Professionelle Distanz

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Lisa87
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Professionelle Distanz

Beitrag So., 26.12.2021, 14:52

Hallo,

mich beschäftigt ein Problem bzw. eine Frage zu dem ich gerne andere Meinungen und Erfahrungen haben wollen würde.

Ich bin seit 5 Jahren bei dem gleichen Therapeuten in Therapie und irgendwie haben wir ein turbulentes Jahr hinter uns, indem meine Therapeut die professionelle Distanz verloren hat und es auf Grund dessen auch zu kleineren Grenzüberschreitungen kam. Ich habe im Laufe des Jahres anscheinend auch Gefühle für ihn in irgendeiner Art entwickelt, sodass ich die Therapie dann zunächst abgebrochen hatte weil es nicht mehr ging.

Wir hatten vor ein paar Wochen ein klärendes Gespräch, indem er zugegeben hat, dass er die Distanz verloren hat aber nun wieder alles Gut ist und von seiner Seite aus die Therapie weiter gehen kann.

Und ich weiß irgendwie nicht so richtig…kann ich ihm vertrauen.
Können denn Gefühle, die entstanden sind einfach wieder weggehen, sodass eine reibungslose Therapie wieder möglich ist?

Danke für eure Meinungen
Lisa

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Pianolullaby
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Beitrag So., 26.12.2021, 15:07

Dein Post zeigt viel aber gleichzeitig kaum was, welche Distanz hat er verloren, was für Grenzüberschreitungen, was für Gefühle.

Ohne dieses Wissen würde ich absolut nix dazu sagen, einfach weil alles nur Spekulation ist.
Aber selbst mit diesen Angaben wäre es Spekulation, aber es würde es verständlicher machen.
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Lisa87
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Beitrag So., 26.12.2021, 15:17

Hallo Pianolullaby,

die Grenzüberschreitungen waren Geschenke, Kontaktaufnahme zwischen den Sitzungen seinerseits zur Nachfrage, wie es mir geht und zweimal wollte er etwas unternehmen.

Leider hat er sich nie dazu geäußert, um welche Gefühle es sich handelt; ob väterlich oder in irgendeiner Weise ‚liebestechnisch‘. Er hat zwar gesagt, dass er die professionelle Distanz verloren hat aber inwiefern da hat er nicht drauf geantwortet.

Meine Gefühle, die ich daraufhin entwickelt habe sind zwischen Liebesgefühlen und erotischen Gefühlen und umsorgenden Gefühlen…

Ich hoffe, das hilft etwas :/

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Pianolullaby
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Beitrag So., 26.12.2021, 15:21

naja die Frage ist, kannst DU von Deinen Gefühlen zurück zu einer "normalen" Arbeitsbeziehung? Denn das ist es, nicht mehr und nicht weniger. Eine ARBEITSBEZIEHUNG. Und erst wenn Du das für dich klar hast, kann man sich überlegen was der Therapeut für eine Rolle hat, und wie weiter.
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candle.
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Beitrag So., 26.12.2021, 15:25

Lisa87 hat geschrieben: So., 26.12.2021, 15:17 Geschenke,
Für dich oder dein Kind? Da war doch mal was mit einem Zoobesuch?
Können denn Gefühle, die entstanden sind einfach wieder weggehen, sodass eine reibungslose Therapie wieder möglich ist?
Meinst du dich oder den Therapeuten?

LG candle
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Montana
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Beitrag So., 26.12.2021, 15:32

Ich würde es nicht versuchen.
Als meine liebste Katze damals nach einem langen Leben und schwerer Krankheit eingeschläfert worden war, lag sie noch bis zum Begräbnis in einem mit Heu gefüllten Karton in der Garage. Ich bin immer wieder hin und habe sie gestreichelt und gehofft, sie würde atmen. Bis ihr Körper steif geworden war.
Das mag absurd klingen, denn rein rational wollte ich ja gar nicht, dass sie weiter unter ihrer nicht heilbaren Krankheit leidet. Darum hatte ich ja die Entscheidung getroffen, als erwachsene Frau. Sie hatte Krebs und eine weit fortgeschrittene Niereninsuffizienz.
Als völlig klar war, dass sie wirklich tot ist und kein Wunder passieren wird, da war ich irgendwie auch erleichtert.
Und ich glaube, so etwas ist zutiefst menschlich. Und wenn du diese Therapie weiterführst, dann erhältst du damit einen schwer erträglichen Schwebezustand aufrecht. Kann man machen, klar. Aber ist es nicht vielleicht durch die Hoffnung motiviert, es könne nochmal etwas passieren, was nicht in eine Therapie gehört? Ganz ehrlich?

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chrysokoll
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Beitrag So., 26.12.2021, 16:12

Lisa87 hat geschrieben: So., 26.12.2021, 14:52
Und ich weiß irgendwie nicht so richtig…kann ich ihm vertrauen.
Können denn Gefühle, die entstanden sind einfach wieder weggehen, sodass eine reibungslose Therapie wieder möglich ist?
an deiner Stelle würde ich das von einer ganz anderen Seite angehen.
Fünf Jahre Therapie sind ja eine ganze Menge. Ist das was du erreichen wolltest erreicht? Wohin soll es noch gehen in dieser Therapie und wohin überhaupt?
Also brauchst und möchtest du noch Therapie?
Welche Ziele möchtest du da noch erreichen, was soll konkret noch bearbeitet werden?
Es wäre da vielleicht grundsätzlich keine schlechte Idee nach fünf Jahren Therapeut und vielleicht auch Therapieverfahren zu wechseln (wobei da ja auch noch die Frage nach Finanzierung da ist?)

Ich habe Missbrauch in Therapie erlebt, leider komplett und sehr lange gebraucht mich davon zu erholen. So ganz ist das bis heute nicht gelungen, Vertrauen in der Therapie fällt mir extrem schwer, ich will alles kontrollieren, hinterfrage alles. Von daher rate ich zur Vorsicht und denke auch: So ganz gut kann das nie mehr werden, schon gar nicht wenn der Therapeut da nicht sehr sehr ehrlich ist und auch selber was bearbeitet hat.

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Gespensterkind
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Beitrag So., 26.12.2021, 16:35

Vielleicht kann es aber gerade deshalb auch besser werden, wenn solche Dinge offen angegangen und bearbeitet werden können. Falls dies Dein Ziel und Dein Thema sein sollte. Muss man sich aber ehrlich hinterfragen. Ich finde es schwierig aber evtl. auch eine Chance.

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Lisa87
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Beitrag So., 26.12.2021, 17:23

Ok…

Ich glaube, was mich so zweifeln lässt sind meine eigenen Gefühle und meine eigene Unsicherheit, ob ich ihn wieder ‚nur‘ als Therapeuten sehen kann und das er die Unternehmungen mit mir und meinem Sohn trotzdem machen möchte und das als therapeutische Maßnahme bezeichnet 🙈

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Gespensterkind
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Beitrag So., 26.12.2021, 17:45

Das halte ich von ihm allerdings auch für wenig professionell und unter dem Gesichtspunkt ist eine echte therapeutische Offenheit schwierig.

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Shukria
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Beitrag So., 26.12.2021, 19:12

Ich hab die Erfahrung gemacht, das es sich nach solchen Grenzüberschreitungen nicht wieder einrenkt.

Du triggerst irgendwas in ihm das ihn da wieder und wieder in Versuchung bringen wird. Und er hat ein Muster in sich das er immer wieder reflektieren wird müssen.

Ebenso bei dir wird es schwer sein, in die nur Patientenrolle zu finden, zumal er dir dabei schwerer helfen kann als jemand der nicht ständig mit der eigenen Verstrickung zu tun hat.

Das heißt zusätzlich zu den eigentlichen Themen, wegen derer du in Therapie bist musst du dich mit der Verstrickung auseinander setzen. Bei einem neuen Therapeuten könntest du das schon zu Beginn besprechen das dir dies passiert ist und wie in der neuen von Anfang an Grenzen gewahrt werden, damit du dich auf deine eigentlichen Themen konzentrieren kannst.

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Kreativus50
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Beitrag So., 26.12.2021, 20:55

Liebe Lisa,

ich finde, Du solltest Dein Bauchgefühl, Deine Fragezeichen " ob Du ihm wieder vertrauen kannst " absolut ernst nehmen.

Wo bei mir die Alarmglocken läuten:
Ihr hattet ein klärendes Gespräch, wo der Therapeut geäußert hat, dass wieder " alles gut ist " . Was genau meint er mit dieser schwammigen Formulierung? Wenn ich Dich richtig verstanden habe, hat er Dich weiterhin im Unklaren gelassen, um welche Art Gefühle es sich von seiner Seite gehandelt hat. Ist also wirklich alles ausreichend geklärt für Dich???
Er erweckt mit Worten den Eindruck, er habe seine Professionalität Dir gegenüber wiedergefunden. Gleichzeitig will er mit Dir und Deinem Kind trotzdem Unternehmungen machen und das unter dem "Deckmantel" der therapeutischen Intervention?
Hört sich für mich nach demselben Murks an, quasi durch die Hintertür jetzt.
Welches therapeutische Ziel soll damit erreicht werden? Dein Sohn hat in der Therapie nichts "verloren" und sollte da nicht mehr reingezogen werden. Auch wenn er anfangs dabei war.
Schon alleine das hier " Er (der Thera) will ...." In der Therapie geht es um Dich und was Du willst und nicht um seine Bedürfnisse. Ich finde das nach wie vor missbräuchlich.

Ich empfehle Dir, eine unabhängige therapeutische Beratung dafür in Anspruch zu nehmen. Zum Beispiel könntest Du den Ethikverein kontaktieren und dies dort schildern und Dich beraten lassen.
Aus eigener Erfahrung (missbräuchlicher Therapeut) weiß ich um die Verwirrung, die das in einem stiften kann und wie schwer der richtige - also selbstfürsorgliche - Umgang alleine damit ist.

Zu guter Letzt: Ich hätte es sinnvoller gefunden, Du hättest das in Deinem anderen Thread angefügt (Ausflug mit Therapeuten), weil es ja direkt zusammenhängt.

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münchnerkindl
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Beitrag So., 26.12.2021, 21:31

Ich denke es wäre auch gut wenn du mal anderen therapeutischen "Input" bekommen kannst, und den kriegst du nach der Zeit von dem Therapeuten nicht mehr.

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Joa
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Beitrag Mo., 27.12.2021, 05:11

Das ist doch Verstrickung in Dauerschleife, wenn du mal ganz ehrlich zu dir bist.

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Lisa87
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Beitrag Mo., 27.12.2021, 06:54

Hm vielleicht ist klärendes Gespräch wirklich zu viel gesagt.

Er hat gesagt, dass er die professionelle Distanz verloren hat und es nicht mehr geschafft hat, Therapeut zu sein. Nun hat er seine Gefühle bearbeitet und mit festen Rahmenbedingungen ist eine Therapie weiterhin möglich. Ich hatte dann versucht nachzufragen aber das hat er abgeblockt und ich habe es dann auch so hingenommen und stehen lassen.

Ja das stimmt schon 🧐 wenn man ständig aufpassen muss, dass man die Professionalität nicht verliert dann wird das bestimmt meine Therapie behindern und es geht gar nicht mehr um meine eigentlichen Themen :/

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