Warum sind viele Chefs ***?

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Irrlicht
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Warum sind viele Chefs ***?

Beitrag Fr., 18.07.2008, 12:41

Hallo!

Ich mag mal "plaudern" - und zwar über Chefs und Chefsein

Bislang war ich immer in einem mehr oder weniger "Untergebenen-Verhältnis" (beruflich *grins).
Meine diversen Vorgesetzten waren gelegentlich nette und faire Menschen - meistens aber recht blasierte Gockel, denen Hierarchie wichtiger war als gute Arbeit und ein gutes Miteinander. Und schau ich mich um, erlebe ich viele Arbeitnehmer, die ihre Chefs ganz oft ziemlich daneben finden. Von arrogant und unfähig über faul und geizig findet man vieles - selten hört man von tollen, netten und dennoch respektierten Chefs.

Nun dreht sich mein beruflicher Lebensweg und ich bin Chef. Ich hab mir Gedanken gemacht, wie ich sein will, bin und wie sich meine Mitarbeiter fühlen, wie sie mich sehen. Ich glaube, ich werde für nett und fair gefunden und an Respekt (gegenseitig) mangelts nun auch nicht. Ich koche gerne der Sekretärin einen Kaffee mit und Kritik kann ich freundlich äußern. Ich lobe gerne und ich kann mich entschuldigen, wenn ich was blödes mache.
Mein Mann meint, dass "Chefsein" Menschen verändert. Wenn man die "Macht" hätte, sähe man sich selbst im Mittelpunkt und hätte keinen Grund, sich zB zu entschuldigen oder zu loben. Deswegen sind seiner Meinung nach viele Vorgesetzte beruflich nicht die tollsten Menschen. Er unterstellt mir nun nicht direkt, dass ich mich auch änder, sobald ich "Macht" selbstverständlich empfinde. Aber indirekt sagt er mir das schon, durch seine Ansichten über Vorgesetzte.

Wie seht ihr das? Ändert man sich "automatisch", wenn man nicht drauf achtet? Oder sind viele Vorgesetzte durch bestimmte Charaktereigenschaften, die sie erst in diese Position gebracht haben, (wie Ehrgeiz, Selbstbewusstsein, Durchsetzungsvermögen usw) von vornherein nicht grad die besten Teamer?
Hat jemand von Euch persönlich diesen Weg beschritten - also erst normaler Arbeitnehmer und später Chef - und wie war das emotional und praktisch?

Lg,

Irrlicht

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carö
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Beitrag Fr., 18.07.2008, 13:50

Hallo Irrlich,

das ist ein thema das mich fast jeden tag begleitet in bezug auf meinen chef und auch auf mich, die ich zwar nicht "die chefin" bin im sinne von ganz oben in der hirarchie und ich bin auch nicht selbständig und somit die chefin, aber ich bin vorgesetzte in einer zwischenhirarchie und musste und wollte mich auch mit meinem persönlichen verhalten auseinandersetzen, wenn es um den umgang mit kollegen und auch mir unterstellten mitarbeitern geht.

ich habe lange zeit gebraucht, um zu akzeptieren, dass ich von manchen kolleginnen, obwohl ich das nie so wollte, eben als die vorgesetzte wahrgenommen wurde/werde und in manchen kollegialen themen eben "aussen vor" war... das hat mich früher gekränkt, aber ich habe langsam erkannt, dass es auch der rolle geschuldet ist. ich hätte gerne in einem kollegialen team gearbeitet, musste aber feststellen, dass manche mitarbeiter einen vorgesetzten suchen und brauchen. mein "kaffeekochen" für die sekretärin wurde mir damals gern als schwäche ausgelegt, dabei wollte ich keine hierarchischen unterschiede aufkommen lassen, wollte also von gleich zu gleich sein...dagegen wurde mir gerne kaffee gekocht, weil es das arbeits- und rollenverhältnis betont hat.. ich nehm das kaffeekochen mal als bild, das konnte auch was anderes sein. zumindest gibt es solche mitarbeiter und irgendwann wurde ir klar, dass ich zuviel unsicherheit reinbrachte, weil ich mich nicht erwartungskonform verhalten habe. ich habe mich da sehr mit mir selbst auseinandergesetzt und je klarer, bestimmter und abgegrenzter mein verhalten wurde, umso entspannter wurde eigentlich der umgang im team, speziell mit der "kategorie sekretärin" mittlerweile bin ich nicht mehr "aussen vor" bei "kollegialen themen" .. sprich auch mal klatsch und tratsch... viell.. weil ich viel entspannter mit meiner eigenen rolle als vorgesetzte umgehen kann und zwischen meinem privaten bedüfnis nach miteinander und mal quatschen und dem bedürfnis mancher mitarbeiter nach klarheit, bestimmtheit und auch rollengerechtem verhalten hin- und herspringen kann.

ich habe festgestellt, dass je klarer ich meiner eigenen position ich bin und je offensiver ich die vertreten kann, desto besser der umgang im team und desto eher brauche ich weder meine rolle als vorgesetze verteidigen oder mich sonstwie anstrengen. das beinhaltet eben auch mal sachlich kritisches feedback geben könne aber auch... wenn ich einen schlechten tag habe und ungerecht bin, mich dafür zu entschuldigen...

ich glaube, dass ich mich positiv verändert habe, als mir meiner verantwortung bewusst wurde.
aber es ist eben auch anstrengend... manche wollen sich selbst ungern hinterfragen... und dafür den bequemen weg gehen und formale macht benutzen, um ihre rolle zu sichern.

...
so ich hör mal hier auf, weil ich jetzt leider keine zeit mehr habe... würd mich aber gern weiter damit beschäftigen...

mich würde interessieren, wieviel mitarbeiter du denn hast.

bis dahin LG

caro
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carö
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Beitrag Fr., 18.07.2008, 16:40

Mein Mann meint, dass "Chefsein" Menschen verändert.
ja das glaube ich auch. das sehe ich z.b. bei meinem chef sehr gut. und es ist ja auch für mitarbeiter schwerer gegenüber einem chef, anstelle z.B. von kollegen ein offenes feedback zu geben... viele menschen, mitarbeiter - da nehme ich mich nicht aus - sehen den chef ja nicht nur als person, sondern auch als die institution chef mit z.b. weitreichenden befugnissen, z.b. über die eigene arbeitsplatzgestaltung oder -sicherheit... das wird es schwerer kritisch ihm gegenüber zu sein, auch wenn ich es manchmal auch als meine aufgabe ansehe, eben um der arbeit willen, offen zu sein.. das erfordert aber fingerspitezgefühl. es verändert chefs aber, wenn sie nicht mehr offene worte zu hören kriegen. und es erfordert wiederum ne gewisse anstrengung ein derartiges betriebsklima zu schaffen, dass sich MA so frei fühlen können, dem chef auch kritische rückmeldungen zu geben. werden chefs nur gebauchpinselt, dann besteht sicherlich die gefahr des abhebens... ich unterstelle jetzt mal, dass nicht von vornhinein der chef eine person ist, die nur sich selbst sieht und auf andere keine rücksicht nimmt. also ich persönlich bin nicht in dieser übergeordneten situation, weil ich ja auch gleichzeitig mitarbeiterin des chefs bin und auch noch andere kollegen habe mit denen mit ein echtes kollegiales verhältnis verbindet. aber ich beobachte das.
...sobald ich "Macht" selbstverständlich empfinde...
meine meinung ist, dass man macht nie als selbstverständlich empfinden sollte. macht ist in erster linie m.E. verantwortung. sicherlich gibt es chefs, die diese nicht annehmen, sondern sie bedienen sich der untergeordneten MA als selbstbedienungsladen oder frustabbaumaschine oder "jederzeit-zur-verfügung-steh-objekte". sie sehen nicht, dass sie auch eine führungsaufgabe haben, sie müssen klare zielvorgaben setzen, daran haperts ja schon so oft, und wenn die arbeit nicht so läuft, wie verschwurbelt gewünscht, dann muss ein sündenbock her und das ist dann der oder die mitarbeiter. leider funktioniert das oft so.

man kann chefs aber auch lenken und ihnen ihre verantwortung nicht abnehmen. bei meinem funktioniert das ab und zu ganz gut

und ich möchte gerne weiter die vorgesetzte sein, nicht weil ich damit "macht" hätte - hab ich gar nciht so wirklich - aber ich kann mehr gestalten und mehr einfluzss nehmen und das möcht ich eben nicht abgeben. dazu gehört dann sicherlich auch ehrgeiz, durchsetzungsvermögen, selbstbewusstsein... aber in meine augen sind das gerade auch eigenschaften, die eine zu einem guten teamplayer machen.

wenn ein chef ein abgehobenes A*** ist , dann war er das schon vorher, dann macht der posten ihn vermutlich nur zu einen A*** im Quadrat ... wenn er kein interesse hat, sich und seine arbeitsweise zu reflektieren, wird es schwer im umgang werden. (mein chef ist zwar oft sehr.... aber er ist auch menschlich genug geblieben - auch wenn der größenwahnsinn gelegentlich an ihm nagt- dass er ein offenes wort vertragen kann. das schätze ich an ihm.

aber jemand der chef wird und sich gedanken über sich macht, der ist weit weniger in gefahr die formale macht, die er hat, zu missbrauchen, als jemand, der halt chef sein will, weil er .. hm.. wichtig sein will ... oder sowas in der art. ich denke halt auch, dass es nicht einfach ist, diese rolle angemessen auszufüllen.. da kann auch schon mal was danebengehn anfangs. und ich habe auch einen gewissen respekt vor dem druck unter dem chefs stehen. aber man kann hineinwachsen... ansonsten: gestaltungsmacht halte ich für etwas gutes und wichtiges.

soweit meine etwas unsortierten gedanken dazu...

liebe grüße

caro
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Raziel
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Beitrag Fr., 18.07.2008, 17:02

Hallo, Irrlicht

Ich hab mal gelesen, das in Deutschland nicht nur strikte hierarchische Strukturen in den Unternehmen erwartet werden, sondern das man deutsche Chefs häufig als grob, launisch und unfair ansieht. Ich hab schon so einige Chefs durch und sehe dieses Vorurteil eher durchwachsen.

Die wahre Herausforderung für dich als Chefin wird wahrscheinlich auch erst in Krisenzeiten auf dich zukommen und wenn es dabei nur um eine Entlassung geht. Von einem Chef erwartet man nun mal klare Anweisungen und die Fähigkeit, sie durchzusetzen. Ob das durch die Blume oder durch die Keule geschieht (oder durch beides zugleich), wird dann die Situation entscheiden.

Was das Thema Macht angeht, gebe ich Caro im grossen und ganzen Recht, bis auf eine Ausnahme. Die untersten Chefs können es sich nicht leisten, ihren "Trieben" zumindest komplett freien Lauf zu lassen, weil sie normalerweise die ersten sind, die man bei Misserfolg in Frage stellt. Das können sie natürlich gleich an ihre Untergebenen weiterreichen, die Frage ist dann nur, ob das auch den gewünschten Erfolg bringt. Je höher man allerdings in der Hierarchie nachschaut, desto weniger findet dieses Prinzip auch Anwendung. Bis hin zum Chef, der eigentlich machen kann, was er will, da er selbst bei einer Firmenpleite noch gut wegkommt.

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Black XistenZ
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Beitrag Fr., 18.07.2008, 17:27

ich muss caro zustimmen was die bindung von macht und rollenkonformen verhalten als chef angeht.

insgesamt ist meine zugegebenermaßen etwas pessimistische weltsicht die, dass es keinen menschen gibt, der stark genug wäre von macht auch langfristig nicht korrumpiert zu werden. oder noch pessimistischer formuliert: ich denke machtpositionen und das damit verbundene keine rücksicht nehmen müssen bringen erst das wahre wesen eines menschen zum vorschein, weil er befreit von äusseren zwängen den umgang mit seinen mitmenschen frei nach seinen eigenen vorstellungen gestalten kann. diese befreiung von äusseren zwängen ist natürlich umso ausgeprägter je weiter oben man in der hierarchie steht.

entscheidend für die frage, wie sehr man sich durch macht verändert ist imho der eigene charakter bevor man an die macht kam: je weniger man sich und seine wahren gefühle durch freundlichsein und auf andere rücksicht nehmen verstellt desto geringer wird die veränderung durch macht sein. die frage ist auch, wie stark der selbstanspruch ist, sich fair und respektvoll seinen mitmenschen gegenüber zu verhalten. durch diesen "willen" kann man durchaus einige zeit lang den trieb in schach halten, ich denke nur, dass man eben langfristig diese tendenz hin zum "wahren charakter" nicht aufhalten kann. ich denke aber ingesamt wirklich, dass macht keine neuen charaktereigenschaften schaffen kann, sie bringt lediglich bisher verborgene wesenszüge ans tageslicht, die vorher unterdrückt wurden.

etwas trivial gesagt: je böser ein mensch im herz ist, desto schlimmer wird er als chef sein, umgekehrt: je gutherziger ein mensch ist, desto weniger wird er seine machtposition ausnutzen oder seine mitarbeiter schlecht behandeln. ich selbst zb wäre als chef absolut faul, selbstherrlich und herrisch.
Gib einem Menschen Macht und du wirst sein wahres Wesen erkennen.

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Zwiebel
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Beitrag Fr., 18.07.2008, 17:39

Hallo Irrlicht,

ich stimme Raziel zu. Um etwas durchzusetzen muss man manchmal "Schwein" sein in den Augen derer die es dann machen sollen. Als Chef ist die Sicht auf die Dinge notgedrungen eine breitere als die der Mitarbeiter. Das hat nichts mit mangelnder Demokratie zu tun sondern mit Verantwortung. Als guter Chef(in) sammelst Du die Ansichten der MitarbeiterInnen und fällst danach die Entscheidung. Als schlechter Chef hörst Du nicht mal zu wenn Dir jemand etwas sagt. Als schlechter Chef hast Du auch keine Ahnung von dem was Deine Mitarbeiter den ganzen Tag machen. Siehe nächsten Absatz...

Ganz schlimm fnde ich Chefs/ Cheffinen der Sorte "ich weiß alles und ihr nix". Dem ist nämlich oft so da gerade von großen Konzernen gern völlig fachfremde an die Spitzenpositionen gesetzt werden. Das sind die mit den Millionenabfindungen wenn sie die Firma in den Ruin getrieben haben.

Eine Freundin von mir ist nach dem Studium in eine Firma gekommen die sie zunächst als "vor dem Spiegel stehende Tussis und blabla Gesellschaft" beschrieb. Auch das lemminghafte in die Stadt Fahren per S-Bahn aus den Vororten war ihr suspekt. "Vor sich hinstarrende Wesen". Inzwischen sieht sie es anders. Steht immer noch nicht vor dem Spiegel und schminkt sich vor dem nach hause fahren aber guggt genau so wie die anderen gelangweilt in der S-Bahn in die Tageszeitung und findet's auch noch gut. Nicht jede Anpassung ist per se schlecht.


Lieben Gruß

Zwiebel




Raziel
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Beitrag So., 20.07.2008, 08:53

Guten Morgen, Zwiebel
Ganz schlimm fnde ich Chefs/ Cheffinen der Sorte "ich weiß alles und ihr nix". Dem ist nämlich oft so da gerade von großen Konzernen gern völlig fachfremde an die Spitzenpositionen gesetzt werden.
Damit könnte ich sogar noch umgehen, obwohl ich sie in ungünstigen Momenten am liebsten vierteilen könnte. Der Chef hat nun mal die Entscheidungsgewalt. Da sollte ja zumindestens den Anschein erwecken, das er weiss, was zu tun ist. Lässt er raus, das er keinen Plan hat, kann er den Respekt seiner Untergebenen ihm gegenüber praktisch in der Pfeife rauchen. Der würde doch nie mehr ernst genommen.

Es sei denn, es handelt sich dabei um Chefs, die leicht zu stressen sind. Die können einem nämlich gehörig auf den Geist gehen. Jeder zusätzliche Auftrag ist für die praktisch der Weltuntergang, was zur Folge hat, das jeder Mitarbeiter mehr oder weniger umfangreich mit Zusatzaufgaben bombardiert wird und kaum noch Zeit hat, seine eigentliche Arbeit zu machen. Getreu dem Motto "Operative Hektik ersetzt geistige Windstille".
Auch das lemminghafte in die Stadt Fahren per S-Bahn aus den Vororten war ihr suspekt. "Vor sich hinstarrende Wesen".
Also, die Fahrt mit Bus und Bahn zu Arbeit fand ich immer schrecklich, besonders aber die Fahrt wieder nach Hause. Da wurde das Hinstarren recht problematisch, da die Transportmittel jedesmal rappelvoll waren. Wohl dem, der einen Sitzplatz ergattern konnte. Und das hatte nicht selten einen recht armseligen Charakter, z.B. Erwachsene, die Kinder beiseite stiessen, um vor ihnen einsteigen zu können und damit die Chance auf einen Sitzplatz erhöhten.

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Hiob
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Beitrag So., 20.07.2008, 21:23

Die meisten Menschen die ich gefragt hab, meinen, es müsse Hierarchien geben. Sie meinen, es müsse Autoritäten geben, einfach um das Zusammenleben zu organisieren. Es müsse Ziele geben und den Ehrgeiz, sie zu erreichen, um sich zu entwickeln. Das sehe ich heute nicht mehr so.

Solange der eine den anderen antreibt und ihm sagt, was er tun soll, solange der eine weiß, was für den anderen gut ist, ob am Arbeitsplatz, zuhause oder in der Kirche...toleriert er mehr oder weniger tief schlafend, dass er selber Untergebener der sog. höheren Aufgabe, des Ziels, des Wunsches ist ...oder z.B. seiner Angst „rauszufallen“. Wenn er das erkannt hätte und davon ernsthaft frei sein wöllte, würde er m.E. unmöglich Chef oder Weisungsgebundener sein können.

Aber wer will frei sein? Beide Seiten haben sich an ihre Feigheit gewöhnt. So bleibt halt alles beim alten und alle reden sich ihre Lage schön, greifen zum geringeren Übel und streben irgendwas an, was es lohnt, das alles auf sich zu nehmen oder die anderen Menschen zu benutzen. Auch das Benutzen von Menschen kann man in prima Worte fassen und sich selbst dabei als helfender Held darstellen ...es gibt sogar Schulungen, auf denen man lernt, sich dieses Benutzen und die Angemessenheit der Honorarhöhen selbst zurechtzuerklären. Das nenne ich mal Selbsterkenntnis.

Solange ist in meinen Augen die Suche nach Selbsterkenntnis ein schickes Hobby. Es wird keine Tatsächlichen Auswirkungen haben. Der Chef wird seinerseits weiterhin zu Beratern gehen und der sog. Untergebene wird nach unten treten, sobald er Gelegenheit bekommt. Das find ich ziemlich gemein und unecht, aber typisch für unsere Zeit.

Sonntags was lesen, Montags ins Büro.
Hiob

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kamikatze
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Beitrag So., 27.07.2008, 17:05

hallo!
wie gehts dir und deinen MAs? habe mir etwas zeit gelassen bei der beantwortung dieser gretchenfrage, da ich ja zugegebenermassen ein kleineres autoritätsproblemchen habe
also, nun meine sonntagsantwort:

kriegst du männliche oder weibliche MAs?

für mich als angestellte zu wissen, wie ich meinen boss zuordnen muss, wäre extrem hilfreich; nicht heute konfrontativ und morgen zuckersüss. ich meine, sone gewisse kalkulierbarkeit wär schon wichtig. weiter wünsche ich mir von meinem zukünftigen chef aber die ganze brandbreite von konfrontativ bis weich.

was für mich auch sehr wichtig ist: Transparenz. In Bezug auf die Arbeit, was in irgend einer Form mit mir zu tun hat. Natürlich denke ich gerne mit, interessiere mich für die Organisation. Da so gewisse Häppchen vom Boss zu kriegen ist gut fürs emotional bonding bei mir... und wenn ich dann mitgedacht habe, bitteschön darauf eingehen.

Raziel hat geschrieben:Die wahre Herausforderung für dich als Chefin wird wahrscheinlich auch erst in Krisenzeiten auf dich zukommen und wenn es dabei nur um eine Entlassung geht.
ich habe mal ne abenteuerliche theorie gehört:
als chef sollte man sich darüber im klaren sein, ob man gut ist als chef in einer pionierzeit, in einer restrukturierungsphase (welch euphemismus!) oder in einer stabilen phase. offenbar kann ein chef, der sich bsp. in einer pionierphase bewährt hat, verbocken, wenns pendel zu einer restrukturierung schlägt oä.


irrlicht: vom MA zum chef:
klare rollengestaltung, MA als allierte sehen etc: dinge die du sicher alle kennst, die ich brauche, um einer ehemaligen MA loyal als chefin gegenüberzutreten
nicht förderlich: implizites konkurrenzverhalten infolge fachlicher unsicherheit, prr "schüttel" unersättlicher anerkennungshunger, der haarscharf narzisstisch angehaucht ist.
Irrlicht hat geschrieben:Nun dreht sich mein beruflicher Lebensweg und ich bin Chef.
gratulation!
kAa
Ich rotiere höchstens,
wenn ich Opfer des Rotationsprinzips werde...

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Irrlicht
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Beitrag Mo., 28.07.2008, 06:57

Ihr Lieben,

ein kleines Zwischendurchdanke für Eure tollen Antworten und Denkansätze - darauf eingehen werde/kann ich erst in einigen Tagen, da ich grad umziehe und den Kopf nicht frei hab und zwischendurch nicht mal Internet.

Lg,

I.

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