Therapeut zu nett

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Sindy
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Therapeut zu nett

Beitrag Di., 16.11.2021, 10:06

Hallo!

In meiner Therapie läuft es soweit ganz gut, ich konnte schon einige Themen aufarbeiten. Manche Themen konnte ich noch nicht aufarbeiten, was aber an mir liegt, weil ich mich noch nicht getraut habe, diese anzusprechen.

Zu meinem Anliegen:
Es läuft eigentlich so gut, dass ich es kaum glauben kann. Der Therapeut ist zu nett! Ich habe bereits Schuldgefühle, weil ich dann denke, dass ich es nicht verdient habe, dass er so nett mit mir umgeht! Z.B. überzieht er ab und zu die Zeit. In der zusätzlichen Zeit fühle ich mich total unwohl, weil ich denke, ich falle ihm zur Last. Ich habe ihn auch nie darum gebeten und ich gehe auch immer sofort, wenn er die Stunde beendet. Kennt ihr diese Schuld-Gefühle auch?

Das zweite Gefühl das sich dazumischt ist Angst: Aus irgendeinem Grund erwarte ich einen Angriff von ihm. Ich denke immer, er muss doch mal böse werden, sauer auf mich sein, ... aber er ist es nicht. Ich erwarte es vielleicht auch deshalb, weil ich mich dann bestätigt fühle in meinen Gedanken, dass er mir nur was vorspielt. Das seine Nettigkeit nicht echt ist. Ich bin also immer bereits innerlich in einer Art Verteidigungs-Modus. Das blockiert mich auch oft. Kennt ihr das?

Ich hoffe, es ist nachvollziehbar, was ich meine. Ich Danke Euch für eure Meinungen!

Sindy

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Charlie Foxtrott
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Beitrag Di., 16.11.2021, 14:08

Hi Sindy,
klar kenne ich das. Gerade mit Gewalterfahrungen oder nicht adäquatem Elternverhalten. Oder, bei mir, mit so vielen Absagen von Therapeuten. Fühlte mich immer wie unter einem Damoklesschwert. Zumal mensch mit solchen Erfahrungen dazu neigt, das Abgelehntwerden zu reinszenieren. Tus nicht, genieße die Nettigkeit! Denn gerade diese Furcht führt dazu, dass manche Theras dann abbrechen wegen Vertrauensmangel. Es gibt zum Glück auch solche, die meinen, das müssen wir dann aushalten.
Leider gibts tatsächlich auch solche, die einem das Engagement später vorwerfen. Aber bitte bitte gehe davon aus, dass er nicht dazu gehört.

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Malia
[nicht mehr wegzudenken]
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Beitrag Di., 16.11.2021, 16:22

Ich hoffe, es ist nachvollziehbar, was ich meine. Ich Danke Euch für eure Meinungen!
Ich kenne ähnliches nur aus meinen "Anfängen".
Kann es sein, dass du noch nicht lange in Therapie bist?
Mein Tipp: alles ansprechen, was dich daran hindert, Vertrauen zu haben.
"Wo die Angst ist, da geht es lang"
Bei einem gewissen Stande der Selbsterkenntnis und bei sonstigen für die Beobachtung günstigen Begleitumständen wird es regelmäßig geschehen müssen, dass man sich abscheulich findet.
Franz Kafka

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kaputt
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Beitrag Di., 16.11.2021, 21:38

Ich kenne dies Gefühl. Dachte oft ich würde meinen Thera total nerven. Irgendwann meinte ich hätte das Gefühl ihn in den Wahnsinn zu treiben. Er meinte nur: Das schaffen Sie nicht :-) Er war immer so nett und geduldig zu mir.

Ich dachte auch ich verdiene dass nicht und er kümmert sich nur aus Mitleid so gut um mich, weil ich chronisch krank bin

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Thread-EröffnerIn
Sindy
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Beitrag Di., 16.11.2021, 22:51

Malia hat geschrieben: Di., 16.11.2021, 16:22
Ich hoffe, es ist nachvollziehbar, was ich meine. Ich Danke Euch für eure Meinungen!
Ich kenne ähnliches nur aus meinen "Anfängen".
Kann es sein, dass du noch nicht lange in Therapie bist?
Mein Tipp: alles ansprechen, was dich daran hindert, Vertrauen zu haben.
"Wo die Angst ist, da geht es lang"
Danke für deine Antwort.

Ich bin bereits ein Jahr bei ihm, also nicht mehr am Anfang.

Der Spruch mit der Angst gefällt mir sehr gut. Wahrscheinlich muss ich wirklich mal genauer hinschauen, woher die Angst eigentlich kommt.

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Thread-EröffnerIn
Sindy
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Beitrag Di., 16.11.2021, 22:53

kaputt hat geschrieben: Di., 16.11.2021, 21:38 Ich kenne dies Gefühl. Dachte oft ich würde meinen Thera total nerven. Irgendwann meinte ich hätte das Gefühl ihn in den Wahnsinn zu treiben. Er meinte nur: Das schaffen Sie nicht :-) Er war immer so nett und geduldig zu mir.

Ich dachte auch ich verdiene dass nicht und er kümmert sich nur aus Mitleid so gut um mich, weil ich chronisch krank bin
Du schreibst, dass du auch das Gefühl hattest ihn zu nerven bzw. dass er sich nur aus Mitleid um dich kümmert.

Was hat dir geholfen, um es heute anders zu sehen?

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Thread-EröffnerIn
Sindy
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Beitrag Di., 16.11.2021, 22:55

Charlie Foxtrott hat geschrieben: Di., 16.11.2021, 14:08 Hi Sindy,
klar kenne ich das. Gerade mit Gewalterfahrungen oder nicht adäquatem Elternverhalten. Oder, bei mir, mit so vielen Absagen von Therapeuten. Fühlte mich immer wie unter einem Damoklesschwert. Zumal mensch mit solchen Erfahrungen dazu neigt, das Abgelehntwerden zu reinszenieren. Tus nicht, genieße die Nettigkeit! Denn gerade diese Furcht führt dazu, dass manche Theras dann abbrechen wegen Vertrauensmangel. Es gibt zum Glück auch solche, die meinen, das müssen wir dann aushalten.
Leider gibts tatsächlich auch solche, die einem das Engagement später vorwerfen. Aber bitte bitte gehe davon aus, dass er nicht dazu gehört.
Danke für deine schöne Antwort, die hat mir sehr geholfen.

Eine Frage habe ich noch, wie genau meinst du das mit dem "Abgelehntwerden zu reinszenieren" ? Das verstehe ich noch nicht ganz.

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Solage
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Beitrag Di., 16.11.2021, 23:01

Vielleicht empfindest du nur, dass der Therapeut zu nett ist, weil du normale Wertschätzung bisher nicht gekannt hast?

So ist es mir ergangen. Der Therapeut kann doch nicht so nett und mir gewogen sein. Da passt doch was nicht…
Mittlerweile weiß ich, dass mir dieses wohlwollende Verhalten nur deshalb so fremd war, weil es nicht zu meinem normalen Leben gehörte.

Das ist dann Therapie.

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Charlie Foxtrott
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Beiträge: 428

Beitrag Mi., 17.11.2021, 16:46

Hmm, meiner meinte mal, er mache das nur, weil er dafür bezahlt wird. Wenige Wochen später wieder, er mag mich und er musste mich so hart anfassen. Dann hat er doch abgebrochen.

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malerin
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Beitrag Mi., 08.12.2021, 11:05

Ich würde dss einfach mal bei ihm ansprechen und hören, was er dazu zu sagen hat.

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