Hallo liebe Forumsmitglieder,
in ein paar Wochen geht nach mehrmonatiger Unterbrechung meine Körpertherapie weiter. Ich freue mich sehr auf die Fortführung der Behandlung und das Wiedersehen mit der Therapeutin. Allerdings ist da auch viel Angst. Die Behandlung basiert auf achtsamer körperlicher Berührung, was mir insgesamt gut tut, allerdings habe ich gleichzeitig auch viel Angst vor Berührung und Nähe. Oft kommt es während der Behandlung zu einem starken Zittern, das ich nicht kontrollieren kann. Dieses Zittern und dieser „Kontrollverlust“ sind mir sehr unangenehm. Die Therapeutin reagiert immer angemessen und fragt mich, ob ich die Nähe noch aushalten kann. Manchmal geht das Zittern in Dissoziative Zustände über, manchmal aber auch in Entspannung.
Kennt jemand so eine starke Reaktion auf Berührung oder generell dieses Zittern in Therapie? Was kann ich dagegen tun? Hört das irgendwann auf? Es irritiert mich, weil es sich so wenig kontrollieren lässt und meistens mit der ersten Berührung einsetzt.
Liebe Grüße
Philosophin
Zittern in Körpertherapie
-
Thread-EröffnerIn - sporadischer Gast
- , 32
- Beiträge: 8
- Werbung
-
- [nicht mehr wegzudenken]
- , 80
- Beiträge: 4199
Ja, kenn ich aus meiner Körpertherapie, allerdings nicht unbedingt nur in Verbindung mit Berührung.
Bei mir ist das ne Art "Abzittern" von "gestauter" Traumaenergie, also der körperliche Ausdruck dessen, was in dem Moment, als "es" passierte, "eingefroren" wurde. Der Peter Levine hat das ganz gut erklärt, warum das so ist.
Wenn das bei dir allerdings in dissoziative Zustände übergeht, scheint das wohl ne andere Ursache zu haben. Mir sieht das (auf diese "Entfernung" hier natürlich nur) wie ein "Zuviel" aus, das du noch nicht mitbekommst.
Redest du denn mit deiner Thera da drüber, also ausführlich?
Wie unangenehm dir das ist?
Und dass deine erste (und bisher einzige) Reaktion drauf ist, dass du "Kontrolle darüber" gewinnen möchtest bzw. es "vorbei" sein soll?
Es geht ja nicht um "aushalten lernen".
Ich selbst mach SE (derzeit auch mehrmonatige Pause nach 30 Std.), da steht nicht Berührung im Mittelpunkt, sondern sich selber wahrnehmen lernen, die seelischen "Regungen" im Körper spüren und verankern lernen. Also bissl ein anderer Ansatz als bei dir.
Bei mir ist das ne Art "Abzittern" von "gestauter" Traumaenergie, also der körperliche Ausdruck dessen, was in dem Moment, als "es" passierte, "eingefroren" wurde. Der Peter Levine hat das ganz gut erklärt, warum das so ist.
Wenn das bei dir allerdings in dissoziative Zustände übergeht, scheint das wohl ne andere Ursache zu haben. Mir sieht das (auf diese "Entfernung" hier natürlich nur) wie ein "Zuviel" aus, das du noch nicht mitbekommst.
Redest du denn mit deiner Thera da drüber, also ausführlich?
Wie unangenehm dir das ist?
Und dass deine erste (und bisher einzige) Reaktion drauf ist, dass du "Kontrolle darüber" gewinnen möchtest bzw. es "vorbei" sein soll?
Es geht ja nicht um "aushalten lernen".
Ich selbst mach SE (derzeit auch mehrmonatige Pause nach 30 Std.), da steht nicht Berührung im Mittelpunkt, sondern sich selber wahrnehmen lernen, die seelischen "Regungen" im Körper spüren und verankern lernen. Also bissl ein anderer Ansatz als bei dir.
Ich mache zwar keine Körpertherapie, kenne aber Zittern in der Therapie. Wenn ich es bei mir deuten müsste, würde ich auch sagen es ist ein Zeichen von "Zuviel". Wenn ich deine Worte lese, würde ich meiner Vorrednerin zustimmen und die Frage an dich zurück geben:
Könnte es auch bei dir ein Zeichen von "Zuviel" sein?
Könnte es auch bei dir ein Zeichen von "Zuviel" sein?
Im SE ist dieses "Abzittern" ein Abreagieren von aufgestauter (Trauma-)Energie. Dazu hat Waldschratin ja schon was geschrieben. Levine hat das im Tierreich beobachtet. Das passiert, wenn die unmittelbare Gefahr vorbei ist und der Körper wieder aus dem Kampf-/Fluchtmodus rauskommt.Philosophin1 hat geschrieben: ↑So., 02.01.2022, 17:34 Oft kommt es während der Behandlung zu einem starken Zittern, das ich nicht kontrollieren kann. Dieses Zittern und dieser „Kontrollverlust“ sind mir sehr unangenehm. Die Therapeutin reagiert immer angemessen und fragt mich, ob ich die Nähe noch aushalten kann.
Ob es das bei dir ist, wirst du mit der Therapeutin zusammen herausfinden müssen. Hinterher ist (bei mir) aber eher Entspannung da als Unangenehmes. Kann aber auch sein, dass du hinterher dissoziierst, weil dir der Kontrollverlust so unangenehm ist - ist jetzt reine Vermutung.
Was ich mich frage: Wie reagierst du, wenn die Therapeutin dich fragt, ob du die Nähe noch "aushalten" kannst? Wobei auch ich finde, dass es hier nicht ums "Aushalten" gehen sollte. Sondern darum, dass du lernst, deine Grenzen zu spüren und auszudrücken und auch erlebst, dass in unterschiedlichen Situationen unterschiedliche Grenzen gelten und Vertrauen in deine eigenen Körperwahrnehmungen entwickelst.
Ich bin hin und wieder bei einer Cranio-Sacral-Behandlerin, und bei ihr bestimme ich. Sie fängt immer an meinen Füßen an, aber wie und wo es dann weitergeht, wie lange und wie intensiv, das überlässt sie mir. Das hat mich anfangs ziemlich verunsichert und mir wäre es deutlich lieber gewesen, wenn sie da mehr Vorgaben gemacht hätte, und ich mich nur danach hätte ausrichten müssen. Und ich wusste am Anfang gar nicht woran ich das festmachen soll, was jetzt gerade für mich passend ist und was nicht. Aber mit ihrer Hilfe habe ich das im Laufe der Zeit ganz gut herausgefunden, ich habe auch immer wieder laut über meine Empfindungen gesprochen, was sich verändert im Körper und mit ihr zusammen habe ich dann auch weiter überlegt, was ich jetzt brauchen könnte. Darüber hat sich bei mir Vertrauen in meine eigenen Wahrnehmungen entwickelt. Und auch das Wissen, dass ich ausprobieren kann und dass ich es dann auch deutlich merken werde, wenn etwas nicht passt. Dann kann ich das nächste machen...
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott
― Anne Lamott
- Werbung
-
- [nicht mehr wegzudenken]
- , 80
- Beiträge: 4199
Da fällt mir grade noch was ein dazu:lisbeth hat geschrieben:Hinterher ist (bei mir) aber eher Entspannung da als Unangenehmes. Kann aber auch sein, dass du hinterher dissoziierst, weil dir der Kontrollverlust so unangenehm ist
Ich hatte anfangs ziemliche Probleme mit "Entspannung".
Das erinnerte meinen Körper an ganz ganz früher, wo "wegtreten" die einzige Möglichkeit für einen entspannungsähnlichen Zustand gewesen war. (Wegtreten im Sinne Ohnmacht, Kollaps bei mir)
Das kann auch sein, dass das Wohlgefühl und die Entspannung wegen "erfolgreicher" Verarbeitung dann erstmal Dissos antriggert bei dir.
Hilft wohl nix, du "musst" das mal ausführlicher mit deiner Thera erkunden, wird sich lohnen!
-
- [nicht mehr wegzudenken]
- , 80
- Beiträge: 3693
Wenn ihr von zittern schreibt, meint ihr dabei eigentlich ausschließlich heftig sichtbares zittern?
Oder kennt noch jemand eher "inneres Zittern", das sich zwar wie Zittern anfühlt, aber eben gar nicht oder nur ganz wenig sichtbar ist?
Oder sind das zwei paar Schuhe und ich kenne "echtes" zittern vielleicht gar nicht?
Oder kennt noch jemand eher "inneres Zittern", das sich zwar wie Zittern anfühlt, aber eben gar nicht oder nur ganz wenig sichtbar ist?
Oder sind das zwei paar Schuhe und ich kenne "echtes" zittern vielleicht gar nicht?
-
Thread-EröffnerIn - sporadischer Gast
- , 32
- Beiträge: 8
Vielen lieben Dank für eure differenzierten und hilfreichen Antworten!
Von Peter Levine und einem "Abzittern" als Traumareaktion habe ich auch schon mal gelesen. Aber wie unterscheidet sich das gesunde "abzittern" von einem Zittern aus Angst oder Stress?
Wenn das Zittern bei mir einsetzt, fühle ich meistens Aufregung oder Angst. Aufregung darüber, achtsam berührt zu werden, weil es etwas ist, das ich in meinem Leben noch nicht so oft erfahren durfte. In mir gibt es ein großes Bedürfnis nach dieser Art von Berührung und es wirkt manchmal fast unwirklich, diesen Wunsch so selbstverständlich erfüllt zu bekommen. Zugleich fällt es mir schwer, das Bedürfnis nach Berührung zu offenbaren und mich damit so verletzbar und leicht angreifbar zu machen. Ich habe Angst, die Therapeutin könnte das ausnutzen und mich seelisch und körperlich verletzen (eine traumatische Übertragung, die mir auch bewusst ist und sich trotzdem so real bedrohlich anfühlt). Die Therapeutin fragt mich ganz oft, ob ich die Berührung noch aushalten kann oder sie zurückweichen soll- aber woher weiß ich, ob ich etwas noch aushalten kann? Ich weiß wirklich nicht, woran ich das festmachen soll... In meinem Zittern steckt also auch Angst. Es geht in dem Moment so viel durcheinander in mir: da ist Dankbarkeit so achtsam berührt zu werden, Aufregung, weil diese Erfahrung noch so neu ist, Angst, dass sie mir wehtun könnte und manchmal Entspannung, wenn mein Körper langsam begreift, dass ich sicher bei ihr bin. Trotzdem reagiere ich immer wieder mit diesem Zittern. Muss es nicht irgendwann aufhören, wenn es sich bloß um ein abreagieren/abzittern handeln würde?
Ich habe das Gefühl, mein Körper vergisst immer wieder, dass ich bei ihr sicher bin.
@diesoderdas: ich meine tatsächlich ein körperliches Zittern. Meistens beginnt es in den Armen und breitet sich dann über den ganzen Körper aus. Ein inneres Zittern kenne ich aber auch.
Ganz liebe Grüße
Philosophin
Von Peter Levine und einem "Abzittern" als Traumareaktion habe ich auch schon mal gelesen. Aber wie unterscheidet sich das gesunde "abzittern" von einem Zittern aus Angst oder Stress?
Wenn das Zittern bei mir einsetzt, fühle ich meistens Aufregung oder Angst. Aufregung darüber, achtsam berührt zu werden, weil es etwas ist, das ich in meinem Leben noch nicht so oft erfahren durfte. In mir gibt es ein großes Bedürfnis nach dieser Art von Berührung und es wirkt manchmal fast unwirklich, diesen Wunsch so selbstverständlich erfüllt zu bekommen. Zugleich fällt es mir schwer, das Bedürfnis nach Berührung zu offenbaren und mich damit so verletzbar und leicht angreifbar zu machen. Ich habe Angst, die Therapeutin könnte das ausnutzen und mich seelisch und körperlich verletzen (eine traumatische Übertragung, die mir auch bewusst ist und sich trotzdem so real bedrohlich anfühlt). Die Therapeutin fragt mich ganz oft, ob ich die Berührung noch aushalten kann oder sie zurückweichen soll- aber woher weiß ich, ob ich etwas noch aushalten kann? Ich weiß wirklich nicht, woran ich das festmachen soll... In meinem Zittern steckt also auch Angst. Es geht in dem Moment so viel durcheinander in mir: da ist Dankbarkeit so achtsam berührt zu werden, Aufregung, weil diese Erfahrung noch so neu ist, Angst, dass sie mir wehtun könnte und manchmal Entspannung, wenn mein Körper langsam begreift, dass ich sicher bei ihr bin. Trotzdem reagiere ich immer wieder mit diesem Zittern. Muss es nicht irgendwann aufhören, wenn es sich bloß um ein abreagieren/abzittern handeln würde?
Ich habe das Gefühl, mein Körper vergisst immer wieder, dass ich bei ihr sicher bin.
@diesoderdas: ich meine tatsächlich ein körperliches Zittern. Meistens beginnt es in den Armen und breitet sich dann über den ganzen Körper aus. Ein inneres Zittern kenne ich aber auch.
Ganz liebe Grüße
Philosophin
Das Abzittern habe ich auch schon gehört.
Was ich auch neulich las, dass dieses Zittern auf unerfüllt Nähe- und Versorgungswünsche hinweisen kann. Man spürt quasi die Kälte und Einsamkeit. Vielleicht genau in solchen therapeutischen Situationen, da einem vewusdt wird, wie schwer man nur zulassen kann, wie sehr man misstraut. Uns vielleicht auch, weil man unbewusst merkt, dass es Bedürfnisse sind, die nicht mehr wirklich erfüllt werden können. Denn sie stammen aus der Kindheit. Sie sind jetzt nicht mehr in dem Maße erfüllbar, da man in einem erwachsene Körper lebt und sozial erwachen ei gebunden ist.
Ja ich kenne auch ein Zittern und sehe es eben als Widerholung einer alten, einsamen Situation. Es tritt eben dann auf, wenn ich mit dem alten in Kontakt komme, wenn die Seele durchlässig wird für die alten, verborgen Erfahrungen.
Was ich auch neulich las, dass dieses Zittern auf unerfüllt Nähe- und Versorgungswünsche hinweisen kann. Man spürt quasi die Kälte und Einsamkeit. Vielleicht genau in solchen therapeutischen Situationen, da einem vewusdt wird, wie schwer man nur zulassen kann, wie sehr man misstraut. Uns vielleicht auch, weil man unbewusst merkt, dass es Bedürfnisse sind, die nicht mehr wirklich erfüllt werden können. Denn sie stammen aus der Kindheit. Sie sind jetzt nicht mehr in dem Maße erfüllbar, da man in einem erwachsene Körper lebt und sozial erwachen ei gebunden ist.
Ja ich kenne auch ein Zittern und sehe es eben als Widerholung einer alten, einsamen Situation. Es tritt eben dann auf, wenn ich mit dem alten in Kontakt komme, wenn die Seele durchlässig wird für die alten, verborgen Erfahrungen.
amor fati
- Werbung
-
- Vergleichbare Themen
- Antworten
- Zugriffe
- Letzter Beitrag
-
- 13 Antworten
- 2489 Zugriffe
-
Letzter Beitrag von wauwau
-
- 4 Antworten
- 1216 Zugriffe
-
Letzter Beitrag von Karola
-
- 17 Antworten
- 8771 Zugriffe
-
Letzter Beitrag von Gothic
-
- 4 Antworten
- 2380 Zugriffe
-
Letzter Beitrag von daisyduck
-
- 7 Antworten
- 3078 Zugriffe
-
Letzter Beitrag von einfach_ich