten, was für Dich sonst in Frage käme.
Therapie ist sicherlich auch nicht verkehrt, aber viele Therapeuten arbeiten nicht mit speziellen Suchterkrankungen, sondern oft "nur" mit Alkoholabhängigen. Deshalb vielleicht erst mal Beratungsstelle?
Oder wie sind Deine Erfahrungen bisher mit Hilfen?

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sun83
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Beitrag Fr., 21.01.2022, 09:32

Vielen Dank für eure Antworten.

Die 12-Schritte sind eine Gruppe, die ich wöchentlich in meiner Stadt besucht habe. Da hatte ich auch einen Sponsor, mit dem ich täglich telefoniert habe. Das wurde mir aber zu viel, und ich fand es auch zu sehr abhängig von der "Höheren Macht" (was auch immer man dafür hält). Ich kam mir ein wenig vor, wie in einer Sekte, auch wenn ich weiß, dass die 12-Schritte schon vielen geholfen haben und an sich eine gute Sache sind. Für mich war es jedoch nicht das Richtige.

Das mit der Suchtberatungsstelle finde ich einen guten Hinweis. Ich werde da mal recherchieren, wo in meiner Nähe eine ist.

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Pianolullaby
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Beitrag Fr., 21.01.2022, 19:06

Nun, auch Kaufsucht ist eine Sucht wie Alkohol und / oder .....
Heisst auch hier sind die Wirkmittel dieeselben, und zwar rigorose Abstinenz.
Und nein man ist nicht machtlos. Es ist wie bei jeder Sucht, DEINE Entscheidung. Du entscheidest ob Du nachgibst oder nicht. Und ich war selber Benzoabhängig.

Suchtberatungsstelle finde ich super
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sun83
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Beitrag Fr., 21.01.2022, 19:26

Danke Pianolullaby für deine Antwort. Es freut mich, dass du deine Sucht überwunden hast.

Vielleicht habe ich mich unglücklich ausgedrückt: Ich bin nicht machtlos, aber ich fühle mich machtlos.

Dass mit der Abstinenz kann ich mir derzeit absolut nicht vorstellen - aber wie du sagst, es ist MEINE Entscheidung.

Ich habe heute diverse Beratungsstellen angeschrieben und hoffe auf baldige Antwort.

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Pianolullaby
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Beitrag Fr., 21.01.2022, 19:52

Ja, es ist ist Deine Entscheidung. Ich habe tatsächlich einiges an Erfahrung.
Warum kannst du Dir die Abstinenz nicht vorstellen? Ab wann könntest Du das? Wenn Du Schulden hast?
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sun83
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Beitrag Sa., 22.01.2022, 09:23

Leider musste ich, auch aufgrund der Süchte, einen Kredit aufnehmen. Also das mit den Schulden hat bei mir leider nicht die Vorstellung geweckt, abstinent zu werden.

Die Abstinenz kann ich mir bei den Süchten aus verschiedenen Gründen nicht vorstellen:
  • Kaufsucht
    Ich glaube, da könnte ich am ehesten (leichtesten) abstinent werden.
  • Internetsucht
    Ich muss mit dem Internet beruflich arbeiten, das Smartphone ist immer dabei, ohne PC & Co. geht fast gar nichts mehr - ein rigorose Abstinenz ist nicht vorstellbar. Höchstens die Reduzierung auf ein gesundes Maß - nach der Arbeit maximal zwei Stunden, oder so. Anders wird es wohl nicht gehen. Aber mit diesen zwei Stunden würde ich schon einen großen Schritt gehen und wäre auch zufrieden.
  • Sexsucht:
    Auch da bin ich der Meinung, dass eine gesunde Einstellung zur Sexualität zielführender als rigorose Abstinenz ist. Ich habe es während meiner Zeit bei der 12-Schritte-Gruppe versucht und mehrere Monate durchgehalten. Auch davor hatte ich immer Zeiten absoluter Abstinenz - umso größer waren die Rückfälle. Ich vergleiche das mit der Ernährung: Es geht nicht ohne, aber ich muss aufpassen, dass ich nicht zu viel esse.

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chrysokoll
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Beitrag Sa., 22.01.2022, 11:54

du hast viele Gründe oder auch Ausreden warum das alles bei dir nicht geht.
Es wird aber erst klappen wenn du für dich Gründe findest ohne Sucht zu leben.
Und das ist eine ständige, anfangs tägliche Entscheidung und ein harter Kampf. Einer bei dem du dich auch deinen Ausreden, Ausflüchten und "Begründungen" stellst.
Das ist nicht allein zu schaffen, wende dich an eine Suchtberatung und geh auf die Suche nach Therapie

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Malia
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Beitrag Sa., 22.01.2022, 13:19

Du hast dir an der A-Gruppe zielsicher ausgesucht, was die meisten anfangs stört :cool:
statt dir das zu nehmen, was hilfreich ist.

Abstinenz ist nun mal der erste Schritt, um an den Auslösern der Süchte arbeiten zu können.

Es geht auch nicht ums "Durchhalten", sondern um eine Veränderung/Verbesserung des Lebens.

Das mit der Machtlosigkeit und der "Höheren" Macht hast du noch nicht verstanden.
„So treibt das Bedürfnis der Gesellschaft, aus der Leere und Monotonie des eigenen Innern entsprungen, die Menschen zueinander; aber ihre vielen widerwärtigen Eigenschaften und unerträglichen Fehler stoßen sie wieder voneinander ab.“
A. Schopenhauer

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sun83
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Beitrag Sa., 22.01.2022, 13:31

Malia hat geschrieben: Sa., 22.01.2022, 13:19 Du hast dir an der A-Gruppe zielsicher ausgesucht, was die meisten anfangs stört :cool:
statt dir das zu nehmen, was hilfreich ist.

Abstinenz ist nun mal der erste Schritt, um an den Auslösern der Süchte arbeiten zu können.

Es geht auch nicht ums "Durchhalten", sondern um eine Veränderung/Verbesserung des Lebens.

Das mit der Machtlosigkeit und der "Höheren" Macht hast du noch nicht verstanden.
Danke Malia für deinen Beitrag.

Ich war circa drei Monate bei der Gruppe. Absolute Abstinenz war Voraussetzung, was ich in dieser Zeit auch durchgehalten habe. Der "Suchtdruck" wurde aber immer größer. Das Durchhalten stand da, wie ich fand, schon im Vordergrund. Mein Leben hat sich eher zum Negativen verändert, während ich die Gruppe besuchte, weil ich mich eben wie in einer sektenähnlichen Gemeinschaft fühlte mit den ganzen Ritualen und Routinen.

Außerdem wurde auch immer wieder von "Gott" gesprochen, was ich für eine Gruppe, die selbst den Anspruch hat, alle Glaubensrichtungen und auch Nicht-Gläubige anzusprechen, äußerst problematisch und nicht förderlich halte - auch wenn ich selbst an ein "Höhere Macht", in welcher Form ist ein anderes Thema, glaube. Ich hätte mir einen anderen Ansatz gewünscht.

Was habe ich deiner Meinung nach nicht verstanden?

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Malia
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Beitrag Sa., 22.01.2022, 13:42

auch wenn ich selbst an ein "Höhere Macht", in welcher Form ist ein anderes Thema, glaube.
Genau darum geht es, nicht um Religion oder Sektierertum/Missionierung.

Die Sucht wird immer stärker sein als du.
Sobald du anfängst zu kämpfen, hast du schon verloren.

Vermutlich wäre eine stationäre oder ambulante Suchttherapie derzeit die bessere Unterstützung für dich.
„So treibt das Bedürfnis der Gesellschaft, aus der Leere und Monotonie des eigenen Innern entsprungen, die Menschen zueinander; aber ihre vielen widerwärtigen Eigenschaften und unerträglichen Fehler stoßen sie wieder voneinander ab.“
A. Schopenhauer

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sun83
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Beitrag Sa., 22.01.2022, 13:45

Malia hat geschrieben: Sa., 22.01.2022, 13:42 Genau darum geht es, nicht um Religion oder Sektierertum/Missionierung.
So kam es mir dort aber ernsthaft vor.
Malia hat geschrieben: Sa., 22.01.2022, 13:42 Vermutlich wäre eine stationäre oder ambulante Suchttherapie derzeit die bessere Unterstützung für dich.
Das glaube ich auch und werde es in Angriff nehmen.

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Malia
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Beitrag Sa., 22.01.2022, 13:47

So kam es mir dort aber ernsthaft vor.
Ging mir damals auch so, bis ich mich mit Kapitulation, Machtlosigkeit und so weiter auseinandergesetzt habe
„So treibt das Bedürfnis der Gesellschaft, aus der Leere und Monotonie des eigenen Innern entsprungen, die Menschen zueinander; aber ihre vielen widerwärtigen Eigenschaften und unerträglichen Fehler stoßen sie wieder voneinander ab.“
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sun83
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Beitrag Sa., 22.01.2022, 14:09

Freut mich, dass du dort Hilfe gefunden hast!

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