ungewollte Opferrolle

Fragen und Erfahrungsaustausch über sexuelle Problembereiche wie Sexualstörungen, rund um gleichgeschlechtliche Sexualität und sexuelle Identität, den Umgang mit sexuellen Neigungen wie Fetischismus, S/M usw. - ausser Aufklärungs-Fragen.
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liebe85
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ungewollte Opferrolle

Beitrag Do., 02.12.2021, 00:02

Guten Abend,

ich bin 37 Jahre alt, weiß seit ca. meinem 16 Lebensjahr das ich schwul bin und hatte noch nie einen Freund.
Erstmal ist das nichts neues, so geht es ja vielen.

Ich bin aber auch körperlich übergewichtigt (aktuell 130kg) und auch das ist etwas, das viele haben.

Vom Gesicht her sagen viele das ich ein verträumtes und liebes habe. Also das ich sympathisch wirke. Gepflegt bin ich ja auch.

Allerdings komme ich jetzt zur meinem Problem, was mich auch leider sehr beschäftigt und traurig macht.
Dazu möchte ich noch mal zurück auf mein Leben werfen.

Ich hatte eine schöne Kindheit, keine Frage. In der Grundschule hatte ich auch noch Freunde, mit dem Schulwechsel zur Grundschule fing es dann an. Das ich von der gesamten Schule und auch der Nachbarschule gemobbt wurde, ua. das man mich schlug, beinchen stellte, das ich mal einen gebrochenen fuß hatte weil mir jemand auf den Fuß sprang, ich war ein kompletter Außenseiter! Kein schönes Gefühl. Der Pausenhof war immer das schlimmste. Ich stand zum Schutz immer zum Rücken zur Wand. Die Lehrer schauten weg.

Dann musste ich in eine Psychiatrie. Wo ich wegen meiner Ruhigen Art von den mitpatienten auch gehänselt wurde.

Dann erfolgte der erste Schulwechsel auf einer Sonderschule. Laut Psychologen wäre es das beste für mich gewesen. Aber war es nicht. Hier ging das Mobbing noch weiter.

Dann lernte meine Mutter einen neuen Lebenspartner kennen. Dieser Mann war auch nicht gut zu mir. Er schlug mich oft ohne Gründe. Sie blieb bei ihm. Ich ging ihm jahre aus dem weg.

Dann kam nach der Sonderschule ein wechsel zur anderen Schule. Hier war zwar alles besser, aber aus der gewohnheit stand ich auch hier mit dem rücken zur wand und wurde schnell zum außenseiter.

Mit 16 dann bemerkte ich das ich den Klassenkameraden interessant fand. Dann gabs die ersten anrufe zur Dr Sommer (Bravo) und irgendwann traute ich mich mit viel mut in ein SBZ zu gehen.

Mit dem ersten PC hatte ich Zugang zum Internet und konnte mich auf diverse Dating Seiten anmelden.
So mit 17-21 hatte ich die ersten dates. Allerdings sagten sie mir alle direkt am Date das es nicht passt. Einen den ich traff ging mit mir zu einer Freundin und verschwand dann.
Ein anderes Date was ich mehrmals traff, offenbarte mir das er mich liebt und am nächsten Tag war ich geblockt. Viele spielten mit Gefühlen... wo keine bei denen waren.

Dann ab 21 hatte ich Dates alle Jahre mal. Heute ist es alle 3-5 Jahre das ich mal jemanden treffen kann. Ich frage mich heute oft warum? Warum bin ich schwul? Was habe ich den davon ? Im Grunde garnichts.

Mein gesamter Familienkreis an Cousins, Cousinen sind verheiratet, haben Kinder, ein schönes Leben. Ich habe da keinen. Weder einen guten Freund (zuletzt mit 14) noch einen Freund den ich lieben kann.

In der Szene (ich gehe da schon nicht mehr hin) ist es sehr oberflächlich. Es gibt Seiten wo ich auch angemeldet bin. Aufgrund meines übergewichts stehen die Chancen sowieso miserabel. Aber es gibt ja noch Chaser die dicke mögen. Aber diese zu finden ist sehr schwer. Dann passt denen wieder irgendwas nicht - entweder ist man zu dick oder hat zu wenig, oder es ist etwas anderes.
Vor 3 Jahren einen netten chaser getroffen, es wäre auch fast zur einer Bez. gekommen, wenn er es nicht wegen seiner Karriere beendet hätte. Keinen Monat später war er vergeben und ist weg gezogen.
Andere Dicke, übergewichtige haben komischerweise diese Probleme die ich habe nicht. Sie haben regelmäßig Dates, finden sex, finden freunde oder einen Partner. Von all dem finde ich rein garnix.

Viele sind von dem Verhalten wie erwähnt sehr oberflächlich, brauchen Wochen, Monate bis sie antworten, was ja schon zeigt das sie keinerlei Interesse haben, sind am beleidigen, blocken oder lesen erst garnicht die Nachricht.

Ich fühle mich natürlich wegen meiner Vorgeschichte oft einsam, weil es nie eine Jugend bei mir gab, keine Freunde, keine clique, einfach nichts. Hinzu kommt dann sicher noch die Allgemein Bildung die ich aufgrund des Mobbings nie wirklich erlenen konnte, aus Ängste zur schule zu gehen oder allgemein wegen meiner Art.

Ich habe die Tage aus der einsamkeit, aber auch der fehlenden Zärtlichkeit (und ich würde denoch keinen treffen wegen corona) wieder einige angeschrieben, es war keiner dabei der mal interesse hatte sich mit mir zu unterhalten. Es ist immer der selbe ablauf, nachricht wird gelesen oder nicht, dann die antwort es passt nicht oder ich werde geblockt.

Und wenn dann doch welche mal schreiben, ist das sehr kurz (meist auch aus derren geilheit) das sie dann kurz online sind oder bilder wollen, aber dann aus gründen nicht mehr schreiben.

Es tut schon weh. Vorallem da ich jeden Tag immer alleine bin. Weder jemanden zum reden, telefonieren oder mal zum treffen habe.

Und oft frag ich mich was stimmt mit mir nicht?

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Malia
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Beitrag Do., 02.12.2021, 12:52

Und oft frag ich mich was stimmt mit mir nicht?
Vielleicht ist es genau diese Frage, mit der du dir das Leben schwer machst.

Du scheinst viel Energie ins Negative zu geben.
Das macht unattraktiv, nicht das Aussehen oder die mangelhafte Bildung.

Mit deiner Vorgeschichte ist es natürlich nachvollziehbar, dass du in dir unsicher bist über deinen Wert.

Daran könntest du arbeiten, eventuell mit Hilfe einer Psychotherapie?
Bei einem gewissen Stande der Selbsterkenntnis und bei sonstigen für die Beobachtung günstigen Begleitumständen wird es regelmäßig geschehen müssen, dass man sich abscheulich findet.
Franz Kafka

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Charlie Foxtrott
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Beitrag Fr., 03.12.2021, 11:52

Hi "Liebe",

Dein Thread hat mich in 2 Punkten bewegt:
Ich weiss aus eigener Erfahrung, wie es sich anfühlt wegen Anderssein (warum auch immer) gemobbt zu werden. Und wie lange mensch später damit zu kämpfen hat, auch wenn ich rational verstanden habe, dass es vorbei ist.
Des Weiteren habe ich einige schwule Freunde und kenne deren Leid wegen der Oberflächlichkeit und Körperfixierung der Szene. Mir fällt da ein a) lockerer werden. Kenne wirklich 1 dicken Schwulen, der sich über Dates nicht beklagen kann, weil er eben diese Fröhlichkeit + Lockerheit ausstrahlt und das Verarscht werden selbstbewusst wegsteckt (und das kennt er zur Genüge).

b) Es gibt die Schwulen, die langfristige Beziehungen suchen (meist etwas älter). Dann eben in diesen Kreisen verkehren: soziokulturelle Vereine, Wandergruppe, Cafe statt Bar, Online-Profil, dass Familiensinn und Verlässlichkeit signalisiert.
Alles Gute!

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münchnerkindl
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Beitrag Sa., 04.12.2021, 11:35

Gibt es denn keine nicht-oberflächlichen Treffs für schwule Männer? Also ich kenne so einige schwule Männer und die sind alle nicht oberflächlich. Okay, die sind alle langzeitig gebunden, aber diese netten schwulen Männer müssen sich ja auch wo freizeitmässig treffen.

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chrysokoll
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Beiträge: 3980

Beitrag Sa., 04.12.2021, 12:49

ich denke nicht dass es hier an den falschen oder richtigen Treffpunkten liegt.
Natürlich gibt es viele schwule Paare, auch solche die lange zusammen sind. Und die haben ganz unterschiedliche Interessen und sich auch unterschiedlich kennengelernt.

Bei liebe85 denke ich eher es liegt ein Problem mit Bindung /Beziehung vor, das therapeutisch bearbeitet werden sollte. Vor allem da er ja eine entsprechende Geschichte seit der Jugend schildert und noch nie eine Beziehung hatte

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